Das ist wirklich dran

„Wer sich anpasst, kommt schneller voran“: Fünf Karriere-Mythen im Check – Welche stimmen, welche nicht?

Jeder kennt sie: Typische Karriereweisheiten, wie man beruflich erfolgreich sein kann. Doch nicht immer sind diese Sprüche tatsächlich angebracht.

Gut gemeinte Ratschläge gibt es im Internet zuhauf. Vor allem Berufseinsteiger werden mit Tipps bombardiert, wie sie möglichst schnell die Karriereleiter erklimmen können. Doch auch berufserfahrene Erwerbstätige stolpern immer wieder über typische Sätze wie „Fake it till you make it“. Doch was steckt eigentlich hinter diesen Mythen? Handelt es sich um sinnvolle Aussagen oder doch eher veraltete Sprüche, die ihre Gültigkeit verloren haben? Im Folgenden werden fünf Karriereweisheiten genauer unter die Lupe genommen.

1. „Tu was du liebst, und du wirst keinen einzigen Tag in deinem Leben arbeiten”

Vermutlich träumt jeder davon, einem Job nachzugehen, der Erfüllung bringt und Spaß macht. Personalberaterin Katja Bauer von „i-potentials.de“ hält diesen Mythos allerdings für eine gefährliche Illusion. „Dieser Karrieretipp schadet leider meist mehr als er nutzt, weil ihm eine völlig unrealistische Erwartungshaltung zugrunde liegt - vor allem bei Leuten, die sich für viele Dinge interessieren und mehr als eine Sache gut können“, kritisiert sie laut „glassdoor.de“. „Der Druck, den EINEN heiß und innig geliebten Job zu finden, führt früher oder später zur herben Enttäuschung.“

Wunschlos glücklich im Job: Gibt es das überhaupt?

Schließlich gebe es in ausnahmslos jedem Beruf anstrengende und herausfordernde Tage. Selbst der absolute Traumjob fühle sich dann wie Arbeit an. Bauers Tipp: Reflektieren Sie darüber, was Ihnen von Natur aus liegt und woran Sie noch arbeiten können. Durch diese Erkenntnis ergäben sich mehr berufliche Möglichkeiten.

2. „Fake it till you make it”

Trotz Unsicherheiten selbstbewusst und souverän auftreten: Dieser Gedanke steckt hinter dieser Weisheit. Das fängt schon mit der richtigen Körperhaltung an. Viele Menschen neigen dazu, die Schultern nach vorne hängen zu lassen und wirken dadurch kleiner. Ein aufrechter, gerader Rücken und leicht nach hinten genommene Schultern strahlen deutlich mehr Selbstbewusstsein aus. Wer mit seiner Körpersprache ausdrückt, dass er sich wohl dabei fühlt, Raum einzunehmen, wird gleich mit ganz anderen Augen betrachtet.

Wer eher introvertiert ist, kann sich vor wichtigen Terminen entsprechend vorbereiten. TikToker und Buchautor Tobias Jost rät im Interview mit Zeit Campus, sich für schwierige Gespräche eine Rolle anzutrainieren. Wie ein Schauspieler schlüpfe man dann in eine selbstbewusstere und extrovertiertere Version seiner selbst.

3. „Wer sich anpasst, kommt schneller voran“

Paradiesvogel oder Mitläufer – was ist besser? „Viele denken tatsächlich, dass im Unternehmen nur der vorankommt, der sich verhält wie alle anderen auch“, sagt Personalberater Marcus Schmidt, der das Buch „Die 40 größten Karriere-Mythen“ veröffentlicht hat, gegenüber „karrierebibel.de“. Allerdings erarbeite sich nur der Mitarbeiter Respekt, der mit Fachwissen und guten Argumenten überzeugen könne. Dazu gehöre es auch, Standpunkte gegenüber dem Chef verteidigen zu können. „Wer nur mitläuft, um ja keinen Fehler zu machen, kann nichts Herausragendes leisten und wird nicht dauerhaft auf sich aufmerksam machen. Derlei Karrieremythen sind sehr gefährlich“, lautet Schmidts Fazit.

4. „Ein MBA garantiert eine steile Karriere“

Viele Menschen denken, dass sie mit einem MBA (Master of Business Administration) den Grundstein für eine erfolgreiche Management-Karriere legen. In Gedanken sehen sie sich schon auf dem Chefsessel – doch genau darin liegt die Gefahr. „Der MBA – anders als der Doktortitel – ist zunächst kein akademischer Grad, dessen Vergabe grundsätzlich staatlich geregelt und kontrolliert würde“, erläutert Marcus Schmidt. „Und anders als der Doktorgrad ist er nur in Zusammenhang mit der ihn verleihenden Institution und unter genauer Analyse der vermittelten Inhalte wertvoll.“

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5. „Sei deine eigene Marke“

Heutzutage ist es wichtiger denn je, sich selbst vermarkten zu können. Das ist übrigens auch als eher introvertierte Person absolut möglich. Beim Personal Branding steht nicht etwa eine Marke im Mittelpunkt, sondern die eigene Person. Ziel ist es, Unternehmen mit seinem Alleinstellungsmerkmal bzw. dem eigenen USP (Unique Selling Proposition) zu überzeugen. Das hilft schon bei der Jobsuche dabei, sich gegen Mitbewerber durchzusetzen. Ausgangspunkt sind Fragen wie: Was sind meine Werte? Bei welchen Themen suchen andere meinen Rat? Wofür brenne ich? Dabei kann es hilfreich sein, bei Freunden oder Kollegen nachzufragen, wie man von ihnen wahrgenommen wird.

Rubriklistenbild: © Yuri Arcurs/ IMAGO