Auch das Wetter spielt eine Rolle

Höchster Stand seit 2023: Gaspreis steigt rasant an - Europa versucht „verzweifelt“ an LNG zu kommen

  • VonLeon Fasse
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Bei einem Blick auf die europäischen Märkte fällt auf: Der Gaspreis klettert derzeit gewaltig in die Höhe. Die Gründe dafür sind simpel - dennoch muss die Politik handeln.

Berlin - Der Gaspreis an den europäischen Märkten ist wegen niedriger Speicherstände und in Erwartung kälterer Temperaturen in den kommenden Tagen merklich gestiegen. Der als Referenzwert betrachtete niederländische TTF-Gaskontrakt kletterte am Donnerstag (6. Februar) auf den höchsten Stand seit Oktober 2023 und notierte am Freitag bei 55,10 Euro pro Megawattstunde. Der durchschnittliche Füllstand der Gasspeicher in der EU sank zugleich auf unter 51 Prozent - im vergangenen Jahr lag er zum gleichen Zeitpunkt bei 68 Prozent.

Dampf einer Heizungsanlage steigt in den Nachthimmel empor: Die europäischen Gaspreise klettern derzeit in die Höhe.

Die Gasvorräte hatten im letzten Quartal 2024 begonnen zu sinken. Grund sind neben allgemein niedrigeren Temperaturen auch das eher windstille Wetter und die daher niedrige Produktion von Windenergie. Zudem hatte die Ukraine zum Jahresanfang den Transitvertrag für russisches Erdgas auslaufen lassen, das bislang über Pipelines in der Ukraine nach Europa geliefert worden war. Besonders Österreich, die Slowakei und Ungarn bezogen bis dahin noch viel russisches Gas. Die Slowakei umgeht jedoch den Lieferstopp auf geschickte Weise und bezieht dank eines ausgeklügelten Systems weiterhin russisches Erdgas.

Kaltes Wetter in Europa: Darum steigen die Preise derzeit so stark an

Der aktuelle Füllstand der Gasspeicher stellt zwar keine unmittelbare Gefahr für die Versorgung dar, aber um die Vorräte für den nächsten Winter zu füllen, müssen die EU-Länder nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) deutlich mehr Gas kaufen als in den Sommern 2023 und 2024. Und das treibt schon jetzt die Preise.

Derzeit versuche Europa „verzweifelt, genügend Ladungen verflüssigtes Erdgas (LNG) zu beziehen“, sagten die Energieanalysten Helge André Martinsen und Tobias Ingebrigtsen von der schwedischen Bank DNB. Hinzu kämen aktuell „die Vorhersagen kälterer Temperaturen in Europa für die nächste Woche“, erklärte Mark Bowman von ADM Investors. (afp, lf)

Rubriklistenbild: © Julian Stratenschulte / dpa

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