120.000 Beschäftigte von Fusion betroffen

Vor Mega-Fusion: Schaeffler-Vorstandschef kündigt Entlassungen an – „Bestimmte Stellen sind doppelt besetzt“

  • VonMark Simon Wolf
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Im Zuge der anstehenden Mega-Fusion mit einem Mitbewerber hat der Vorstandsvorsitzende des Auto-Zulieferers Schaeffler, Klaus Rosenfeld, Personalabbau angekündigt. Wie viele Arbeitsplätze wegfallen, ließ er offen.

Herzogenaurach – Während die großen deutschen Autobauer mit der Elektro-Transformation kämpfen, hat die Krise längst auch die Zulieferfirmen erreicht. Nachdem das Friedrichshafener Unternehmen ZF bereits signifikanten Stellenabbau angekündigt hatte, zieht nun auch die Schaeffler-Gruppe aus Herzogenaurach nach: Vorstandschef Klaus Rosenfeld erklärte gegenüber der WirtschaftsWoche, dass durch die Fusion mit dem Elektroantriebsspezialisten Vitesco bestimmte Stellen wegfallen könnten.

Mega-Fusion bei Scheffler betrifft 120.000 Beschäftigte: Wie viele Stellen wegfallen, bleibt vorerst offen

„Wir brauchen keine zwei Hauptquartiere. Auch bei bestimmten Funktionen sind wir doppelt besetzt.“ Ein Zusammenschluss der Zulieferer würde insgesamt 120.000 Beschäftigte betreffen.

Entwarnung gab Rosenfeld allerdings hinsichtlich des Umfangs der Stellenstreichungen: Dieser werde nicht so hoch ausfallen wie etwa beim Branchenkonkurrent ZF, der rund 14.000 Arbeitsplätze streichen wird. Wie viele Beschäftigte bei Schaeffler auf der Kippe stehen, ließen Vorstandschef sowie weitere Unternehmenssprecher auf Anfrage der dpa vorerst offen. Allerdings kämpft das Unternehmen schon seit mehreren Monaten mit einem verengten Abnahmemarkt im Industriesektor: „In China haben wir lange viel Geld mit Lagern für Windkraftanlagen verdient“, sagte Rosenfeld.

Aufgrund von eines sich fortwährend zuspitzenden Wettbewerbs rechne er künftig mit geringeren Umsätzen in der Volksrepublik. Insgesamt sollen im Zuge der Fusion rund 600 Millionen Euro eingespart werden.

Schwächelnde Auto-Kunden setzen Zulieferer zu: Marktumfeld in China verengt sich

Auch die schwachen Absatzzahlen der Elektroautos trübten zuletzt die Aussichten: Als Reaktion auf die Transformation der Autobranche von Verbrenner-Autos hin zu Fahrzeugen mit Elektroantrieb hat Schaeffler in der Vergangenheit ebenfalls Milliarden, in die eine erfolgreiche Transformation des Zulieferer-Geschäfts investiert. Obwohl die Autobranche gerade besonders unter der fehlenden Nachfrage, Lieferschwierigkeiten sowie dem wachsenden Konkurrenzdruck aus Ländern wie China oder den USA leidet, ist Rosenfeld optimistisch.

So wuchs im ersten Halbjahr 2024 der Umsatz im Bereich Elektromobilität sogar um 10,3 Prozent, was in erster Linie auf Erfolge im China- und USA-Geschäft zurückging.

Klaus Rosenfeld, Vorstandsvorsitzender der Schaeffler AG, kündigte vor der Mega-Fusion mit Vitesco für bestimmte Unternehmensbereiche Stellenabbau an.

Schaeffler-Vorstandschef Rosenfeld glaubt nicht Comeback von neuen Verbrenner-Modellen

Auch deshalb sei die Umstellung auf E-Antriebe nach wie vor „der richtige Weg“ gewesen, erklärte der Vorstandschef: „Ich kann nicht erkennen, dass unsere Kunden komplett neue Generationen an Verbrennungsmotoren entwickeln werden.“ Dennoch hatte Rosenfeld in einem früheren Interview mit Bloomberg besonders die reglementierenden Emissionsziele für die Autohersteller als Hürde auf dem Weg zur Elektrifizierung der Branche betitelt.

Die Anleger an der Börse ließ die Ankündigung Schaefflers hingegen kalt, sodass die Aktie am Dienstag (25. September) einen deutlichen Kursanstieg von knapp 3 Prozent auf 4,41 verzeichnete. Die Privatbank Berenberg aus Hamburg hielt am gestrigen Mittwoch an ihrer Prognose für Schaeffler fest und nahm bei der Einstufung des Kursziels von 6,5 Euro keine Korrekturen vor.

Analyst rechnet mit schwächerem dritten Quartal für Schaeffler – doch Umsatz wächst in schwierigem Markt

Der Londoner Berenberg Analyst Romain Gourvil sieht trotz der unsicheren, angespannten Lage in der Autobranche sowie der angekündigten Restrukturierungsmaßnahmen von Schaeffler die „Preisbildung auf einem guten Weg“. Gleichzeitig rechne er aber mit einem schwächeren dritten Quartal.

2023 lag der Umsatz der Schaeffler Gruppe bei 16,3 Milliarden Euro, was einen Anstieg von 3,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bedeutete. Demgegenüber sank das Ergebnis vor Finanzergebnis und Ertragssteuern (EBIT) von 974 Millionen Euro (2022) für 2023 auf 834 Millionen Euro. Für das erste Halbjahr 2024 verzeichnete der Zulieferer aus Herzogenaurach ebenfalls ein minimales Umsatzwachstum von 8.208 auf 8.276 Millionen Euro. Die EBIT-Marge ging in diesem Zeitraum um rund 100 Millionen zurück und lag bei 525 Millionen Euro.

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