Rückschlag für Russlands Wirtschaft
Putins Geisterflotte gerät ins Wanken: Sanktionen greifen wohl zentrale Einnahmequelle an
VonBona Hyunschließen
Die westlichen Sanktionen gegen die russische Wirtschaft spitzen sich zu. Die EU nimmt bei den jüngsten Vorschlägen wohl Putins Schattentanker ins Visier.
Washington D.C. – Er spielte wohl die wichtigste Rolle darin, wirtschaftliche Sanktionen gegen Russland zu umschiffen und die Kriegskasse von Wladimir Putin aufzustocken: der russische Öltransportriese Sovcomflot. Alleine im Jahr 2023 transportierte eine sogenannte Schattenflotte 75 Millionen Tonnen Öl. Hauptziele waren unter anderem China, Indien und der Mittelmeerraum. Nun will die EU Putins Einnahmen wohl weiter schmälern und könnte Sovcomflot sanktionieren.
Sanktionen gegen Russlands Wirtschaft: EU nimmt Putins Geisterflotte ins Visier
Bislang hat die EU eine Preisobergrenze für russisches Öl festgelegt, um Russland gemeinsam mit internationalen Partnern dazu zu zwingen, Erdöl künftig unter Marktpreis an Abnehmer in anderen Staaten zu verkaufen. Aus einem Dokument geht hervor, dass die EU nun die Sovcomflot mit Sanktionen belegen könnte, um Russlands finanzielle Möglichkeiten im Ukraine-Krieg einzuschränken. Zuerst hatte Bloomberg am Dienstag (11. Juni 2024) darüber berichtet und sich auf das Dokument berufen.
Vor einigen Monaten hatten bereits die USA Putins marode Geisterflotte in Visier genommen und die Sovcomflot auf ihre schwarze Liste gesetzt. Auf derselben Liste stehen laut der britischen Plattform Riviera Maritime Media zudem ein Bohrschiff, ein Trio von Stückgutfrachtern und Forschungsschiffe aus der Flotte des staatlichen Unternehmens aus Russland Rosgeologia. Das Unternehmen, das den russischen Schiffbaukomplex Zvezda kontrolliert, wurde ebenfalls mit Sanktionen belegt.
Sanktionen gegen Russland– auch die USA setzten Sovcomflot auf die schwarze Liste
In einem seltenen Eingeständnis eines großen russischen Unternehmens über die Wirkung westlicher Sanktionen gegen Russlands Wirtschaft, sagte der Chef von Sovcomflot vergangene Woche, dass die US-Sanktionen sich auf die diesjährigen Einnahmen auswirken und die Tätigkeit des Unternehmens eingeschränkt haben könnten.
Auch ein Blick auf den Aktienkurs zeigt, dass das Geschäft seit den US-Maßnahmen gelitten hat: So ist der Aktienkurs der Sovcomflot an der Moskauer Börse um mehr als acht Prozent gesunken. Nach jüngstem Stand (Februar 2024) liegt der Kurs der Sovcomflot–Aktien bei 131,2 Rubel, wie die staatliche Nachrichtenagentur tass.ru unter Berufung auf Handelsdaten berichtet.
Russlands Wirtschaft wegen Sanktionen unter Druck – Einbruch der Öleinnahmen
Seit dem Ukraine-Krieg hat Putin Sovcomflot für die Umgehung des Preisdeckels eingesetzt. Laut einer Recherche der renommierten US-Zeitung New York Times (NYT) fälschen Putins Schattentanker ihre Positionsdaten, um den westlichen Sanktionen zu entgehen und gleichzeitig den Versicherungsschutz zu behalten. Wo Schiffe sich aufhalten, lässt sich eigentlich leicht über Positionssignale herausfinden. Doch laut NYT stehen die Tanker, die russisches Öl transportieren, auffällig lange in neutralen Seezonen in Asien herum. Manchmal scheinen sie auch immer wieder ohne Ziel im Kreis zu fahren.
Doch die Umgehungstaktiken kommen allmählich ins Stocken. Seitdem der Westen härtere Wirtschaftssanktionen gegen Russland verhängt hatte, gerät Putins Ölhandel unter Druck. Zudem sind Russlands Einnahmen aus Öl und Gas im Jahr 2023 deutlich eingebrochen. Der russische Öl- und Gassektor ist eine wichtige Einnahmequelle für die Staatskasse, da Russland als einer der größten Erdölproduzenten der Welt wirtschaftlich auf diese Exporte angewiesen ist. Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft haben laut der Plattform International Energy Agency im Jahr 2021 immerhin 45 Prozent des russischen Staatshaushalts ausgemacht. (bohy mit Material von Reuters)
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