„Muss einige Kröten schlucken“

Große Entlastungen? Wieviel Netto-Lohn die Deutschen bald mehr haben könnten

  • Jana Stäbener
    VonJana Stäbener
    schließen

Wer setzt sich in einer Koalition aus SPD und Union bei steuerlichen Entlastungen durch? Ein Experte erklärt, warum es die Groko „früher einfacher“ hatte.

Nachdem die Union (CDU/CSU) die Bundestagswahl gewonnen hat (28,5 Prozent), steht CDU-Chef Friedrich Merz vor der Aufgabe, eine neue Regierung zu bilden. Eine schwarz-grüne Koalition hätte keine Mehrheit im Bundestag, eine Koalition mit der AfD schloss Merz stets aus. Wahrscheinlicher ist eine Große Koalition aus Union und SPD (16,4 Prozent), in der die SPD dann auch einen Vizekanzler stellen würde.

Wie würde sich eine Große Koalition auf unseren Geldbeutel auswirken? Die Hoffnung auf einen Politikwechsel in Deutschland gab dem Deutschen Aktienindex (Dax) am Montag (24. Februar) neuen Schwung. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank sagte, das Wahlergebnis werde „die ersten zarten Erholungstendenzen“ in der deutschen Wirtschaft unterstützen, was wir auf unserem Bankkonto spüren könnten.

Große Koalition zwischen SPD und Union: Wer sich steuerpolitisch durchsetzen könnte

Wie sieht es bei den steuerlichen Entlastungen aus? Das hat sich eine Untersuchung des Instituts für Wirtschaft Köln (IW) angeschaut. Der Plan von SPD war es, möglichst alle gleich zu entlasten, also Menschen mit einem Bruttogehalt von 30.000 bis 50.000 Euro im Jahr genauso wie Menschen mit 100.000 Euro im Jahr steuerlich mit etwa 200 Euro mehr zu entlasten. Bei der Union wären es bei 50.000 Euro Verdienst 869 Euro, bei 100.000 Euro Gehalt 2600 Euro.

„Steuerpolitisch wird es für die SPD nicht einfach, ihre Pläne durchzusetzen“, sagt der Politikwissenschaftler Marc Debus von der Universität Mannheim BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. 2025 holte die SPD ihr schlechtestes Ergebnis jemals bei einer Bundestagswahl. Olaf Scholz sprach von einer Niederlage, für die er auch Verantwortung trage. „Die Union ist der deutlich dominierende Partner in einer schwarz-roten Koalition. Die SPD muss sich schon auf die Union zubewegen.“

Friedrich Merz (CDU), Parteivorsitzender und Kanzlerkandidat, im Konrad-Adenauer-Haus am 23. Februar 2025.

In einer Groko als neuen Regierung „muss die SPD einige Kröten schlucken“

Während bei der SPD zur weiteren Entlastung Erlöse aus einer CO2-Steuer als Klimageld in Höhe von 187 Euro monatlich ab 2027 im Wahlprogramm stehen, will die Union die Stromsteuer und Netzentgelte senken. Dies würde private Haushalte um durchschnittlich 14 bis 23 Euro im Monat entlasten. Menschen mit geringerem Einkommen weniger als Menschen mit hohem Einkommen, so eine Studie des Forums für Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft.

Zwar habe auch die Union eine soziale, christliche Komponente, „früher wäre es jedoch einfacher gewesen“ diese in einer schwarz-roten Koalition (früher oft Groko, Große Koalition genannt) mit der SPD abzustimmen, sagt Debus BuzzFeed News Deutschland. Und weiter: „Der Kurs der Union ist seit der Übernahme des Vorsitzes durch Friedrich Merz martkliberaler geworden, weshalb die SPD einige Kröten schlucken muss.“

Es sei denkbar, dass die Partei zwar bei der Entlastung von geringen und niedrigen Einkommen mitgeht, aber Unternehmen und Reiche weniger besteuern will. Steuerpläne, die der Ökonom Marcel Fratzscher bei Markus Lanz Mitte Januar für „nicht finanzierbar“ hielt. Entsprechend glaubt Debus, dass es ums Finanzministerium „zähe Verhandlungen“ geben wird. „Ob die SPD die Kraft haben wird, das zu besetzen, wage ich zu bezweifeln.“ Problematisch sei das für die SPD-Partei vor allem deswegen, weil ihr dann die Linke, weil sie so stark bei der Bundestagwahl abgeschnitten hat, in Sachen Verteilung die Kompetenz streitig machen könne.

Rubriklistenbild: © Sebastian Christoph Gollnow/dpa