Absatz fast halbiert
Verband warnt vor Absatzeinbruch – Wärmewende stagniert
VonLars-Eric Nievelsteinschließen
Die Heizungsbranche befindet sich in einer Misere. Anstelle von Expansion erleben wir einen Verkaufsrückgang. Die Wärmewende scheint ins Stocken geraten zu sein.
Berlin – Die Wärmewende ist gescheitert: Das zumindest scheinen die Absatzzahlen der deutschen Heizungsindustrie zu belegen. Wie die Welt berichtete, konnte sich der Rekordumsatz von 2023 nicht wiederholen. Im Gegenteil: Das Geschäft mit Heiztechnik „jeglicher Art“ soll sich fast halbiert haben. Stattdessen soll der Absatz nun wieder auf dem Niveau von 2017 rangieren. Dabei berief sich Welt auf eine noch nicht veröffentlichte Jahresbilanz des Bundesverbands der deutschen Heizungsindustrie (BDH) für das Jahr 2024.
Absatzeinbruch in der Heizungsindustrie – Von Wärmepumpe bis Gasheizung
Dabei sei nicht nur das Geschäft Wärmepumpen eingebrochen, sondern auch das mit modernen Gas-Brennwertkesseln (minus 48 Prozent gegenüber 2023). Bei den Heizungen sank der Absatz von 1,3 Millionen auf 712.500 Stück, ein Rückgang um fast die Hälfte. Eigentlich hatte das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) einen Absatz von 500.000 Wärmepumpen angepeilt, stattdessen sollen sich die Verkäufe für 2024 auf rund 193.000 belaufen.
Bei den Ölheizungen fiel der Einbruch nicht ganz so extrem aus; 85.000 Kessel konnten die deutschen Betriebe verkaufen. Damit schrumpfte der Absatz rund 25 Prozent. Für diese Entwicklung brachte der BDH mehrere Gründe vor. Einerseits sind Deutsche mittlerweile besorgt um ihre Arbeitsplätze, das Geld sitzt nicht mehr so locker wie vorher. Außerdem sorgt das politische Taktieren um das Heizgesetz und verschiedene Fördermaßnahmen für Unsicherheiten bei den Bürgern. Der Großhandel und das Handwerk hatten die Bestände 2023 aufgestockt, in der Hoffnung, die Deutschen würden reichlich zugreifen – um letztendlich enttäuscht zu werden.
Heizungs-Verband fordert Investitionen – Haushalte brauchen „stabilen Rahmen“
Der BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt legte seine Hoffnung in die kommunale Wärmeplanung. „Wenn sich die Gemeinden frühzeitig äußern, könnte das dringend benötigte Investitionen in die Heizungsmodernisierung auslösen“, zitierte Welt den BDH-Chef. „Dazu muss so bald wie möglich kommuniziert werden, wo keine Wärmenetze hinkommen.“
Darüber hinaus fordert der BDH neue politische Maßnahmen, um den Heizungsmarkt „auf einen langfristig verlässlichen Wachstumspfad“ zurückzuführen. Die neue Bundesregierung müsse möglich Anpassungen am GEG möglichst schnell in Angriff nehmen – zielgerichtet und „im Dialog mit der Branche“. Am 21. Januar 2025 hatte der BDH bereits eine Bilanz speziell für den Wärmepumpenmarkt veröffentlicht und auf den schon erwähnten Einbruch hingewiesen. Das Fazit: „Die aktuellen Rahmenbedingungen sind nicht dazu geeignet, den Modernisierungsmarkt zu beleben“, sagte Staudt dazu.
Haushalte bräuchten einen „stabilen Rahmen“, gerade was die Förderung und deren Finanzierung anbelange. Nur so könne die Wärmewende gelingen. Es dürfe außerdem keine kurzfristigen Förderkürzungen oder -stopps mehr geben.
Wärmewende stockt – Auch bei der Wärmepumpe
Es ist nicht die erste Warnung, die der BDH diesbezüglich ausgesprochen hat. Schon Ende Oktober 2024 hatte der Verband angegeben, dass die Wärmewende stagniere. Die Absatzerwartungen der Mitgliedsunternehmen hatten einen tief sitzenden Pessimismus erkennen lassen – auch für das Halbjahr zwischen Oktober und April – und das über alle Marktbereiche hinweg. Schon damals hatte der BDH auf ein höheres Tempo bei der Modernisierung gepocht. Knapp die Hälfte aller Anlagen in deutschen Heizungskellern seien technisch veraltet.
Genügend Lösungen stünden bereit: Neben der Wärmepumpe hätten Deutsche die Möglichkeit, auf hybride Heizsysteme oder Biomasse-Heizungen zurückzugreifen.
Kommunale Planung soll Wärmewende den Weg vorgeben
Schon die Bundesregierung unter Angela Merkel (CDU) hatte die Wärmeversorgung als einen der Knackpunkte für die Energiewende ausgemacht. Sie verursache einen Großteil des CO₂-Ausstoßes, teilte das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) mit. Gas und Heizöl machen nach wie vor einen großen Anteil des deutschen Heizverhaltens aus.
Jede nach Maßgabe des Landesrechts planungsverantwortliche Stelle (oftmals sind das die Kommunen) strategisch planen, welche Gebiete in welcher Weise (etwa dezentral oder leitungsgebunden) versorgt werden sollen. Außerdem soll die kommunale Wärmeplanung festlegen, wo und in welcher Form erneuerbare Energien bei der Erzeugung und Verteilung genutzt werden können.
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