Reform für die Pension

Rente wie in Österreich: Wie Bärbel Bas' Reform funktionieren kann

  • Amy Walker
    VonAmy Walker
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Die Forderung, Beamte in die Rentenkasse einzahlen zu lassen, besteht schon seit längerem. Vor zwei Jahren haben die Wirtschaftsweisen die möglichen Folgen für Deutschland evaluiert.

Berlin – Die neue Arbeits- und Sozialministerin Bärbel Bas (SPD) hat eine alte Forderung wieder aufkochen lassen: Beamte, Politiker und Selbstständige sollten genauso wie Angestellte Beiträge in die Rentenkasse zahlen. Damit würden sich die Einnahmen der Rentenkasse erhöhen und damit könnte das Rentenniveau steigen und die Rentenbeiträge sinken, das sind die Argumente der Befürworter einer solchen Reform. Gerne wird dabei auch auf Österreich verwiesen, wo genau diese Reform schon vor über 20 Jahren durchgeführt wurde.

Beamte und Politiker in die Rente holen: Das würde der Rentenkasse langfristig schaden

In ihrem Jahresgutachten für 2023 und 2024 haben daher auch die Wirtschaftsweisen genauer auf die Lage in Österreich geschaut und Vorschläge für eine Reform in Deutschland gemacht. Zusammengefasst lässt sich dabei sagen: Die Rente würde durch die Aufnahme von Beamten als Beitragszahlende kurzfristig finanziell entlastet, langfristig aber noch weiter belastet. Das Rentenniveau würde trotzdem sinken, wenn auch etwas langsamer. Die Beiträge würden spätestens in den 2070er Jahren noch höher ausfallen, als sie es im aktuellen Szenario tun werden. Und die Kosten für die öffentlichen Haushalte wären enorm.

Die Arbeitsministerin Bärbel Bas möchte Beamte in die Rentenkasse holen.

Trotzdem gäbe es laut den Wirtschaftsweisen einen Weg, die Versorgung der Beamten zu reformieren – und dadurch gerechter zu machen – der auch weniger Geld kosten würde. Die Idee: Beamte und Angestellte zahlen in unterschiedliche Rentenkassen ein, die aber denselben Grundregeln unterliegen. Dadurch müssten Angestellte nicht mit ihren Beiträgen für die (teils sehr hohen) Pensionen bezahlen, gleichzeitig wird aber der Unterschied zwischen Rente und Pension ausgebügelt, da die Beamten ihre Rente dann nach den gleichen Regeln bekämen, wie heutige Rentner.

Rente wie in Österreich: So hat das Nachbarland die Pension gerechter gemacht

Genau das hat Österreich im Jahr 2005 gemacht. Seitdem zahlen Beamte und Beamtinnen Beiträge in eine Rentenkasse ein, deren Ausgaben für die Versorgung der pensionierten Beamten verwendet werden (sog. Umlageverfahren). Dabei gab es lange Übergangsfristen für verschiedene Jahrgänge, die Reform dauert dadurch noch an. Aktuell liegt der Beitragssatz in Österreich bei 22,8 Prozent, wovon 12,55 Prozent der Arbeitgeber und 10,25 Prozent der Arbeitnehmer bezahlt.

Gleichzeitig wurde auch die Verbeamtung deutlich eingeschränkt, sodass nur noch ausgewählte Berufsgruppen überhaupt in Österreich den Beamtenstatus bekommen. Das sind im Wesentlichen die sogenannten hoheitlichen Berufe, also Justiz, Polizei und Verteidigung. Dadurch sinkt natürlich auch die Zahl der Pensionäre in Zukunft beträchtlich. Die Politikerpension wurde bereits 1997 gestrichen – im Nachbarland zahlen Politiker und Politikerinnen in dieselbe Rentenkasse wie Angestellte.

Rentner aufgepasst: Das sind die besten Länder für die Rente

Strand am Tayrona National Natural Park, Kolumbien.
Kolumbien hat es auf Platz 10 des Rankings von International Living geschafft. Das südamerikanische Land punktet demnach mit schönen Stränden und Natur, niedrigen Lebenshaltungskosten und einfachen Einreisebestimmungen. Allerdings sollten Auswanderungswillige auch die Sicherheitsrisiken dort beachten.  © robertharding/Imago
Mont-Saint-Michel in der Normandie: Unser Nachbarland hat nicht nur ein gutes Transport- und Gesundheitssystem, sondern auch schöne Städte und Natur zu bieten.
„Leben wie Gott in Frankreich“ ist nicht umsonst ein Sprichwort: Unser Nachbarland auf Platz 9 hat nicht nur ein gutes Transport- und Gesundheitssystem, sondern auch schöne Städte und Natur zu bieten. © robertharding/Imago
Die Insel Langkawi in Malaysia: Das südostasiatische Land ist im GRI-Ranking ein Newcomer.
Malaysia ist im GRI-Ranking ein Newcomer. Das multikulturelle südostasiatische Land bietet Auswanderungswilligen laut International Living große Gastfreundlichkeit, niedrige Lebenshaltungskosten und ein warmes tropisches Klima, das aber manchen Ruheständlern auch zu viel sein könnte. © Addictive Stock/Imago/Gabriel Trujillo
Thassos: Platz sieben im Ranking belegt Griechenland.
Platz sieben im Ranking belegt Griechenland. Das europäische Land überzeugt demnach nicht nur mit seiner Schönheit und dem milden Klima, sondern auch mit einem guten Gesundheitssystem und niedrigeren Lebenshaltungskosten. © robertharding/Imago/Frank Fell
Wandern am Illiniza Norte Volcano: Platz sechs belegt im Ranking des Magazins Ecuador – wohl auch wegen seiner Nähe zu den USA.
Platz sechs belegt im Ranking des Magazins Ecuador – wohl auch wegen seiner Nähe zu den USA. Das südamerikanische Land bietet ein mildes Klima, atemberaubende Natur und niedrige Lebenshaltungskosten. Doch wegen der aktuellen unruhigen politischen Situation rät das Magazin Auswanderungswilligen dazu, erstmal abzuwarten. © VWPics/ Matthew Williams-Ellis/Imago
Strand in Port de Soller, Mallorca: In einem Ranking über Ruhestandsparadiese darf natürlich Spanien nicht fehlen.
In einem Ranking über Ruhestandsparadiese darf natürlich Spanien nicht fehlen. Viele Sonnentage mit einem milden Klima gepaart mit einem guten Gesundheitssystem und einem großen kulturellen Angebot: Das südeuropäische Land auf Platz 5 erfreut sich schon länger bei auswanderungswilligen Senioren großer Beliebtheit. © Zoonar.com/Volker Rauch/Imago
Strand in Panama: Karibische Strände, mildes Klima und Steuervergünstigungen sprechen laut International Living für das zentralamerikanische Land.
Oh wie schön ist Panama: Karibische Strände, mildes Klima und Steuervergünstigungen sprechen laut International Living für das zentralamerikanische Land.  © Panthermedia/lesniewski/Imago
Strand in Tulum, Mexiko: Überzeugt haben International Living neben der Schönheit des Landes die niedrigen Lebenshaltungskosten
Auf dem Siegertreppchen im Ranking ist Mexiko mit Platz 3 gelandet. Überzeugt haben International Living neben der Schönheit des Landes die niedrigen Lebenshaltungskosten – auch im Gesundheits- und Immobilienbereich.  © Zoonar.com/Loes Kieboom/Imago
Machico in Madeira: Schon länger kein Geheimtipp mehr ist das schöne Portugal, das es im Ranking auf Platz 2 geschafft hat.
Schon länger kein Geheimtipp mehr ist das schöne Portugal, das es im Ranking auf Platz 2 geschafft hat. Rund 800.000 Auswanderer hat es mittlerweile nach Portugal gezogen, berichtet International Living. Das Land an der europäischen Atlantikküste punktet mit Sicherheit, guter Gesundheitsversorgung und einem milden Klima. © Zoonar.com/Mjucha/Imago
Strand in Costa Rica: Das Land gilt als „Schweiz Mittelamerikas“ – es ist sicher und stabil.
Auf Platz eins landet Costa Rica. Das Land gilt als „Schweiz Mittelamerikas“ – es ist sicher und stabil. Zudem überzeugen International Living die niedrigen Lebenshaltungskosten, schöne Natur und Strände sowie die „gute Lebensqualität“. Costa Rica bemüht sich zudem aktiv mit Steuervergünstigungen um Senioren. © YAY Images/xajnx 6025/Imago

Aus Sicht der Wirtschaftsweisen wäre dies eine Reform, die Gerechtigkeit schafft, ohne die Rentenversicherung zusätzlich zu belasten. Die Rentenerhöhung, die alle Rentner und Rentnerinnen zum 1. Juli eines Jahres bekommen, würde auch auf die Beamten in ihrer Kasse zutreffen und das Punktesystem könnte ebenfalls genau gleich ausgestaltet sein. Die Beiträge der einzahlenden Beamten würden nach Berechnungen der Wirtschaftsweisen ab den 2040er Jahren dazu beitragen, die Ausgaben der öffentlichen Haushalte für Pensionen zu dämpfen. Das ist der Zeitpunkt, ab dem die Ausgaben im aktuellen Szenario besonders steigen, da die Babyboomer in Rente gehen.

Beamte sind in Deutschland geschützt: Reform der Rente braucht viel politisches Geschick

Allerdings gibt es für eine solche Reform beträchtliche Hürden. So sind anders in Österreich in Deutschland die Beamtenansprüche verfassungsrechtlich geschützt und der Gesetzgeber kann nicht einfach streichen. Darüber hinaus muss eine Reform der Beamtenversorgung von Bund und Ländern gemeinsam beschlossen werden, da die Länder genauso als Arbeitgeber fungieren wie der Bund. Aus Sicht der Wirtschaftsweisen würde es sicher daher empfehlen, zuerst die Verbeamtungspolitik anzugehen, also: Nur noch hoheitliche Berufsgruppen zu verbeamten, um so die Ausgaben zu senken. Allerdings müssten auch dafür Bund, Länder und Kommunen im Gleichschritt agieren und gemeinsam einen Kurs beschließen.

Es ist also alles andere als einfach, Beamte und Beamtinnen einfach in die Rentenkasse aufzunehmen. Die Reform müsste klar durchdacht werden und lange Übergangsfristen beinhalten, damit niemand schlechtergestellt wird. Trotzdem kann es sich lohnen, das Thema anzugehen, um für mehr Gerechtigkeit zu sorgen. Schließlich bekommen Rentner und Rentnerinnen im Schnitt eine Rente von rund 1200 Euro brutto nach 45 Versicherungsjahren. Beamte bekommen ein Ruhegehalt von über 3000 Euro brutto – allerdings versteht sich die Pension als gesetzlicher Anteil plus Betriebsrente, während die gesetzliche Rente nur die erste Säule der Altersvorsorge sein soll, eine Betriebsrente sollten Arbeitnehmer hinzu abschließen.

Rubriklistenbild: © IMAGO / Lobeca

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