Kritik von allen Seiten

Juli Zeh und Simon Urban „Zwischen Welten“: Ein umstrittenes Buch – das man trotzdem lesen sollte

  • Sven Trautwein
    VonSven Trautwein
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Bereits vor der Veröffentlichung des Buches gingen die Meinungen zum Buch „Zwischen Welten“ durch Presse und Social Media. Dabei hat der Roman einen wohlmeinenden Leser verdient.

Was ging da schief? Wenn ein Buch schon in aller Munde ist und zerrissen wird, bevor es erschienen ist, kommt man gegen den Sturm der lauten Stimmen kaum an. So erging es Juli Zeh und Simon Urban mit „Zwischen Welten“, einem Whats-App-Roman zwischen Großstadt und Provinz. Grund genug, sich das Buch nach Erscheinen näher anzusehen.

Juli Zeh, Simon Urban „Zwischen Welten“: Über das Buch

Juli Zeh, Simon Urban „Zwischen Welten“

Zwanzig Jahre sind vergangen: Als sich Stefan und Theresa zufällig in Hamburg über den Weg laufen, endet ihr erstes Wiedersehen in einem Desaster. Zu Studienzeiten waren sie wie eine Familie füreinander, heute sind kaum noch Gemeinsamkeiten übrig. Stefan hat Karriere bei Deutschlands größter Wochenzeitung DER BOTE gemacht, Theresa den Bauernhof ihres Vaters in Brandenburg übernommen. Aus den unterschiedlichen Lebensentwürfen sind gegensätzliche Haltungen geworden...

Klappentext / Luchterhand

Den Unmut der Vorkritiken liegt womöglich ein Interview in der NZZ zugrunde, in dem die beiden eher suboptimal falsche Dinge zum Besten gegeben haben, beispielsweise was den Einzug der AfD in den Bundestag angeht. Diesen datierte Juli Zeh auf 2013, nicht 2017. Nun gut. Aber dieses Interview hat mit dem Inhalt des Romans nichts zu tun. Und es stellt sich immer die Frage, ob man das Buch nicht ohne das Drumherum lesen und den Text auf sich wirken lassen kann.

Natürlich ist Lesen ein Glück. Für den Einzelnen und für die Menschheit. Aber muss man über das Gelesene etwas schreiben, über das dann etwas geschrieben wird, über das sich Heerscharen von gebildeten Menschen streiten, um den Streit anschließend zu dokumentieren und die Dokumentation in den Feuilletons zu besprechen?

Juli Zeh, Simon Urban „Zwischen Welten“ / Luchterhand

Das Buch mag, so sind sich einige Rezensenten einig, simpel geschrieben sein. Schaut man aber hinein, stellt man fest, dass es ein Roman ist, der aus WhatsApp und E-Mails der beiden Hauptfiguren besteht, die sich 20 Jahre nach ihrer gemeinsamen WG-Zeit zufällig wiedersehen. Somit gibt es den Austausch der beiden wieder. Das kann nicht hochpolierte Prosa sein. Sie hat den väterlichen Bauernhof übernommen und kommt zwischen Stall und Computer kaum zum Durchatmen, er ist Feuilleton-Chef einer großen Wochenzeitung und genießt das Großstadtleben. Aber ist es nicht manches Mal das Unspektakuläre, aus dem große Geschichten entstehen?

Die 13 besten Thriller von Jo Nesbø mit Harry Hole

Cover zu „Der Fledermausmann“ von Jo Nesbo
Jo Nesbø „Der Fledermausmann“ - Harry Hole Band 1: Der Polizist Harry Hole wird zur Aufklärung des Mordes an der norwegischen Schauspielerin Inger Holter nach Australien gesandt. Dort steht ihm sein Kollege Andrew Kensington, ein Aborigine, zur Seite. © Ullstein
„Kakerlaken“ von Jo Nesbo – Harry Hole Band 2
Jo Nesbø „Kakerlaken“ – Harry Hole Band 2: In Bangkok wurde der norwegische Botschafter ermordet. Harry soll die thailändische Polizei unterstützen und taucht tief ein in die Unterwelt einer Stadt, in der Moral und Gesetz keine Rolle spielen. © Ullstein
Rotkehlchen - Harry Hole Band 3 von Jo Nesbo
Harry Hole wurde vor kurzem zum Staatsschutz versetzt. Seine Kollegen sind in Alarmbereitschaft, weil eine seltene südafrikanische Spezialwaffe nach Norwegen importiert wurde. Sie wird bevorzugt von Auftragskillern verwendet. Doch der Käufer soll ein alter Mann sein. Hole spürt, dass er sich heraushalten sollte... Harry Hole Band 3 © Ullstein
Harry Hole Band 4 - Die Fährte von Jo Nesbo
Jo Nesbø „Die Fährte“ – Harry Hole Band 4: Der Osloer Kriminalbeamte Harry Hole jagt einen Bankräuber, der während eines Überfalls scheinbar grundlos eine junge Angestellte erschoss. Da wird er selbst in einen Mordfall verwickelt... © Ullstein
Das fünfte Zeichen – Harry Hole Band 5 von Jo Nesbo
Jo Nesbø „Das fünfte Zeichen“ – Harry Hole Band 5: Ein Kommissar am Tiefpunkt seiner Karriere, ein Mörder, der das hochsommerliche Oslo in Angst und Schrecken versetzt, ein Zeichen, das allen ein großes Rätsel aufgibt... © Ullstein
Harry Hole Band 6 - Der Erlöser von Jo Nesbo
Jo Nesbø „Der Erlöser“ – Harry Hole Band 6: Oslo im Weihnachtslichterglanz, ein kaltblütiger Killer und ein Kommissar, dessen Leben aus den Fugen zu geraten droht. Harry Hole steht in seinem sechsten Fall vor einer ganz besonderen Herausforderung. © Ullstein
Schneemann von Jo Nesbo – Harry Hole Band 7
Jo Nesbø „Schneemann“ – Harry Hole Band 7: Ein Serienmörder tötet auf bestialische Art und Weise. Seine Opfer: junge Mütter. Auf der fieberhaften Jagd nach dem unheimlichen »Schneemann« kämpft sich Kommissar Harry Hole durch ein Labyrinth aus Verdächtigungen © Ullstein
Cover zu „Leopard“ von Jo Nesbo – Harry Hole Band 8
Jo Nesbø „Lopard“ – Harry Hole Band 8: Harry Hole ist am Ende, er hat alle Brücken hinter sich abgebrochen und lebt zurückgezogen in Hongkong. Da erschüttert eine Serie aufsehenerregender Morde Oslo. © Ullstein
Cover zu „Larve“ von Jo Nesbo – Harry Hole Band 9
Jo Nesbø „Larve“ – Harry Hole Band 9: Harry Hole ist endgültig aus dem Polizeidienst ausgestiegen und lebt in Hongkong. Doch dann erreicht ihn ein Alarmruf: Oleg, der Sohn seiner großen Liebe Rakel, sitzt im Gefängnis. © Ullstein
Cover zu „Koma“ von Jo Nesbo – Harry Hole Band 10
Jo Nesbø „Koma“ – Harry Hole Band 10: Ein junges Mädchen wird tot im Wald gefunden. Sie wurde brutal vergewaltigt. Zehn Jahre später wird an derselben Stelle ein Polizist getötet, sein Gesicht ist grausam entstellt. Eine Sonderkommission ermittelt unter Hochdruck. Doch es geschehen weitere Morde. Die Polizei hat keine Spur, und ihr bester Ermittler... © Ullstein
Cover zu „Durst“ von Jo Nesbo – Harry Hole Band 11
Jo Nesbø „Durst“ – Harry Hole Band 11: Ein Serienkiller findet seine Opfer über die Dating-App Tinder. Die Osloer Polizei hat keine Spur. Der einzige Spezialist für Serientäter, Harry Hole, unterrichtet an der Polizeihochschule, weil er mehr Zeit für seine Frau Rakel und ihren Sohn Oleg haben möchte.  © Ullstein
Cover zu „Messer“ von Jo Nesbo – Harry Hole Band 12
Jo Nesbø „Messer“ – Harry Hole Band 12: Kommissar Harry Hole ist am Boden. Seine Ehe und seine Karriere hat er aufs Spiel gesetzt. Und verloren. Nach einer durchzechten Nacht erwacht er ohne jede Erinnerung. © Ullstein
Cover zu „Blutmond“ von Jo Nesbo – Harry Hole Band 13
Jo Nesbø „Blutmond“ – Harry Hole Band 13: Harry Hole hat alle Brücken hinter sich abgebrochen. In Los Angeles trinkt er sich als einer der zahllosen Gestrandeten fast zu Tode. In Oslo werden zur selben Zeit zwei junge Frauen ermordet. © Ullstein

Sind wir nicht tagtäglich damit beschäftigt, eher irgendwelche Überschriften in sozialen Netzwerken zu lesen, als den Text oder die Hintergründe hinter einem Zitat? Man braucht Zeit, einen 400-Seiten-Roman zu lesen. Zeit, die sich viele nicht mehr nehmen wollen, weil sie etwas anderes verpassen könnten. Und darüber urteilen, bevor sie das Buch überhaupt komplett gelesen haben. Darüber sollte man sich eher ärgern.

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Juli Zeh, Simon Urban „Zwischen Welten“: Fazit

Ein Aufschrei wegen eines Buches vor der Veröffentlichung erinnert ein wenig an „Reserve“ von Prinz Harry. Social Media brannte und Zitate kursierten überall. Nach dem Lesen des Buches änderte sich die Meinung. Dies sollte auch für „Zwischen Welten“ gelten. Losgelöst von allem. Neben allen Gendersternchen und Großstadt-Rosa-Brille-Feuilleton ist es ein klarer Blick auf die prekäre Lage der Landwirte hierzulande. Das ist durchaus gelungen. Und Diskussion ist erwünscht. Nach dem Lesen.

Juli Zeh / Simon Urban „Zwischen Welten“

2023 Luchterhand, ISBN-13 978-3-630-87741-9

Preis: Hardcover 24 €, E-Book 19,99 €, 448 Seiten (abweichend vom Format)

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Juli Zeh

Juli Zeh, 1974 in Bonn geboren, Jurastudium in Passau und Leipzig, Promotion im Europa- und Völkerrecht. Längere Aufenthalte in New York und Krakau. Juli Zeh wurde für ihr Werk vielfach ausgezeichnet, so beispielsweise mit dem Thomas-Mann-Preis (2013) und dem Heinrich-Böll-Preis (2019). Im Jahr 2018 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz und wurde zur Richterin am Verfassungsgericht des Landes Brandenburg gewählt.

Simon Urban

Simon Urban, geboren 1975 in Hagen, Studium der Germanistik, Komparatistik und Philosophie in Münster. Für seine Veröffentlichungen erhielt er zahlreiche Literaturpreise und Kreativawards, wie beispielsweise den Cannes-Löwen und den Clio-Grand Prix.

Rubriklistenbild: © teutopress / Imago / Luchterhand

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