Rentenniveau
Rente unter Spannung: Wie viel Geld bekommen Rentner im Moment?
- VonMax Schäferschließen
Die Gespräche zwischen CDU und SPD über das Rentenniveau bestimmen maßgeblich, wie viel Rente die Deutschen im Alter erhalten. Doch wie hoch sind sie im Moment?
Berlin – Die Rente ist in Deutschland eine andauernde Debatte, besonders angesichts zunehmender Altersarmut. 1,2 Millionen Menschen waren Ende 2024 von der Grundsicherung im Alter abhängig. Die Frage der finanziellen Absicherung wird damit immer drängender. Jedoch ist das kein individuelles Thema, sondern auch Streitpunkt in der Politik. Konkret geht es um das Rentenniveau. Das ist mitentscheidend, wie hoch die Renten letztendlich sind.
In den letzten 20 Jahren ist das Rentenniveau auf 48 Prozent gefallen. Heißt: Die Standardrente abzüglich der Sozialbeiträge liegt bei 48 Prozent des durchschnittlichen Bruttoeinkommens von Beschäftigten in Deutschland. Diese Marke von 48 Prozent ist bis 2025 gesetzlich festgeschrieben worden. Die SPD drängt darauf, das Niveau bis 2039 zu garantieren.
Höhe der Standardrente hängt vom Rentenniveau ab – Das ist politisch unter Druck
Jedoch ist fraglich, ob das angesichts immer weniger Arbeitnehmer, die immer mehr Rentner finanzieren werden, politisch umgesetzt wird. Auch die CDU will das Niveau stabilisieren, allerdings versprechen die Christdemokraten im Wahlprogramm „ein durch wirtschaftliches Wachstum garantiertes stabiles Rentenniveau“.
Im Ergebnispapier der Arbeitsgruppe „Arbeit und Soziales“ der Koalitionsverhandlungen von Union und SPD zur Rente, das IPPEN.MEDIA vorliegt, bekunden die Parteien bisher die Absicht, das Niveau „sichern“ zu wollen. Je nachdem, wie die Gespräche von CDU, CSU und SPD weitergehen, könnten die Renten weiter fallen – und die Lebensverhältnisse von älteren Menschen noch prekärer werden.
Standardrente in Deutschland liegt bei 1769 Euro – ab Juli sind es mehr
Derzeit liegt die Standardrente in Deutschland bei rund 1769 Euro im Monat. Sie ist jedoch vielmehr ein Modell, das sich an der Beispielrechnung orientiert: Wer 45 Jahre lang – das gilt derzeit als der Standard der Beitragsjahre – exakt den Durchschnittslohn bekommen hat, hat 45 Entgeltpunkte gesammelt und kommt damit auf die Bruttostandardrente. Bei einem Wert von 39,32 Euro pro Punkt, sind das besagte 1769 Euro.
| Aktuelle Standardrente | 1769 Euro |
|---|---|
| Standardrente ab 1. Juli 2025 | 1835,55 Euro |
| Durchschnittliche Rente 2023 | 1102 Euro |
Durch die Rentenerhöhung zum 1. Juli 2025 steigt der Wert eines Rentenpunkts auf 40,79 Euro. Bei 45 Beitragsjahren kommen Rentner dann auf 1835,55 Euro – der neue Wert der Standardrente. Da die Renten an die Entwicklung der Löhne gekoppelt ist, dürfte die Standardrente weiter steigen. Laut Berechnungen könnte sie bis 2038 auf 2671 Euro betragen, wenn das Rentenniveau bei 48 Prozent bleibt.
Durchschnittliche Rente liegt deutlich unter dem Standardwert – nur 15 Prozent erreichen den Wert
Die wenigsten Rentner kommen jedoch in den Bereich der Standardrente. Nur 15 Prozent erreichten sie oder erhielten sogar mehr Geld. 32 Prozent der Renten lagen sogar unter 750 Euro im Monat. Mehr als die Hälfte aller Renten zudem unter dem Wert von 1200 Euro – und damit auch unter der Armutsgefährdungsgrenze von 1314 Euro im Monat bei Alleinlebenden.
Die durchschnittliche gesetzliche Rente laut Deutscher Rentenversicherung (DRV) dagegen bei 1102 Euro. Die Zahl ergibt sich aus dem Durchschnitt der Zahlbeträge aller Altersrenten.
| Rentenhöhe | Anteil der Rentenbezieher |
|---|---|
| Unter 750 Euro | 32 Prozent |
| 750 bis 1050 Euro | 16 Prozent |
| 1050 bis 1200 Euro | 9 Prozent |
| 1200 bis 1500 Euro | 16 Prozent |
| 1500 bis 1800 Euro | 13 Prozent |
| 1800 bis 2100 Euro | 7 Prozent |
| Über 2100 Euro | 10 Prozent |
Berechnung der durchschnittlichen Rente ist mit Tücken verbunden
Problematisch bei der Berechnung sind jedoch große Unterschiede bei der Berechnung. In den ostdeutschen Bundesländern lag die Durchschnittsrente etwa bei 1303 Euro, im Westen dagegen 1053 Euro. Hintergrund sind einerseits unterschiedliche Erwerbsbiografien wie die größere Erwerbsbeteiligung von Frauen im Osten. Aber im Osten werden laut Handelsblatt auch Zusatzversicherungen von angestellten Lehrern bei der Rente einberechnet, im Westen jedoch nicht.
Da die Rentenhöhe von der Lohnentwicklung abhängig ist, die gestiegen ist, sind auch die Durchschnittsrenten größer geworden. Vor 15 Jahren lagen sie bei 740 Euro im Monat. Auffällig ist, dass sich die Durchschnitts- der Standardrente immer weiter annähert. Hintergrund ist, dass mehr Rentner sich den 45 Beitragsjahren angenähert haben. Eine Rolle spielt dabei etwa die zunehmende Zahl von erwerbstätigen Frauen, und vor allem auch die Dauer ihrer Beschäftigung.
Bei der Rente gibt es nach wie vor Unterschiede zwischen Männern und Frauen
Zwischen Männern und Frauen gibt es bei der Rente zwar weiterhin große Unterschiede. Männer lagen laut DRV bei 1431 Euro im Schnitt, Frauen bei 930 Euro. So sind Frauen nach wie vor weiterhin stärker von Altersarmut betroffen. Die Unterschiede sind dabei im Westen mit 586 Euro höher als im Osten, wo es nur 200 Euro sind.
Grund dafür sind Gehaltsunterschiede. Männer haben pro Jahr über 40 Prozent mehr Beiträge eingezahlt. Auch bei der Zahl der Beitragsjahre gibt es Differenzen. Durchschnittlich zahlen Frauen 332,6 Jahre in die Rentenkasse ein, bei den Männern sind es 41,6 Jahre.
Vor allem in den westlichen Bundesländern haben Frauen häufig nach der Geburt der Kinder aufgehört, ihrer Lohnarbeit nachzugehen, und sich auf die Sorgearbeit fokussiert. Die umgangssprachliche Mütterrente, die für Erziehungszeiten Rentenpunkte garantiert, fängt diese Ungleichheit nur bedingt auf.
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