Preise steigen an

Neue Krise? Israel legt ein Gasfeld still – mit direkten Folgen für Europa

  • Victoria Krumbeck
    VonVictoria Krumbeck
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Eine israelische Gasplattform wurde geschlossen. Die Gaspreise sind um fast 30 Prozent gestiegen. Folgen für europäische Gaslieferungen sind möglich.

Tel Aviv/München – Seit dem Wochenende ist der Konflikt im Nahen Osten eskaliert. Die islamistische Terrororganisation Hamas attackierte am Samstag (7. Oktober) Israel mit Raketen. Es wurde mit Gegenangriffen geantwortet. Seitdem bieten sich beide Seiten einen brutalen Kampf mit vielen Toten und Verletzten. Aufgrund der Sicherheitsbedenken hat Israel den Energiekonzern Chevron angewiesen, ein großes Gasfeld im Mittelmeer stillzulegen. Auf dem Markt macht sich die Abschaltung bemerkbar. Innerhalb eines Tages stieg der Gaspreis um fast 30 Prozent an.

Krieg im Nahen Osten: Israel legt Gasfeld still – Gaspreise steigen

Das israelische Energieministerium hatte Chevron gebeten, den Erdgasexport über eine Unterwasserpipeline zwischen Israel und Ägypten zu stoppen, wie Bloomberg berichtete. Die Tamar-Offshore-Gasplattform liegt etwa 20 Kilometer vom Gazastreifen entfernt. Nicht betroffen sei die Gaslieferung durch die Leviathan-Plattform, einem weiteren Gasfeld vor der Küste Israels. Die Schließung beeinflusste den europäischen Erdgasmarkt.

Luftaufnahme der Tamar-Offshore-Gasplattform. Israel hat die Anlage aus Sicherheitsgründen stillgelegt (Archivbild).

Am Dienstag (10. Oktober) kletterten die Preise der richtungweisenden Terminkontrakt TTF zur Auslieferung in einem Monat an der Börse in Amsterdam auf bis zu 49,80 Euro je Megawattstunde (MWh), wie die Deutsche Presse-Agentur schrieb. Somit stieg der Preis am Montag und Dienstag um mehr als 28 Prozent. Zudem sorgen sich die Analysten auch um die Ölpreise. In der Vergangenheit hatte ein Krieg im Nahen Osten einen Ölpreisschock verursacht.

Krieg in Israel: Sorge um Gaslieferungen nach Europa

Die Schließung reduzierte die Gaslieferungen von Israel nach Ägypten bereits um 20 Prozent, wie Bloomberg weiter berichtete. Gasexporte sind in den letzten zwei Jahrzehnten für Israel immer wichtiger geworden. Laut dem Magazin kündigte Israel im August an, mehr Gas nach Ägypten zu exportieren, um die Beziehungen zwischen den beiden Staaten zu stärken. Von Ägypten wird ein Teil der Lieferungen weiter nach Europa geleitet. Die Stilllegung des Feldes könnte Verzögerungen bei den westlichen Gaslieferungen auslösen.

Durch den Ukraine-Krieg haben die EU-Staaten neue Partner für Erdgas-Lieferungen gesucht, um sich von russischem Gas unabhängig zu machen. Im Sommer 2022 hatten die EU, Israel und Ägypten ein Erdgas-Abkommen unterzeichnet. Dieses sollte Exporte von israelischem Gas nach Europa ermöglicht. Chevron hatte erst kürzlich angekündigt, die israelischen Gasplattformen zu erweitern und zu optimieren, um sich einen Wettbewerbsvorteil in der Region zu verschaffen.

Steigende Gaspreise: Krieg in Israel und Sabotage in der Ostsee

Sollte Chevron den Zugang zu Verflüssigungsanlagen in Ägypten verlieren oder Israels Erdgas nicht an die Nachbarstaaten liefern können, hätte dies Auswirkungen auf die Investitionen in der Region, erklärte Jim Krane, Energiespezialist am Baker Institute for Public Policy der Rice University in Houston, dem Wall Street Journal. „Im Moment haben wir keine Ahnung, wohin dieser Konflikt führen wird“, so Krane. „Das würde etwas Umsicht und eine Investitionspause erfordern.“ Auch die Bemühungen, die Exporte von Ägypten nach Europa auszuweiten, würden durch das Stilllegen der Tamar-Platform gebremst. Der Konzern wollte seine Lieferungen nach Europa in den kommen Monaten erhöhen.

Für den erhöhten Gaspreis wird neben dem Krieg in Israel auch eine defekte Gaspipeline zwischen Finnland und Estland verantwortlich gemacht. In der Nacht zum Sonntag sei der Druck in der Gaspipeline Balticconnector gesunken. Die Gaszufuhr ist seit dem unterbrochen worden, wie die Betreibergesellschaften Elering (Estland) und Gasgrid (Finnland) mitteilten. Es wird vermutet, dass die Schäden durch äußere Aktivitäten verursacht wurden. (vk)

Rubriklistenbild: © Albatross Aerial Photgraphy/dpa

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