Was am Ende übrig bleibt
Altersarmut in Deutschland: Finanzexperte rechnet vor, bei wem die Rente knapp wird
VonSofia Popovidischließen
Romina Kunzeschließen
Das Risiko, im Alter in die Armut abzurutschen, steigt in Deutschland. Dagegensteuern sollen Grundrente und Grundsicherung. Ein Finanzexperte erklärt die beiden Modelle.
Syke – In Deutschland kämpfen zunehmend ältere Menschen gegen Armut. Besonders über 65-Jährige finden sich im Ruhestand plötzlich am Existenzminimum wieder. Im Jahr 2021 lag die Quote des Armutsrisikos für 65-Jährige mit 28,1 Prozent über dem Durchschnittswert der EU (27,4 Prozent).
Die Grundrente und die Grundsicherung sind zwei staatliche Sicherheitsnetze im Alter, auf die immer mehr Rentnerinnen und Rentner angewiesen sind. Ein Finanzexperte veranschaulicht auf Youtube anhand von Szenarien, was die niedrigste Rente ist, die Bürger beanspruchen können.
Ein Finanzexperte erläutert die Grundrente in Deutschland anhand einer Musterrechnung
Finanzielle Bedürftigkeit kann sich in Deutschland unterschiedlich definieren. Laut dem Portal rentenbescheid24.de gelten Rentner mit weniger als 1126 Euro (Netto) im Monat als arm, bei über 40 Prozent aller Rentner ist das der Fall. Variable Faktoren, wie Miete, Lebenskosten können das persönliche Armutsempfinden beeinflussen.
Doch es gibt Möglichkeiten, die Rente aufzubessern; darunter zählen die staatlichen Modelle der Grundrente und Grundsicherung. Eine Beispielrechnung durch den Youtuber „Finanztip“ legt das Prinzip der Grundrente in Deutschland dar.
In die gesetzliche Rente wird grundsätzlich 18,6 Prozent des Bruttogehalts eingezahlt. Diese Rentenbeiträge werden dann in „Entgeltpunkte“ (EP) umgewandelt, die der Finanzexperte als „Währung“ der gesetzlichen Rentenversicherung bezeichnet. An folgenden fiktiven Beispiel bedient sich der Experte zur Verdeutlichung:
- Eine fiktive Frau namens „Gisela“ arbeitete 40 Jahre als Verkäuferin und hat dabei durchschnittlich pro Jahr 0,72 EP (72 Prozent) erworben.
- Im Alter kommt sie auf eine gesetzliche Regelaltersrente von 1.082,88 Euro Brutto. So wie ihr geht es Millionen Menschen in Deutschland.
- Die durchschnittlichen Entgeltpunkte von 0,72, die „Gisela“ pro Jahr erhalten hat, werden erstmal verdoppelt. Das ergibt insgesamt 1,44 EP. Da bei der Grundrente allerdings nur maximal 80 Prozent des Durchschnittsentgelts, also 0,8 EP angerechnet werden können, liegt die Frau mit 1,44 EP über dem Wert.
- Um wie viel Euro kann „Giselas“ Rente also aufgestockt werden? Ihr werden 0,8 EP angerechnet, erworben hat sie aber bereits 0,72. Der Differenzbetrag liegt dabei bei 0,08 EP, von denen nochmal 12,5 Prozent abgezogen werden. Somit wird „Giselas“ Grundrente mit je 0,07 EP für 35 Jahre berechnet, was insgesamt 2,45 EP ergibt.
- Diese 2,45 EP bekommt sie nun auf ihre kleine Rente obendrauf. Wen man also die 2,45 EP mit den 37,60 Euro, die man für einen Entgeltpunkt erhält, multipliziert, erhält sie einen Grundrentenzuschlag von 92,12 Euro im Monat.
- Heißt: „Gisela“ bekommt am Ende eine Gesamtrente von 1.175 Euro Brutto im Monat.
Quelle: YouTube „Finanztip“
Wenn die Grundrente nicht ausreicht – Grundsicherung als nächster Schritt
In einer Zeit, in der die Mietkosten steigen und Lebensmittel immer teurer werden, reichen 1,175 Euro Brutto für viele Menschen gerade so zum Überleben – wenn überhaupt. „Aber es geht noch weniger“, betont der Finanzexperte in seinem Video-Clip. Der Kenner illustriert anhand eines zweiten hypothetischen Falls, dass es Situationen gibt, in denen selbst die Grundrente nicht ausreicht und dann der zweite Sicherheitsmechanismus greift: Die Grundsicherung.
Eine Bedingung für die Grundsicherung ist, dass vorhandenes Vermögen oder ein Depot zuerst aufgebraucht werden muss, bevor man einen Anspruch auf die finanzielle Unterstützung durch den Staat hat. Ein weiteres Beispiel des Finanzexperten:
- „Michael“ war 34 Jahre lang LKW-Fahrer und hat dabei im Durchschnitt nur 0,55 EP (55 Prozent) pro Jahr erworben.
- Damit kommt er auf eine gesetzliche Regelaltersrente von nur 703 Euro.
- Zusätzlich zu seiner Regelrente erhält „Michael“ einen Grundrentenzuschlag von 56 Euro. Das ergibt eine monatliche Gesamtrente von 759 Euro Brutto.
- Das reicht ihm nicht zu leben, weswegen er Anspruch auf die Grundsicherung bekommt.
- Die Grundsicherung wird wie folgt berechnet: „Michael“ hat zum einen Wohnkosten in Höhe von 400 Euro, zum anderen hat er noch dazu einen seit 2024 geltenden Regelbedarf (Stufe 1) von 563 Euro.
- Davon wird „Michaels“ Rente abgezogen. Allerdings nicht seine volle Rente, sondern lediglich Teile. In „Michaels“ Fall sind es 450 Euro, die abgezogen werden. Heißt: Er kann insgesamt 513 Euro Grundsicherung bekommen.
- Zusammengerechnet wird nun die gesetzliche Rente von 703 Euro, der Grundrentenzuschlag von 56 Euro und die Grundsicherung von 513 Euro.
- Damit stehen „Michael“ also insgesamt 1,273 Euro Brutto pro Monat im Ruhestand zur Verfügung.
Quelle: YouTube „Finanztip“
Es zeigt sich, dass Armut oftmals ein weiteres, soziales Problem mit sich bringt: Einsamkeit. Besonders im Alter ziehen sich Menschen häufig in eine Isolation zurück; meist aus Scham. Dagegen will ein Verein vorgehen und Menschen im Ruhestand aus der Not helfen.
Die Redakteurin hat diesen Artikel verfasst und anschließend zur Optimierung nach eigenem Ermessen ein KI-Sprachmodell eingesetzt. Alle Informationen wurden sorgfältig überprüft. Hier erfahren Sie mehr über unsere KI-Prinzipien.
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