Folgen für Verbraucher
Erhöhung des CO₂-Preises im Jahr 2025: Erste Stadt plant Abschaltung des Gasnetzes
VonAmy Walkerschließen
Mit Beginn des Jahres 2025 wird der CO₂-Preis in Deutschland erneut angehoben. In den folgenden zwei Jahren werden zusätzliche Sektoren dem europäischen Emissionshandel beitreten.
Berlin – Zum neuen Jahr steigt in Deutschland erneut der Preis für CO₂: Von aktuell 45 Euro pro Tonne steigt der Preis zum 1. Januar 2025 auf 55 Euro pro Tonne. Damit verteuern sich vor allem fossile Energieträger für Verbraucher und Verbraucherinnen: Tanken wird teurer, aber auch die Kosten fürs Heizen mit Energieträgern wie Gas und Öl gehen rauf. Aus diesem Grund reagieren nun auch erste Wärmeversorger und bereiten ihre Kunden auf ein Ende der Gasversorgung vor. Die Stadtwerke Mannheim zum Beispiel hat nun angekündigt, das Gasnetz ab 2035 einzustellen. Als Begründung nennen die MVV unter anderem den steigenden CO₂-Preis, der Gas mit der Zeit unattraktiv machen werde.
Mannheim will Gasnetz bis 2035 stilllegen: Auch wegen des höheren CO₂-Preises
„Fossil gefeuerte Gasheizungen hält MVV nicht für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Beheizungsform. Transport und Nutzung von Erdgas führen zu vermeidbarem CO₂-Ausstoß, die CO₂-Kosten werden in den kommenden Jahren steigen, und da die Zahl der Gasnutzer sinkt, werden die Kosten des Gasnetzes auf immer weniger Nutzer umgelegt. MVV strebt daher an, das Gasnetz bis 2035 stillzulegen und empfiehlt seinen Kundinnen und Kunden, sich frühzeitig um alternative Heizformen zu kümmern“, heißt es in der Mitteilung der MVV.
Das System der CO₂-Bepreisung gilt Experten zufolge als wichtigste Maßnahme, um den Klimaschutz voranzubringen. Denn indem man die Nutzung fossiler Energien verteuert, steigen die Menschen freiwillig auf klimaneutrale Lösungen um. Dabei wird auch nicht vorgegeben, welche Option Verbraucher und Verbraucherinnen wählen sollen – ganz nach dem Gebot der Technologieoffenheit. Am Ende setzt sich das durch, was am günstigsten ist.
Deutsche unterschätzen Belastung durch den CO₂-Preis in der Zukunft
Allerdings ist vielen Menschen in Deutschland nicht bewusst, wie stark der CO₂-Preis in Zukunft steigen wird – und wie sich das auf ihren Alltag auswirken wird. Zu diesem Schluss kam jüngst eine Untersuchung des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK). Demnach überschätzen die Bürgerinnen und Bürger ihre Belastung durch den aktuellen CO₂-Preis, unterschätzen aber, wie sehr sie in Zukunft durch ihn belastet werden.
Der CO₂-Preis
Der CO₂-Preis ist der umgangssprachliche Begriff für den Emissionshandel. Innerhalb der EU hat man sich 2005 auf einen Pfad für den Emissionshandel geeinigt, um die Klimaziele zu erreichen. Ab 2027 steigen die Bereiche Gebäude und Verkehr in den Emissionshandel ein. Das bedeutet, dass der CO₂-Preis nicht mehr politisch bestimmt wird, sondern anhand von Angebot und Nachfrage am freien Markt gebildet wird.
Um die Menschen in Deutschland auf den EU-Emissionshandel vorzubereiten, wurde ein Bundesmodell eingerichtet. Der CO₂-Preis wird hierzulande seit 2021 von der Politik vorgegeben und steigt schrittweise an. 2024 liegt der Preis bei 45 Euro pro Tonne CO₂, 2025 steigt er auf 55 Euro/Tonne und wird 2026 bis zu 65 Euro/t kosten.
Wie hoch der CO₂-Preis ab 2027 sein wird, hängt maßgeblich davon ab, wie viel Treibhausgase jeder Einzelne ausstößt. Denn je mehr Emissionszertifikate man braucht, desto höher steigt der Preis. Unterschiedliche Studien gehen von CO₂-Preisen ab 2027 von über 100 bis gar 300 Euro/t aus.
„Nach einer Modellrechnung des IMK beträgt die Belastung eines Durchschnittshaushalts durch die CO₂-Bepreisung derzeit 192 Euro im Jahr. In der Bevölkerung wird die Belastung allerdings deutlich überschätzt: Befragte taxieren die Kosten im Schnitt auf knapp 400 Euro jährlich“, schreiben die Autoren in einer Zusammenfassung der Untersuchung. Die IMK-Autoren haben 9.600 Menschen online zum Thema befragt. Dabei wurden die Befragten vorher informiert, dass der CO₂-Preis aktuell bei 45 Euro pro Tonne liegt - danach sollten sie schätzen, wie sich das wohl auf ihre Energiekosten niederschlägt.
Während die Befragten die Folgen des CO₂-Preises heute also deutlich überschätzten, haben dieselben Teilnehmer die zukünftigen Kosten deutlich unterschätzt. Sie sollten schätzen, wie sich ein CO₂-Preis von 200 Euro pro Tonne (ein ab 2027 als realistisch eingeschätzter Wert) auswirken würde. Demnach gaben die Teilnehmenden im Schnitt eine Kostenbelastung von 564 Euro. Tatsächlich liegen die errechneten Kosten eher bei 853 Euro pro Jahr, so das IMK.
CO₂-Preis steigt, Ampel hat aber kein Klimageld beschlossen
Diese Ergebnisse sind besorgniserregend, da aktuell keine Entlastung bei den Energiekosten geplant ist. Die scheidende Ampel-Koalition hatte eigentlich ein Klimageld versprochen, um die Kosten der Bürgerinnen und Bürger abzufedern. Doch daraus ist bisher wenig geworden. Die CDU hat in ihrer neuen Energie-Agenda versprochen, bei einer Regierungsübernahme das Klimageld einzuführen – und den CO₂-Preis auszubauen.
Der Anstieg des CO₂-Preises wird aktuell von der Bundesregierung festgelegt, im Rahmen des nationalen Brennstoffemissionshandelsgesetzes (BEHG). Das BEHG greift bis einschließlich 2026. Danach steigt Deutschland in den europäischen Emissionshandel ein, kurz ETS. Damit wird der CO₂-Preis nicht mehr von der Regierung festgesetzt, sondern bildet sich am Markt anhand von Angebot und Nachfrage. Hier nochmal tabellarisch abgebildet, wie sich der Preis in den kommenden Jahren ändern wird:
| Jahr | CO2-Preis pro Tonne |
|---|---|
| 2024 | 45 Euro |
| 2025 | 55 Euro |
| 2026 | 55 bis 65 Euro |
| 2027 | freie Preisbildung! |
Die freie Preisbildung im ETS sollten Verbraucher und Verbraucherinnen besonders im Auge behalten. Der Preis hängt von Angebot und Nachfrage ab: Wenn sehr viele Menschen und Unternehmen CO₂-Zertifikate brauchen (weil sie ihr Verhalten noch nicht umgestellt haben), dann wird der Preis immer höher. Das Angebot an Zertifikaten wird von der EU nämlich im Laufe der Zeit künstlich verringert.
Obwohl das zunächst eine Belastung für Verbraucher und Verbraucherinnen sein wird, sind Ökonomen durch die Bank weg dafür, dieses Modell zu behalten und auszubauen. Denn über den Preis können die meisten Menschen gelenkt werden, so die Idee.
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