Analyse der IfW Kiel

China: So viel Geld erhalten BYD & Co aus Peking

  • Markus Hofstetter
    VonMarkus Hofstetter
    schließen

Eine Studie zeigt, wie stark chinesische E-Autohersteller von staatlichen Subventionen profitieren. Angesichts drohender EU-Zölle sind die Zahlen brisant.

Kiel – Elektroautohersteller aus China überschwemmen mit ihren Modellen den Weltmarkt, vor allem aber Europa. Die EU sieht unfairen Wettbewerb am Werk und liebäugelt mit Strafzöllen. Die EU-Kommission hat deshalb eine offizielle Antisubventionsuntersuchung eingeleitet.

Die Analyse „Foulspiel? Zu Höhe und Umfang der Industriesubventionen in China“ des IfW Kiel könnte diese Untersuchung befeuern. Darin zeigen die Autoren, dass mehr als 99 Prozent der börsennotierten chinesischen Unternehmen im Jahr 2022 staatliche Subventionen erhalten haben. China setzt seine Subventionen oft sehr gezielt ein, um Schlüsseltechnologien zur Marktreife zu bringen.

So viel Geld bekommen chinesische E-Autobauer vom Staat: Peking unterstützt BYD mit mehreren Milliarden Euro

Zu den bevorzugt geförderten Industriezweigen gehört der Studie zufolge die Elektromobilität. So erhielt der Elektroautohersteller BYD im Jahr 2020 umgerechnet rund 220 Millionen Euro direkt vom Staat, im Jahr 2022 waren es bereits 2,1 Milliarden Euro. Damit bekommt BYD deutlich mehr Geld als die heimischen Wettbewerber: Bei GAC waren es im Jahr 2022 nur rund 200 Millionen Euro.

Der chinesische Hersteller BYD erhält laut einer Studie der IfW Köln viele Milliarden Euro vom Staat,

Auch von den Kaufprämien für Elektroautos in China profitiert BYD der Studie zufolge deutlich stärker als alle anderen heimischen Hersteller wie GAC oder auch die vor Ort produzierenden ausländischen Unternehmen wie Tesla. BYD erhielt im Jahr 2022 umgerechnet 1,6 Milliarden Euro. Zweitgrößter Empfänger ist Tesla mit 0,4 Milliarden Euro, gefolgt von GAC mit rund 0,3 Milliarden Euro.

So viel Geld erhalten chinesische Autohersteller vom Staat: Hersteller profitieren auch von Subventionen für Batteriehersteller

„Die Zahlen erfassen das wahre Ausmaß und den Umfang der Subventionen für grüne Technologien in China jedoch nur unzureichend“, sagt Dirk Dohse, Forschungsdirektor am IfW Kiel und Mitautor der Studie. So profitiert beispielsweise BYD auch von den Subventionen für Batteriehersteller, indem das Unternehmen günstigere Komponenten einkaufen kann, sowie von der Förderung der Käufer von batterieelektrischen Fahrzeugen durch die dadurch erhöhte Nachfrage.

Der Staat unterstützt jedoch nicht nur den Bereich E-Mobilität, sondern auch Hersteller von Windkraftanlagen wie die Firmen Goldwing oder Mingyang, heißt es in der Studie. So stiegen die Subventionen beim Anlagenbauer Mingyang von 20 Millionen Euro im Jahr 2020 auf 52 Millionen Euro im Jahr 2022.

So unterstützt der chinesische Staat die Industrie: Unternehmen erhalten nicht nur Subventionen

Die Studie führt auch aus, chinesische Unternehmen, angetrieben durch die Subventionen in vielen grünen Technologiebereichen, sehr schnell expandieren, den chinesischen Markt dominieren und zunehmend auch in die EU-Märkte vordringen konnten. Zur staatlichen Unterstützung gehört aber nicht nur Geld, sondern auch anderen Maßnahmen wie der bevorzugte Zugang zu kritischen Rohstoffen oder der teilweise erzwungene Technologietransfer gegenüber ausländischen Investoren

So ist das Land in den letzten Jahren bereits zum weltweit führenden Produzenten von Photovoltaikanlagen und Batteriezellen aufgestiegen. Diese Führungsrolle strebt China offensichtlich auch bei anderen grünen Technologieprodukten wie Elektrofahrzeugen und Windturbinen an.   

Elektroauto-Markt in China boomt: Zehn Marken, die Sie kennen sollten

Elektrotransporter von Maxus.
Platz 10 – Maxus: Ford, VW und Mercedes aufgepasst. Mit Maxus greifen die chinesischen Hersteller auch bei den Nutzfahrzeugen an. Die Modelle der 2011 gegründete Tochter von SAIC Motors sind unter anderem bei der österreichischen Post und Ikea im Einsatz. Verkauft werden die Transporter über eigene Händler. © GlobalImagens/Imago
Der Aiways U5.
Platz 9 – Aiways: 2017 ging der Hersteller in China an den Start. Schon zwei Jahre später folgte die erste Niederlassung in Europa. Im selben Jahr kam mit dem U5 das erste Auto in China auf den Markt. 2020 folgte Deutschland.  © Aiways
Der Wey Coffee 01
Platz 8 – Wey: Ihr Debüt feierte die Marke 2016 im Rahmen der Guangzhou Auto Show. Ab 2017 wurden die ersten Autos verkauft. In Europa ist Wey seit 2022 vertreten. Mit dem Coffee 01 will die Tochter von Great Wall in Deutschland durchstarten. Mit dem Plug-in-Hybrid Cooffee 02 legen die Chinesen im Herbst nach. Vertrieben werden die Fahrzeuge vom Importeur Emil Frey. © Wey
Lynk & Co 01
Platz 7 – Lynk & Co: Auch hinter diesem Hersteller, der 2016 gegründet wurde, verbirgt sich wieder Geely. Der Plug-in-Hybrid 01 wird dabei vor allem im Abo vertrieben. Das Modell kann aber auch gekauft oder geliehen werden. Entwickelt und entworfen wurde der Lynk & Co in Schweden bei der Konzernschwester Volvo.  © Lynk & Co
Der MG 4 EV.
Platz 6 – MG: Tot gesagte Leben länger. Das gilt auch für die britische Traditionsmarke MG. Allerdings nicht mehr unter der Flagge ihrer Majestät. Nach der Insolvenz erwarb zunächst die Nanjing Automobile Group im Juni 2005 die Markenrechte für 53 Millionen Pfund Sterling (ca. 61 Millionen Euro). Inzwischen gehört der Hersteller zu SAIC Motor. Dort wurde MG mit Roewe in der Abteilung Passenger Vehicle zusammengefasst. Seit Januar 2021 ist MG auch wieder auf dem deutschen Markt vertreten – unter anderem mit dem 4 EV. © MG
Der Xpeng P7.
Platz 5 – Xpeng: Wie viele chinesische Hersteller ist auch Xpeng noch relativ jung. Erst 2014 wurde das Unternehmen gegründet, konnte in den vergangenen Jahren seine Stückzahlen aber immer weiter steigern. In Europa ist Xpeng bisher lediglich in Schweden, Norwegen, Dänemark und den Niederlanden vertreten. Wann der Hersteller nach Deutschland kommt, ist unklar. © Zuma Wire/Imago
Der Zeekr 001.
Platz 4 – Zeekr: Auch wenn der Name so gar nicht chinesisch klingt, stammt der Hersteller dennoch aus dem Reich der Mitte. Der Markenname setzt sich aus Generation Z und dem Begriff Geek zusammen. Hinter dem erst 2021 gegründeten Autobauer steckt Geely. Mit der neuen Tochter möchte man im Premiumsegment Fuß fassen. Zeekr arbeitet zudem mit Waymo an einem vollelektrischen, autonom fahrenden Ride-Hailing-Fahrzeug für die USA. Zusammen mit Mobileeye will man bis 2024 autonomes Fahren in Serie bringen. 2023 soll die Marke in Schweden und den Niederlanden mit den Modellen 001 und X ihren Europa-Start feiern. © Zeekr
Der Ora Funky Cat.
Platz 3 – Ora: Wie Wey gehört auch Ora zu Great Wall Motor. Gegründet wurde die Elektro-Tochter erst im Jahr 2018. Trotz ihrer noch recht jungen Geschichte hat die Marke schon für einen Aufreger gesorgt und eine dreiste Kopie des VW Käfer auf den Markt gebracht. In Europa gibt es das Modell jedoch nicht, dafür aber den Funky Cat. © Ora/GWM
Der NIO ES6 steht auf einer Messe.
Platz 2 – NIO: Der Name des 2014 gergründeten Herstellers ist eine Anspielung auf den Smog über den Großstädten Chinas. Nio,in chinesischen Schriftzeichen „Weilai“, bedeutet übersetzt „Der Himmel wird blau“. Eine Besonderheit der Marke ist die Battery-Swap-Technologie. In fünf Minuten wird der Akku gegen einen neuen ausgetauscht. Sein Europa-Debüt gab Nio 2021 in Norwegen. Seit 2022 sind die Elektroautos auch in Deutschland erhältlich. © VCG/Imago
Der BYD Seal.
Platz 1 – BYD: Unter den chinesischen Autobauern ist Built Your Dreams (BYD) fast schon so was wie der Opa. Seit 1995 gibt es das Unternehmen bereits. Autos spielten am Anfang jedoch noch keine Rolle, stattdessen baute man wiederaufladbare Batterien. Erst 2003 stieg man durch den Kauf der angeschlagenen Xian Qinhuan Automobile in das Automobilgeschäft ein. Inzwischen ist BYD einer größten Automobilproduzenten Chinas und der Welt. In Deutschland sind die Chinesen derzeit mit den Modellen Atto3, Han und Tang vertreten. © VCG/Imago

So viel Geld erhalten chinesische Autohersteller vom Staat: Forscher raten EU zum Vorantreiben des Antisubventionsverfahrens

Vor diesem Hintergrund raten die Kieler Forscher der EU, das kürzlich eingeleitete Antisubventionsverfahren gegen Importe von Elektrofahrzeugen aus China voranzutreiben. Die in dem Verfahren gewonnenen Informationen und die anstehende Entscheidung könnten genutzt werden, um mit der chinesischen Regierung über die Abschaffung der für die EU besonders schädlichen Subventionen zu verhandeln.

Angesichts der derzeitigen makroökonomischen Schwäche Chinas, seiner relativen Stärke in grünen Technologiesektoren und der Spannungen mit den USA sehen die Autoren eine realistische Chance, dass solche Verhandlungen erfolgreich sein könnten.

Rubriklistenbild: © Snowfield Photography/imago

Mehr zum Thema