Krise in der Solarbranche
Trotz Millioneninvestment: Bekannter Anbieter von Solartechnik und Wärmepumpen ist insolvent
- VonTheresa Breitschingschließen
Die Krise in der Solarbranche trifft viele Unternehmen hart. Nun schlitterte auch das bekannte Solarunternehmen Wegatech in die Insolvenz. Noch zu Jahresbeginn gab es eine Finanzspritze in Millionenhöhe – auch ein Kölner Versicherungsunternehmen investierte.
Köln – Die Krise in der Solarbranche lässt immer mehr Unternehmen in die Insolvenz schlittern. Nun hat es auch den Solaranlagen- und Wärmepumpenanbieter Wegatech erwischt. Das Unternehmen zählt zu einem der führenden überregionalen Anbieter für erneuerbare Energiesysteme und hat erst Anfang des Jahres mit einer neuerlichen Finanzierungsrunde in Millionenhöhe für Schlagzeilen gesorgt. Was bedeutet dies nun für bestehende Aufträge und die Mitarbeiter?
Überraschende Insolvenz bei Wegatech: Bekannte Solarfirma in der Krise
Das Insolvenzverfahren über die Wegatech Greenergy GmbH, vertreten durch die Geschäftsführer Andreas Durth, Philipp Hubertus Wüllner und Dirk Leppert, wurde am 17. Oktober durch das Amtsgerich Köln angeordnet. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter über das Vermögen der Wegatech Greenergy GmbH sowie deren Tochtergesellschaft Wegatech Handwerk GmbH wurde Rechtsanwalt Dr. Rüdiger Werres bestellt.
Seit der Gründung im Jahr 2010 bietet Wegatech Dienstleistungen im Bereich der erneuerbaren Energien an, sowie Photovoltaikanlagen, Stromspeicher, E-Ladesäulen und Wärmepumpen. 2016 entwickelte sich das Unternehmen zu einer Onlineplattform für erneuerbare Energien weiter, die auch B2B-Kunden anspricht. Seit 2011 hat Wegatech laut Eigenagaben über 4.000 Projekte im Energiesektor umgesetzt.
Im März dieses Jahres hatte das Unternehmen außerdem eine Kooperation mit Spot my Energy bekannt gegeben. Denn in Deutschland verzögert sich die Inbetriebnahme von bereits installierten PV-Anlagen meist um mehrere Wochen, da Kunden auf den Einbau von intelligenten Messsystemen durch den regionalen Messstellenbetreiber warten müssen. Wegatech bietet daher an, die Smartzähler des Partnerunternehmens direkt beim Einbau der PV-Anlage mitzuinstallieren. Wegatech-Ceo Andreas Durth meinte damals in einer Aussendung: „Allein im Bereich Photovoltaik erwarten wir in diesem Jahr die Inbetriebnahme von rund 1500 Projekten. Durch schlanke und kundenorientierte Prozesse können unsere Kunden nun früher mit der Einspeisung und Abrechnung von selbst produziertem Solarstrom starten.“ Änderungen der Bundesregierung, die ab 2025 in Kraft treten, machen es jedoch schwieriger, mit der Solaranlage Geld zu verdienen.
Solaranbieter Wegatech ist insolvent: Die Gründe für die Krise und was mit den Mitarbeitern passiert
„Wegatech leistet bereits einen entscheidenden Beitrag zur Energieversorgung in Deutschland und ist technisch hervorragend aufgestellt, um Photovoltaik zum effizientesten und günstigsten Energieträger zu entwickeln“, gibt sich der vorläufige Insolvenzverwalter Werres zuversichtlich in einer Aussendung, die Ippen Media vorliegt. „Unser Ziel ist es, das Unternehmen auch finanziell und strukturell zukunftsfähig zu machen.“ Denn trotz jahrelang steigender Umsätze, sei die Nachfrage im laufenden Geschäftsjahr eingebrochen.
Zusammen mit der Unterstützung von Fachpartnern sollen anstehende Projekte weiterhin umgesetzt werden, der Geschäftsbetrieb stabilisiert und fortgeführt werden. In der Zwischenzeit arbeite man an einer Sanierungslösung. Aktuell arbeiten bei Wegatech Greenergy 129 Mitarbeiter, die Wegatech Handwerk GmbH zählt zudem 27 Angestellte. Rund 120 weitere Fachpartner sind außerdem bundesweit bei der Installation mit an Board. Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter sind laut Insolvenzverwalter zunächst bis zum Jahresende 2024 über die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes gesichert. In einer Aussendung im März hatte Wegatech noch von über 200 Mitarbeitern gesprochen, die im Unternehmen tätig seien.
Millionen-Investment von Kölner Versicherung: Im Februar war Wegatech noch positiv gestimmt
Anfang des Jahres wurde bekannt, dass Wegatech eine Kapitalerhöhungsrunde in der Höhe von rund fünf Millionen Euro von der Kölner Gothaer Versicherung, sowie weiteren Investoren abgeschlossen hat. Der Kölner Versicherer hatte bereits im Jahr 2022 10 Millionen Euro investiert, zusammen mit anderen Investoren belief sich die Finanzierungsrunde laut Medienberichten auf insgesamt 15 Millionen Euro. Damals sagte Thomas Bischof, der Vorstandsvorsitzender der Gothaer Allgemeine Versicherung AG: „Unsere Kooperation geht weit über die finanzielle Investition hinaus. Beide Unternehmen nutzen die Synergieeffekte, um die Energiewende zu beschleunigen und im Kampf gegen die Klimakrise einen größeren Beitrag zu leisten“.
Seit dem Investment habe Wegatech seinen Umsatz mehr als verdoppeln können, schreibt Pv magazine. Mit dem neuen Kapital in diesem Jahr wollte Wegatech sein Wärmepumpen-Segment ausbauen: „Die Kapitalerhöhung und damit das frische Kapital werden wir gewinnbringend nutzen – beispielsweise um die steigende Nachfrage nach Wärmepumpen zu bedienen.“ Trotz der Insolvenz soll der Betrieb jedoch weiterlaufen.
In Deutschland schlittern immer mehr Solarunternehmen in die Krise – große Firmen bleiben von der Krisensituation im Energiebereich nicht verschont. Kürzlich traf es einen Projektentwickler aus Norddeutschland, der die größte Solardachanlage in Deutschland baut. Mit Bosswerk schlitterte auch ein großer Online-Anbieter, der über seinen Onlineshop GreenAkku rund eine halbe Million Photovoltaik-Anlagen verkauft hat, in die Insolvenz – Grund sei der Preisverfall von Solartechnik.
Rubriklistenbild: © Wegatech, Martin Scherag
