„Öl-Unfall wäre Katastrophe“:
Putin bedroht Ostsee mit einer der gefährlichsten Schrotttanker – Schiff wird nun verlegt
VonBona Hyunschließen
Putin entsendet für seine Öl-Operationen immer mehr seiner ramponierten Schattentanker. Sie sind auch eine Gefahr für deutsche Gewässer. Für das Schiff Eventin gibt es nun einen Plan.
Update vom 13. Januar 2025, 13.47 Uhr: Noch halten Schlepper den havarierten Tanker Eventin nördlich von Rügen in Position. Nun gibt es einen Plan für das weitere Vorgehen: Der manövrierunfähige Tanker Eventin soll wahrscheinlich gegen Abend in Richtung Skagen an der Nordspitze Dänemarks geschleppt werden und damit die Ostsee verlassen. Das teilte das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Ostsee mit.
Erstmeldung vom 13. Januar 2025: Rügen – Für Russlands Wirtschaft ist es ein Geldbringer, für deutsche Küsten stellt es eine Umweltgefahr dar: die Schattenflotte von Wladimir Putin. Der jüngste Vorfall des manövrierunfähigen Öltankers „Eventin“, der von der Umweltorganisation Greenpeace Russlands Schattenflotte zugeordnet wird, verdeutlicht erneut den Ernst der Lage für deutsche Gewässer. „Ein Ölunfall in der Ostsee wäre eine Katastrophe“, sagte Thilo Maack, Meeresbiologe bei Greenpeace.
Putins Schattenflotte gefährden deutsche Gewässer – Greenpeace warnt
„Jeden Tag fahren schrottreife Tanker von den russischen Ölhäfen Primorsk und Ust-Luga Richtung Südwesten.“ Das jüngste Sanktionspaket der EU sei zwar ein wichtiger Schritt, reiche aber längst nicht, um die Ostsee zu schützen. „Wir fordern die EU auf, auf Basis der Greenpeace-Liste der gefährlichsten Öltanker weitere, dringend notwendige Sanktionen zu beschließen“, sagte Maack.
Die Eventin stehe auf einer Liste der von Greenpeace identifizierten 192 gefährlichsten Rohöltankern. Sie trieb laut Havariekommando seit der Nacht zu Freitag (10. Januar) nach einem kompletten Stromausfall an Bord, einem sogenannten Blackout, manövrierunfähig in der Ostsee nördlich von Rügen.
Am Freitagnachmittag gelang es, den Tanker mit einem Notfallschlepper zu verbinden, der ihn an seiner Position hielt. Ein Sturm machte die Lage komplizierter. Ein Expertenteam war den Angaben nach rund drei Stunden im Einsatz, damit die Last des Schiffes mit rund 100.000 Tonnen Öl an Bord gleichmäßig auf die Schlepper verteilt wird. Ob, wann und auf welche Weise der Tanker in einen Hafen geschleppt werden kann, war zunächst unklar. Ein Sensorflugzeug überflog am Freitag das Gebiet. Öl-Verschmutzungen seien dabei nicht festgestellt worden, hieß es.
Marode Schattenflotten sollen Öl für Russlands Wirtschaft transportieren
Die Eventin war von Ust Luga in Russland nach Port Said in Ägypten unterwegs. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) warf Russland vor, mit seiner Schattenflotte schwere Umweltschäden in Kauf zu nehmen und zugleich den Tourismus zu gefährden. „Mit dem ruchlosen Einsatz einer Flotte von rostigen Tankern umgeht Putin nicht nur die Sanktionen, sondern nimmt auch billigend in Kauf, dass der Tourismus an der Ostsee zum Erliegen kommt – sei es im Baltikum, in Polen oder bei uns“, sagte die Grünen-Politikerin und bezog sich damit auf den russischen Präsidenten.
„In der Vergangenheit ist die Eventin bereits mehrfach negativ aufgefallen. Das Schiff absolvierte besonders gefährliche Schiff-zu-Schiff-Transporte von Öl und es wurden technische Mängel registriert“, sagte Maack. Das beschreibt auch das grundlegende Problem der maroden Schattentanker: Viele der Geisterschiffe sind alt und fahren oft unter Flaggen von Ländern, die keine strengen Schifffahrtsvorschriften haben.
Europa schlägt Alarm wegen Putins Schattenflotte: „Unfallrisiko“
Aufgrund des kritischen Zustandes der Schiffe kann es zu schweren Unfällen kommen – die Financial Times hatte im Oktober 2024 über Vorfälle von Schattentankern berichtet, die mit Russland in Zusammenhang gebracht werden können. „Die Schwachstelle im Rechtsrahmen und die dramatisch gewachsene Rolle von Schattentankern im russischen Ölhandel bedeuten, dass eine größere Umweltkatastrophe nur eine Frage der Zeit ist“, warnte die Kyiv School of Economics.
Auch der finnische Grenzschutz hatte im April 2024 angesichts der russischen Flotten, die trotz Sanktionen russisches Öl durch die Ostsee transportieren, vor dem Risiko einer Ölpest gewarnt. Es bestehe „ein erhöhtes Unfallrisiko mit Folgen für die Umwelt“, sagte der Leiter der Abteilung für maritime Sicherheit, Mikko Simola. Die Zahl der Tankerfahrten in dem Gebiet sei „ungefähr gleich hoch oder sogar höher als vor dem russischen Angriff auf die Ukraine“, erklärte der finnische Grenzschutz. (bohy mit Material der dpa)
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