Erstaunliche Ursachen

Steigende Altersarmut: Warum die Zahl der Rentner in Grundsicherung wächst

  • Ulrike Hagen
    VonUlrike Hagen
    schließen

Immer mehr Menschen sind im Alter auf Grundsicherung angewiesen. Für den Anstieg der Zahlen sind vor allem zwei Gründe verantwortlich, berichtet die Deutsche Rentenversicherung.

Frankfurt – Die Zahl der Rentnerinnen und Rentner, die in Deutschland auf die Grundsicherung im Alter angewiesen sind, ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt erhielten Ende 2023 knapp 690.000 – 56,9 Prozent der Empfängerinnen und Empfänger – die sogenannte Grundsicherung im Alter. Ein neuer Rekordwert. Doch was steckt hinter diesem Anstieg? Die Deutsche Rentenversicherung liefert erstaunliche Erklärungen.

Gesamtheit der 16 Träger der gesetzlichen Rentenversicherung gemäß Sozialgesetzbuch (SGB):Deutsche Rentenversicherung (DRV)
Gründung:\t1. Oktober 2005
Versicherte:57,972 (Stand: 31.12.2022)
Mitarbeiter:\t62.400 (Stand: 30. Juni 2024)

Immer mehr Rentner auf Grundsicherung angewiesen – die Gründe für den Anstieg

Immer mehr Seniorinnen und Senioren können ihren Lebensunterhalt nicht aus eigenen Kräften bestreiten und sind auf den Bezug von Sozialleistungen des Staates angewiesen, wobei Renten Beziehende und Erwerbsgeminderte deutlich schlechter als Bürgergeld Beziehende gestellt sind.

Ende 2023 erhielten rund 16,4 Millionen Menschen in Deutschland im regulären Rentenalter eine Altersrente aus der gesetzlichen Rentenversicherung. Darunter waren knapp 469.000 Personen, die zusätzlich auf staatliche Grundsicherungsleistungen angewiesen waren. Dies entspricht einer Grundsicherungsquote von 2,9 Prozent, so die Deutsche Rentenversicherung.

Immer mehr Menschen sind im Alter auf Grundsicherung angewiesen. Für den Anstieg der Zahlen sind vor allem zwei Gründe verantwortlich, berichtet die Deutsche Rentenversicherung.

Zahl der Rentner in Grundsicherung gestiegen: Mehr Anspruchsberechtigte durch höheren Freibetrag

Der Hauptgrund für den Anstieg sei das sogenannte „Grundrentengesetz“, das seit Januar 2021 gilt. Dieses Gesetz sieht vor, dass Rentnerinnen und Rentner mit mindestens 33 Jahren an sogenannten Grundrentenzeiten von einem zusätzlichen Freibetrag profitieren können. Dieser Freibetrag sorgt dafür, dass ein Teil ihrer gesetzlichen Rente bei der Berechnung der Grundsicherung nicht angerechnet wird. Dadurch können auch Menschen, die bislang knapp über der Anspruchsgrenze lagen, Leistungen der Grundsicherung beantragen.

Der Freibetrag ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen – von bis zu 223 Euro im Jahr 2021 auf 281,50 Euro im Jahr 2024. Diese Regelung habe dazu geführt, dass mehr Rentnerinnen und Rentner Anspruch auf die Grundsicherung haben.

Der große Renten-Ratgeber

Laden Sie sich HIER unseren Renten-Ratgeber kostenlos herunter. Darin enthalten sind wertvolle Tipps zur Altersvorsorge und alle wichtigen Informationen, die Sie über die Renten wissen sollten.

Grundsicherung im Alter: Rund ein Drittel im Rentenalter ohne gesetzliche Rente

„Neben denjenigen, die eine Altersrente aus der gesetzlichen Rentenversicherung beziehen und Sozialleistungen beziehen, gibt es auch viele Seniorinnen und Senioren, die keine Rente erhalten und damit ausschließlich auf die Grundsicherung angewiesen sind“, berichtet eine DRV-Sprecherin auf Nachfrage. Dieses erkläre die unterschiedlichen Zahlen von Statistischem Bundesamt und der Rentenversicherung,

Gut ein Drittel, nämlich rund 221.000 Menschen der knapp 690.000 Grundsicherungsbeziehenden im Rentenalter, erhielten demnach Ende 2023 die Sozialleistungen im Alter, ohne eine Rente aus der gesetzlichen Rentenversicherung zu beziehen. 

Die zehn besten Tipps, um früher in Rente zu gehen

Symbolfoto. Eine Frau und ein Mann sitzen zusammen an einem Tisch mit einem Tablet und unterhalten sich.
Früher in den Ruhestand zu starten, ist für viele Menschen ein großer Wunsch. Mit einer durchdachten Planung und cleverer Nutzung von gesetzlichen und betrieblichen Möglichkeiten lässt sich dieser Traum oft verwirklichen. Hier sind die zehn besten Tipps, wie Sie Ihren Ruhestand vorziehen können. © Juliane Sonntag/Imago
Rente mit 63 ohne Abschläge
Rente mit 63 ohne Abschläge: Wenn Sie 45 Versicherungsjahre vorweisen können, dürfen Sie laut Deutsche-rentenversicherung.de mit 63 Jahren abschlagsfrei in Rente gehen. Das Rentenalter hierfür ist allerdings abhängig vom Geburtsjahr: Für den Jahrgang 1959 liegt es beispielsweise bei 64 Jahren und 2 Monaten (Stand: 2023). Planen Sie also frühzeitig, wie Sie die 45 Jahre erreichen, denn diese Regelung kann Ihnen einen sorgenfreien finanziellen Start in den Ruhestand ermöglichen. © Aida López/Imago
Rente mit 63 mit Abschlägen
Rente mit 63 mit Abschlägen: Auch mit 35 Versicherungsjahren ist ein früher Renteneintritt möglich, jedoch mit Abschlägen. Für jeden Monat vor dem regulären Renteneintrittsalter werden 0,3 % Ihrer Rente abgezogen – maximal bis zu 14,4 %. Diese Kürzungen gelten dauerhaft, weshalb eine genaue Kalkulation essenziell ist, bevor Sie sich für diese Option entscheiden. © Thomas Trutschel/Imago
Betriebliche Rente
Betriebliche Rente: Manche Arbeitgeber bieten laut Stiftung Warentest betriebliche Lösungen, um bereits vor 63 Jahren aus dem Berufsleben auszusteigen. Hier lohnt sich ein genauer Blick auf die Firmenregelungen, denn darauf haben Sie keinen gesetzlichen Anspruch. Eine betriebliche Rente kann jedoch eine wertvolle Ergänzung zu Ihrer gesetzlichen Rente sein, wenn Ihr Unternehmen solche Modelle unterstützt. © Imago
Mit Altersteilzeit in Rente gehen
Altersteilzeit: Die Altersteilzeit ermöglicht es Arbeitnehmern ab 55 Jahren, schrittweise aus dem Berufsleben auszusteigen. Besonders beliebt ist laut den Experten der Stiftung Warentest das Blockmodell: Hier arbeiten Sie beispielsweise drei Jahre voll und können anschließend drei Jahre lang freigestellt werden. Diese Regelung schafft eine ideale Balance zwischen Arbeit und Freizeit und bereitet optimal auf den Ruhestand vor. © Imago
Mit Vorruhestand früher in Rente gehen
Vorruhestand: Einige Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern die Möglichkeit, in den Vorruhestand zu gehen. Dabei entfällt laut Stiftung Warentest zwar die Arbeitspflicht, das Gehalt wird aber stark reduziert. Oftmals bleibt nur die frühestmögliche Rente mit Abschlägen als Ergänzung, was eine sorgfältige finanzielle Planung erfordert. © Imago
Flexibler Übergang in den Ruhestand
Flexibler Übergang in den Ruhestand: Das Flexirentengesetz ermöglicht seit 2017 einen stufenweisen Übergang in den Ruhestand. Bereits ab 63 Jahren können Sie Altersrente beziehen und gleichzeitig in Teilzeit weiterarbeiten. Diese Lösung bietet nicht nur finanzielle Sicherheit, sondern auch mehr Freiheit bei der Gestaltung Ihrer letzten Berufsjahre. © Imago
Wertguthaben aufbauen
Wertguthaben aufbauen: Einige Arbeitgeber erlauben das Ansammeln von Wertguthaben, das Sie später nutzen können, um früher in den Ruhestand zu gehen, berichten die Finanzexperten auf Test.de. Dieses Guthaben entsteht beispielsweise durch Überstunden oder nicht genommene Urlaubstage. Sprechen Sie frühzeitig mit Ihrem Arbeitgeber, um herauszufinden, ob Ihr Betrieb solche Modelle anbietet. © Uwe Umstätter/Imago
Frühzeitige Finanzplanung für Rente
Frühzeitige Finanzplanung: Der Schlüssel zu einem vorzeitigen Renteneintritt liegt laut Dieversicherer.de in einer durchdachten Finanzplanung. Setzen Sie sich schon frühzeitig Ziele und erstellen Sie einen konkreten Plan, wie Sie diese erreichen können. Eine professionelle Beratung ist hierbei besonders hilfreich, um langfristige Sicherheit zu gewährleisten. © Imago
Kostenkontrolle für bequeme Rente
Kostenkontrolle: Je geringer Ihre Ausgaben, desto schneller können Sie Kapital für den Ruhestand ansparen. Überprüfen Sie regelmäßig Ihre Fixkosten und suchen Sie nach Einsparpotenzialen. Schon kleine Änderungen im Alltag können auf lange Sicht große finanzielle Freiräume schaffen. © Uwe Umstätter/Imago
Private Altersvorsorge
Private Altersvorsorge: Ergänzen Sie die gesetzliche Rente durch private Vorsorgeprodukte wie Lebensversicherungen, Riester-Rente oder ETF-Sparpläne. Diese können helfen, finanzielle Lücken zu schließen und den Renteneintritt früher zu realisieren. Lassen Sie sich hierzu umfassend beraten, um die für Sie passende Kombination aus Sicherheit und Rendite zu finden. © Luka Storm/Imago

Ukraine-Krieg mögliche Ursache für gestiegene Zahl der Empfänger von Grundsicherung im Alter

Der Anstieg dieser Zahl könne durch einen ganz anderen Faktor begründet sein, nämlich den durch den Ukraine-Krieg bedingten Zuzug von Geflüchteten aus der Ukraine, die Anspruch auf Grundsicherung im Alter haben. Seit Juni 2022 können Menschen, die das Rentenalter erreicht haben und vorher unter das Asylbewerberleistungsgesetz fielen, stattdessen diese Sozialleistung beantragen. Dabei handelt es sich um Personen, die keine Rente aus der deutschen gesetzlichen Rentenversicherung erhalten.

Rubriklistenbild: © IMAGO/Michael Gstettenbauer

Mehr zum Thema