Vorgezogene Neuwahl

Bundestagswahl 2025 in Hessen: Wahlkreise, Parteien, Kandidaten im Überblick

  • Niklas Hecht
    VonNiklas Hecht
    schließen

Am 23. Februar findet die Bundestagswahl 2025 statt. Alle Informationen zu Wahlkreisen, Parteien und Kandidaten in Hessen finden Sie hier.

Wiesbaden – Hoffnungsvoll war die Ampel-Koalition nach der Bundestagswahl 2021 gestartet. Unter dem Titel „Mehr Fortschritt wagen“ wollten SPD, Grüne und FDP nach 16 Jahren Merkel vor allem Verbesserungen im Sozialstaat, mehr Tempo beim Klimaschutz und gesellschaftliche Liberalisierungen vorantreiben. Das gelang in Teilen. Bürgergeld, höherer Mindestlohn, Deutschlandticket, Cannabis-Legalisierung, Streichung des Abtreibungs-Paragraf 219a – der Reformwille war der Ampel-Koalition nicht abzusprechen.

Bundestagswahl 2025
Wahldatum23. Februar 2025
Ursprüngliches Wahldatum28. September 2025
Teilnehmende Parteien41 Parteien

Ebenso wenig die historische Neuausrichtung der deutschen Verteidigungspolitik („Zeitenwende“) nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022. Schon damals stellte sich allerdings die Frage nach der Finanzierung, denn die Koalitionäre hatten sich die Einhaltung der Schuldenbremse auferlegt. Bei der Aufrüstung der Bundeswehr war das 100-Milliarden-Sondervermögen die Lösung.

Nach dem folgenreichen Urteil des Bundesverfassungsgerichts gegen die Verschiebung der 60 Milliarden Euro Corona-Gelder in den sogenannten Klima- und Transformationsfonds war der Kit, also das Geld, das die unterschiedlichen Parteien zusammenhielt, allerdings zunehmend aufgebraucht.

Bei Bundestagswahl 2021 wurde die SPD stärkste Kraft in Hessen

Seitdem stritten SPD und Grüne für, die FDP gegen mehr staatliche Investitionen und den Erhalt der Schuldenbremse. Das generelle kommunikative Versagen der Ampel, vor allem beim Heizungsgesetz, tat sein übriges, damit der fortwährende Streit der Parteien nie mehr wirklich beigelegt werden konnte und schließlich in der Entlassung von Christian Lindner als Finanzminister durch Kanzler Olaf Scholz gipfelte.

Die ersten Plakate zur Bundestagswahl hängen schon.

Die historischen Herausforderungen – Corona, Krieg, Wirtschaftsflaute – mit denen die Ampel während ihrer Legislaturperiode konfrontiert war, sorgten zudem dafür, dass weitere Ziele, wie der Bau von jährlich 400.000 neuen Wohnungen, klar verfehlt wurden.

Nun wird der Bundestag am 23. Februar neu gewählt. Bei der vergangenen Bundestagswahl war die SPD in Hessen mit 27,6 Prozent mit Abstand stärkste Kraft. Dahinter folgten CDU (22,8 Prozent), Grüne (15,8 Prozent), FDP (12,8 Prozent), AfD (8,8 Prozent) und Linke (4,3 Prozent). Dieses Ergebnis dürfte im Februar etwas anders ausfallen.

Alle Parteien in Hessen melden den Eintritt von neuen Mitgliedern vor Bundestagswahl

Die bundesweiten Umfragen sehen derzeit die Union mit klarem Abstand vorne. Gefolgt von AfD, SPD und den Grünen. Die FDP muss um ihren erneuten Einzug in den Bundestag zittern, ebenso, wie die Linkspartei und das BSW.

Inzwischen hängen auch in Hessen die Wahlplakate. Zwischen Kassel und Darmstadt hat das Ampel-Aus, wie auch in der restlichen Bundesrepublik, für eine Politisierung gesorgt – zumindest wenn man die Mitgliederzahlen betrachtet. Alle Parteien in Hessen melden den Eintritt von neuen Mitgliedern. Und diese werden auch gebraucht, um den Wahlkampf im Winter möglich zu machen.

Auch die Parteispenden in Hessen haben nach dem Ampel-Aus und Ankündigung von Neuwahlen kräftig angezogen. Besonders CDU und FDP profitieren in diesem Wahlkampf von Großspenden. Unter anderem überwiesen die BMW-Erben Susanne Klatten und Stefan Quandt aus Bad Homburg im vergangenen Jahr jeweils 50.001 Euro an die Christdemokraten.

Der kurzfristige Wahltermin bedeutet für die Briefwähler in Hessen eine Umstellung. Wegen der verkürzten Fristen bleiben nach Angaben des hessischen Landeswahlleiters in Wiesbaden dieses Mal nur zwei Wochen Zeit für die Briefwahl. Die vorgezogene Bundestagswahl stellt auch die Kommunen vor Herausforderungen, denn landesweit werden tausende Wahlhelfer benötigt. Schon jetzt haben sich viele Freiwillige gemeldet, doch die Suche geht hessenweit weiter.

Bundestagswahl 2025 in Hessen: Bundesland ist in 22 Wahlkreise unterteilt

Im Gegensatz zu früheren Bundestagswahlen werden neben den im Bundestag vertretenen Parteien in diesem Jahr weniger Kleinparteien in Hessen antreten, denn die Hürde für die Teilnahme war groß. Für Parteien, die weder im Bundestag noch in einem Landtag mit mindestens fünf Abgeordneten vertreten sind, war das Sammeln sogenannter Unterstützungsunterschriften erforderlich, wenn sie mit einer Landesliste zur Wahl antreten möchten.

Die erforderliche Anzahl dieser Unterschriften variiert je nach Bundesland, wobei die maximale Anzahl bei 2000 liegt. So auch in Hessen. Deutschlandweit sind es mehr als 27.000 Unterschriften, die die Kleinparteien vorlegen mussten. Dafür hatten sie nach dem Ampel-Aus nur wenige Woche Zeit. Antreten werden in Hessen dennoch beispielsweise die Europapartei Volt oder die kommunistische MLPD.

Hessen ist in die folgenden 22 Wahlkreise unterteilt:

  • 166: Waldeck
  • 167: Kassel
  • 168: Werra-Meißner – Hersfeld-Rotenburg
  • 169: Schwalm-Eder
  • 170: Marburg
  • 171: Lahn-Dill
  • 172: Gießen
  • 173: Fulda
  • 174: Main-Kinzig – Wetterau II – Schotten
  • 175: Hochtaunus
  • 176: Wetterau I
  • 177: Rheingau-Taunus – Limburg
  • 178: Wiesbaden
  • 179: Hanau
  • 180: Main-Taunus
  • 181: Frankfurt am Main I
  • 182: Frankfurt am Main II
  • 183: Groß-Gerau
  • 184: Offenbach
  • 185: Darmstadt
  • 186: Odenwald
  • 187: Bergstraße

Neue Gesichter und Abschiede zur Bundestagswahl 2025: Hessens prominente Kandidaten im Fokus

Unter den hunderten Kandidatinnen und Kandidaten, die sich für ein Bundestagsmandat bewerben, sind auch in Hessen einige Prominente. So treten im Wahlkreis Hochtaunus mit Nancy Faeser (SPD) und Bettina Stark-Watzinger (FDP) gleich zwei Bundesministerinnen der Ampel an. In Frankfurt will der ehemalige grüne Parteichef Omid Nouripour wieder in das Parlament einziehen, ebenso wie die ehemalige Parteichefin der Linken, Janine Wissler.

In Offenbach bewirbt sich erstmal Tarek Al-Wazir (Grüne) um ein Bundestagsmandat. Neu unter den hessischen Kandidatinnen und Kandidaten sind auch zwei Bewerber der CDU, mit bekannten Verwandten: In Gießen tritt mit Frederic Bouffier der Sohn des langjährigen hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier an, im Lahn-Dill-Kreis der Helmut-Kohl-Enkel Johannes Volkmann.

Das sind Hessens bekannteste Politiker - von 1945 bis heute

Petra Roth (CDU): 1995 wurde sie zu der ersten Oberbürgermeisterin Frankfurts. Über 16 Jahre lang war sie im Amt - bis jetzt am längsten.
Petra Roth (CDU): 1995 wurde sie zu der ersten Oberbürgermeisterin Frankfurts. Über 16 Jahre lang war sie im Amt - bis jetzt am längsten.  © Arne Dedert
Mike Josef (SPD): Seit 2023 Oberbürgermeister von Frankfurt und Nachfolger von Peter Feldmann.
Mike Josef (SPD): Seit 2023 Oberbürgermeister von Frankfurt und Nachfolger von Peter Feldmann. © Andreas Arnold
Walter Wallmann (CDU): Hessischer Ministerpräsident von 1987 bis 1991, zuvor Oberbürgermeister von Frankfurt.
Walter Wallmann (CDU): Hessischer Ministerpräsident von 1987 bis 1991, zuvor Oberbürgermeister von Frankfurt. © Fredrik Von Erichsen
Holger Börner (SPD): Hessischer Ministerpräsident von 1976 bis 1987. Börner setzte wichtige Akzente in der Industriepolitik.
Holger Börner (SPD): Hessischer Ministerpräsident von 1976 bis 1987. Börner setzte wichtige Akzente in der Industriepolitik.  © Uwe Zucchi
Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) war damals die erste Frau an der Spitze der Jungsozialisten als Bundesvorsitzende. Sie war zu dieser Zeit als „Rote Heidi“ bekannt. Von 1987 bis 1999 war sie Vorsitzende des SPD-Bezirksverbandes Hessen-Süd.
Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) war damals die erste Frau an der Spitze der Jungsozialisten als Bundesvorsitzende. Sie war zu dieser Zeit als „Rote Heidi“ bekannt. Von 1987 bis 1999 war sie Vorsitzende des SPD-Bezirksverbandes Hessen-Süd.  © Wolfgang Kumm
Der verstorbene CDU-Politiker Alfred Dregger war von 1956 bis 1970 Oberbürgermeister von Fulda und von 1982 bis 1991 Vorsitzender der CDU-Bundestagsfraktion.
Der verstorbene CDU-Politiker Alfred Dregger war von 1956 bis 1970 Oberbürgermeister von Fulda und von 1982 bis 1991 Vorsitzender der CDU-Bundestagsfraktion. © Arne_Dedert
Thorsten Schäfer-Gümbel war in den Jahren 2003 bis 2019 Abgeordneter des Hessischen Landtages und dazu 2009 bis 2019 Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion sowie Oppositionsführer.
Thorsten Schäfer-Gümbel war in den Jahren 2003 bis 2019 Abgeordneter des Hessischen Landtages und dazu 2009 bis 2019 Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion sowie Oppositionsführer. © Swen Pförtner
Peter Beuth (CDU): ehemaliger Innenminister, prägend für die Sicherheitspolitik Hessens.
Peter Beuth (CDU): ehemaliger Innenminister, prägend für die Sicherheitspolitik Hessens.  © Arne Dedert
Lehrerin, Studiendirektorin, FDP-Politikerin: Ruth Wagner war Vizepräsidentin des Hessischen Landtages und von 1999 bis 2003 Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst.
Lehrerin, Studiendirektorin, FDP-Politikerin: Ruth Wagner war Vizepräsidentin des Hessischen Landtages und von 1999 bis 2003 Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst. © Oliver Berg
Klaus Kinkel war FDP-Politiker und Jurist. Zudem war er Vizekanzler und auch in Hessen politisch aktiv.
Klaus Kinkel war FDP-Politiker und Jurist. Zudem war er Vizekanzler und auch in Hessen politisch aktiv.  © Gregor Fischer
Eine Unternehmerin und Politikerin (CDU): Kristina Sinemus ist hauptsächlich als Hessische Ministerin für Digitalisierung und Innovation bekannt.
Eine Unternehmerin und Politikerin (CDU): Kristina Sinemus ist hauptsächlich als Hessische Ministerin für Digitalisierung und Innovation bekannt.  © Andreas Arnold
Der frühere Bundesinnenminister Manfred Kanther (CDU): Er war in die CDU-Schwarzgeldaffäre verwickelt. Ihm wurde Untreue vorgeworfen.
Der frühere Bundesinnenminister Manfred Kanther (CDU): Er war in die CDU-Schwarzgeldaffäre verwickelt. Ihm wurde Untreue vorgeworfen.  © Bernd Kammerer
Wolfgang Gerhardt (FDP): Hessischer Wirtschaftsminister, später FDP-Bundesvorsitzender. Gerhardt ist im September dieses Jahres gestorben.
Wolfgang Gerhardt (FDP): Hessischer Wirtschaftsminister, später FDP-Bundesvorsitzender. Gerhardt ist im September dieses Jahres gestorben.  © Gregor Fischer
Rudi Arndt (SPD), genannt „Dynamit Rudi“, war von 1964 bis 1970 Oberbürgermeister von Frankfurt.
Rudi Arndt (SPD), genannt „Dynamit Rudi“, war von 1964 bis 1970 Oberbürgermeister von Frankfurt. © Michael_Hanschke
Uwe Becker (CDU): Ehemaliger Bürgermeister von Frankfurt, bekannt für seinen Einsatz gegen Antisemitismus.
Uwe Becker (CDU): Ehemaliger Bürgermeister von Frankfurt, bekannt für seinen Einsatz gegen Antisemitismus. © Frank Rumpenhorst
Karin Wolff war bekannt für ihre Rolle als Kultusministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes Hessen.
Karin Wolff (CDU) war bekannt für ihre Rolle als Kultusministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes Hessen.  © Frank May
Joschka Fischer (Grüne), bekannt als ehemaliger Umweltminister in Hessen, Außenminister und Vizekanzler. Nach dem Ende seiner politischen Karriere in 2005 hat er angefangen als Buchautor, Berater, Publizist und Lobbyist zu arbeiten.
Joschka Fischer (Grüne) aus Baden-Württemberg, bekannt als ehemaliger Umweltminister in Hessen, Außenminister und Vizekanzler. Nach dem Ende seiner politischen Karriere in 2005 hat er angefangen als Buchautor, Berater, Publizist und Lobbyist zu arbeiten.  © Markus Scholz
Manager, Rechtsanwalt und ehemaliger CDU-Politiker: Roland Koch. Von 1999 bis 2010 war er Hessischer Ministerpräsident. Er stand in der Kritik für seine gleichzeitige Beteiligung als Aufsichtsratsvorsitzender der Fraport AG.
Manager, Rechtsanwalt und ehemaliger CDU-Politiker: Roland Koch. Von 1999 bis 2010 war er Hessischer Ministerpräsident. Er stand in der Kritik für seine gleichzeitige Beteiligung als Aufsichtsratsvorsitzender der Fraport AG. © Sebastian Gollnow
Ministerin für Wissenschaft und Kunst und Grünen-Politikerin: Angela Dorn.
Vizepräsidentin des Hessischen Landtags, ehemalige Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst und Grünen-Politikerin: Angela Dorn. © Tim Würz
Das bekannte Gesicht der Grünen in Hessen: Tarek Al-Wazir. Der Politiker kommt aus Offenbach.
Das bekannte Gesicht der Grünen in Hessen: Tarek Al-Wazir. Der Politiker kommt aus Offenbach.  © Bernd von Jutrczenka
Prägend für die Nachkriegszeit: Georg-August Zinn(SPD). Von 1950 bis 1969 war er Hessischer Ministerpräsident.
Prägend für die Nachkriegszeit: Georg-August Zinn(SPD). Von 1950 bis 1969 war er Hessischer Ministerpräsident.  © Alois_Bankhardt
Die erste Frau als Bundesministerin des Innern und für Heimat: Nancy Faeser. Zudem war sie bekannt als Vorsitzende der SPD Hessen und Hessische Landtagsabgeordnete.
Die erste Frau als Bundesministerin des Innern und für Heimat: Nancy Faeser. Zudem war sie bekannt als Vorsitzende der SPD Hessen und Hessische Landtagsabgeordnete.  © Lando Hass
Walter Lübcke war ein ehemaliger CDU-Politiker. Er wurde 2019 auf der Veranda vor seinem Wohnhaus mit einem Kopfschuss ermordet.
Walter Lübcke war ein ehemaliger CDU-Politiker. Er wurde 2019 auf der Veranda vor seinem Wohnhaus mit einem Kopfschuss ermordet. © Uwe Zucchi
Boris Rhein: Seit 2022 Hessischer Ministerpräsident und CDU Vorsitzender in Hessen.
Boris Rhein: Seit 2022 Hessischer Ministerpräsident und CDU Vorsitzender in Hessen.  © Kay Nietfeld
Volker Bouffier (CDU): Ehemaliger Ministerpräsident des Landes Hessen.
Volker Bouffier (CDU): Ehemaliger Ministerpräsident des Landes Hessen.  © Arne Dedert

Einige prominente Politikerinnen und Politiker aus Hessen haben vor der Wahl allerdings auch ihren Abschied aus der Bundespolitik angekündigt. Allen voran der Merkels früherer Kanzleramtsminister Helge Braun aus Gießen. Er wird ebenso nicht mehr antreten, wie der langjährige Bundestagsabgeordnete und Außenpolitiker Michael Rot (SPD) aus dem osthessischen Heringen.

Rubriklistenbild: © INA FASSBENDER / AFP (Montage)