Teurer Wohnraum hierzulande
Wie viel vom Gehalt geht für die Miete drauf? Studie zeigt Trend in großen Städten
Das größte Missverhältnis zwischen Nettoeinkommen und Mietkosten gibt es laut einer Analyse in Berlin. Auf dem zweiten Platz liegt München.
Die monatliche Kaltmiete verschlingt in vielen Vierteln der sieben größten deutschen Städte mittlerweile mehr als ein Drittel des durchschnittlichen Einkommens. Das größte Missverhältnis zwischen Nettoeinkommen und Mietkosten gibt es nach einer jüngst veröffentlichten Analyse des Datendienstleisters 21st Real Estate in Berlin. In der Hauptstadt sind demnach einerseits die verlangten Kaltmieten hoch und andererseits die Durchschnittseinkommen relativ niedrig. Die durchschnittliche Kostenquote für die gesamte Stadt beziffert das Unternehmen auf 32 Prozent.
Miete frisst in Großstadtvierteln ein Drittel der Einkommen – laut Studie
Die Analyse beruht einerseits auf der Auswertung von 271.000 online veröffentlichten Wohnungsinseraten, andererseits auf nach „Mikrolagen“ in Straßen und Vierteln aufgegliederten Einkommensberechnungen. Grundlage waren Einkommensdaten des Marktforschungsinstituts GfK. Angebotsmieten sind zwar keine abgeschlossenen Mietverträge, doch lassen sich angesichts des großen Andrangs nach knappen Wohnraum nur wenige Vermieter auf Preisnachlässe ein. Für die Auswertung von 21st Real Estate entscheidend war nicht die absolute Höhe der Miete, sondern das Verhältnis zum Einkommen: Würden in einer Straße ausschließlich Millionäre wohnen, wäre die Mietkostenquote auch für sehr teure Wohnungen relativ niedrig.
Berlin und München bei Mietkostenquote vorne
Daher ist die Berliner Mietkostenquote mit 32 Prozent in der Datenanalyse ebenso hoch wie in München, obwohl die Mieten in der bayerischen Landeshauptstadt im Schnitt nach wie vor teurer sind. Doch ist laut 21st Real Estate in den besonders teuren Mikrolagen mit einer Mietkostenquote von über 35 Prozent auch das Durchschnittskommen mit jährlich 57.259 Euro erheblich höher als in der größten deutschen Stadt. In Berlin liegt der jährliche Durchschnittsverdienst in den entsprechenden Vierteln demnach bei lediglich 40.255 Euro.
Niedrigere Mietbelastung im Umland
An dritter Stelle folgt in der Analyse Stuttgart mit einer Mietkostenquote von 29 Prozent vor Frankfurt mit 27 Prozent. Am günstigsten unter den Metropolen sind demnach Köln mit 26 Prozent sowie Düsseldorf und Hamburg mit je 25 Prozent. Auch in diesen Städten gibt es den Berechnungen des Berliner Unternehmens zufolge jedoch viele Viertel, in denen die Mietkostenquote zum Teil weit über 30 Prozent liegt. In Hamburg etwa verschlingt die Miete demnach in fast allen Straßenzügen nördlich der Elbe in den Bezirken Mitte und Nord über 37,5 Prozent der dortigen Durchschnittseinkommen. Deutlich niedriger ist die Mietbelastung laut 21st Real Estate nach wie vor im Umland der großen Städte. In der Nähe von Düsseldorf besonders günstig ist demnach etwa Duisburg mit einer Mietkostenquote von lediglich 13,4 Prozent.
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30-Prozent-Mietregel – aber Warmmieten überlasten mehr als drei Millionen Haushalte
Eigentlich sollte zur Orientierung die Faustregel gelten, dass Mieter nicht mehr als 30 Prozent ihres monatlichen Nettoeinkommens für die Miete ausgeben sollten, wie Experten häufig betonen. In Deutschland sei allerdings etwa jeder dritte Miethaushalt bei den Wohnkosten überlastet, wie Tagesschau.de (Stand: 29. Juni) berichtet hatte: Der Mieterbund gehe von insgesamt 21 Millionen Haushalten in Deutschland aus, in denen Menschen zur Miete leben. Davon seien insgesamt über sieben Millionen Haushalte durch ihre Wohnkosten überlastet. Das Statistische Bundesamt spreche dagegen erst ab Mietausgaben von über 40 Prozent des Einkommens von einer „Überlastung“ durch die Wohnkosten, so die Tagesschau. „Zahlen für 2022 hat das Statistikamt bisher noch nicht veröffentlicht“, hieß es weiter in dem Bericht auf Tagesschau.de zum Zeitpunkt. „Durchschnittlich gaben Mieterinnen und Mieter laut dem Mieterbund zuletzt 28 Prozent ihres Einkommens fürs Wohnen aus.“
Mögliche Mieterhöhung bei den Kosten mitbenken
Wer eine Wohnung sucht, sollte an die Warmmiete denken, und insgesamt an alle anfallenden Nebenkosten. Auch sollten Verbraucher wissen, mit welchen Mieterhöhungen man zum Beispiel bei einer Staffelmiete oder einem Indexmietvertrag rechnen muss. Um sich einen besseren Überblick über alle laufenden Kosten auch über die Wohnung hinaus zu verschaffen, empfehlen Verbraucherschützer, ein Haushaltsbuch zu führen. (Mit Material der dpa)
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