Hamas-Angriff

Israel-Krieg: Vereinigung Cockpit hält Evakuierungsflüge nach Deutschland für ungeeignet

Alle Autoren
    schließen
  • Lisa Mariella Löw
  • Florian Dörr
    Florian Dörr
  • Erik Scharf
    Erik Scharf

Nachdem rund 370 Deutsche mit einem Evakuierungsflug der Lufthansa aus Israel in Frankfurt gelandet sind, findet die Vereinigung Cockpit die Rückholflüge ungeeignet.

Update vom Freitag, 13. Oktober, 15.20 Uhr: Die Vereinigung Cockpit teilt mit, dass sie Rückholflüge von zivilen Airlines für ungeeignet hält. Als Begründung führt sie die „offenkundigen Gefahrenlage in Israel“, die zu einem unkalkulierbaren Risiko führe, an. Das Risikopotenzial von militärischen Konflikten für die zivile Luftfahrt sei nur sehr schwer zu beurteilen und dürfe nicht unterschätzt werden.

Der Berufsverband empfiehlt daher, die Luftwaffe einzusetzen. Deren Crews seien für derartige Operationen geschult. Zudem seien die Militärflugzeuge gut für Evakuierungen ausgerüstet.

Gleichzeitig spricht die Vereinigung Cockpit den Piloten und Pilotinnen, die sich freiwillig für die Evakuierungsflüge melden, ihre Anerkennung aus: „Unser größter Respekt gilt all den Kolleginnen und Kollegen, die sich bereit erklären, Evakuierungsflüge durchzuführen“, sagte VC-Präsident Stefan Herth. „Ihre freiwillige Hilfsbereitschaft zeugt von großer humanitärer Verantwortung. Natürlich muss den Menschen, die Israel jetzt verlassen wollen, schnell geholfen werden. Allerdings stellt ein Flug in ein Risikogebiet ein unkalkulierbares Risiko dar. Zivile Piloten sind in keiner Weise für solche Flüge geschult.“

„Wir raten grundsätzlich von Flügen in und über Kriegs- und Krisengebiete ab, aufgrund zu vieler für die Crews unkalkulierbarer Risiken“, sagt Anja Granvogl, stellvertretende Vorständin Flight Safety der VC. „Wenn derartige Flüge dennoch durchgeführt werden, ist es absolut entscheidend, dass die Crews umfassend über die Situation und Gefahrenlage informiert werden und sich dann nur auf freiwilliger Basis für oder gegen einen solchen Dienst entscheiden können. Freiwilligkeit und Flugsicherheit müssen oberste Priorität haben.“

Israel-Krieg: Reservisten fliegen mit Lufthansa von Deutschland nach Tel Aviv

Update vom Freitag, 13. Oktober, 14.50 Uhr: Die Lufthansa-Sonderflüge von Israel werden nach dpa-Informationen auch in der umgekehrten Richtung genutzt. Bereits auf dem Hinflug nach Tel Aviv soll eines der vier Flugzeuge Menschen aus Deutschland mitnehmen. Darunter seien nach Angaben des Magazins „Spiegel“ auch einige israelische Reservisten.

Noch bis einschließlich Sonntag, 22. Oktober, hat die Lufthansa eigene Flüge nach Israel abgesagt. Die Sonderflüge finden im Auftrag des Auswärtigen Amtes statt. Ob nach den vier Flugzeugen noch weitere Maschinen beauftragt werden, sei noch nicht klar, wie die Airline mitteilte.

Israel-Krieg: Lufthansa-Flug mit Deutschen in Frankfurt gelandet – „Hoffe, die Sirenen höre ich lange nicht mehr“

Update vom Freitag, 13. Oktober, 10.55 Uhr: Nachdem am Donnerstag (12. Oktober) die ersten Deutschen am Flughafen Frankfurt gelandet waren, die Israel mit einem Sonderflug der Lufthansa verlassen konnten (siehe Erstmeldung), hat Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) Vorwürfe zurückgewiesen, nicht genug für eine schnelle Ausreise von Deutschen getan zu haben.

„Es ist immer so, dass es Einzelfälle gibt, wo manche dann zu Recht auch sagen, das ist nicht schnell genug gegangen“, sagte sie am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“. „Aber ich weiß auch, was die deutsche Botschaft vor Ort von Tag eins an gemacht hat.“ Auch sie selbst sei in Kontakt mit der isländischen Außenministerin gewesen, damit einige deutsche Schulklassen mit Flügen via Island hätten ausreisen können.

Baerbock verwies auf die schwierige Situation vor Ort und die relativ hohe Zahl von rund 100.000 Deutschen und Doppelstaatlern in Israel. „Es ist nicht so wie in einer normalen Situation, dass alle erst mal zum Flughafen fahren können und dann gucken wir mal, wer auf welche Maschine kommt. Sondern die Israelis - zu Recht - lassen überhaupt auf das Flughafengelände nur Menschen, die ein Flugticket haben“, sagte sie. Wenn man alle Ausreisewilligen zum Flughafen gebeten hätte, wäre das „absolute Chaos“ entstanden.

Derweil sollen am Freitag zwei weitere Sonderflüge aus Israel am Flughafen Frankfurt landen.

Emotionale Momente: Deutsche landen nach bangen Stunden in Israel am Flughafen Frankfurt.

Nach Landung in Frankfurt: Erleichterung und Sorgen bei Deutschen nach Ausreise aus Israel

Erstmeldung vom Donnerstag, 12. Oktober, 18.54 Uhr: Nach Großangriffen aus dem Gazastreifen auf Israel durch die Hamas ist der erste Sonderflug der Lufthansa aus Israel am Donnerstagabend auf dem Frankfurter Flughafen gelandet. An Bord waren laut Angaben des Auswärtigen Amts 370 Deutsche. Die Sondermaschine war am Mittag in Tel Aviv gestartet.

Das Flugzeug der Lufthansa landete demnach mit einer Stunde Verspätung. Kurz darauf kam auch eine Maschine am Münchner Flughafen an, heißt es. In Frankfurt standen Busse bereit, um die Menschen vom Rollfeld zu bringen.

Insgesamt 950 Deutsche aus Israel ausgeflogen

Für die Flüge hatten sich Deutsche anmelden können, die sich auf der Vorsorgeliste für Kriseninformationen des Auswärtigen Amts eingetragen haben. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, am Donnerstag hätten insgesamt 950 Deutsche und ihre Familienangehörigen Israel verlassen können.

„Eine Frau in der Reihe vor mir fragte, sind wir jetzt außer Raketenreichweite,“ erzählte ein Rückkehrer. Er sei „total erleichtert“, wieder in Deutschland zu sein, erzählte der Mann, der von seinen Kindern, seiner Frau und seiner Schwiegermutter begrüßt wurde. „Ich hoffe, die Sirenen höre ich lange nicht mehr.“ Er habe keine Angst um sein Leben gehabt, „aber es waren 70, 80 Angriffe, das zehrt schon an den Nerven“, sagte er über seine Zeit in Jerusalem und im Norden Israels.

Ein deutscher Student zeigte sich erleichtert darüber, in Sicherheit zu sein, wirkte aber bedrückt beim Gedanken an seine beiden israelischen Mitbewohnerinnen in Tel Aviv. Eine seiner besten Freundinnen sei zum Militär eingezogen worden und irgendwo im Süden Israel. „Ich weiß, ich werde in den nächsten Tagen immer wieder die Listen mit den Namen der Gefallenen im Internet durchsuchen“, sagte er über die Angst um israelische Freunde.

Flughafen Frankfurt: Vier Sonderflüge der Lufthansa aus Israel

Am Freitag bietet die Lufthansa zwei weitere Evakuierungsflüge nach Frankfurt an, zudem sollen auch zwei Maschinen Richtung München abheben. Weitere Flüge im Auftrag des Auswärtigen Amts sollen folgen.  

Als Abflugzeiten in Tel Aviv sind am Freitag 13.30 Uhr, 14.30 Uhr, 16.00 Uhr und 17.00 Uhr (Ortszeit) vorgesehen. Es werde damit gerechnet, dass die Flüge eine Kapazität von insgesamt etwa 1000 Menschen pro Tag haben. Zudem sei als weitere Ausreiseoption eine Fähre von Israel nach Zypern organisiert worden. Am Donnerstag wurde zudem bekannt, dass Außenministerin Annalena Baerbock am Freitag nach Israel reisen wird.

Mit einem großangelegten Angriffs hat die Hamas am 7. November die Situation im Gaza-Streifen eskalieren lassen. Die militante Palästinenserorganisation Hamas hatte die „Operation Al-Aksa-Flut“ gestartet und vom Gazastreifen aus tausende Raketen auf Ziele in Israel abgefeuert, gleichzeitig drangen Kämpfer auf israelisches Gebiet ein. (esa/dpa)

Rubriklistenbild: © Boris Roessler/dpa