Der Sparplan beginnt mit 6 Jahren
2.500 Euro Rente für jeden? – Merz-Plan unter der Lupe
- VonBettina Menzelschließen
Die Union und die SPD wollen eine zukunftssichere Rentenlösung. Die CDU plädiert für die Frühstart-Rente. Doch rechnet sich das frühe Sparen?
Berlin – Union und SPD einigten sich in Sondierungsgesprächen auf „stabile Renten“. Die private Altersvorsorge ist dabei eine wichtige Säule: Junge Menschen sollen aus Sicht der Christdemokraten möglichst früh mit dem Sparen anfangen. Wer monatlich 100 Euro anlegt, hat dank des Zinseszinseffekts am Ende 370.000 Euro zur Verfügung, rechnet die CDU vor. Doch stimmt das?
Frühstart-Rente und Aktivrente: Wie die CDU das Rentensystem in Zeiten der Überalterung sichern will
Im Wahlprogramm der CDU steht das Versprechen: „Wir halten an der bestehenden gesetzlichen Regelung zum Renteneintrittsalter fest. Rentenkürzungen wird es mit uns nicht geben.“ Doch kann das klappen? Deutschlands Rentensystem basiert auf dem Umlageverfahren. In Zeiten einer überalternden Gesellschaft bedeutet das: immer mehr Rentenbezieher stehen immer weniger Beitragszahlern gegenüber. Gleichzeitig steigt die Lebenserwartung und viele beziehen länger Rente.
Die Christdemokraten wollen mehr Beitragszahler mit der Aktivrente erreichen: „Wer über das gesetzliche Rentenalter hinaus freiwillig weiterarbeitet, bekommt sein Gehalt von bis zu 2000 Euro im Monat steuerfrei“, heißt es im Wahlprogramm. Andererseits steht im Parteiprogramm auch das Konzept einer Frühstart-Rente. Junge Menschen bekommen vom 6. bis 18. Lebensjahr – also 12 Jahre lang – vom Staat monatlich zehn Euro auf ein Kapitalkonto überwiesen. Und dann kommt der Zinseszinseffekt ins Spiel. Ausgehend von einem jährlichen Zinssatz von sechs Prozent kommen bis zum 18. Lebensjahr 2102 Euro zusammen.
Die Einzahlungen vom Staat betragen dabei 1440 Euro, die Zinserträge 661,50 Euro. Wer dieses Geld einfach bis zur Rente mit 67 Jahren liegen lässt, kommt bei einer jährlichen Rendite von sechs Prozent im Rentenalter auf etwa 36.000 Euro, rechnet die Partei vor. Spart man weiter mit zehn Euro monatlich, liegen mit 67 Jahren 70.000 Euro auf dem Konto, bei einem monatlichen Sparbetrag von 100 Euro wären es sogar rund 370.000 Euro. Laut einem Zinseszinsrechner liegt der Endbetrag – bei einem Anfangskapital von 2100 Euro, monatlichen Einzahlungen von 100 Euro über den Zeitraum von 49 Jahren bei einem Zinssatz von sechs Prozent – bei 364.043 Euro und damit nah an dem CDU-Versprechen.
Merz‘ Renten-Plan: 2500 Euro netto pro Monat – wie realistisch ist das?
Wie viel müsste man für eine Netto-Rente in Höhe von 2500 Euro ansparen? Wenn heutige Kinder mit 67 Jahren in Rente gehen und die Altersvorsorge 20 Jahre lang ausbezahlt bekommen, müssten bei einem durchschnittlichen Zins von fünf Prozent bei Renteneintritt 378.813 Euro auf dem Sparkonto liegen. Dann könnten die Rentner der Zukunft monatlich 2500 Euro entnehmen. Läge die jährliche Rendite im Schnitt bei sechs Prozent, würden 348.952 Euro als Anfangsbetrag auf dem Depot reichen.
Die hätte man laut der Beispielrechnung der CDU bei einem monatlichen Sparbetrag von 100 Euro über den Zeitraum von 49 Jahren locker zusammen. Wer ab dem 18. Lebensjahr mehr einzahlt, hat am Ende sogar mehr Rente zur Verfügung. Zum Vergleich: Eine Berechnung des Investmentanbieters Growney kommt zu etwas niedrigeren, aber durchaus vergleichbaren Zahlen. Allerdings berücksichtigt das Unternehmen den CDU-Zuschuss für die Frühstart-Rente nicht.
So viel Netto-Rente ist drin: Rechenbeispiel von Growney
| Familienstand | monatlicher Sparbetrag | Einzahlung in Jahren | Netto-Rente (monatlich) |
|---|---|---|---|
| Single | 150 Euro | 47 Jahre | 2318 Euro |
| Single, 1 Kind | 100 Euro | 37 Jahre | 930 Euro |
| Single | 300 Euro | 37 Jahre | 2559 Euro |
| Paar, 2 Kinder | 200 Euro | 27 Jahre | 827 Euro (pro Person) |
| Paar | 250 Euro | 17 Jahre | 508 Euro (pro Person) |
Quelle: Investmentanbieter Growney. Die Berechnung erfolgte für das Altersvorsorgedepot der Ampel und berücksichtigt daher den CDU-Zuschuss für Kinder nicht. Die Rendite wurde mit 6,5 Prozent angenommen.
Die CDU spricht von einem „Kapitalkonto“, auf dem das Geld gespart werden soll. Wäre das Geld auf dem Kapitalmarkt angelegt, wäre die Annahme von sechs Prozent Rendite nicht unrealistisch. Verbraucher hätten in den vergangenen 20 Jahren mit einem breit gestreuten Portfolio sogar eine Rendite bis zu acht Prozent jährlich erzielen können, wie eine Analyse von Vanguard zeigt. Der Aktienmarkt ist allerdings Schwankungen unterworfen und birgt damit auch Risiken. Auf einem herkömmlichen Sparkonto waren vor allem in der Niedrigzinsphase kaum Erträge zu holen. Die Zinsen lagen einer Analyse von Stiftung Warentest zufolge je nach Anlagedauer zwischen zwei und maximal 4,7 Prozent.
Wer nicht erst in 50 bis 60 Jahren in Rente gehen will, ist von den CDU-Plänen zur Frühstart-Rente ohnehin nicht mehr betroffen. Relevanter für jetzige Arbeitnehmer ist wohl die Mitteilung der Deutschen Rentenversicherung Bund (DRV), wonach die Pläne von Union und SPD zur Alterssicherung zu einem deutlichen Anstieg des Rentenbeitragssatzes führen könnten. Bis 2040 werde der Satz von derzeit 18,6 Prozent auf 22,8 bis 22,9 Prozent steigen, sagte ein DRV-Sprecher laut Bild. Nur so lassen sich das versprochene stabile Rentenniveau- und alter offenbar gewährleisten. Für aktuelle Rentenbezieher gibt es noch gute Nachrichten: Für 2025 ist eine Rentenerhöhung geplant.
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