Folge des europäischen Emissionshandels

Energiewende: Preisschock für Verbraucher erwartet

  • Markus Hofstetter
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Der CO₂-Preis könnte ab 2027 die Energiekosten in die Höhe treiben. Eine Studie zeigt mögliche Auswirkungen auf die Verbraucher.

München - Der Bundestag hat im Januar das ETS 2 (Emissions Trading System) der EU für einen überarbeiteten CO₂-Preis in deutsches Recht umgesetzt. Damit drohen den europäischen und damit auch den deutschen Verbrauchern ab 2027 drastische Preissteigerungen für den Gebäude- und Verkehrssektor.

Energiepreise steigen drastisch: Benzin- und Dieselpreise könnten um bis zu 27 Prozent steigen

Der Datenanbieter BloombergNEF prognostiziert, dass der Preis für den Ausstoß einer Tonne CO₂ wegen des neuen EU-Emissionshandelssystems bis 2030 auf 149 Euro pro Tonne steigen könnte. Das wäre dem Bericht zufolge weltweit der höchste CO₂-Preis.

Ab 2027 wird das Heizen mit fossilen Brennstoffen wesentlich teurer werden.

Die Kosten des Emissionshandels treffen zwar die Kraftstofflieferanten, diese werden sie aber größtenteils an die Verbraucher weitergeben. Laut BloombergNEF könnten die Preise für Benzin und Diesel um 22 bis 27 Prozent steigen, die Preise für das Heizen mit Öl oder Erdgas sogar um 31 bis 41 Prozent. Dass diese Prognose durchaus realistisch ist, zeigt sich daran, dass der ADAC aus dem gleichen Grund einen starken Anstieg der Benzinpreise ab 2027 erwartet.

BloombergNEF prognostiziert, dass das EU-ETS II zwischen 2027 und 2035 Einnahmen in Höhe von rund 705 Milliarden Euro generieren wird. Gleichzeitig werden die Emissionen zwischen 2027 und 2030 aufgrund eines potenziellen Defizits an Emissionszertifikaten um weitere 232 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent sinken.

Steigende Energiepreise: Steigende Zertifikatspreise als Anreiz zum Umstieg auf klimafreundliche Technologien

„Unsere Prognosen zeigen einen starken Anstieg der CO₂-Preise ab 2027, der sich direkt auf die Verbraucher auswirken wird“, erklärt Emma Coker, Leiterin des Bereichs Europäische Umweltmärkte bei BloombergNEF und Mitautorin des Berichts. Kurzfristig würden der Schmerz jedoch weniger werden, da frühe Emissionsreduzierungen und weitere Preissenkungen bei kohlenstoffarmen Lösungen wie Wärmepumpen die Preise nach 2030 sinken lassen werden.

Bisher gibt es den EU-ETS 1, der 2005 zur Umsetzung des internationalen Klimaschutzabkommens von Kyoto eingeführt wurde. Betroffen davon sind Kraftwerke, energieintensive Industrien sowie der Luft- und Schiffsverkehr. Diese Branche müssen Zertifikate für ihre Treibhausgasemissionen kaufen. Die Preise für die Zertifikate schwanken stark, aktuell liegt er bei rund 68 Euro pro Tonne. Da jedoch tendenziell immer weniger davon auf den Markt kommen, werden Unternehmen dazu getrieben, auf klimaschonende Technologien umzurüsten.

Seit 2021 gibt es in Deutschland einen nationalen Emissionshandel

Ab 2027 wird ergänzend zum EU-ETS 1 ein europäischer Emissionshandel für Brennstoffe, insbesondere im Verkehrs- und Gebäudesektor, eingeführt, das EU-ETS 2. Die damit verbundenen höheren Kosten für Benzin, Gas oder Öl sollen Anreize für private Haushalte schaffen, auf klimafreundliche Elektroautos oder Wärmepumpen umzusteigen.

EU-ETS 2 wird 2027 in Deutschland das nationale Emissionshandelssystem zur Bepreisung der CO₂-Emissionen aus fossilen Brennstoffen ersetzen. Unternehmen, die in Deutschland mit Heizöl, Erdgas, Benzin und Diesel handeln, müssen seit 2021 einen CO₂-Preis zahlen. In den Jahren 2023 und 2024 wurde die CO₂-Bepreisung auf alle Emissionen aus fossilen Brennstoffen ausgeweitet, also auch auf die Kohle- und Abfallverbrennung.

Abseits vom Standard: Diese Wärmepumpen-Marken kennen Sie noch nicht

Eine Wärmepumpe der Firma Aira steht vor einem Haus.
Sie gehört zu den neueren Unternehmen in Deutschland: Die Firma Aira wurde erst 2022 in Schweden gegründet. Seitdem ist sie aber auf Expansionskurs und baut ihre Wärmepumpen in Deutschland, Italien und Großbritannien ein. Die Firma verkauft Luft-Wasser-Wärmepumpen, die in Polen hergestellt werden. Auf Trustpilot bekommt die Marke Aira 4,2 von 5 Sternen.  © Aira
Eine Wärmepumpe von Stiebel Eltron steht vor einem Wohngebäude.
Stiebel Eltron gehört eigentlich zu den großen Marken in Deutschland – wird aber oft in der Öffentlichkeit vergessen. Die Firma hat dabei 2024 hohen Besuch empfangen: Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat die Firma auf seiner Sommerreise besucht. Die Luft-Wasser-Wärmpumpen von Stiebel Eltron können nicht nur in Wohngebäude installiert werden, sondern stellt auch größere Wärmepumpen, die im Gewerbe dienen können. Die Firma stellt sowohl Monoblöcke als auch Splitgeräte her. Bei Stiftung Warentest ist Stiebel Eltron mit eines ihrer Geräte als Testsieger hervorgegangen.  © IMAGO/Karl-Heinz Hick
Eine Wärmepumpe der Firma Brötje vor einem Mehrfamilienhaus.
Die Firma Brötje stellt schon seit über 100 Jahren Heizungen her – und seit einiger Zeit hat sie auch Wärmepumpen im Repertoire. Die Firma mit niederländischem Hauptsitz hat für den deutschen Markt sieben verschiedene Wärmepumpen im Angebot, darunter Luft-Wasser-, Sole-Wasser- und Trinkwasser-Wärmepumpen. Hier im Foto: Die Luft-Wasser-Wärmpumpe NEO, die mit einer höheren Leistung auch für Mehrfamilienhäuser geeignet ist.  © IMAGO/Karl-Heinz Hick
Eine Wärmepumpe von LG mit Katze.
Nein, LG stellt nicht nur Fernseher her: Die südkoreanische Marke ist in zahlreichen Märkten aktiv - eben auch bei Wärmepumpen. LG profitiert dabei von ihrer Expertise in schwülwarmen asiatischen Ländern, die einen hohen Bedarf an Klimaanlagen haben. Eine Wärmepumpe funktioniert sehr ähnlich. Fünf verschiedene Produkte gibt es von LG in Deutschland zu kaufen, ganz neu ist auch ein Produkt mit natürlichem Kältemittel.  © IMAGO
Panasonic stellt eine ihrer Wärmepumpen auf einer Messe aus.
Bleiben wir bei den asiatischen Herstellern: Auch Panasonic tummelt sich längst im Wärmepumpenmarkt. Auch der japanische Hersteller profitiert von einer Expertise bei Klimaanlagen, und bringt Wärmepumpen nach Deutschland. Stiftung Warentest hat 2024 für die Panasonic-Modelle einen Preistipp gegeben, da sie zu den günstigsten Modellen mit einem Qualitätssiegel „gut“ gehören.  © IMAGO/Michael Bihlmayer
Eine Wärmepumpe von Alpha Innotec vor einem Neubau.
Hinter den Wärmepumpen der Marke Alpha Innotec steckt die ait Deutschland GmbH mit Sitz in Oberfranken. Der deutsche Anbieter stellt ausschließlich Wärmepumpen her und wirbt damit, dass ihre Wärmepumpen schon seit über zehn Jahren natürliche Kältemittel nutzen und daher besonders nachhaltig seien. ait stellt sowohl Luft-Wasser- als auch Sole-Wasser-Wärmepumpen her – und zwar in Deutschland am Standort Kasendorf.  © IMAGO/Frank Hoermann / SVEN SIMON
Die Wärmepumpe der Marke Zewotherm steht vor einem Haus.
Die Firma Zewotherm ist ein inhabergeführtes Familienunternehmen aus Remang am Rhein, das sich auf klimafreundliches Heizen und Kühlen spezialisiert hat. Die Firma stellt Wärmepumpen her, aber auch Flächenheizungen, Lüftungssysteme und Photovoltaik-Anlagen. Zewotherm bietet mittlerweile als Allrounder auch Stromtarife an, mit denen man seine Wärmepumpe günstig betreiben kann. Zwei Modelle hat Zewotherm aktuell auf dem Markt: Der Lambda sowie der Eco. Auf dem Foto ist der Lambda zu sehen.  © IMAGO/Frank Hoermann / SVEN SIMON
Eine Wärmepumpe der Marke Tecalor steht auf einer Messe aus.
Die Firma Tecalor aus Niedersachsen punktet mit einem breiten Angebot an verschiedenen Wärmepumpen. Neben den typischen Außenblöcken wie hier auf dem Foto gibt es auch Geräte, die im Innenraum stehen sowie solche, die nebenbei auch noch die Luft filtern können. Auch Großwärmepumpen für Mehrfamilienhäuser hat Tecalor im Angebot. Online gibt es auch ein Ersatzteilshop, für all jene, die diese Sicherheit dazu noch haben wollen.  © IMAGO/Alexander Pohl
Eine Wärmepumpe von Buderus vor einem Haus.
Die Marke Buderus kennen viele Menschen wohl zumindest vom Sehen: Die Wärmepumpen gehören zu den markantesten auf dem Feld. 2024 waren die Wärmepumpen auch Testsieger von Stiftung Warentest. Buderus war einst ein Familienunternehmen, wurde aber 2003 von Bosch übernommen. Neben Wärmepumpen stellt die Wetzlarer Firma auch Solaranlagen her. © IMAGO
Eine Wärmepumpe von SenerTec zusammen mit Vertriebsleiter Hagen Fuhl.
Ein weiteres deutsches Unternehmen macht die Liste komplett: SenerTec aus Schweinfurt stellt nicht nur Wärmepumpen her, sondern kombiniert sie mit Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK). Diese eignen sich insbesondere für Mehrfamilienhäuser und größere Immobilien. Die Kombination kann außerdem noch mit einer PV-Anlage ausgefertigt werden.  © SenerTec

Zum 1. Januar 2025 stieg der CO₂-Preis von 45 auf 55 Euro pro ausgestoßener Tonne. Dadurch verteuert sich der Liter Benzin um rund 13 Cent und der Liter Diesel um 15 Cent.

Fortschritte bei Energiewende: Einige EU-Staaten wollen den Start von ETS 2 verschieben

Die Einnahmen aus dem europäischen und nationalen Emissionshandel beliefen sich in Deutschland nach Angaben der Deutschen Emissionshandelsstelle (DEHSt) im Umweltbundesamt (UBA) im Jahr 2024 auf rund 18,5 Milliarden Euro. Diese Einnahmen fließen vollständig in den Klima- und Transformationsfonds (KTF), der als Finanzierungsinstrument eine zentrale Rolle für die Erreichung der energie- und klimapolitischen Ziele Deutschlands spielt. Damit wird die energetische Gebäudesanierung gefördert, die Dekarbonisierung der Industrie oder der Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos.

Die zu erwartenden Preissteigerungen durch EU-ETS 2 stoßen allerdings bei einigen EU-Mitgliedern wie Polen, Tschechien oder der Slowakei auf Widerstand. Sie wollen den Start des Emissionshandels zumindest verschieben.

Rubriklistenbild: © Armin Weigel/dpa/dpa-tmn