Geldprobleme?
Mit welchem Gehalt Sie zu den oberen 10 Prozent gehören – es ist deutlich weniger, als Sie denken
Viele Menschen wissen gar nicht, wie wohlhabend sie eigentlich sind. Um zu den oberen zehn Prozent zu gehören, muss man keine Millionen verdienen.
Hört man den Begriff „soziale Oberschicht“, denkt man unweigerlich an Villen und schicke Anwesen oder erfolgreiche Geschäftsleute mit teuren Aktentaschen. Fakt ist aber, dass diese oberen zehn Prozent auch in Single-Stadtwohnungen oder kleinen Häusern auf dem Land leben können.
Die Geldsumme, die jeden Monat auf dem Konto eingehen muss, um zu den oberen zehn Prozent zu gehören, ist überraschend gering. So viel müssten Sie verdienen, um ebenfalls zum Wohlstand zu gehören.
Einkommensgrenze für Singles: Ab dieser Summe gehören Sie zu den Bestverdienern
Die oberen zehn Prozent verdienen nicht etwa monatlich Millionen. Tatsächlich haben die Forscher Judith Niehues und Maximilian Stockhausen vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) durch eine Studie herausgefunden, dass das obere Zehntel der Gesellschaft weitaus weniger verdient.
Für die Studie wurden knapp 19.000 repräsentative Haushalte untersucht, in denen etwa 35.000 Menschen leben. Dabei kam heraus, dass Alleinstehende (für die der Entlastungsbetrag 2023 gestiegen ist) bereits ab einem Nettoeinkommen von 3.700 Euro im Monat zu den oberen zehn Prozent gehören. Wer 4.560 Euro monatlich verdient, reiht sich sogar in die oberen fünf Prozent ein und zu den reichsten ein Prozent gehört man ab einem Einkommen von 7.190 Euro netto im Monat.
Diese Zahlen der Langzeitstudie sind aus dem Jahr 2018. Das sogenannte Sozio-oekonomische Panel (SOEP) wird aber bereits seit 1984 vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) regelmäßig durchgeführt.
Einkommen als Paar: Kinder beeinflussen Reichtums-Definition
Die Einkommensgrenzen, um zu den oberen zehn Prozent zu gehören, sind bei Paaren und Familien etwas verschoben. Paare, die zusammenleben aber (noch) keine Kinder haben, werden als sogenannte DINK(Y)s bezeichnet. Das leitet sich von der englischen Beschreibung „Double Income, No Kids (Yet)“ ab. Paare mit hohem Einkommen, deren Kinder bereits ausgezogen sind, werden HIKOs genannt, vom Englischen „High Income, Kids Out“. Beide Gruppen sind in den oberen zehn Prozent stark vertreten. Die DINKYs nehmen dort einen Anteil von 11,4 Prozent ein und die HIKOs sind zu 17,2 Prozent vertreten. Alleinerziehende sind so gut wie gar nicht in den oberen zehn Prozent zu finden.
Die finanzielle Grenze für die oberen zehn Prozent liegt für Paare bei einem gemeinsamen Einkommen von 5.550 Euro netto im Monat. Ab 10.790 Euro zählt ein Paar zu den reichsten ein Prozent der Gesellschaft. Auf der Internetseite des Instituts der deutschen Wirtschaft kann man sich in einem Einkommensrechner anzeigen lassen, zu welcher sozialen Schicht man mit seinem Gehalt gehört und wie viel Prozent der Gesellschaft mehr oder weniger verdienen als man selbst.
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Die Zahlen steigen allerdings regelmäßig. 2016 lag die Grenze zu den oberen zehn Prozent für Singles noch bei 3.529 Euro, für Paare bei 5.294 Euro. Außerdem steigt das Median-Einkommen in Deutschland an, also das mittlere Einkommen der Gesellschaft, ab dem es genau so viele Mehrverdiener wie Menschen mit niedrigerem Einkommen gibt. 2016 lag es noch bei 1.869 Euro im Monat, 2017 schon bei 1.946 Euro.
Umkehrschluss: Viele Menschen sind arm, fast 17 Prozent leben an der Armutsgrenze
Es mag jetzt viele Menschen freuen, dass sie viel besser verdienen als sie vielleicht dachten oder tatsächlich selbst zu den oberen zehn Prozent gehören. Im Umkehrschluss bedeutet die geringe Summe, mit der man zum oberen Zehntel gehört, aber auch, dass viele Menschen dagegen schlecht verdienen.
Laut der statistischen Erhebung Mikrozensus, die das statistische Bundesamt jährlich durchführt, waren 2021 16,9 Prozent der deutschen Bevölkerung armutsgefährdet, weil sie weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verdienen. Das ist etwa jeder sechste Deutsche, ohne Sozialleistungen wäre es sogar jeder Vierte. Oft sind alleinerziehende Elternteile betroffen. Der Schwellenwert für Armutsgefährdung lag in Deutschland 2021 für Singles bei 1.145 Euro im Monat.
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