Folgen der Sanktionen

Putins Plan versagt: „Schleichende Krise“ trifft Russlands Wirtschaft

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Zum Fiasko verurteilt: Putins Wirtschaftskonzept für Russland wird nicht erfolgreich sein. Eine hohe Preissteigerung und eine „Überhitzung“ der Wirtschaft sind nur der Beginn.

Moskau – Hat Russlands Präsident Wladimir Putin die Folgen des Ukraine-Kriegs unterschätzt? Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine setzt der russische Präsident auf kriegsbedingten Wachstum der russischen Wirtschaft. Doch wenn Putin seine Kriegswirtschaft fortführt, wird er dem Land und sich selbst schaden. Bereits jetzt schlagen Experten Alarm, weil die Aussichten für die russische Wirtschaft düster sein werden.

Russlands Wirtschaft kämpft mit Folgen des Ukraine-Kriegs: steigende Inflation und Sanktionen

Derzeit kämpft Putin mit einem der hartnäckigsten Probleme: eine hohe und steigende Inflation in Russland. Um die Inflation zu dämmen, will die russische Zentralbank noch im Juli 2024 die Zinsen um 200 Basispunkte auf 18 Prozent erhöhen. Das Problem: Eine Erhöhung der Zinssätze zur Dämpfung der Inflation könnte dazu führen, dass die Kreditnehmer nicht mehr in der Lage sind, ihre Schulden zu begleichen, argumentiert die russische Denkfabrik Center for Macroeconomic Analysis and Short-Term Forecasting (CMASF).

Dies könnte dazu führen, dass kleine Kredite überfällig werden und große Kredite umgeschuldet werden, was zu einer „schleichenden Krise“ in der Wirtschaft führen würde. Die Denkfabrik sieht laut Newsweek zudem Anzeichen für eine „künftige Abkühlung“ der Wirtschaft.

Russische Zentralbank muss Leitzinsen anheben – Folgen für Putin und Russlands Wirtschaft

Putin versucht den Westen erneut auszutricksen.

Experten rechneten bereits damit, dass die Inflation in Russland voraussichtlich bis Ende 2024 deutlich über dem Ziel von vier Prozent liegen wird. „Da es keine eindeutigen Anzeichen für eine Verlangsamung der Inflation gibt, ist die Zentralbank gezwungen, einen straffen Kurs beizubehalten“, so die Analysten von BCS World of Investments, zitiert von Reuters Anfang Juli 2024.

Am 4. Juli 2024 signalisierte die russische Zentralbank zudem laut Newsweek in einem Telegram-Post, dass sie möglicherweise weitere Maßnahmen ergreifen muss, da sich „pro-inflationäre Risiken materialisiert haben“. Die russische Statistikbehörde Rosstat gab bereits Mitte Juni 2024 bekannt, dass die Inflationsrate im Mai 2024 bei 8,3 Prozent auf Jahresbasis lag, dem höchsten Wert seit Februar 2023.

Russlands Wirtschaft will Inflation eindämmen – Putin schaut weg

Zweifellos ist die hohe Inflation in Russland eine Folge des Ukraine-Kriegs. Auch die Sanktionen schwächen Russlands Wirtschaft deutlich. „Die massiven kriegsbedingten Ausgaben, die höheren Kosten für Importe und der angespannte Arbeitsmarkt bedeuten, dass die Inflation in Russland hoch bleiben wird, was die Zentralbank zwingt, die Zinssätze auf einem hohen Niveau zu halten“, heißt es in einem Beitrag des Europäischen Auswärtigen Dienstes im April 2024. Putins Plan für Russlands Wirtschaft ging also offenbar nach hinten los.

Für das Jahr will Putin sogar die Militärausgaben noch weiter ankurbeln, nachdem sie bereits im Jahr 2023 schon einen Rekordwert erreicht hatten. Bloomberg erklärte im Jahr 2023, dass Russlands Haushaltsbudget für 2024 massive Investitionen im Bereich militärische Ausgaben vorsieht. Demnach plant die Kreml-Regierung, den Rüstungsbereich auf einen Wert von sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zu zusteuern.

Sorge vor „Überhitzung“ der russischen Wirtschaft nagt an Putins Top-Ökonomen

Angesichts der hohen Inflation sollte sich Putin allerdings überlegen, ob er die Kriegsausgaben weiter erhöhen und den Wachstum der russischen Wirtschaft noch abhängiger vom Ukraine-Krieg machen will. Laut dem russischen, unabhängigen Online-Medium The Bell erkennen nun selbst Top-Ökonomen eine „Überhitzung der russischen Wirtschaft“ als Tatsache an.

Elvira Nabiullina, die Chefin der russischen Zentralbank, hatte bereits im Jahr 2023 vor Anzeichen einer Überhitzung der russischen Wirtschaft gewarnt. Damals erhöhte die Zentralbank ihren Leitzins von 15 Prozent auf 16 Prozent, um die Inflation zu dämpfen. „Eine hartnäckig hohe Inflation ist ein Beweis dafür, dass die Wirtschaft von ihrem Potenzial abgewichen ist und es ihr an Kapazitäten fehlt, um die steigende Nachfrage zu befriedigen“, sagte Nabiullina. (bohy)

Rubriklistenbild: © Alexei Druzhinin/dpa