Bundestagswahl 2025
CDU, SPD, Grüne & Co.: Welche Renten-Pläne die Parteien verfolgen
- VonBettina Menzelschließen
Alina Schröderschließen
Die Parteien ringen um die Stimmen der Wähler – aber wie glaubwürdig sind ihre Versprechen zum Thema Ruhestand? Experten kritisieren einige Renten-Pläne.
Berlin – Nachdem die Ampel-Koalition gescheitert ist, findet am 23. Februar 2025 die vorzeitige Bundestagswahl statt. Vor allem Themen rund um die Wirtschaft und Migration rücken in den Fokus der öffentlichen Debatte. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei auch den rentenpolitischen Konzepten der Parteien und deren Bewertung durch Experten.
CDU/CSU verspricht: Keine Rentenkürzungen, aber mehr Anreize für längeres Arbeiten
Im Zentrum der Rentendiskussion steht die CDU/CSU. „Wir halten an der bestehenden gesetzlichen Regelung zum Renteneintrittsalter fest. Rentenkürzungen wird es mit uns nicht geben“, heißt es in deren Wahlprogramm. Die Christdemokraten präsentieren das Konzept einer Aktivrente. Das bedeutet, „wer über das gesetzliche Rentenalter hinaus freiwillig weiterarbeitet, bekommt sein Gehalt von bis zu 2000 Euro im Monat steuerfrei.“
Hinzukommen soll eine sogenannte „Frühstart-Rente“. Der Plan sieht vor, dass der Staat die private Altersvorsorge von 6- bis 18-Jährigen mit zehn Euro monatlich unterstützt. Über zwölf Jahre gerechnet wären das 1440 Euro pro Kind – keine große Summe, doch der Partei geht es offenbar um den Anreiz, selbst fürs Alter weiterzusparen. „So bilden wir für die frühe private Altersvorsorge ein Startvermögen“, betont die Partei.
Zusätzlich verspricht die Union: „Wir entlasten die Rentnerinnen und Rentner auch ganz praktisch und wollen für den Regelfall deren Steuererklärung entbehrlich machen.“
SPD will Rentenniveau sichern – auf Kosten der Jungen?
Die SPD hingegen verfolge laut Wahlprogramm das Ziel, das Niveau der gesetzlichen Rentenversicherung dauerhaft bei mindestens 48 Prozent zu sichern. „Der Wert der Arbeit spiegelt sich auch in guten Renten im Alter.“ „Dies gilt auch für die heute jungen Menschen, die jetzt ins Erwerbsleben kommen und viele Jahre Beiträge zahlen werden. Wir lehnen die Rentenkürzungspläne von Union und FDP ab.“ Ein früherer Renteneintritt soll „mit der SPD auch künftig zwei Jahre früher möglich bleiben“, heißt es von den Sozialdemokraten.
Wie auch andere Parteien will die SPD die betriebliche und private Altersvorsorge steigern. Eine Anhebung der Regelaltersgrenze lehnen die Sozialdemokraten ab. Laut Wirtschaftsweise Martin Werding belasten diese Pläne vor allem die Jüngeren. Die Rentenbeiträge müssten schließlich künftig steigen, um das gleichbleibende Niveau zu finanzieren. „Die Jüngeren müssen höhere Beiträge zahlen, erhalten aber später das gleiche Rentenniveau wie bisher“, sagte der Experte.
Grüne Rentenstrategie: 48 Prozent Rentenniveau durch gute Löhne und qualifizierte Zuwanderung?
Auch die Grünen geben in ihrem Wahlprogramm bekannt, das Rentenniveau bei mindestens 48 Prozent halten. „Das beste Mittel für eine verlässliche Altersvorsorge und einen möglichst geringen Rentenbeitragssatz sind gute Löhne und eine breite Basis derer, die in die Rente einzahlen“, heißt es darin. Die Grünen wollen dies mit der Förderung sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung erreichen, genauer gesagt durch die Verbesserung von Erwerbsmöglichkeiten, insbesondere von Frauen und durch qualifizierte Zuwanderung.
Die Partei will auch „nicht anderweitig abgesicherte Selbstständige“ sowie Abgeordnete und Beamte in die gesetzliche Rente einzahlen lassen. Laut ifo-Institut würde die Ausweitung der Rentenversicherungspflicht auf Beamte allerdings kurzfristig zu einer Doppelbelastung der öffentlichen Haushalte führen.
Die Grünen setzen zudem auf flexible Übergänge in den Ruhestand und Anreize für längeres Arbeiten – über die Regelaltersgrenze hinaus. Die Finanzierung bleibt jedoch ebenfalls ungeklärt. Die Partei erwähnt einen „Bürger*innenfonds“, der in europäische und deutsche Start-ups und Wachstumsunternehmen investieren soll. Mit den daraus resultierenden Erträgen sollen unter anderem niedrige Renten aufgebessert werden.
BSW fordert Reform der Rentenversicherung nach österreichischem VorbildBSW
Der Renten-Plan des BSW sieht dem Wahlprogramm zufolge wie folgt aus: „Bei Abwesenheit anderer Einkommen sollte die gesetzliche Rente bis 2000 Euro im Monat von der Steuer befreit werden.“ Die Partei fordert zudem eine Mindestrente von 1500 Euro nach 40 Versicherungsjahren. Konkret schlägt die Partei ein Stufenmodell vor, wie es in Österreich gibt: „Nach 30 Versicherungsjahren liegt die Mindestrente bei 1300 Euro und nach 15 Jahren bei 1200 Euro.“ Außerdem soll gelten: „Wer 45 Jahre gearbeitet und in die Rentenkasse eingezahlt hat, muss abschlagsfrei mit 63 Jahren in Rente gehen können.“
Das BWS wolle zudem, dass alle Abgeordneten und Bundestagsminister verpflichtend in die Rente einzahlen. „Wer 45 Jahre gearbeitet und in die Rentenkasse eingezahlt hat, muss abschlagsfrei mit 63 Jahren in Rente gehen können“, heißt es vom Bündnis. Einer Erhöhung des Renteneintrittsalters erteilt die Partei ebenso eine Absage wie auch der „Spekulation mit der Rente am Aktienmarkt“, wie etwa von Union und FDP geplant. Wie die Finanzierung stattdessen erfolgen soll, bleibt offen. Darüber hinaus sollen die Renten zunächst um 120 im Monat angehoben werden, als Inflationsausgleich.
AfD verspricht höhere Renten – aber wer soll das bezahlen?
Die Alternative für Deutschland tritt „für eine schrittweise Erhöhung des Rentenniveaus ein.“ In ihrem Programm erklärt sie: „Wir wollen der Rentenversicherung mehr Beitragszahler zuführen, die Verrentung flexibler und gerechter gestalten und Anreize für eine freiwillige Verlängerung der Lebensarbeitszeit setzen.“ Woher in einer überalternden Gesellschaft in Deutschland mehr Beitragszahler kommen sollen, erklärt die Partei nicht. Würden mehr Menschen abgeschoben, wie von der AfD gefordert, würden sogar noch weniger Rentenbeiträge zahlen.
Darüber hinaus sollen Menschen laut der AfD früher in das Arbeitsleben eintreten und weniger in Teilzeit arbeiten, um so einen „höheren Lebensverdienst“ zu haben. Die Partei bemängelt, dass Rentner in anderen Ländern mehr Bezüge erhalten und nennt – wie auch das BSW – Österreich als Beispiel. Dort beziehe ein „Arbeitnehmer mit Durchschnittslohn nach 45 Arbeitsjahren eine Rente von 2.600 €, ein vergleichbarer Rentner in Deutschland magere 1.500 €.“ Die Deutsche Rentenversicherung widerspricht diesen Zahlen und informiert über eine Differenz von 500 Euro. Hinzu kommt: Österreicher bekommen nicht nur mehr Rente, sondern zahlen zuvor auch höhere Beiträge ein, wie eine Gegenüberstellung zeigt.
Die AfD wolle auch Politiker und Beamte künftig hierzulande zur Rentenkasse bitten. Für Ruheständler, die weiter arbeiten, soll es zudem einen zusätzlichen Steuerfreibetrag von 12.000 Euro pro Jahr geben. Kritisch zu den Plänen äußert sich der Deutsche Gewerkschaftsbund: „Die AfD will außerdem über 15 Milliarden Euro jährlich aus der Rentenkasse plündern, um eine Gebärprämie zu zahlen. Welche Familien eine solche Prämie bekommen sollen, entscheidet sich danach, ob sie der AfD deutsch genug ist.“
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Renten-Krise in Deutschland: ifo vermisst Finanzierungsideen der Parteien
Das ifo-Institut hingegen sieht die Rentenpläne aller Parteien kritisch. Dessen stellvertretender Leiter der Dresdner Niederlassung, Joachim Ragnitz, stellt fest: „Alle größeren Parteien sind offensichtlich darum bemüht, mögliche Belastungen für die Rentnerinnen und Rentner zu vermeiden und stattdessen die Last auf die aktuellen und kommenden Beitragszahler zu verlegen.“ Doch keine der großen Parteien erkläre nachhaltig, wie die Rentenversprechen finanziert werden sollen.
Das Institut empfiehlt eine Anpassung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung sowie eine Koppelung der Rentenerhöhungen an die Inflation statt an die Nettolöhne. „So ließe sich das Verhältnis von Beitragszahlern zu Rentenempfängern angesichts der demografischen Schieflage annähernd stabil halten“, heißt es. Allerdings zeige sich derzeit keine der großen Parteien bereit, solch weitreichende Reformen anzugehen. (bme/asc)
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