Kanzler Olaf Scholz empfängt Tamim bin Hamad Al Thani, den Emir von Katar, in Berlin.
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Kanzler Olaf Scholz empfängt Tamim bin Hamad Al Thani, den Emir von Katar, in Berlin.

Emir in Berlin

Besuch aus Katar: Scholz umgarnt Hamas-Finanzier – Baerbock fliegt nach Israel

  • Jens Kiffmeier
    VonJens Kiffmeier
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Der Emir von Katar besucht Scholz in Berlin – trotz seiner Unterstützung für die Hamas im Krieg in Israel. Als Ausgleich plant Baerbock einen Besuch in Tel Aviv.

Berlin - Der Termin stand schon lange fest, doch nun wirft er ein schlechtes Licht auf die Bundesregierung: Nach dem Ausbruch des Krieges in Israel besucht der Emir von Katar Berlin zu einem Staatsbesuch. Der Scheich Tamin bin Hamad Al Thani wird dabei von der deutschen Regierungsspitze mit voller Ehre empfangen.

Das Treffen löst einen kleinen Aufschrei aus, denn der hohe Besucher ist als Hauptfinanzier der pro-palästinensischen Terrororganisation Hamas bekannt. Doch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kann den Termin nicht einfach absagen. Denn Katar, als einer der wichtigsten Gaslieferanten, hält das Land in einem finanziellen Klammergriff. Schon vor Monaten warnten Stimmen vor einer zu großen Abhängigkeit. Nun entfacht die Debatte erneut.

Krieg in Israel: Scholz empfängt den Emir von Katar - Scheich ist Finanzier der Hamas

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) muss am Donnerstag (12. Oktober) einen wahren Balanceakt vollführen. Am Morgen gab er eine Regierungserklärung im Bundestag ab und versicherte Israel im Krieg seine volle Unterstützung und kündigte gleichzeitig ein Betätigungsverbot der Hamas an. Nur wenige Stunden später trifft er den Emir von Katar in Berlin zum Mittagessen – genau den Mann, der die pro-palästinensische Terrororganisation wesentlich finanziert und deren politischen Arm in seinem Land beherbergt.

Finanzierung und Zufluchtsort: Katar unterstützt und beherbergt Hamas-Führer im Israel-Krieg

Dass Katar ein Top-Finanzier des islamistischen Terrors ist, ist seit Jahren kein Geheimnis. Wie die Bild berichtet, soll der Staat mit 250.000 Einwohnern allein der Hamas für den Krieg gegen Israel rund 30 Millionen Euro überweisen - pro Monat. Zudem bietet er dem politischen Arm der Hamas einen sicheren Rückzugsort. Während die tausenden Kämpfer im Gazastreifen unter extrem schlechten Bedingungen leben und von dort aus Angriffe auf den verhassten Nachbarn starten, führen die Terrorführer Ismail Hanijah und Khaled Mashal angeblich ein Luxusleben im Golfstaat. Sie sind in guter Gesellschaft. Denn auch Terrorgruppen wie der Islamische Staat, die Taliban oder die Muslimbrüder stehen auf der Spenderliste des Emirs.

Seine Sympathie für die Hamas versteckt die Emir-Familie nicht. Am Sonntag, einen Tag nach Beginn des Israel-Kriegs, leuchteten die Kulturgebäude in der Hauptstadt Doha in den Palästina-Farben – während in den europäischen Hauptstädten die Wahrzeichen wie das Brandenburger Tor oder der Eiffelturm in die Israel-Farben getaucht wurden.

Krieg in Israel: Scholz verurteilt in Regierungserklärung den Hamas-Angriff aus dem Gazastreifen

In seiner Regierungserklärung verurteilte Scholz den Krieg in Israel. Der Angriff der Hamas werde Auswirkungen auf die Zusammenarbeit haben, sagte der Kanzler und kündigte erneut den Stopp der Entwicklungshilfe an. „Unsere humanitäre Hilfe sichert mehr als der Hälfte der Bevölkerung vor allem im Gazastreifen die elementarsten Dinge zum Überleben – Nahrung und eine grundlegende Gesundheitsversorgung.“ Die Hamas biete ihnen dagegen nichts als Armut und Leid. Es sei leider absehbar, dass das Leid und die Not der Zivilbevölkerung im Gazastreifen eher noch zunehmen würden. „Auch dafür trägt die Hamas mit ihrem Angriff auf Israel Verantwortung.“

Solidarität im Krieg: Baerbock plant Reise nach Israel

Um keinen Zweifel an der Verbundenheit zu Israel aufkommen zu lassen, will Annalena Baerbock (Grüne) bereits am Freitag nach Israel reisen. Das kündigte ihr Sprecher an. Vorab verteidigte die Außenministerin aber auch das Vorgehen der Bundesregierung und das Treffen mit dem Emir. Der Terror der Hamas auf Israel könne die ganze Region destabilisieren, twitterte sie auf X. Die Außenministerin hatte den Emir vor seinem Termin bei Scholz und nach einer Stippvisite bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) empfangen. Angesichts der Eskalation seien alle Gesprächskanäle „wertvoll“ und Katar sei ein wichtiger Akteur und Vermittler in der Region, so Baerbock.

Israel-News: Mit dem Geld aus Katar verübt die Hamas grausame Massaker

Die Hamas hatte am Samstag den Krieg in Israel begonnen und tausende Raketen auf das Land abgefeuert. Außerdem drangen hunderte Kämpfer aus dem Gazastreifen über die Grenze ein – und verübten teilweise erhebliche Massaker in Grenzstädten oder auf einem Musikfestival. Es sind grausame Nachrichten aus dem Land: Bei den Kämpfen starben bisher mehr als tausend Menschen, fast ebenso viele wurden verletzt. Außerdem entführten die Hamas-Kämpfer mehr als 150 Geiseln.

Freundlicher Empfang in Berlin für den Sponsor der Hamas: Mitten im Israel-Krieg trifft Kanzler Olaf Scholz (SPD) den Emir von Katar.

Militärbeobachter gehen davon aus, dass ein Großteil der Waffen aus dem Iran stammt, während das Geld für die Terrororganisation eben aus Katar kommt. Der Emir fordert die Gründung eines unabhängigen palästinensischen Staates mit Ostjerusalem als Hauptstadt. Inwiefern Scholz und der Scheich ihre Positionen klären und nach einer Lösung bei dem Treffen suchen werden, war zunächst unklar. Denn eigentlich geht es bei dem Staatsbesuch um Energiefragen.

Katar liefert Gas nach Deutschland: FDP fordert wegen Krieg in Israel das Ende des Habeck-Deals

Deutschland darf Katar nicht verärgern. Aufgrund des Ukraine-Krieges und des Lieferstopps aus Russland hat die Bundesregierung vor Monaten einen riesigen Liefervertrag mit Katar abgeschlossen. Dafür reiste Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) eigens in das Emirat. Ein Bild, auf dem sich der Politiker vor dem Scheich verbeugt, sorgte damals für großes Aufsehen. Bereits vor Wochen warnten Kritiker, dass Deutschland aus seiner einseitigen Abhängigkeit zu Russland nichts gelernt habe und nun erneut auf Gaslieferungen aus einem despotischen Staat setze.

Bilder zeigen, wie der Krieg in Israel das Land verändert

Massive Raketenangriffe aus Gazastreifen auf Israel
Am 7. Oktober 2023 feuern militante Palästinenser aus dem Gazastreifen Raketen auf Israel ab. Die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas, die von Israel, der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft wird, hatte den Beginn einer „Militäroperation“ gegen Israel verkündet. © Hatem Moussa/ dpa
Massive Raketenangriffe aus Gazastreifen auf Israel
Nach einem Raketenangriff aus dem Gazastreifen ist Rauch aus einem Wohnhaus zu sehen.  © Ilia Yefimovich/ dpa
Israelischer Soldat mit Hund im Israel Krieg
Ein israelischer Soldat geht mit seinem Hund zwischen Autos in Deckung.  © Ohad Zwigenberg/ dpa
Israelische Polizisten evakuieren Frau und Kind im Israel Krieg
Israelische Polizisten evakuieren eine Frau und ein Kind von einem Ort, der von einer aus dem Gazastreifen abgefeuerten Rakete getroffen wurde. © Tsafrir Abayov/ dpa
Militante Palästinenser fahren im Israel Krieg mit einem Pickup, auf dem womöglich eine entführte deutsch-israelische Frau zu sehen ist.
Militante Palästinenser fahren mit einem Pickup, auf dem möglicherweise eine deutsch-israelische Frau zu sehen ist, in den Gazastreifen zurück. Die islamistische Hamas hatte mitgeteilt, ihre Mitglieder hätten einige Israelis in den Gazastreifen entführt. © Ali Mahmud/ dpa
Massive Raketenangriffe aus Gazastreifen auf Israel
Angehörige der Feuerwehr versuchen, nach einem Raketenangriff aus dem Gazastreifen das Feuer auf Autos zu löschen. © Ilia Yefimovich/ dpa
Menschen suchen in Trümmern nach Überlebenden nach massive Raketenangriffen aus Gazastreifen auf Israel.
Menschen suchen zwischen den Trümmern eines bei einem israelischen Luftangriff zerstörten Hauses nach Überlebenden.  © Omar Ashtawy/ dpa
Verlassene Stätte des Festivals Supernova nach dem Angriff der Hamas
Bei dem Rave-Musikfestivals Supernova im israelischen Kibbuz Re’im sterben rund 270 Besucher:innen. So sieht die verlassene Stätte nach dem Angriff aus.  © JACK GUEZ / AFP
Feiernde Palästinenser nach Angriff der Hamas auf Israel
Palästinenserinnen und Palästinenser feiern in Nablus nach der großen Militäroperation, die die Al-Qassam-Brigaden, der militärische Flügel der Hamas, gegen Israel gestartet haben.  © Ayman Nobani/ dpa
Hamas-Großangriff auf Israel - Gaza-Stadt
Das israelische Militär entgegnete mit dem Beschuss von Zielen der Hamas im Gazastreifen. Nach einem Angriff steigen bei einem Hochhaus in Gaza Rauch und Flammen auf. © Bashar Taleb/ dpa
Mann weint in Gaza bei Israel Krieg
Ein Mann umarmt einen Familienangehörigen im palästinensischen Gebiet und weint.  © Saher Alghorra/ dpa
Israelischer Soldat im Israel Krieg steht neben Frau
Am 8. Oktober beziehen israelische Soldaten Stellung in der Nähe einer Polizeistation, die am Tag zuvor von Hamas-Kämpfern überrannt wurde. Israelische Einsatzkräfte haben dort nach einem Medienbericht bei Gefechten in der an den Gazastreifen grenzenden Stadt Sderot mehrere mutmaßliche Hamas-Angehörige getötet. © Ilan Assayag/ dpa
Nach Hamas Großangriff - Sa'ad
Israelische Streitkräfte patrouillieren in Gebieten entlang der Grenze zwischen Israel und Gaza, während die Kämpfe zwischen israelischen Truppen und islamistischen Hamas-Kämpfern weitergehen. © Ilia Yefimovich/ dpa
Palästinensisches Kind in einer Schule, die im Israel Krieg als Schutz dient
Ein palästinensisches Kind steht auf dem Balkon einer Schule, die von den Vereinten Nationen betrieben wird und während des Konfliktes als Schutzort dient.  © Mohammed Talatene/ dpa

Angesichts des Israel-Krieges entfacht die Debatte erneut. Sogar innerhalb der Ampel-Koalition gibt es Unruhe. So forderte FDP-Politiker Michael Kruse einen Stopp in der Energie-Zusammenarbeit mit Katar. „Habecks Katar-Deal muss umgehend auf Eis gelegt werden“, sagte der energiepolitische Sprecher der liberalen Bundestagsfraktion zu Zeit Online. „Mit dieser indirekten Terrorfinanzierung muss Schluss sein.“

Laut dem Habeck-Deal soll Katar ab 2026 Flüssigerdgas (LNG) nach Deutschland liefern. Im November 2022 wurden dafür zwei Abkommen zwischen Qatar Energy und dem US-Unternehmen Conoco Phillips unterzeichnet, das das Gas nach Brunsbüttel liefern soll. Die geplante Menge könnte etwa drei Prozent des deutschen Jahresbedarfs decken. Kruse plädierte stattdessen jetzt für eine Ausweitung der Gas- und Ölförderung in Deutschland. (jkf)

Für diesen von der Redaktion geschriebenen Artikel wurde maschinelle Unterstützung genutzt. Der Artikel wurde vor Veröffentlichung von Redakteur Jens Kiffmeier sorgfältig überprüft.

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