„Schmerzt uns sehr“

Großer Stellenabbau bei VW: 1.000 Angestellte an diesem Standort müssen gehen – Betroffene formulieren Brandbrief

  • Bona Hyun
    VonBona Hyun
    schließen

Die Einsparungsstrategie von VW wird immer deutlicher. Es wurde nun offiziell, dass 1.000 deutsche Angestellte bis zum Jahr 2025 entlassen werden müssen. Die Belegschaft antwortet mit einem offenen Brief.

Zwickau – VW gibt schon länger Sparpläne bekannt, die mit massiven Jobstreichungen einhergehen. In Deutschland will der Automobilhersteller drei Werke schließen. Bereits im Juli wurde bekannt, dass Volkswagen auch in seinem Werk in Zwickau Stellen abbauen will: Bis Ende 2025 sollen die rund 1.000 befristeten Arbeitsverträge nicht verlängert werden. Wie ein VW-Sprecher gegenüber der Freien Presse jüngst erklärte, habe sich die Auftragslage kaum verbessert. Die Belegschaft kritisiert die Entscheidung nun in einem Brandbrief.

Kahlschlag bei VW: 1.000 Beschäftigte müssen gehen – „Sterben auf Raten“

Die verbliebenen befristet Beschäftigten im VW-Werk in Zwickau äußerten ihren Unmut in einem offenen Brief. Das Jahr 2024 habe sich angefühlt wie ein „Sterben auf Raten“, heißt es in dem Schreiben vom 12. Dezember 2024, das die IG Metall verbreitete.

Die befristet beschäftigten Mitarbeiter bei VW in Zwickau kritisieren Vorstand und Politik.

Schon seit 2023 habe es Nackenschläge gegeben, als die Nachfrage nach E-Autos einbrach und die ersten Mitarbeiter mit befristen Verträgen gehen mussten. Derzeit seien noch rund 1.000 befristet Beschäftigte in Zwickau und auch die Festangestellten arbeiteten in Unsicherheit.

VW-Mitarbeiter fühlen sich „von Politik und Vorstand im Stich gelassen“

„Wir fühlen uns von Politik und Vorstand im Stich gelassen“, schreiben die Beschäftigten. Die Politik habe es nicht hinbekommen, die Voraussetzungen für eine attraktive E-Mobilität zu schaffen. „Nun, im Dezember 2024, sind noch gut 1.000 von uns übrig, die nach aller Voraussicht keine Perspektive in diesem Werk haben werden. Die meisten von uns sind am Ende ihrer Vertragslaufzeit vier Jahre hier gewesen. Das schmerzt sehr.“

Der VW-Vorstand rede seit zwei Jahren davon, dass ein „Produktfeuerwerk“ nötig sei. „Auch davon ist nichts zu sehen. Man hat es auch nicht geschafft, unsere bestehenden Produkte so aufzuwerten, dass diese am Markt gefragt sind.“ Zwickau ist nach einem Werksumbau ein reiner E-Auto-Standort. 

VW streicht Stellen – Belegschaft schreibt Brandbrief und nimmt auch Politik in die Pflicht

Die Politik und die VW-Spitze müssten jetzt endlich handeln. Weder dürften parteipolitische Interessen im Vordergrund stehen, noch eine „ausschließlich dividendenbezogene Unternehmenspolitik“ den Ton angeben. „Hier geht es nicht nur um befristete Arbeitsverhältnisse im einstigen Vorzeigewerk des Konzerns, hier geht es mittlerweile um den wichtigsten Industriezweig der Bundesrepublik Deutschland, der am Abgrund steht!“

Der Autobauer VW steckt in der Krise; Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen stehen im Raum. In den laufenden Tarifverhandlungen fordert das Unternehmen von den Mitarbeitern eine Lohnkürzung von zehn Prozent. Die IG Metall verlangt dagegen den Erhalt aller Standorte und eine Beschäftigungsgarantie für die rund 130.000 Mitarbeiter.

In den letzten Monaten hatte sich die Krise bei VW zugespitzt. Seitdem Ende der Friedenspflicht zog die Belegschaft auf die Straßen. Volkswagen fordert wegen der schwierigen Lage des Konzerns von den Mitarbeitern eine Lohnkürzung von zehn Prozent und will zudem diverse Boni und Zulagen streichen. Auch Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen stehen weiter im Raum. Die IG Metall fordert dagegen den Erhalt aller Standorte und eine Beschäftigungsgarantie für die rund 130.000 Mitarbeiter. Dauerhafte Einschnitte beim Monatslohn lehnt sie ab. (bohy mit Material von dpa)

Rubriklistenbild: © Hendrik Schmidt/dpa

Mehr zum Thema