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„Ein großer Sieg“: Trump will sofort Profit aus Supreme-Court-Urteil zur Immunität schlagen
VonChristian Stör
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Das höchste US-Gericht gewährt Präsidenten eine partielle Immunität. Donald Trump will die Gunst der Stunde nutzen – und einen weiteren Erfolg erringen.
Washington, D.C. – Donald Trump war sichtlich begeistert: „Großer Sieg für unsere Verfassung und Demokratie“, schrieb der 78-Jährige in seinem Online-Netzwerk Truth Social – natürlich in der für ihn typischen Art mit lauter Großbuchstaben. Und weiter: „Ich bin stolz, Amerikaner zu sein!“
Grund für Trumps gute Laune war eine Entscheidung des höchsten US-Gerichts. Der Supreme Court hatte im Fall Donald J. Trump v. United States befunden, dass bei „offiziellen“ Amtshandlungen der US-Präsidenten grundsätzlich ein Schutz gegen spätere Strafverfolgung bestehe. Kleine Einschränkung: Bei „inoffiziellen“ Handlungen genießt ein Präsident demnach keine Immunität. Das Urteil kann in diesem 119-seitigen PDF-Dokument nachgelesen werden.
Erfolg für Trump: Supreme Court gewährt dem früheren Präsidenten partielle Immunität
Der Supreme Court verwies den Fall zur weiteren Prüfung an ein untergeordnetes Bundesgericht zurück. Trump ist in der US-Hauptstadt im Zusammenhang mit versuchtem Wahlbetrug angeklagt. Zudem geht es um seine Rolle beim Sturm auf das Kapitol in Washington im Januar 2021.
Die zuständige Richterin Tanya Chutkan muss nun prüfen, inwieweit sich die Anklage auf „offizielle“ oder „inoffizielle“ Handlungen bezieht. Sonderermittler Jack Smith, der die Anklage gegen Trump erwirkt hatte, vertritt die Ansicht, dass zumindest ein Teil der Anklage „private“ und nicht offizielle Handlungen betreffe.
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Zugleich bedeutet die Entscheidung des Supreme Courts, dass der Prozess in der Hauptstadt nicht vor der US-Wahl 2024 am 5. November beginnen wird. Ursprünglich hatte das Verfahren bereits Anfang März starten sollen, wurde damals jedoch wegen der ungeklärten Immunitätsfrage ausgesetzt.
Donald Trump will Urteil des Supreme Court nutzen
Doch Trump geht es um mehr als nur bloßen Zeitgewinn. Immerhin hat er derzeit mehrere Verfahren am Hals. In einem Fall ist er ja auch schon verurteilt worden: Im Mai hatte ihn eine Geschworenenjury im Schweigegeldprozess in New York in allen 34 Punkten schuldig gesprochen. Es war das erste Mal in der Geschichte der USA, dass ein ehemaliger Präsident wegen einer Straftat verurteilt wurde. Trump könnte im ärgsten Fall eine mehrjährige Haftstrafe drohen.
Kein Wunder, dass sich Trump nach dem Immunitätsurteil des höchsten US-Gerichts darum bemüht, die Verurteilung von damals wieder aufheben zu lassen. Nur wenige Stunden nach dem Beschluss des Supreme Courts hat Trumps Anwaltsteam sich auch in diesem Sinne mit einem Brief an den zuständigen Richter Juan Merchan in New York gewandt. Das berichteten der Sender CNN und die New York Times unter Verweis auf nicht namentlich genannte Quellen.
Nach Immunitätsurteil will Trump auch den Schweigegeldprozess neu bewertet sehen
Das mag auf den ersten Blick überraschen. Denn im Schweigegeldprozess geht es um Handlungen, die nicht in Trumps Zeit als Präsident fallen. Das Verfahren in New York dreht sich in erster Linie um seine Taten als Präsidentschaftskandidat vor der Wahl 2016. Mit der Argumentation, dass der Fall seine Präsidentschaft betreffe, war er bereits in der Vergangenheit gescheitert.
Allerdings kann Trump nun argumentieren, dass die Anklage sich in dem Fall auch auf Beweise und „offizielle“ Handlungen gestützt hat, die aus seiner Zeit im Weißen Haus stammen. Dabei ist zu beachten, dass der Supreme Court auch entschieden hat, dass Amtshandlungen von US-Präsidenten nicht als Beweise in Strafverfahren angeführt werden dürfen. Trumps Anwalt Will Scharf erklärte klipp und klar gegenüber CNN, dass das Urteil der Jury aufgehoben und zumindest ein neuer Prozess angesetzt werden müsse. Trump hatte zudem bereits angekündigt, nach der Strafmaßverkündung gegen das Urteil vorzugehen.
Supreme Court beschert Donald Trump mit Urteil zur Immunität weiteren Erfolg
Für Trump bedeutet die Supreme-Court-Entscheidung den zweiten wichtigen Erfolg innerhalb weniger Tage, nachdem er am 27. Juni im ersten TV-Duell vor der Wahl den fahrig auftretenden Präsidenten Joe Biden klar ausgestochen hatte.
Anklage auf Landesebene in New York: Schweigegeldaffäre (Trump schuldig gesprochen, Strafmaß noch offen)
Anklage auf Landesebene in Georgia: Versuchte Wahlmanipulation
Anklage auf Bundesebene in Washington, D.C.: Verschwörung gegen die USA
Anklage auf Bundesebene in Florida: Affäre um Geheimdokumente
Bei einem Wahlsieg würde er dann voraussichtlich die Bundesjustiz anweisen, die gegen ihn erhobenen Anklagen fallenzulassen. Dies beträfe neben der Anklage zu seinen Wahlinterventionen vor dem Washingtoner Bundesgericht einen weiteren Fall vor einem Bundesgericht im Bundesstaat Florida, in dem es um seine Mitnahme geheimer Regierungsdokumente in sein Privatanwesen geht. (cs/dpa/AFP)