Finanzier der Rechten
Bundesweit größte Spende: Erlenseer Bauingenieur stiftet 265. 000 Euro an Bundes-AfD
Die größte private Spende in Deutschland kommt aus Erlensee an die AfD. Das Geld kommt von einem Bauingenieur, der auch bei Reichsbürgerveranstaltungen aufgetreten ist.
Erlensee – Die im Bundestag vertretenen Parteien erhalten wieder mehr Großspenden. Die höchste Einzelzuwendung, die im ersten Halbjahr floss, ging an die AfD und stammt laut Bundestagsunterlagen vom Erlenseer Bauingenieur Hartmut Issmer. Er ließ der Partei 265 050 Euro zukommen. Weitere Spenden werden folgen, kündigte er im Interview mit unserer Zeitung an. Denn seiner Meinung nach muss jetzt „Bewegung in die Sache kommen“: Die AfD müsse die Regierung übernehmen.
Issmer, nach eigenen Angaben „ein kleiner Millionär“, hat seinen Hauptwohnsitz seit über 30 Jahren in Erlensee. Dort ist der 71-Jährige auch mit seinem Ingenieur-Büro ansässig. Allerdings hat er nicht nur durch Bauplanung von sich reden gemacht, sondern in erster Linie durch seine politische Gesinnung. In den Medien wird der Erlenseer schon seit einigen Jahren mit Rechtsradikalen und Verschwörungstheoretikern in Verbindung gebracht. Er selbst weist diese Zuschreibung im Gespräch von sich: „Ich bin kein Nazi; ich stehe auf dem Boden des Grundgesetzes.“ Aber heutzutage würden ja alle, die Klima- und Corona-Kritik äußerten, in diese Ecke gestellt, moniert er.
Größter AfD-Spender: „Ich bin für die Aussöhnung mit Russland.“
Die hochgradige Unzufriedenheit mit der aktuellen Regierung sei auch der Beweggrund, weshalb er die AfD unterstütze, sagt Issmer und spult im Telefonat seine „wichtigsten Eckpunkte“ herunter: „Ich bin gegen Masseneinwanderung, vor allem von Sozialflüchtlingen; die Migrationspolitik ist eine Katastrophe.“ Außerdem habe sich die Klima- wie auch die Corona-Politik als „Schwindel“ erwiesen. Untragbar ist für den Erlenseer zudem der Ukraine-Krieg – „angezettelt von der amerikanischen Hochfinanz“, wie er behauptet – und der Kurs der Bundesregierung gegenüber Putin. „Ich bin für die Aussöhnung mit Russland.“
Diese Erkenntnisse hätten sich entwickelt, berichtet Issmer, denn ursprünglich komme er aus dem konservativen Lager. So habe er schon als junger Student dem bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß eine Spende in Höhe von 500 Euro zukommen lassen – damals viel Geld für ihn.
Auch die Bundeskanzler Ludwig Erhard und Konrad Adenauer „waren meine Vorbilder“. Heute gibt er auf die CDU keinen Pfifferling mehr, von SPD, Grünen und Linken gar nicht zu sprechen. „Nur die AfD kommt in Frage“, meint Issmer, wenn es um Deutschlands politische Zukunft geht.
Spender aus Main-Kinzig-Kreis ist selbst politisch tätig
Er selbst ist Mitglied im AfD-Kreisverband Main-Kinzig und bestätigt, was die Medien schreiben: Der Erlenseer hat persönliche Kontakte zum Thüringer AfD-Landeschef Björn Höcke, den der Landesverfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch einstuft. „Ich kenne Höcke persönlich“, erzählt Issmer, „und habe in Weimar ein Haus, wo er schon mal eine Versammlung abhielt.“ Nach der Wende sei er in Ostdeutschland beruflich sehr aktiv gewesen, so gehörten ihm mehrere Immobilien in Weimar.
Dagegen hat sich sein Plan, in Thüringen eine Radiolizenz zu erwerben, zerschlagen. Die Landesmedienanstalt habe ihn abgelehnt, räumt Issmer ein, unter anderem, weil ihn der Verfassungsschutz aufgrund seiner Aktivitäten bei der Pegida-Bewegung beobachtet habe. An Kundgebungen rechtsradikaler Kreise wie etwa der „Reichsbürger“ hat der Erlenseer, der sich bevorzugt mit Strohhut ablichten lässt, häufig teilgenommen, auch als Redner. Außerdem vertrat Issmer die selbst ernannte Volksbewegung „Patrioten für Deutschland“.
Der 71-Jährige wurde in Bad Hersfeld geboren und zog 1959 mit der Familie nach Hanau um. In seinem Ingenieur-Büro sei er mit Unterstützung von drei Mitarbeitern tätig. „Ich hab’ gut zu tun“, sagt er. (Sabine Müller)
Zuletzt machte CDU-Chef Friedrich Merz mit Äußerungen zur AfD Schlagzeilen. Politiker aus dem Main-Kinzig-Kreis reagierten.
