Spionageverdacht

Nach Panne in der Ostsee: Nato-Staat soll Öltanker festsetzen – und gründlich prüfen

  • VonMax Schäfer
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Der Zoll untersucht die Herkunft des an Bord der Eventin befindlichen Öls, das angeblich zur russischen 'Schattenflotte' gehört. Es gibt Aufrufe zur Beschlagnahmung des Schiffes aufgrund von Sabotagerisiken.

Sassnitz auf Rügen – Der Öltanker Eventin ist am Freitag, 10. Januar, vor Rügen havariert und nicht mehr fahrbereit. Nun läuft die Hauptmaschine des mutmaßlichen Schattenflottenschiffes wieder und der Kapitän hat um die Erlaubnis zum Auslaufen gebeten. Trotzdem darf das Schiff nicht weiterfahren. Grund ist eine Anweisung der deutschen Behörden. Bis dahin liegt das Schiff vor Anker – zwei Hochseeschlepper sollen jedoch noch in der Nähe bleiben.

Mutmaßlicher russischer Schattenflotten-Tanker Eventin: Zoll prüft möglichen Verstoß gegen Öl-Embargo

Derzeit laufen gleich mehrere Untersuchungen des Schiffes. Zum einen soll die technische Fahrbereitschaft der Eventin geprüft werden. Dazu fand laut Bundesverkehrsministerium eine Besichtigung durch die Klassifikationsgesellschaft Det Norske Veritas (DNV) – eine Art Tüv für Schiffe – an Bord statt. „Bis zur Auswertung der durch die Eventin zu übermittelnden Unterlagen hat die Dienststelle Schiffssicherheit ein vorläufiges Weiterfahrverbot erlassen“, hieß es aus dem Bundesverkehrsministerium.

Auch der Zoll prüft das mit 99.000 Tonnen Öl beladene Schiff. Laut Tagesschau.de wurden unter anderem Begleitpapiere untersucht. Diese könnten Hinweise geben, woher das geladene Öl stammt. Zur Untersuchung des Öls seien Proben genommen worden. Die Eventin soll zur russischen Schattenflotte gehören, mit der das Putin-Regime westliche Sanktionen wie das Öl-Embargo der EU umgehen will. Offiziell fährt es unter der Flagge von Panama. Zur Unterstützung des Zolls liegt ein Schiff der Bundespolizei in der Nähe des Tankers.

Wegen Spionage- und Sabotageverdacht: Forderungen nach Festsetzung von Schattenflotten-Tanker

Zusätzlich zu den Untersuchungen gibt es Forderungen, die Eventin durch deutsche Behörden festzusetzen und gründlich zu untersuchen. Mehrere Gründe sprechen laut Moritz Brake, Experte für maritime Sicherheit beim Beratungsunternehmen Nexmaris, dafür: darunter die nationale Sicherheit, etwa der Spionage- und Sabotageverdacht. Ein weiteres mutmaßlich zu Putins Schattenflotte gehörende Schiff, der Tanker Eagle S, hatte Ende 2024 ein Unterseekabel zwischen Finnland und Estland beschädigt. Der Öltanker war aus Russland gekommen.

Auch die Verantwortung für den Umweltschutz, die Sicherheit der Seeleute an Bord und die Schifffahrt der Region sprechen laut Brake für ein Festsetzen des Öltankers. Es sei laut Seerecht „geboten“, die Eventin „auf Herz und Nieren zu prüfen“, erklärte der Experte Tagesschau.de. Die Eventin findet sich auf einer Liste der Umweltschutzorganisation Greenpeace mit Schiffen der Schattenflotte. Dort finden sich Vermerke bei „AIS-auffällig“ (Automatic Identification System, auf Deutsch: Automatisches Identifikationssystem) und „Mängel“.

Ostsee-Anrainer wollen Mission „Baltic Sentry“ starten

Am Dienstag, 14. Januar, hatten sich die Ostsee-Anrainerstaaten bei einer Konferenz in Helsinki auf eine Erhöhung der Sicherheit in der Ostsee geeinigt. Die Mission „Baltic Sentry“ soll laut Nato-Generalsekretär Mark Rutte feindliche Aktivitäten mit Kriegsschiffen, U-Booten, Aufklärungsflugzeugen, Satelliten und Drohnen abschrecken. Die Koordination des deutschen Teils läuft von Rostock aus. (ms/dpa)

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