„Die Kunden brauchen klare Ansagen“

Heizungsmarkt präsentiert desaströse Zahlen: 2024 war für die Wärmepumpe besonders hart

  • Amy Walker
    VonAmy Walker
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Ein herausforderndes Jahr liegt hinter der Heizungsindustrie, gezeichnet von unsicheren Käufern. Dies wird nun auch durch die Verkaufszahlen bestätigt. Für 2025 sendet die Industrie eine deutliche Nachricht.

München – Dass 2024 kein gutes Jahr war, dafür gab es schon relativ schnell klare Anzeichen. Die einst so begehrte Wärmepumpe, die 2023 noch für Rekordumsätze sorgte, war 2024 zum Ladenhüter geworden. Mehrere Hersteller mussten Kurzarbeit anmelden, es wurde teilweise sogar offen über Stellenabbau gesprochen. Erst als die Förderung richtig angelaufen ist und dann sogar mit dem Bruch der Koalition die Debatte um eine Neuverhandlung der Heizungsförderung neu entflammte, hat es wieder vermehrte Nachfrage nach den Geräten gegeben.

Wärmepumpen-Zahlen brechen drastisch ein: Gesamter Markt verunsichert

Der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) und der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) haben die Vermutungen nun mit offiziellen Zahlen bestätigt: 2024 wurden nur 193.000 Wärmepumpen verkauft, 46 Prozent weniger als 2023. Über die Zahlen berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung zuerst.

Die Wärmepumpe steckt aber nicht alleine im Absatzschwund, generell war es ein schwieriges Jahr für Heizungen. Im dritten Quartal 2024 war der Heizungsmarkt insgesamt um 48 Prozent eingebrochen, wie der BDH zu Jahresbeginn mitteilte. Für das Gesamtjahr gibt es noch keine vollständigen Zahlen. Der Heizungsabsatz bewegte sich 2024 wieder auf dem langjährigen Niveau der Jahre 2014 bis 2019, hatte der Verband im Oktober erklärt. Für 2025 geht der Verband davon aus, dass ähnlich viele Geräte wie 2024 abgesetzt werden, will ein leichtes Wachstum aber nicht ausschließen.

Wärmepumpen werden 2024 weniger verkauft: Verunsicherung durch das Heizungsgesetz

Als Grund für den starken Einbruch nennen Hersteller zum einen eine Normalisierung nach dem Rekordjahr, in dem die Energiepreise durch die Decke gingen. Auf der anderen Seite waren es auch die Debatten um das Heizungsgesetz, die Verbraucher und Verbraucherinnen stark verunsicherten.  „Es gab eine Zeit, da war alles klar: Raus aus Gas, raus aus den Fossilen, rein in die Erneuerbaren“, sagte BWP-Geschäftsführer Martin Sabel zur FAZ. Jetzt denken viele Kunden, sie müssten auf die kommunale Wärmeplanung warten – und warten dann vielleicht zu lange.

Denn die Union möchte das Heizungsgesetz bei einem Regierungswechsel wieder beenden und auch die Förderprogramme stark zurückfahren. Das macht der Branche Sorgen: Was, wenn die Kunden dadurch noch mehr verunsichert werden? „Die Kunden brauchen klare Ansagen, wo sie investieren sollen, und nicht noch mehr Unsicherheit. Es wäre fatal, jetzt alles wieder einzureißen“, denkt Sabel.

Förderung für den Heizungstausch zu hoch? Wärmepumpen-Hersteller fordern Absenkung

Es gibt aber auch Stimmen innerhalb der Wärmepumpen-Welt, die eine Änderung befürworten würden. Der Wärmepumpenanbieter Octopus Energy ruft die kommende Bundesregierung dazu auf, die Förderung schrittweise bis 2035 zu reduzieren. Der Grund: Wärmepumpen sind in Deutschland teurer als in vielen europäischen Nachbarländern. Es wird vermutet, dass die hohe Förderung verhindert, dass die Preise sinken – was wiederum den Markthochlauf verhindert. Die größte Hürde für die Wärmepumpe sind die hohen Anschaffungskosten, die abschreckend wirken.

Eine Wärmepumpe vor einem Haus.

Auch die Deutsche Umwelthilfe hat in der vergangenen Woche gegenüber Zeit Online für eine Kappung der Förderung plädiert. Um die Klimaziele im Gebäudebereich bis 2030 zu erreichen, müssten gut sechs Millionen Wärmepumpen in Deutschland installiert sein. 79 Prozent der 20 Millionen deutschen Wohngebäude werden aber noch mit Öl- und Gas beheizt, wie die Deutsche Energie-Agentur (Dena) Anfang Januar berichtete.

Deutschland wird Klimaziele im Gebäudesektor wahrscheinlich verfehlen

Positiv ist demnach, dass im Neubau klimafreundliche Technologien überwiegen. Das Interesse von Verbraucherinnen und Verbrauchern an energetischen Sanierungen ist demnach zudem weiter hoch.

Dena-Geschäftsführerin Corinna Enders erklärte: „Die Zahlen zeigen deutlich, dass wir erneut die Klimaziele im Gebäudesektor verfehlen.“ Erneuerbare Energien spielten im Wohnungsbestand bisher eine zu geringe Rolle. „Politik, Wirtschaft und Gesellschaft müssen hier gemeinsam den eingeschlagenen Weg der Wärmewende entschlossen fortsetzen“, appellierte sie.

Die Zahl der Anträge auf eine Energieberatung für Wohngebäude stieg im ersten Halbjahr 2024 laut Dena-Gebäudereport um neun Prozent auf insgesamt rund 80.000. Bei den konkreten Maßnahmen sind laut Report besonders Wärmepumpen gefragt; seit 2021 wurden demnach 570.000 Anträge auf Förderung für eine Wärmepumpe gestellt. Das ist rund die Hälfte aller Anträge auf Bundesförderung für effiziente Gebäude. Im Neubau wurden laut Report 2023 rund 65 Prozent der Wohngebäude mit Wärmepumpen ausgestattet. (mit Material von AFP und dpa)

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