Rente mit 74?
Rente im Vergleich: Deutsche müssen besonders lange ran
- VonMax Schäferschließen
Beschäftigte in Deutschland sind im Vergleich zur EU gezwungen, relativ lange zu arbeiten. Aber auch andere Nationen passen sich an die Alterung ihrer Bevölkerung an.
Frankfurt – Die Rente bleibt ein Dauerthema in Deutschland. Zentrales Problem ist das Ungleichgewicht zwischen den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und den Menschen im Ruhestand. Das System geht damit auf Dauer auf Kosten von jungen Menschen, so die Kritik. Die Sachverständigen für Wirtschaft fordern deshalb etwa die Anpassung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung. Auch die umgangssprachliche abschlagsfreie Rente mit 63 soll fallen. Ein früherer Ruhestand würde damit mit einer geringeren Rente bestraft.
Rentenalter steigt bis 67: Deutsche arbeiten im EU-Vergleich relativ lang bis zur Rente
Dabei steigt die Regelaltersgrenze bei der Rente derzeit bereits schrittweise auf 67 Jahre. Das entsprechende Gesetz ist bereits 2007 verabschiedet worden. Tatsächlich trifft es jedoch erst den Jahrgang 1964, der regulär erst ab 67 in Rente darf – ohne Abschläge in Kauf nehmen zu müssen. Auch die Rente mit 63, die eigentlich die Rente für besonders langjährig Versicherte heißt, ab 45 Beitragsjahren ist dann erst im Alter von 65 Jahren möglich. So viel zum derzeitigen Stand in Deutschland.
Ein Blick in andere Länder zeigt: Die Rente beginnt in Deutschland im Vergleich erst relativ spät. Das ging 2022 aus einem Vergleich von OECD-Ländern hervor. Im EU-Vergleich müssen Deutsche mit am längsten arbeiten. Zu diesem Zeitpunkt war das bis ins Alter von etwa 66 Jahren. In den Niederlanden und Dänemark waren es mit 67 Jahren knapp mehr. Dabei sind die Regelaltersgrenzen in vielen Ländern bereits jetzt höher, doch der durchschnittliche tatsächliche Rentenbeginn ist häufig früher.
| Land | Gesetzliches Renteneintrittsalter |
|---|---|
| Italien | 67 |
| Dänemark | 67 |
| Niederlande | 67 |
| Deutschland | 66 Jahre und sechs Monate, ab 2031 67 |
| Irland | 66 |
| Österreich | 65 |
| Frankreich | 64 |
| Schweden | ab 63 |
| Griechenland | 62 |
| Luxemburg | 62 |
In welchen Ländern Beschäftigte früher in Rente gehen
Früher in Rente gehen etwa Beschäftigte in Österreich. Hier erfolgt der Eintritt für Männer im Alter von 65 Jahren, für Frauen mit 61. Hier soll das Alter jedoch schrittweise angeglichen werden. In Frankreich und Italien ist es mit 64 Jahren, in Griechenland und Luxemburg mit 62 Jahren. Doch auch in den anderen Ländern stehen die Rentensysteme aufgrund der Alterung der Gesellschaft unter Druck. Dementsprechend gibt es auch dort Reformen.
Ein Beispiel ist etwa Frankreich, wo das Rentenalter nach der umstrittenen Reform auf 64 Jahre erhöht worden ist. Die vollen Bezüge gibt es jedoch nur für Beschäftigte, die 43 Jahre ins System eingezahlt haben. Wer das nicht schafft, muss nun auch bis 67 Jahre arbeiten, berichtet Tagesschau.de.
EU-Länder erhöhen Regelaltersgrenze – Dänemark hat die Rente an das Durchschnittsalter gekoppelt
Auch in Italien arbeitet die Regierung daran, Schlupflöcher zu schließen, die einen früheren Ruhestand ermöglichen. Denn auch dort liegt der Rentenbeginn gesetzlich bei 67 Jahren, doch es gibt Ausnahmeregeln. Berufsanfängern droht die Rente mit 71. Die Rente macht bisher den größten Teil der Staatsausgaben aus.
Dänemark hat dagegen das Rentenalter bereits an die Bevölkerungsentwicklung angepasst. Es steigt im selben Maß, wie auch das Durchschnittsalter der Bevölkerung steigt. 2040 soll es bei 70 Jahren liegen. Wer heute 25 Jahre alt ist, muss bis 74 arbeiten, wenn die Lebenserwartung weiterhin so steigt, wie derzeit.
Schweden hat flexiblen Rentenbeginn
Kein festes Renteneintrittsalter gibt es dagegen in Schweden. Frühestmöglicher Beginn ist mit 63 Jahren. Die Höhe steigt dabei mit dem späteren Ruhestand – neben dem Einkommen. Wie etwa in Österreich auch, zahlen in Schweden auch Beamte und Selbstständige in die Rente ein. Neben einem umlagefinanzierten System der staatlichen Rente gibt es dort die sogenannte Prämienrente, in die 2,5 Prozent des Einkommens fließen. Diese wird in Aktien angelegt.
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