Energiewende

Forschungsministerium gibt Entwarnung – KTF-Millionen fließen in Batterieforschung

  • Lars-Eric Nievelstein
    VonLars-Eric Nievelstein
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Die Batterieforschung liefert der Energiewende buchstäblich den Strom. Deutschland hat das früh erkannt und konnte sich einen festen Platz am Markt sichern. Nun sollen neue Millionen aus dem Klima-Transformations-Fonds in den Sektor fließen.

Berlin – 155,8 Millionen Euro sollten im Jahr 2024 in die Förderung der Batterieforschung fließen. Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das dem Bundeshaushalt rund 60 Milliarden Euro entzog, verhandelte die Regierung die Summe neu. Übrig blieb ein Bruchteil der ursprünglich angesetzten Fördersumme für den Sektor. Speziell bei der Batterieforschung tut sich allerdings das Problem auf, dass Deutschland eine Spitzenposition aufgeben würde.

Anteil Europas an weltweiter Zellproduktion (gesetztes Ziel)30 Prozent
Anteil Deutschlands an ausgebildeten Batterieforschern40 Prozent
Wachstum Deutscher Markt an Batterien für Elektromobilität (2023)Elf Prozent

Millionen aus dem KTF fließen in Batterieforschung

Nachdem in den vergangenen Tagen einige alarmierende Berichte durch die Medien gegeistert waren, nach denen der deutschen Batterieforschung für 2024 ein großer Teil der Forschungsgelder fehle, gab das Bundesamt für Bildung und Forschung auf Anfrage von Ippen Media Entwarnung. Durch die KTF-Konsolidierung standen kurzzeitig nur noch 87 Prozent, also 135,5 Euro, zur Verfügung. „Der Haushaltsauschuss am 18.01.2024 hat erfreulicherweise zusätzliches Geld für die Batterieforschung im KTF bereitgestellt“, erklärte eine Sprecherin. Nach jetzigem Stand sei die Finanzierung von bereits bewilligten Projekten der Batterieforschung jedoch gesichert.

Nun betrage die Different zum ursprünglichen Finanzvolumen für 2024 nicht mal mehr ein Prozent. Es solle möglich sein, über die bereits bewilligten und laufenden Projekte hinaus auch dieses Jahr Neubewilligungen in Höhe von rund 70 Millionen Euro vorzunehmen. Wie es 2025 und darüber hinaus aussieht, stehe allerdings noch nicht fest.

Batterieforschung bringt Schlüsseltechnologie voran

„Die Batterietechnologie ist eine wichtige Schlüssel- und Zukunftstechnologie, die wir weiter fördern wollen und auch werden“, erklärte das Forschungsministerium. Die Strategie dahinter heißt „Dachkonzept Batterieforschung“. Sie soll den Grundstein für „exzellente Batterieforschung“ legen, für nachhaltige Wertschöpfungsketten und für den schnellen Transfer von der Forschung in die Anwendung.

Batterieforschung geht das Geld aus – Deutschland verliert den Anschluss

Das hat bislang, so erklärte das BMBF, erstaunlich gut funktioniert. In aller Welt liefern sich die Länder gerade einen Wettlauf um die Pole-Position bei der Batterietechnik, bauen Batteriefabriken und forschen, um Batterien noch effizienter, noch leistungsstärker zu machen. Lange Zeit war Asien der Spitzenreiter, aber Europa zog nach und versucht, bei der Schlüsseltechnologie Batterie unabhängiger zu werden. „Das Ziel muss der Aufbau einer technologisch souveränen, wettbewerbsfähigen und nachhaltigen Batteriewertschöpfungskette sein“, sagte das BMBF – für Deutschland und Europa.

Bundesregierung plant „Giga-Factories“ in Deutschland

Das BMBF-Dachkonzept Batterieforschung soll dabei helfen, dieses Ziel zu erreichen. Es berücksichtigt den Kompetenzaufbau, industrielle Anwendung und auch die Produktion. Die Schwerpunkte liegen dabei auf:

  • Material- und Komponentenentwicklung
  • Prozess- und Fertigungstechnik
  • Recycling
  • Digitalisierung

Weiter soll das Konzept die Übergänge von der Forschung in die Entwicklung erleichtern, und den anschließenden Transfer in die Anwendung. Das gewünschte Resultat: Mehr Innovation aus der deutschen und europäischen Industrie.

Am Ende dieser Strategie – jedenfalls bei erfolgreicher Umsetzung – verspricht sich das BMBF davon den Aufbau deutscher und europäischer „Giga-Factories“ mit heimischen Maschinen und Anlagen, die auf Dekaden den „Stand der Technik definieren“ sollen.

Fachkräftemangel bedroht Deutschlands Rolle bei der Batterieforschung

Durch den Haushaltsengpass, der durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts entstanden war, drohten diese Pläne kurzzeitig zu verpuffen. Dabei hat Deutschland aktuell einen guten Stand. „Die Elektromobilität befindet sich in der entscheidenden Phase des Markthochlaufs“, zitierte der Tagesspiegel Axel Thielmann, den Leiter des Competence Centers Neue Technologien am Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung (ISI). Innerhalb der letzten 15 Jahre, so berichtet das Institut, hat Deutschland die Batterieforschung massiv aufgebaut. Vier von zehn europäischen Batterie-Publikationen stammen aus Deutschland, 40 Prozent der fertig ausgebildeten Batterieforscher ebenso.

Der Experte sieht im Fachkräftemangel ein Risiko für die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen. Auch die Förderung dürfe nicht nachlassen. „Durch die Förderung der Batterieforschung der letzten Jahre konnte hierzulande Wissen auf Augenhöhe mit der asiatischen Konkurrenz aufgebaut werden“, erklärte Thielmann. Dr. Christoph Neef, ebenfalls vom Fraunhofer Institut, findet, dass Europa tatsächlich sein Ziel, 30 Prozent der weltweiten Zellproduktion auf europäischem Boden anzusiedeln, erreichen könne. Aktuell unternimmt auch China verstärkt Anstrengungen in Sachen Batterieherstellung – und will sich in Europa ansiedeln.

Rubriklistenbild: © IMAGO / Schöning

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