Warum Älterwerden auch Kopfsache ist
+
Das kommende Jahr könnte Rentnerinnen und Rentnern laut einem Bericht eine weitere Erhöhung ihrer Bezüge ins Haus stehen. (Symbobild)

Reform der Rente

Kräftiges Plus bei der Rente auch 2025 – doch dann dürfte es düster aussehen

  • Lisa Mayerhofer
    VonLisa Mayerhofer
    schließen

Das kommende Jahr könnte Rentnerinnen und Rentnern laut einem Bericht eine weitere Erhöhung ihrer Bezüge ins Haus stehen. Doch es gibt auch Warnungen.

Berlin – Dieses Jahr haben im Juli Millionen Ruheständler eine kräftige Erhöhung ihrer Rente erhalten – nämlich um 4,57 Prozent. Eine Rente von 1000 Euro steigt damit um 45,70 Euro. Damit frisst erstmals seit Jahren die Inflation die Rentenerhöhung nicht auf. In den vergangenen zwei Jahren war die Rentenerhöhung hinter der Inflation zurückgeblieben, im Jahr davor hatte es im Westen eine Nullrunde gegeben und im Osten nur eine minimale Erhöhung. Nun geht es also wieder bergauf – doch wie läuft es nächstes Jahr?

Bundesbank geht 2025 von ähnlich hohen Rentenanpassungen aus

Dazu sollte man wissen, dass sich die Anpassung der Rente unter anderem nach der Anpassung der Löhne und Gehälter richtet – und die sind inflationsbedingt deutlich gestiegen. Deshalb geht auch die Deutsche Bundesbank von einer kräftigen Erhöhung der Renten 2025 aus. Das berechnet sie in ihrem aktuellen Monatsbericht vom August 2024.

„Die Rentenanpassung Mitte 2025 dürfte ähnlich hoch ausfallen wie im laufenden Jahr“, schreiben die Autoren in dem Bericht. Dürfen Rentnerinnen und Rentner also 2025 wieder mit einer Erhöhung um etwa 4,57 Prozent rechnen? Fest stehen wird das erst im kommenden Frühjahr – doch erste Prognosen werden schon im Herbst diesen Jahres veröffentlicht.

Auch wenn die Bundesbank für Ruheständler in ihrem Bericht im kommenden Jahr eine gute Nachricht dabei hat, weist sie auch auf zukünftige Probleme bei der Rente hin. Denn sie erwartet durch die Erhöhungen auch ein Defizit in der Rentenkasse. Allerdings sind diese nicht der einzige Grund für rote Zahlen: Auch die Zahl der Rentner nimmt zu, zudem gibt es nun kräftige Zuschläge für Erwerbsminderungsrenten. Die Einnahmen der Rentenkasse werden wahrscheinlich nicht stark genug steigen, um diese Entwicklungen abzufedern. Zudem plant die Ampel-Koalition im Haushaltsentwurf für 2025, den Zuschuss zur Rentenkasse zu kürzen.

Rentenversicherungsbericht: Bald Rentenerhöhungen von 2,6 Prozent pro Jahr?

So wird im aktuellen Rentenversicherungsbericht von zukünftig weniger stark steigenden Renten ausgegangen. Dabei rechnet der Bericht bis 2037 mit einer durchschnittlichen Steigerungsrate von 2,6 Prozent pro Jahr – insgesamt gut 43 Prozent. Ohne gesetzliche Eingriffe würde der Übertritt von Millionen sogenannter Babyboomer in die Rente immer deutlicher spürbar werden. Laut dem Bericht dürfte das Rentenniveau ohne Reform von derzeit 48,2 Prozent bis auf 45,0 Prozent im Jahr 2037 sinken. Die Renten würden dann generell nicht mehr so stark wie die Löhne steigen.

Das möchte die Ampel-Koalition gerade mit dem Rentenpaket II verhindern, indem das Sicherungsniveau bei der Rente in Zukunft bei 48 Prozent fixiert werden soll. Doch das ist selbst innerhalb der Regierung umstritten: Die FDP wehrt sich gegen dieses Reformvorhaben, weil dadurch auch die Beiträge für die Erwerbsfähigen in Zukunft steigen werden. Experten und Politiker debattieren gerade heftig um die „Generationengerechtigkeit“ bei der Zukunft der Rente.

Bundesbankpräsident fordert mehr Reformen bei der gesetzlichen Rente

Bundesbankpräsident Joachim Nagel fordert schon länger Reformen bei der Rente, um auf den demografischen Wandel zu reagieren. Die Bundesbank gehe davon aus, „dass wir in einer alternden Gesellschaft den Wohlstand nicht erhalten können, ohne Veränderungen vorzunehmen“, sagte Nagel dem Tagesspiegel im Juli. Die Rente mit 63 fördere den vorzeitigen Renteneintritt, kritisierte Nagel. Angesichts der demografischen Aussichten wäre es aber wichtig, Arbeitskräfte zu mobilisieren.

„Ich bin auch der Auffassung, dass es angemessen wäre, beim gesetzlichen Rentenalter grundsätzlich die steigende Lebenserwartung zu berücksichtigen“, betonte der Bundesbankchef. „Das mag politisch unpopulär sein, aber ich glaube, an dieser Stelle sind Reformen unumgänglich.“

„Wir müssen grundsätzlich dafür sorgen, dass alle Menschen, die gerne arbeiten würden, auch arbeiten können“, betonte Nagel. Dazu sei es nötig, die Kinderbetreuung ausbauen und für Zuwanderung zu sorgen. Deutschland müsse für ausländische Fachkräfte attraktiv bleiben, „sonst werden wir die Fachkräftelücke nicht schließen“, sagte der Notenbanker der Zeitung. Mit Material der dpa und AFP

Mehr zum Thema