Ölpreise steigen

Krieg in Israel: Die Angst vor einer neuen Ölkrise greift um sich

  • Amy Walker
    VonAmy Walker
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Der Angriff der Hamas auf Israel schockt die Welt – und die Märkte. Schon einmal hat ein Nahost-Krieg zu einem Ölpreisschock auf der Welt geführt. Steuern wir auf eine neue Krise zu?

Tel Aviv – Wenige Tage nach dem überraschenden Terrorangriff der radikalislamistischen Hamas auf Gebiete in Israel haben die israelischen Streitkräfte die Kontrolle größtenteils wiedererlangt. Doch es bleibt unübersichtlich: Im Gazastreifen befinden sich israelische Geiseln, es hat eine Total-Blockade des palästinensischen Gebiets begonnen. Wie es weitergeht, bleibt unklar. Und genau das wird für die internationalen Ölpreise eine Rolle spielen. Schon einmal hat ein Krieg im Nahen Osten zu einer Ölkrise geführt.

Ölpreiskrise nach dem Jom-Kippur-Krieg 1973

Der schwere Angriff der islamistischen Hamas auf Israel hatte die Ölpreise am Montag in die Höhe schnellen lassen. Die Lage im Nahen Osten bleibt auch am Dienstag sehr angespannt. Mittlerweile mehren sich Anzeichen für eine bevorstehende Bodenoffensive Israels im Gazastreifen.

Zwar spielt Israel für die weltweite Ölversorgung nur eine begrenzte Rolle, doch droht der Konflikt sowohl die USA als auch den Iran zu verwickeln. Jede Vergeltungsmaßnahme gegen die Regierung in Teheran, die die Hamas unterstützt, könnte die Durchfahrt von Schiffen durch die Straße von Hormus gefährden. Diese ist eine wichtige Verbindung, durch die ein Großteil des weltweiten Rohöls transportiert wird und mit deren Schließung die iranische Regierung zuvor gedroht hatte. Der Iran bestritt, an dem Angriff beteiligt zu sein.

Rauch steigt nach einem israelischen Luftangriff in Gaza-Stadt auf.

Die Terrorangriffe vom Samstag erinnern an den Beginn des Jom-Kippur-Kriegs vor ziemlich genau 50 Jahren. Am 6. Oktober 1973 überfielen damals syrische und ägyptische Armeen – aufgerüstet von der Sowjetunion – Israel. Mit der Unterstützung der USA gelang es Israel, den Krieg zu gewinnen. Doch der Zusammenschluss der größten Erdölförderländer, die OPEC, bestand (und tut es immer noch) hauptsächlich aus arabischen Staaten, die der Unterstützung des Westens für Israel widersprachen. Damit beschlossen die OPEC-Staaten, die Erdölförderung zu drosseln, um die steigenden Preise als politisches Druckmittel gegen den Westen zu verwenden.

Am 17. Oktober 1973 stiegen die Ölpreise um rund 70 Prozent auf 5 Dollar pro Barrel. Über das nächste Jahr erreichte der Ölpreis einen Rekordstand von 12 Dollar pro Barrel. Für die Industriestaaten führte das zu Rezessionen.

Neuer „Ölpreisschock“ würde deutsche Wirtschaft weiter belasten

In die Geschichte ging diese Zeit als „Ölpreisschock“ ein. In Deutschland wurden Fahrverbote und Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Autobahnen erlassen, um Öl zu sparen. Ende 1973 entspannte sich die Lage im Nahen Osten zwar wieder – doch die Folgen des Ölpreisschocks hinterließen tiefe Spuren. Die Zeit des Wirtschaftsbooms kam in Deutschland damit zum abrupten Ende.

Genau vor solch einer Situation fürchten sich nun auch wieder Ökonomen. Noch immer kontrollieren die OPEC-Staaten gut 55 Prozent der Erdölproduktion. Und auch wenn die Abhängigkeit von Öl sich hierzulande spätestens seit vergangenem Jahr reduziert hat – ein plötzlicher Preisschock würde die sowieso schon geschwächte Wirtschaft hart treffen. Ein deutlicher Sprung der Ölpreise würde die Inflation wieder antreiben, die Zentralbanken müssten erneut die Leitzinsen anheben, um sie zu bekämpfen.

Doch es ist nicht klar, ob die arabischen Länder so handeln werden wie 1973. Es sind immerhin 50 Jahre vergangen und jedes einzelne Land verfolgt auch eigene Interessen. Wie die OPEC-Staaten nun reagieren werden, bleibt noch abzuwarten.

Rubriklistenbild: © picture alliance/dpa/AP | Fatima Shbair