Risikoscheue Unternehmen

Weckruf an Autoindustrie: Deutsche Autozulieferer verlieren gegenüber China an Boden

  • Markus Hofstetter
    VonMarkus Hofstetter
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Technologische Sprünge, neue Wettbewerber und politische Einflussnahmen machen Automobilzulieferern weltweit das Leben schwer. Vor allem deutsche Unternehmen müssen umsteuern.

Düsseldorf - Die deutsche Autoindustrie steckt in der Krise. VW muss Milliarden einsparen, erstmals droht die Schließung eines Werks. Mercedes drosselt angesichts sinkender Verkaufszahlen seiner Luxusmodelle die Produktion an einem wichtigen Standort. Aber auch Unternehmen der Zulieferindustrie streichen Tausende Stellen oder gehen in die Insolvenz.

PwC-Studie über Automobilzulieferer: Deutsche Unternehmen verlieren Marktanteile

Ein Weckruf ist eine aktuelle „Automobilzulieferer-Studie“ von PwC Strategy&, für die 84 internationalen Top-100-Zulieferer mit einem Automotive-Umsatzanteil von über 50 Prozent analysiert wurden. Danach erreichten die deutschen Zulieferer im vergangenen Jahr einen Weltmarktanteil von 25 Prozent. Dies bedeutet allerdings einen weiteren Verlust von 1,4 Prozentpunkten gegenüber 2020. Im gleichen Zeitraum konnten chinesische Zulieferer ihren Weltmarktanteil um 4,2 Prozentpunkte auf knapp zehn Prozent nahezu verdoppeln.

Deutsche Automobilzulieferer müssen laut einr PwC-Studie ihre Strategie ändern, um gegenüber chinesischen Konkurrenten nicht weiter ins Hintertreffen zu geraten.

Die Studie hat die Ursachen für diese Entwicklung herausgearbeitet. Für die angespannte Lage der deutschen Automobilzuliefererindustrie macht Strategy& vor allem verspätete und bislang zu zaghafte Anpassungen an die Elektromobilität verantwortlich. Dadurch verlieren die deutschen Zulieferer bei wichtigen Innovationen an Boden. „Sie erhöhen zwar ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung, können sich damit aber nicht mehr vom Wettbewerb absetzen und entscheidende Innovationen kommen aus Asien“, heißt es in der Studie.

PwC-Studie über Automobilzulieferer: Deutsche Unternehmen scheuen das Risiko

Gleichzeitig würden chinesische Wettbewerber mehr investieren, während die „deutschen Zulieferer häufig das unternehmerische Risiko scheuen“. Daher würden die Unternehmen aus China beim Umsatzwachstum davonziehen, allerdings auf Kosten der Kapitaleffizienz. Die deutschen Zulieferer müssten aus dem Evolutionsmodus der Verbrennerwelt in einen Innovationsmodus wechseln, um auch bei Elektroautos führend zu sein.

Eine weitere Herausforderung für die Automobilzulieferer ist der dynamische Strukturwandel. Technologiesprünge, neue Wettbewerber und politische Entscheidungen bestimmen das Tempo der Transformation. Zulieferer, die in dieser Situation erfolgreich bleiben wollen, müssten sich strategisch neu aufstellen. Sie müssten flexibler auf volatile Volumenentwicklungen reagieren, Innovationen fokussierter und kundenzentrierter vorantreiben und diese auch mit unternehmerischem Risiko skalieren.

PwC-Studie über Automobilzulieferer: Neue Partnerschaften mit Herstellern wären eine Lösung

Ein weiterer Nachteil für die deutschen Zulieferer ist die schwierige Finanzierung, die überwiegend über den Kapitalmarkt erfolgt. Vor allem kleinere Hersteller hätten Probleme bei anstehenden Refinanzierungen. Lösungen seien strategisch priorisierte Investitionen und neue Partnerschaften, vor allem mit den Automobilherstellern, die zuletzt ihre EBIT-Margen steigern konnten.

Langfingers Liebste: Das sind die zehn am meisten geklauten Autos 2023

Toyota Prius+
Platz 10 – Toyota Prius+: Über die Optik des Prius+ lässt sich streiten. Doch Schönheit scheint für die Diebe nicht besonders wichtig zu sein. Gebaut wurde der Hybrid-Van von 2011 bis 2021 und war in Deutschland eher weniger erfolgreich. Dafür greifen die Langfinger nun um so häufiger zu. Mit 66 Diebstählen auf 1.000 Fahrzeugen ist der Hybrid-Van aber dennoch der wohl überraschendste Vertreter auf dieser Liste. © Toyota
Range Rover fährt auf einer Straße.
Platz 9 – Range Rover: Luxus gepaart mit der Fähigkeit im Gelände zufahren. Welcher Dieb sagt da schon nein? Immerhin macht der Range Rover sowohl vor der Oper als auch in der Kiesgrube eine gute Figur. Dazu ist der SUV nicht grade billig: Ab rund 140.000 Euro geht es los. Und doch ist er mit 68 Diebstählen auf 1.000 Autos nur minimal beleibter als der Toyota Prius+ © Land Rover
Jeep Grand Cherokee
Platz 8 – Jeep Grand Cheerokee (4. Generation): Auch dieser Geländewagen macht ordentlich was her. Kein Wunder, gilt in den USA doch das Motto: „Höher, schneller, weiter!“ Das dürften sich wohl auch die Langfinger auf der Flucht denken. Auf 1.000 Fahrzeuge kommen 87 Diebstähle. Die vierte Generation ist dabei aber noch beliebter als das aktuelle Modell, das seit 2022 auf dem Markt ist. Womöglich auch wegen der besseren Motorisierung. © Jeep
Hyundai Santa Fe
Platz 7 – Hyundai Santa Fe: Lange wurde Hyundai in Europa etwas belächelt. Doch inzwischen haben sich die Koreaner gemacht. Das bleibt auch den Dieben nicht verborgen. Mit 90 Diebstählen auf 1.000 Fahrzeuge landet der komfortable SUV von Hyundai im soliden Mittelfeld. Ob der neue Santa Fe es auch in die Herzen der Langfinger schafft, muss sich noch zeigen. © Hyundai
Toyota RAV4
Platz 6 – Toyota RAV4 (5. Generation): Ja, da ist der nächste Japaner auf der Liste. Das Duell mit dem Hyundai Santa Fe entscheidet der RAV4 nur knapp für sich. Auf 1.000 Fahrzeuge komme 91 Diebstähle. Bei Kunden und Dieben erfreut er sich schon lange hoher Beleibtheit. Der SUV erinnert dabei etwas an den VW Käfer: Läuft immer und lässt sich in alle Welt verkaufen. © Toyota
Kia Stinger
Platz 5 – Kia Stinger: Der Koreaner ist fast schon ein Exot in diesem Ranking. Immerhin ist er kein SUV, sondern ein klassisches Coupé. 2017 brachte Kia den Stinger nach Europa, um sein Image aufzupolieren. Das hat auf jeden Fall gut geklappt – auch bei den Dieben. Mit 110 Diebstählen auf 1.000 Fahrzeuge zieht der Koreaner dieser förmlich an. Auch bei den Kunden war der Stinger bliebt. Trotzdem war nach sechs Jahren Schluss. © Kia
Range Rover Sport
Platz 4 – Range Rover Sport (2. Generation): Neben dem klassischen Rang Rover schafft es auch dessen sportlicher Ableger ins Ranking. Und der kommt bei den Dieben noch etwas besser an. Kein Wunder: Die Autos der Briten sind traditionell ein beleibtes Diebesgut, dabei gelten sie als schwer zu klauen. Offensichtlich aber nicht schwer genug. Mit 121 Diebstählen auf 1.000 Fahrzeug kratzt der Luxus-SUV (Neupreis damals ca. 100.000 Euro) am Podium. © Lanf Rover
Lexus UX
Platz 3 – Lexus UX: Auch wenn hier nicht Toyota drauf steht, ist Toyota drin. Die Edelmarke der Japaner zieht die Diebe ebenfalls an wie das Licht die Motten. Auf 1.000 Autos kommen beim UX 136 Diebstähle. Kein Wunder: Immerhin gibt es Regionen, wo man ebenbürtig ist mit Mercedes. Als Neuwagen bekommt man den UX seit dem Ukraine-Krieg nicht mehr. © Lexus
Lexus NX
Platz 2 – Lexus NX: Noch beliebter als der UX ist dessen größerer Bruder. Von 1.000 Fahrzeugen werden satte 157 gestohlen. Ein Grund dafür: Seit dem Ukraine-Krieg ist der NX als Neuwagen nicht mehr zu bekommen. Nachschub muss als auf anderem Wege her. Erstaunlicherweise schaffte es das Flaggschiff RX nicht in die Top 50 der GDV. © Lexus
Toyota Land Cruiser
Platz 1 – Toyota Land Cruiser: Noch vor den beiden Konzernbrüdern schafft es der SUV auf das oberste Treppchen. Kein Auto ist bei den Langfingern beliebter. 160 Diebstähle kommen auf 1.000 Fahrzeuge. Dafür liefert der Land Cruiser auch gute Argumente: Er überzeugt im Gelände ebenso wie auf Asphalt. Zudem ist er mit 60.000 Euro auch nicht besonders teuer. Ob die neue Generation genauso beliebt ist, wird sich aber noch zeigen. Der Modellwechsel erfolgt im Herbst. © Toyota

„Der Schlüssel liegt auch in der neuen Automobilwelt weiterhin in den alten Stärken Ingenieurskunst, Innovation und Geschwindigkeit“, sagt Studienautor Henning Rennert. Erfolg in der Elektromobilität erfordere für die Zulieferer allerdings die Bereitschaft, ihre bisherige Wertschöpfung neu zu tarieren und sich an wandelnde Kundenbedürfnisse anzupassen. „Dazu braucht es unternehmerisches Denken, Mut und Risikoaffinität.“

Rubriklistenbild: © Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa

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