Umfrage
Hohe Teuerung: Fast jeder Sechste kann seine Lebenshaltungskosten kaum finanziell stemmen
VonAnne Hundschließen
Wegen der gestiegenen Preise stoßen viele Menschen an ihre finanziellen Grenzen. Verbraucherschützer raten dazu, immer einen „Notgroschen“ bereitzuhalten.
Etwa jeder sechste Deutsche kann nach eigenen Angaben wegen der hohen Teuerung kaum seine Lebenshaltungskosten bezahlen. 17,2 Prozent von 2059 Befragten wählten in einer YouGov-Umfrage für die Postbank diese Antwortmöglichkeit auf die Frage, wie sie die Preissteigerungen wahrnehmen. In der Vergleichsumfrage aus dem Januar 2022 lag der Anteil derjenigen, die wegen der teils deutlich gestiegenen Preise für Energie und Lebensmittel an finanzielle Grenzen stoßen, nach Angaben der zum Deutsche-Bank-Konzern gehörenden Postbank vom Montag bei 11 Prozent.
Fast jeder Sechste kann seine Lebenshaltungskosten kaum bezahlen
Insgesamt mehr als ein Drittel der für die aktuelle Erhebung vom 15. bis 18. September dieses Jahres Befragten greifen für alltägliche Ausgaben „stark“ (10 Prozent) oder „etwas“ (28,1 Prozent) auf Ersparnisse zurück. Jeder Sechste (17,7 Prozent) gab an, nicht über Rücklagen zu verfügen. Vier von zehn Befragten (39 Prozent) haben nach eigenen Angaben genug regelmäßige Einkünfte, um die erhöhten Preise stemmen zu können.
Umfrage: Viele Spargelder werden auf dem Girokonto geparkt
In der YouGov-Umfrage, deren Ergebnisse den Angaben zufolge gewichtet wurden und somit repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren seien, gab ein knappes Drittel (31 Prozent) der 2.059 Befragten an, trotz der stark gestiegenen Preise unverändert weiter gespart zu haben. 18,8 Prozent legen nach eigenen Angaben sogar mehr Geld auf die hohe Kante. 20,8 Prozent sagten, dass sie weniger Rücklagen bilden; ganz eingestellt haben das Sparen 8,7 Prozent der Teilnehmer. Diejenigen, die Geld zurücklegen, lassen es der Umfrage zufolge überwiegend auf dem Girokonto liegen (47,6 Prozent) – obwohl die Mehrheit der Befragten (60,5 Prozent) nach eigenen Angaben weiß, dass diese Rücklagen wegen der Inflation an Wert verlieren.
Rücklagenkonto: „Notgroschen“ von zwei bis drei Monatsgehältern anlegen
Die Verbraucherzentrale rät dazu, vorausschauend immer einen „Notgroschen“ von mindestens zwei bis drei Monatsgehältern auf einem separaten Konto anzulegen, auf das man kurzfristig zugreifen kann, um auch unerwartete Ausgaben im Notfall spontan stemmen zu können. Sei es, weil zum Beispiel plötzlich die Waschmaschine kaputtgeht oder das Auto repariert werden muss. In solchen Fällen könnten Betroffene das Geld vom Rücklagenkonto nutzen und danach wieder ansparen.
Verbraucherzentrale: Ersparnisse nicht unters Kopfkissen legen
Unterm Kopfkissen oder in der Kaffeedose habe das Ersparte nicht zu suchen, betonen die Verbraucherschützer. Wer es beispielsweise auf einem Tagesgeldkonto „parken“ will, sollte sich vorher gut informieren, wo es zum Beispiel welche Zinsen gibt. Wie die Deutsche Presse-Agentur (Stand: 5. Oktober) berichtete, erhalten Kunden bei vielen Sparkassen in Deutschland „nach wie vor keine oder allenfalls niedrige Zinsen aufs Tagesgeldkonto“ – obwohl die Europäische Zentralbank (EZB) im Sommer 2022 die Zeit der Null- und Negativzinsen im Euroraum beendet und seither die Zinsen zehn Mal in Folge angehoben habe. Geschäftsbanken bekommen „mittlerweile 4,0 Prozent Zinsen“, wenn sie Geld bei der EZB parken. „Viele Geldhäuser haben in der Folge die Zinsen für Tages- und Festgeld angehoben“, heißt es weiter im dpa-Bericht. Ein Vergleich kann sich demzufolge lohnen.
Davon abgesehen sollten größere Summen „in jedem Fall auf einem Bankkonto liegen – und nicht in bar zuhause“, betont die Verbraucherzentrale auf ihrer Website grundsätzlich in Sachen Sicherheit. Denn sollte etwas passieren, sei Bargeld nicht versichert. „Für Guthaben auf Konten gilt hingegen die sogenannte Einlagensicherung der Bundesregierung. Das heißt, dass bis zu einem Beitrag von 100.000 Euro das Geld jedes Sparers auf einer Bank vom deutschen Staat abgesichert ist.“
Checken, ob sich Reparatur von Geräten noch lohnt
Ist der Fernseher oder ein Haushaltsgerät kaputt, kann es sich manchmal lohnen, es vom Fachmann reparieren zu lassen, betont die Verbraucherzentrale auf ihrer Website, vor allem, „wenn das Gerät noch relativ neu ist“. In den meisten Fällen allerdings sei eine Neuanschaffung „kaum teurer als eine aufwändige Reparatur“, geben die Experten gleichzeitig zu bedenken. Im Falle eines Kühlschranks empfehle es sich, „ihn nach 10 bis 15 Jahren auszutauschen, da der neue erheblich weniger Energie verbraucht als der alte. Das spart am Ende wieder Geld und schont die Umwelt“.
Laufende Kosten im Blick haben – wo lässt sich noch sparen?
Um sich einen besseren Überblick über die Finanzen zu verschaffen, empfehlen die Verbraucherschützer, ein Haushaltsbuch zu führen, in dem man alle monatlichen Ein- und Ausnahmen auflistet – wo im Haushalt lässt sich gegebenenfalls der Rotstift ansetzen? Manche festen Ausgaben seien möglicherweise verzichtbar oder gar doppelt vorhanden, gibt die Verbraucherzentrale unter anderem zu bedenken – darunter könnten zum Beispiel Abos oder Mitgliedschaften fallen, die Haushalte möglicherweise gar nicht nutzten.
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Angesichts der jüngsten Inflationsdaten dürfen Verbraucher zumindest auf Entspannung hoffen: Im September sank die jährliche Teuerungsrate in Deutschland mit 4,5 Prozent vorläufigen Berechnungen zufolge auf den niedrigsten Stand seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar 2022. Volkswirte erwarten eine weitere Abschwächung der Inflation in den kommenden Monaten. (Mit Material der dpa)
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