BYD, Hisense und Co.

Diese China-Firmen werben bei der Fußball-EM 2024

  • Sven Hauberg
    VonSven Hauberg
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Fünf der 13 großen EM-Sponsoren stammen aus China. Wir erklären, was hinter dem Kürzel BYD steckt, warum Hisense auf Chinesisch wirbt – und was man mit der App Alipay machen kann.

Wer in diesen Tagen die Spiele der Fußball-EM im Fernsehen oder auf der Großleinwand verfolgt, sieht sie überall: die Logos der chinesischen Unternehmen BYD, Hisense, Alipay, AliExpress und Vivo. Unternehmen aus der Volksrepublik stellen bei dieser Europameisterschaft fünf der 13 Hauptsponsoren und damit so viele wie nie zuvor. Wir stellen die fünf China-Sponsoren der Fußball-EM vor und erklären, warum einige von ihnen umstritten sind.

BYD: Der chinesische Autohersteller wirbt bei der EM

„Build your dreams“: Mit diesem blumigen Slogan wirbt der chinesische Autobauer BYD bei der EM. Das Unternehmen aus dem südchinesischen Shenzhen hat Volkswagen als EM-Sponsor abgelöst, und das in einer Zeit, die kaum schlechter sein könnte für Automarken aus der Volksrepublik. Denn BYD muss – so wie alle anderen chinesischen Hersteller auch – nach einer Entscheidung der EU-Kommission fortan Zusatzzölle auf Importe in die EU entrichten. Der Vorwurf der EU: Die chinesische Regierung unterstütze die Autobauer mit massiven, wettbewerbsverzerrenden Subventionen.

Schon jetzt ist der Marktanteil von BYD in Europa mit nur 0,1 Prozent äußerst gering, daran dürfte auch die Bandenwerbung kaum etwas ändern. Denn anders als in China, wo das günstigste BYD-Modell schon für umgerechnet unter 10.000 Euro zu haben ist, sind die China-Autos hierzulande keine wirklichen Schnäppchen; die Strafzölle dürften die Fahrzeuge weiter verteuern. Weltweit hingegen löste BYD Anfang des Jahres den Konkurrenten Tesla vorübergehend als Elektro-Nummer-eins ab.

Elektroauto-Markt in China boomt: Zehn Marken, die Sie kennen sollten

Elektrotransporter von Maxus.
Platz 10 – Maxus: Ford, VW und Mercedes aufgepasst. Mit Maxus greifen die chinesischen Hersteller auch bei den Nutzfahrzeugen an. Die Modelle der 2011 gegründete Tochter von SAIC Motors sind unter anderem bei der österreichischen Post und Ikea im Einsatz. Verkauft werden die Transporter über eigene Händler. © GlobalImagens/Imago
Der Aiways U5.
Platz 9 – Aiways: 2017 ging der Hersteller in China an den Start. Schon zwei Jahre später folgte die erste Niederlassung in Europa. Im selben Jahr kam mit dem U5 das erste Auto in China auf den Markt. 2020 folgte Deutschland.  © Aiways
Der Wey Coffee 01
Platz 8 – Wey: Ihr Debüt feierte die Marke 2016 im Rahmen der Guangzhou Auto Show. Ab 2017 wurden die ersten Autos verkauft. In Europa ist Wey seit 2022 vertreten. Mit dem Coffee 01 will die Tochter von Great Wall in Deutschland durchstarten. Mit dem Plug-in-Hybrid Cooffee 02 legen die Chinesen im Herbst nach. Vertrieben werden die Fahrzeuge vom Importeur Emil Frey. © Wey
Lynk & Co 01
Platz 7 – Lynk & Co: Auch hinter diesem Hersteller, der 2016 gegründet wurde, verbirgt sich wieder Geely. Der Plug-in-Hybrid 01 wird dabei vor allem im Abo vertrieben. Das Modell kann aber auch gekauft oder geliehen werden. Entwickelt und entworfen wurde der Lynk & Co in Schweden bei der Konzernschwester Volvo.  © Lynk & Co
Der MG 4 EV.
Platz 6 – MG: Tot gesagte Leben länger. Das gilt auch für die britische Traditionsmarke MG. Allerdings nicht mehr unter der Flagge ihrer Majestät. Nach der Insolvenz erwarb zunächst die Nanjing Automobile Group im Juni 2005 die Markenrechte für 53 Millionen Pfund Sterling (ca. 61 Millionen Euro). Inzwischen gehört der Hersteller zu SAIC Motor. Dort wurde MG mit Roewe in der Abteilung Passenger Vehicle zusammengefasst. Seit Januar 2021 ist MG auch wieder auf dem deutschen Markt vertreten – unter anderem mit dem 4 EV. © MG
Der Xpeng P7.
Platz 5 – Xpeng: Wie viele chinesische Hersteller ist auch Xpeng noch relativ jung. Erst 2014 wurde das Unternehmen gegründet, konnte in den vergangenen Jahren seine Stückzahlen aber immer weiter steigern. In Europa ist Xpeng bisher lediglich in Schweden, Norwegen, Dänemark und den Niederlanden vertreten. Wann der Hersteller nach Deutschland kommt, ist unklar. © Zuma Wire/Imago
Der Zeekr 001.
Platz 4 – Zeekr: Auch wenn der Name so gar nicht chinesisch klingt, stammt der Hersteller dennoch aus dem Reich der Mitte. Der Markenname setzt sich aus Generation Z und dem Begriff Geek zusammen. Hinter dem erst 2021 gegründeten Autobauer steckt Geely. Mit der neuen Tochter möchte man im Premiumsegment Fuß fassen. Zeekr arbeitet zudem mit Waymo an einem vollelektrischen, autonom fahrenden Ride-Hailing-Fahrzeug für die USA. Zusammen mit Mobileeye will man bis 2024 autonomes Fahren in Serie bringen. 2023 soll die Marke in Schweden und den Niederlanden mit den Modellen 001 und X ihren Europa-Start feiern. © Zeekr
Der Ora Funky Cat.
Platz 3 – Ora: Wie Wey gehört auch Ora zu Great Wall Motor. Gegründet wurde die Elektro-Tochter erst im Jahr 2018. Trotz ihrer noch recht jungen Geschichte hat die Marke schon für einen Aufreger gesorgt und eine dreiste Kopie des VW Käfer auf den Markt gebracht. In Europa gibt es das Modell jedoch nicht, dafür aber den Funky Cat. © Ora/GWM
Der NIO ES6 steht auf einer Messe.
Platz 2 – NIO: Der Name des 2014 gergründeten Herstellers ist eine Anspielung auf den Smog über den Großstädten Chinas. Nio,in chinesischen Schriftzeichen „Weilai“, bedeutet übersetzt „Der Himmel wird blau“. Eine Besonderheit der Marke ist die Battery-Swap-Technologie. In fünf Minuten wird der Akku gegen einen neuen ausgetauscht. Sein Europa-Debüt gab Nio 2021 in Norwegen. Seit 2022 sind die Elektroautos auch in Deutschland erhältlich. © VCG/Imago
Der BYD Seal.
Platz 1 – BYD: Unter den chinesischen Autobauern ist Built Your Dreams (BYD) fast schon so was wie der Opa. Seit 1995 gibt es das Unternehmen bereits. Autos spielten am Anfang jedoch noch keine Rolle, stattdessen baute man wiederaufladbare Batterien. Erst 2003 stieg man durch den Kauf der angeschlagenen Xian Qinhuan Automobile in das Automobilgeschäft ein. Inzwischen ist BYD einer größten Automobilproduzenten Chinas und der Welt. In Deutschland sind die Chinesen derzeit mit den Modellen Atto3, Han und Tang vertreten. © VCG/Imago

Vivo: Die Smartphone-Marke ist weltweit die Nummer fünf

Erst seit rund vier Jahren ist der Smartphone-Hersteller Vivo auf dem europäischen Markt aktiv. Aufgefallen ist vielen die Marke aber bereits zwei Jahre zuvor, als Vivo offizieller Smartphone-Partner der Fußball-WM in Russland war. Heute verkauft Vivo seine Handys in Dutzende Länder, auch in Deutschland. Im ersten Quartal 2024 war Vivo mit einem Marktanteil von rund sieben Prozent weltweit der fünftgrößte Handy-Hersteller, nach Samsung, Apple, Xiaomi und Oppo. Ein Streit mit Nokia über Mobilfunkpatente sorgte vorübergehend dafür, dass Vivo-Handys in Deutschland aus den Regalen genommen wurden, Anfang des Jahres verkündeten beide Unternehmen aber eine Einigung.

AliExpress: Mit prominentem Werbegesicht bei der Fußball-EM

Billigware made in China – damit verbinden die meisten hierzulande den Klamottenhersteller Shein oder den Onlinehändler Temu. Beide verkaufen Ramschprodukte zu Schnäppchenpreisen. Jetzt will auch AliExpress ein Stück vom Billig-Kuchen. Hinter dem Anbieter steckt der große chinesische Tech-Konzern Alibaba, der bislang vor allem auf dem heimischen Markt tätig war. Um den Rest der Welt zu erobern, hat sich AliExpress nicht nur reichlich Bandenwerbung gebucht, sondern auch ein prominentes Werbegesicht verpflichtet: Ex-Fußballer David Beckham soll dafür sorgen, dass das Unternehmen auch im Westen bekannt wird.

Allerdings ist das Image des Onlinemarktplatzes angekratzt, Mitte März eröffnete die EU-Kommission ein Verfahren gegen AliExpress. Geprüft werden soll, ob die Plattform mit illegalen und pornografischen Inhalten gegen EU-Regeln verstößt. Unter anderem wirft die EU dem Unternehmen vor, gefälschte Medikamente zu verkaufen.

Thomas Müller, Toni Kroos, Maximilian Beier und Kai Havertz beim Training in Herzogenaurach.

Alipay: Zahlungsdienstleister aus Shanghai ist Werbepartner bei der EM

Ebenfalls zum Alibaba-Kosmos gehört Alipay. Der Zahlungsdienstleister wird von der Alibaba-Tochter Ant Group betrieben und hat seinen Sitz in der Finanzmetropole Shanghai. Mit der Alipay-App kann man in China Geld verschicken, aber auch Essen bei Lieferdiensten bestellen oder Zugtickets buchen. Schon vor Jahren löste Alipay Paypal als weltweite Nummer eins ab. Zu verdanken hat das Unternehmen seinen Erfolg vor allem den chinesischen Nutzern – im Westen ist Alipay bislang kaum präsent.

Der Expansion nach Europa oder in die USA stehen chinesische Kapitalverkehrskontrollen entgegen, die es schwer machen, große Geldsummen auszuführen. Der deutsche Verfassungsschutz erklärte zudem in seinem Jahresbericht 2020, dass chinesische Geheimdienste auf die Kundendaten von Bezahlsystemen chinesischer Unternehmen zugreifen könnten, auch auf Alipay. Hierzulande akzeptieren nur wenige Geschäfte die App – doch in den EM-Stadien können Bier und Bockwurst mit Alipay bezahlt werden. Ebenfalls mit Werbung vertreten auf der EM ist die Ant-Group-Tochter Antom, ein Anbieter von Zahlungsverarbeitungsdiensten für Händler.

Hisense: Manuel Neuer wirbt für TV-Hersteller aus China

Auf den Bannern in den deutschen EM-Stadien wirbt Hisense auch hierzulande mit einem Slogan in chinesischen Schriftzeichen: Zhongguo di yi – die Nummer eins in China. Potenzielle Kunden in westlichen Ländern dürfte man so kaum umwerben, vielmehr stehen die EM-Gucker im eigenen Land im Fokus der Werbebotschaft. Als Markenbotschafter setzt das Unternehmen dennoch auf einen deutschen Fußball-Promi: Nationaltorwart Manuel Neuer, der auch in China bekannt und beliebt ist. Hisense produziert Fernseher, Beamer, Kühlgeräte, Waschmaschinen und Wärmepumpen, bei der EM stammen die Bildschirme des Videoassistenten von Hisense. Seinen Sitz hat das Unternehmen in der ostchinesischen Großstadt Qingdao, die über China hinaus für ihr Bier („Tsingtao“) bekannt ist.

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