Ernährung und Nähe

Baby füttern: Für Abstillen kann der Zehn-Nächte-Plan helfen

  • Natalie Hull-Deichsel
    VonNatalie Hull-Deichsel
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Mütter, die durch das nächtliche Stillen und den unterbrochenen Schlaf sehr erschöpft sind, können anhand von hilfreichen Tipps nachts mehr Ruhe finden.

Stillen ist ein Thema, das viele Mütter mehr oder weniger beschäftigt und in Elternkreisen sogar polarisiert. Sollen Mütter stillen, wenn ja, ausschließlich und wie lange, tagsüber und auch nachts? Was für manche Frauen problemlos infrage kommt, kann einer anderen Mutter wiederum Schwierigkeiten bereiten – nicht nur, weil sie beim Stillen Schmerzen empfindet, sondern auch die Häufigkeit des Stillens, insbesondere nachts, zur echten Herausforderung werden kann.

Es gibt sanfte Methoden, die helfen können, das Stillen vorrangig auf den Tag zu verlegen oder wenn gewünscht das grundsätzliche Abstillen einzuleiten, damit Mutter und Kind mehr (Nacht-)Ruhe finden.

Wenn das Stillen zur Belastung wird

Eltern werden im Laufe ihres neuen Lebensabschnitts mit vielen neuen Themen und Herausforderungen konfrontiert. Nicht nur Stillen, Beikost-Beginn und Gefühlsausbrüche der Kinder gehören jetzt zu ihrem Alltag. Auch über das Thema der Fremdbetreuung in der Kita und ab wann Ihr Kind selbstständig alleine bleiben kann, machen sich Eltern Gedanken.

Eine Mutter kann versuchen, ihr Baby durch sanftes Streicheln und Händchenhalten zu beruhigen, statt ausschließlich durch stillen. (Symbolbild)

In Sachen Stillen sind sich viele Mütter wahrscheinlich einig, dass sie es gerne tun – dieser besondere Moment der Nähe, das sogenannte „Bonding“ (Verbindung), das zwischen Mutter und Kind entsteht, empfinden sie als kostbar. Zudem empfinden sie das Stillen als praktisch und einfach. Doch wenn eine Mutter in der Nacht mehr als dreimal geweckt wird, weil das Baby im wahrsten Sinne die Brust sucht und gestillt werden möchte, wird dies schnell zur körperlichen Belastung. Gerade Kinder, die älter als sechs bis acht Monate sind und bereits Beikost erhalten, ist es nachts nicht immer Hunger, der das Bedürfnis nach Stillen schürt, vielmehr die Nähe und stückweise auch Gewohnheit. Nachts abstillen kann helfen, Mütter zu entlasten, denn schließlich benötigen sie all ihre Kräfte fürs Baby auch tagsüber.

Baby abstillen: Zehn-Nächte-Plan kann helfen

Bei dem sogenannten Zehn-Nächte-Plan des US-amerikanischen Kinderarztes Dr. Jay Gordon wird Eltern geholfen, in der Nacht die Nahrungsaufnahme des Babys sanft zu reduzieren, nicht aber die körperliche Nähe. Das Baby sollte laut Gordon mindestens ein Jahr alt sein. Babys, die schon mit fünf Monaten Beikost erhalten und möglicherweise noch mit der Flasche zugefüttert werden, können auch schon etwas eher nachts nicht mehr gestillt werden.

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Mental Load, Stress, Schlafmangel, Einsamkeit: Dinge, die sich Eltern mit Kind anders vorgestellt haben

Mutter liegt mit Baby in der Wiese
Die Elternzeit wird schön, endlich Freizeit, wie Urlaub, abschalten und die Zeit mit dem Baby genießen, viel spazieren gehen, die angefangenen Bücher fertig lesen, neue Kochrezepte ausprobieren. Was sich gerade Mütter während der ersten Schwangerschaft ausmalen, entspricht in vielen Fällen nicht dem, wie es dann wird. Manche Mütter und Väter fühlen sich vom neuen Lebensabschnitt überrollt und trotz aller Vorbereitungen doch nicht genug vorbereitet. (Symbolbild) © Kzenon/Imago
Frau enttäuscht am Telefon
So sehr sich viele Mütter über den positiven Schwangerschaftstest und den Nachwuchs freuen, umso herausfordernder kann dann die Organisation rund um die Geburt werden. Je nachdem, in welcher Stadt sie leben, wird Eltern geraten, sich frühzeitig um einen Platz zur Entbindung in einer Klinik zu bemühen. 24vita.de sprach mit einer Mutter, die bereits in der 6. Woche der Frühschwangerschaft von Kliniken am Telefon abgewiesen wurde, weil sie zum errechneten Entbindungstermin keinen Platz ermöglichen konnten. „Das habe ich wirklich nicht erwartet“, berichtete die Mutter. (Symbolbild) © AntonioGuillem/Imago
Zwei Frauen mit Baby am Wickeltisch.
Ein für viele Mütter besonders frustrierender Umstand ist der Mangel an Hebammen in Deutschland, insbesondere zur Nachsorge. Ein Umstand, den sich so manche Eltern wohl anders vorgestellt haben. Die Hebamme kommt nach der Geburt zu den Müttern nach Hause – anfangs täglich, später wöchentlich – sieht nach dem Baby und ist auch wertvolle Ansprechpartnerin für die Mutter. Eltern brauchen speziell am Anfang Unterstützung und Kraft, um ihre nötige Kompetenz entwickeln zu können. Gerade nach der Geburt fühlen sich viele Mütter körperlich und mental erschöpft. Die Hebamme kontrolliert in der Nachsorge zudem die Rückbildung der Gebärmutter bei der betreffenden Mutter, den Wochenfluss sowie die Wundheilung von Riss- oder Operationswunden bei Dammriss oder -schnitt sowie Kaiserschnitt. Außerdem zeigt die Hebamme ihnen erste Übungen der Rückbildungsgymnastik. (Symbolbild) © Mareen Fischinger/Imago
Mutter sitzt erschöpft vor Babybett
Ein Baby bedeutet das pure Glück – so denken und hoffen es die meisten Eltern. Doch nicht immer stellt sich nach der Geburt das Gefühl von Glück und unendlicher Liebe ein. Bei etwa 710.000 Geburten pro Jahr in Deutschland zeigen über 70.000 Frauen und mit ihnen auch Männer pro Jahr Symptome einer postpartalen Depression. (Symbolbild) © Highwaystarz/LOOP IMAGES/Imago
Vater und Sohn schlafen im Sitzen
„Schlaf immer dann, wenn das Baby schläft.“ Ein gut gemeinter Rat von anderen Eltern, der nach der Geburt eine besondere Bedeutung einnehmen wird. Denn den schwierigen Umstand der veränderten Schlafqualität mit Schlafmangel haben sich viele Eltern definitiv anders vorgestellt. Nicht selten fühlen sich die übermüdeten Mütter und Väter dann über den ganzen Tag schläfrig-benommen, leiden unter Konzentrationsschwierigkeiten, Stimmungsschwankungen und sind stark reizbar. (Symbolbild) © Tanya Yatsenko/Imago
Mutter mit Baby erinnert sich
Zu dem neuen Leben mit Baby kommen auch jede Menge Aufgaben auf Mütter und Vater zu, angefangen vom neuen Tagesablauf, den oftmals kurzen Nächten, über das Stillen des Babys und Fläschchen geben bis hin zu Nachsorge- und Vorsorgeterminen. Gerade Mütter berichten, das Gefühl zu haben, an vieles denken zu müssen und machen dabei häufig die Erfahrung – auch wenn das Kind schon älter ist sowie, wenn Geschwister dazu kommen – Termine, Verabredungen oder Aufgaben zu vergessen. (Symbolbild) © Highwaystarz/LOOP IMAGES/Imago
Frau sortiert Wäsche in Waschmaschine
Mit dem Nachwuchs wird die Arbeit im Haushalt nicht weniger, ganz im Gegenteil. „Ich hätte es nie für möglich gehalten, so viel Wäsche pro Woche zu waschen“, erzählt eine Mutter 24vita.de im Gespräch. Mit dem Baby in der Familie fehlt es dann schlicht und ergreifend häufig an Zeit und vielen Eltern auch an Energie, Aufgaben zu erledigen, selbst wenn Eltern das Kind einbinden oder sich zur Erholung zum schlafenden Baby dazu legen. (Symbolbild) © YAY Images/Imago
Frau in der Dusche
Eine ausgiebige Dusche oder ein schönes, warmes Bad. Was für Menschen ohne Kinder meist selbstverständlich ist, muss von Eltern mit Baby nicht selten zeitlich eingeplant werden. „Ich habe anfangs immer nur ganz schnell duschen können, weil unser Kleiner nicht gerne abgelegt werden wollte und dann viel weinte“, beschreibt eine Mutter im Gespräch mit 24vita.de. Zwar mag es für die einen absurd klingen, doch ist dieser Umstand für so manche Mutter oder manchen Vater nach der Geburt des Babys blanke Realität, die vorher nicht in ihrer Vorstellung vorkam. (Symbolbild) © Ihar Ulashchyk/Imago
Mutter wiegt Baby im Arm
Über neun Monate warten Eltern darauf, ihr Baby in den Armen halten zu können. „Jeden Tag war das für mich ein besonderer Moment, wenn ich unser kleines Baby im Arm hielt, sie wiegte, an ihr roch“, so die Mutter einer jetzt 4-Jährigen. Die meisten Eltern freuen sich auf ihre Elternzeit mit Kind, doch es gibt auch die Mütter und Väter, die sich in dieser ersten Zeit mit Kind dennoch alleine fühlen, da ihnen beispielsweise die Ansprache mit anderen fehlt. (Symbolbild) © Monkey Business 2/Imago
Eltern mit kleinem Baby
Mit der Geburt des Babys werden aus zwei Menschen eine Familie. Wo sich vorher die Frau und der Mann voll auf ihre Partnerschaft konzentrieren konnten, stehen nun in der Regel vorrangig die Bedürfnisse des Nachwuchses im Zentrum der Aufmerksamkeit. Ein Baby verändert zwar eine Partnerschaft, kann sie aber auch bereichern. Mutter und Vater ist eine Rolle im Leben, in die Eltern zunächst hineinwachsen müssen, die auch mit Tücken, Hindernissen und verschiedenen Gefühlen verbunden ist, auch wenn es in der eigenen Vorstellung einfacher schien. (Symbolbild)  © Cavan Images/Imago

Wichtig ist: Mutter und Vater sollten sich immer wohl damit fühlen, es ist immer eine individuelle Entscheidung, wie lange und in welchem Umfang ein Baby gestillt wird.

Baby abstillen: Nacht eins bis drei

  • Im Vorfeld sollte sich die Mutter überlegen, in welchem Zeitraum sie ihre Nachtruhe am meisten benötigt und dementsprechend den Zeitraum des nächtlichen Abstillens wählen, beispielsweise zwischen 22:00 Uhr bis 5:00 Uhr. Laut Gordon sollten Sie in den ersten drei Nächten unbedingt sieben Stunden durchhalten. Nach Ablauf dieser Zeitspanne, in dem Beispiel 5:00 Uhr früh, dürfen Sie wie gehabt stillen.
  • Die letzte Mahlzeit bzw. das letzte Stillen, bevor Sie Ihr Kind zum Schlafen legen, setzen Sie vor Ihrer festgelegten Uhrzeit an, beispielsweise vor 22:00 Uhr. Wenn Ihr Baby dann nachts wach wird und weint, trösten Sie es und beruhigen es durch Stillen – jedoch nur kurz, individuell je nach Baby fünf bis zehn Minuten. Entscheidend ist in jedem Fall, dass es durch das kurze Stillen nicht einschläft, sondern vielmehr durch Kuscheln, in den Schlaf wiegen oder ähnliches.

Baby abstillen: Nacht vier bis sechs

  • In den Nächten vier bis sechs verfahren Sie ähnlich wie in den ersten drei. Einziger Unterschied: Wenn Ihr Kind wach wird, geben Sie ihm Nähe, beruhigen es, ohne es zu stillen. Es ist gut möglich, dass Ihr Kind mit lautem Schreien reagieren wird. Warten Sie einen Moment ab und sehen, was passiert. Beruhigen Sie Ihr Baby auch weiterhin und versuchen es, in den Schlaf zu wiegen.
  • Auch hier ist es die individuelle Entscheidung der Mutter, ob sie abwarten möchte oder das Baby zur Beruhigung kurz stillt – das ist möglicherweise wichtig, sollte sich Ihr Kind gar nicht beruhigen lassen. Wenn Sie in einer der Nächte Ihr Baby nochmal gestillt haben, setzen Sie sich nicht unter Druck, dass Sie so entschieden haben. Sie können in der kommenden Nacht einen weiteren Versuch starten. In solchen Phasen sind auch die Väter gefragt, da sie beim Beruhigen des Kleinen unterstützen können.

Baby abstillen: Ab Nacht sieben

  • Hat Ihr Baby die letzten Nächte mit wenig bzw. ohne Stillen relativ gut angenommen, stellt sich ab Nacht sieben womöglich schon etwas mehr Ruhe ein – bei Ihrem Baby und auch bei Ihnen selbst. Doch nicht jedes Kind ist gleich. Daher setzen Sie sich und Ihr Baby nicht unter Druck, indem Sie das Kleine womöglich anhaltend weinen lassen.
  • Nach Gordon sollten Sie ab der siebten Nacht versuchen, das Baby komplett ohne Stillen zu beruhigen, am besten nur durch Streicheln, Händchenhalten und sanftes Zureden oder Singen – nicht aber durch Herumtragen. Auch ab Nacht sieben können Väter durch ihre Hilfe wieder entscheidend unterstützen.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion nicht beantwortet werden.

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