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Wie man als introvertierter Mensch Karriere macht

In sich gekehrt zu sein, muss kein Nachteil sein. So nutzen Sie Ihre Introvertiertheit als Stärke und machen im Job Karriere.

Menschen sind verschieden. Das ist ganz normal und alles andere würde das Leben auch furchtbar langweilig machen. Weil Menschen aber so verschiedene Facetten haben, fallen ihnen auch unterschiedliche Dinge leicht. Besonders bei der Berufswahl kommt es deshalb darauf an, die eigenen Stärken zu kennen.

Eher in sich gekehrte Menschen stehen aber oft schon bei diesem Schritt vor einem Problem: Die eigene Schüchternheit kann ein Hemmschuh für beinahe jeden Job sein, wenn man sie lässt. So machen Sie sich Ihre Introvertiertheit zunutze und bekommen trotzdem – oder gerade deswegen – den Job Ihrer Träume.

Introvertiert und extravertiert: Was ist der Unterschied?

Im Volksmund spricht man der Einfachheit halber oft von Introvertiertheit und Extrovertiertheit, obwohl der richtige Begriff für letzteres eigentlich Extravertiertheit lautet. Beides sind Beschreibungen von Persönlichkeitseigenschaften, die sich in der Theorie entgegenstehen und bereits vom Psychologen Carl Gustav Jung (1875-1961), dem Begründer der analytischen Psychologie, erforscht wurden. Wortwörtlich bedeutet extravertiert „nach außen kehren“ und introvertiert „nach innen kehren“. Die Begriffe stammen vom lateinischen Wort „vertere“ (dt.: kehren, wenden) und den Worten „intro“ (dt.: hinein, innerlich) und „extra“ (dt.: außen, außerhalb) ab.

Der Definition nach sind extravertierte Menschen eher aktiv, dynamisch, enthusiastisch und vor allem aufgeschlossen. Introvertierte Menschen sind tendenziell eher in sich gekehrt, verschlossen und neigen teils zu Scheue und Schüchternheit. Das kann es schwer machen, im Beruf die eigenen Ziele zu erreichen.

Introvertiert im Job: Mit diesen Nachteilen im Alltag haben Introvertierte zu kämpfen

Natürlich kann man auch als extravertierter Mensch Pech im Job haben und manchmal sind zu viel Offenheit oder die sprichwörtliche große Klappe auch nicht von Vorteil. In der Regel sind es im Berufsleben aber die introvertierten Mitarbeiter, die sich seltener zu Wort melden, diejenigen, die auf der Karriereleiter stehen bleiben. Der Grund ist ganz einfach: Sie werden übersehen.

Als introvertierter Mensch muss man sich nicht verstecken. Karriere kann man trotzdem machen. (Symbolbild)

Introvertierte Menschen sind von Natur aus stiller und überdenken Situationen mehr. Kritik nehmen sie sich deshalb deutlich mehr zu Herzen als extravertierte Menschen. Auch unnötiger Smalltalk ist ihnen meist unangenehm, der im Büro allerdings oft nicht ausbleibt. Wer sich davor zurückzieht und eher die Ruhe sucht, wirkt schnell unhöflich, auch wenn die Absicht eine ganz andere ist. Auch Ablenkungen nehmen introvertierte Menschen schnell wahr, was ein Nachteil bei der Arbeit sein kann.

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Karrieretipps für Introvertierte: So klappt es mit dem Traumjob

Wer trotz beziehungsweise mit seiner Introvertiertheit Karriere machen will, kann ein paar Tipps beachten. Generell gilt für Menschen mit einem reichen Innenleben und viel Empathie, dass man sich von der Arbeit nicht verzehren lassen sollte. Der erste Schritt sollte deshalb sein, den Stress der Arbeit nicht mit nach Hause zu nehmen. Mit Meditationen oder anderen Entspannungstechniken können Introvertierte für einen professionellen Abstand zur Arbeit sorgen, um etwaige Berufsprobleme oder Kritik nicht zu stark an sich heranzulassen.

Wer kann, sollte außerdem darauf zurückgreifen, Homeoffice zu machen. Die Ruhe und die vertraute Umgebung tun in sich gekehrten Menschen gut und sie können sich besser auf Ihre Arbeit konzentrieren. Ist das Arbeiten von zu Hause nicht möglich, sollte man zumindest im Büro darauf achten, eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu kreieren – sei es durch Pflanzen, beruhigende Bilder, eine Duftkerze oder Noise-Cancelling-Kopfhörer, die gleichzeitig etwaige Ablenkungen ausschalten. Wenn möglich, können Sie sich auch aus dem Großraumbüro in leere Konferenzräume zurückziehen. Wenn Sie Ihrem Chef erklären, dass Sie viel schneller arbeiten können, wenn Sie zwischendurch Ihre Ruhe haben, wird er bestimmt nicht Nein sagen.

Zehn Dinge, die Sie im Bewerbungsgespräch sofort disqualifizieren

Sind Sie in Sachen Styling unsicher, was beim Bewerbungsgespräch angebracht ist? Wichtig ist natürlich, dass Bewerber ordentlich und gepflegt wirken.
Sind Sie in Sachen Styling unsicher, was für das Bewerbungsgespräch angebracht ist? Wichtig ist, dass Bewerber ordentlich und gepflegt wirken. Bleiben Sie zudem authentisch. Was allzu übertrieben wirkt, sollten Sie im Zweifel besser vermeiden. © IMAGO / Westend61
Also lieber noch einmal duschen, Haare waschen und ein Deo benutzen, bevor Sie sich auf den Weg machen.
Vor dem Bewerbungsgespräch sollten Sie zudem genügend Zeit für die Körperpflege einplanen. Also lieber noch einmal duschen, Haare waschen und ein Deo benutzen, bevor Sie sich auf den Weg machen.  © IMAGO / YAY Images
Sie bewerben sich für einen Job in der Bank, erscheinen aber in Jeans und T-Shirt? Zu lässige Kleidung könnte Sie bei so manchem Personalchef disqualifizieren. Kleiden Sie sich also lieber etwas zu schick als zu bequem – damit macht man nichts falsch.
Sie bewerben sich für einen Job in der Bank, erscheinen aber in Jeans und T-Shirt? Zu lässige Kleidung könnte Sie bei so manchem Personalchef disqualifizieren. Kleiden Sie sich also lieber etwas zu schick als zu bequem – damit macht man nichts falsch. © IMAGO / Westend61
Wer mit einem Coffee-to-go in der Hand beim Vorstellungsgespräch erscheint, könnte bei Recruitern durchaus für Stirnrunzeln sorgen.
Wer mit einem Coffee-to-go in der Hand zum Vorstellungsgespräch erscheint, könnte bei Recruitern durchaus für Stirnrunzeln sorgen. Wenn Ihnen zur Begrüßung hingegen jemand ein Mineralwasser oder einen Kaffee anbietet, dürfen Sie das gerne annehmen. Vergessen Sie dabei niemals, sich höflich zu bedanken.  © IMAGO / Westend61
Gegen einen kleinen Snack vor dem Job-Interview ist nichts einzuwenden – aber bitte lassen Sie Ihr Essen in der Tasche verschwinden, bevor es ernst wird. Personaler könnten es ziemlich unhöflich finden, wenn das belegte Brötchen daraus hervorschaut.
Gegen einen kleinen Snack vor dem Job-Interview ist nichts einzuwenden – aber bitte lassen Sie Ihr Essen in der Tasche verschwinden, bevor es ernst wird. Personaler könnten es ziemlich unhöflich finden, wenn das belegte Brötchen daraus hervorschaut. © IMAGO / Westend61
Oft ist der erste persönliche Eindruck entscheidend. Sie sollten beim ersten Kennenlernen nicht zu sehr vorpreschen, aber trotzdem höflich und freundlich sein.
Oft ist der erste persönliche Eindruck entscheidend. Sie sollten beim ersten Kennenlernen nicht zu sehr vorpreschen, aber trotzdem höflich und freundlich sein. Schließlich geht es darum, dass die künftigen Kollegen Sie besser kennenlernen. Und auch Sie sollten sich natürlich einen Eindruck verschaffen können, ob die neue Stelle zu Ihnen passt. © IMAGO / Westend61
Fallen Sie Ihrem Gegenüber besser nicht ins Wort: Für 39 Prozent der Recruiter ist das ein absolutes No-Go und disqualifiziert Sie auf der Stelle.
Fallen Sie Ihrem Gegenüber besser nicht ins Wort: Für viele Recruiter ist das ein No-Go und disqualifiziert Sie auf der Stelle.  © IMAGO / YAY Images
Wer zu spät kommt, „den betraft das Leben“ - oder der Personalchef. Denn wer beim Vorstellungsgespräch zu spät erscheint, disqualifiziert sich bei vielen Personalern. Planen Sie sich also genügend Puffer für die Anfahrt ein.
Wer zu spät kommt, „den betraft das Leben“ - oder der Personalchef. Denn wer beim Vorstellungsgespräch zu spät erscheint, disqualifiziert sich bei vielen Personalern. Planen Sie sich also genügend Puffer für die Anfahrt ein. Sollten Sie trotzdem verspätet sein, brauchen Sie dafür eine sehr plausible Erklärung.  © IMAGO / Westend61
Vorsicht bei unbekannten Anrufen: Betrüger geben sich in Frankfurt wieder als Polizisten aus.
Finger weg vom Handy – das gilt nicht nur beim Familienessen, sondern auch fürs Vorstellungsgespräch. Wenn Sie im Gespräch Ihr Telefon zücken, könnte das durchaus unangenehm auffallen.  © IMAGO / Westend61
Das größte No-Go für Personalchefs ist aber unhöfliches Verhalten gegenüber Mitarbeitern. Wer die Empfangsdame anzickt oder andere Mitarbeiter herumkommandiert, dürfte bei vielen Personalern von der Bewerberliste gestrichen werden.
Das größte No-Go für Personalchefs ist aber unhöfliches Verhalten gegenüber Mitarbeitern. Wer die Empfangsdame anzickt oder andere Mitarbeiter herumkommandiert, dürfte bei vielen Personalern von der Bewerberliste gestrichen werden.  © IMAGO / YAY Images

Betonen Sie die Vorteile Ihrer Introvertiertheit

In Meetings und Gesprächen sollten Introvertierte vor allem auf Qualität statt Quantität achten. Das bedeutet: Statt wie ein extravertierter Mensch viel zu sagen, melden Sie sich nur ein paar Mal zu Wort, sagen dann aber Dinge mit wichtigem Inhalt. Detaillierte Vorbereitung ist eine Stärke von Introvertierten, die Sie sich hier zu Nutze machen sollte. Außerdem sollten Sie nach Möglichkeit darauf achten, die Anzahl der Gespräche mit Menschen so einzugrenzen, dass Sie Ihr Aufnahmevermögen, Ihre Empathie und Ihre Menschenkenntnis in Bezug auf einzelne Personen voll nutzen zu können.

Wechseln Sie also die Perspektive und verkaufen Sie Ihre Introvertiertheit als Stärke. Sie ermöglicht Ihnen sorgfältiges, detailliertes, gewissenhaftes und zuverlässiges Arbeiten, wie es Extravertierte nur selten vollbringen. Bei der Frage nach etwaigen Schwächen im Vorstellungsgespräch müssen Sie Ihre Introvertiertheit jedenfalls nicht nennen – ganz im Gegenteil.

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