Bodenoffensive von Israel

Tödliche Waffe: Bunkerbrecher können Hamas-Tunnelsystem unter Gaza knacken

  • Jens Kiffmeier
    VonJens Kiffmeier
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Das Tunnelsystem der Hamas unter Gaza ist ein Schlachtfeld im Schatten. Israel setzt auf Bunkerbrecher-Bomben, doch die Hamas hält Geiseln als Schutzschilde.

Tel Aviv – Das Tunnelsystem der Hamas unter dem Gazastreifen ist ein weitläufiges Netzwerk. Tief unter dem palästinensischen Gebiet erstrecken sich hunderte Kilometer an Tunneln, die zum Schmuggel von Waffen und zur Infiltration von Kämpfern nach Israel genutzt werden. Bei ihrem unerwarteten Angriff nutzte die Terrororganisation die Tunnel wahrscheinlich als Ausgangspunkt oder als Hinterhalt für eine Gegenoffensive.

Das Militär ist jedoch im Krieg in Israel nicht völlig wehrlos. Mit der GBU-28 besitzt die mächtigste Armee der Welt Bunkerbrecher. Die Frage bleibt jedoch: Werden die Bomben tatsächlich eingesetzt? Oder nutzt die Hamas die 150 entführten Geiseln als menschlichen Schutzschild?

Krieg in Israel: Bodenoffensive rückt aktuell näher – Tunnel unter Gaza stellen Herausforderung dar

Eine Woche nach Kriegsbeginn in Israel droht eine weitere Eskalation. Nach tagelangen Luftangriffen auf die Hamas in Gaza rückt aktuell eine lang erwartete Bodenoffensive immer näher. Am Freitag (13. Oktober) forderte die Regierung von Premierminister Benjamin Netanjahu die Bewohner des nördlichen Teils der palästinensischen Enklave auf, das Gebiet zu verlassen, am Samstag wurde das Ultimatum noch einmal verlängert. Der Aufruf zur Evakuierung wurde aber als Indikator für den bevorstehenden Einsatz von Bodentruppen gesehen. Verteidigungsminister Yoav Gallant hatte in den vorangegangenen Tagen bereits die Absicht eines Einmarsches angekündigt.

Die Bodenoffensive birgt viele Risiken. Die Hamas verfügt schätzungsweise über 30.000 Kämpfer, die sich in den engen Gassen des Gazastreifens bestens auskennen. Zudem bieten die zahlreichen Tunnel unter Gaza gute Versteckmöglichkeiten. Die Kämpfer können unerwartet aus dem Untergrund auftauchen – und wieder verschwinden.

Tunnel unter Gaza: Bunkerbrecher GBU-28 könnte Bodenoffensive im Israel-Krieg zum Erfolg führen

In vergangenen Konflikten mit der Hamas setzte Israel daher die bunkerbrechenden Bomben des Typs GBU-28 ein. „Das sind ziemlich mächtige, aber auch furchteinflößende Waffen“, erklärte der israelische Militärexperte Yossi Mekelberg dem Fernsehsender Al-Jazeera. Laut Bericht kann der Bunkerbrecher aus einer Entfernung von neun Kilometern abgefeuert werden. Das Besondere: Die GBU-28 dringt erst bis zu 30 Meter tief in den Boden ein – und explodiert erst dann mit voller Wucht. Die 2,3 Tonnen schweren Geschosse können mit bis zu 550 Kilogramm Sprengstoff beladen werden.

Angriff auf die Hamas-Tunnel unter Gaza: Bei der Bodenoffensive könnte Israel bunkerbrechende Bomben einsetzen.

In vorangegangenen Konflikten mit der Hamas hat Israel die bunkerbrechende Bombe GBU-28 bereits mehrfach verwendet. Sie wurde in den USA entwickelt, die sie einst zur Jagd auf Saddam Hussein im Golfkrieg einsetzte. Israel soll mittlerweile über ein großes Arsenal verfügen und derzeit über den Erwerb des neuesten Modells verhandeln.

Bilder zeigen, wie der Krieg in Israel das Land verändert

Massive Raketenangriffe aus Gazastreifen auf Israel
Am 7. Oktober 2023 feuern militante Palästinenser aus dem Gazastreifen Raketen auf Israel ab. Die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas, die von Israel, der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft wird, hatte den Beginn einer „Militäroperation“ gegen Israel verkündet. © Hatem Moussa/ dpa
Massive Raketenangriffe aus Gazastreifen auf Israel
Nach einem Raketenangriff aus dem Gazastreifen ist Rauch aus einem Wohnhaus zu sehen.  © Ilia Yefimovich/ dpa
Israelischer Soldat mit Hund im Israel Krieg
Ein israelischer Soldat geht mit seinem Hund zwischen Autos in Deckung.  © Ohad Zwigenberg/ dpa
Israelische Polizisten evakuieren Frau und Kind im Israel Krieg
Israelische Polizisten evakuieren eine Frau und ein Kind von einem Ort, der von einer aus dem Gazastreifen abgefeuerten Rakete getroffen wurde. © Tsafrir Abayov/ dpa
Militante Palästinenser fahren im Israel Krieg mit einem Pickup, auf dem womöglich eine entführte deutsch-israelische Frau zu sehen ist.
Militante Palästinenser fahren mit einem Pickup, auf dem möglicherweise eine deutsch-israelische Frau zu sehen ist, in den Gazastreifen zurück. Die islamistische Hamas hatte mitgeteilt, ihre Mitglieder hätten einige Israelis in den Gazastreifen entführt. © Ali Mahmud/ dpa
Massive Raketenangriffe aus Gazastreifen auf Israel
Angehörige der Feuerwehr versuchen, nach einem Raketenangriff aus dem Gazastreifen das Feuer auf Autos zu löschen. © Ilia Yefimovich/ dpa
Menschen suchen in Trümmern nach Überlebenden nach massive Raketenangriffen aus Gazastreifen auf Israel.
Menschen suchen zwischen den Trümmern eines bei einem israelischen Luftangriff zerstörten Hauses nach Überlebenden.  © Omar Ashtawy/ dpa
Verlassene Stätte des Festivals Supernova nach dem Angriff der Hamas
Bei dem Rave-Musikfestivals Supernova im israelischen Kibbuz Re’im sterben rund 270 Besucher:innen. So sieht die verlassene Stätte nach dem Angriff aus.  © JACK GUEZ / AFP
Feiernde Palästinenser nach Angriff der Hamas auf Israel
Palästinenserinnen und Palästinenser feiern in Nablus nach der großen Militäroperation, die die Al-Qassam-Brigaden, der militärische Flügel der Hamas, gegen Israel gestartet haben.  © Ayman Nobani/ dpa
Hamas-Großangriff auf Israel - Gaza-Stadt
Das israelische Militär entgegnete mit dem Beschuss von Zielen der Hamas im Gazastreifen. Nach einem Angriff steigen bei einem Hochhaus in Gaza Rauch und Flammen auf. © Bashar Taleb/ dpa
Mann weint in Gaza bei Israel Krieg
Ein Mann umarmt einen Familienangehörigen im palästinensischen Gebiet und weint.  © Saher Alghorra/ dpa
Israelischer Soldat im Israel Krieg steht neben Frau
Am 8. Oktober beziehen israelische Soldaten Stellung in der Nähe einer Polizeistation, die am Tag zuvor von Hamas-Kämpfern überrannt wurde. Israelische Einsatzkräfte haben dort nach einem Medienbericht bei Gefechten in der an den Gazastreifen grenzenden Stadt Sderot mehrere mutmaßliche Hamas-Angehörige getötet. © Ilan Assayag/ dpa
Nach Hamas Großangriff - Sa'ad
Israelische Streitkräfte patrouillieren in Gebieten entlang der Grenze zwischen Israel und Gaza, während die Kämpfe zwischen israelischen Truppen und islamistischen Hamas-Kämpfern weitergehen. © Ilia Yefimovich/ dpa
Palästinensisches Kind in einer Schule, die im Israel Krieg als Schutz dient
Ein palästinensisches Kind steht auf dem Balkon einer Schule, die von den Vereinten Nationen betrieben wird und während des Konfliktes als Schutzort dient.  © Mohammed Talatene/ dpa

Grundsätzlich kann die bunkerbrechende Bombe das Leben der israelischen Soldaten im Kampf gegen die Hamas schützen. In einem früheren Gaza-Krieg schickte die Armee Bodentruppen in die unterirdischen Anlagen. Sie wurden jedoch eingekesselt und getötet. Seitdem setzt Israel im Krieg eher auf den Einsatz von GBU-28.

Bodenoffensive im Israel-Krieg 2023: Nutzt die Hamas die Geiseln als menschliche Schutzschilde?

Doch kann sie das im Israel-Krieg 2023 auch tun? Denn mit den 150 entführten Geiseln hat die Hamas ein starkes Druckmittel in der Hand. Militärexperten halten es für möglich, dass die Entführten größtenteils in den geheimen Tunneln unter Gaza festgehalten werden. Soll die israelische Regierung ihren Tod durch Bombardierungen in Kauf nehmen? Zumal der Bombe eine verheerende Zerstörungskraft zugeschrieben wird.

Wie das Nachrichtenportal t-online.de berichtet, ist der Einsatz ohnehin durch das Völkerrecht streng geregelt. Die Genfer Konvention erlaubt den Abwurf nur zur Selbstverteidigung „unter extremen Bedingungen“. In dicht besiedelten Gebieten ist der Einsatz demnach verboten. Der Gazastreifen, mit seinen zwei Millionen Einwohnern, gilt als eines der am dichtesten besiedelten Gebiete der Welt.

Israel-Krieg: UN verurteilen Kriegsverbrechen

Angesichts der drohenden Eskalation der Gewalt im Israel-Krieg forderten die Vereinten Nationen beide Konfliktparteien nachdrücklich auf, das Völkerrecht zu respektieren. Es gebe deutliche Hinweise auf Kriegsverbrechen, betonte eine Kommission des UN-Menschenrechtsrates in Genf. „Zivilisten als Geiseln zu nehmen und als menschliche Schilde zu benutzen, sind Kriegsverbrechen“, stand in einer Erklärung. Und der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, sagte in Bezug auf die Regierung in Jerusalem, die verordnete Abriegelung des Gazastreifens sei ebenfalls nicht mit dem Völkerrecht vereinbar. (jkf)

Für diesen von der Redaktion geschriebenen Artikel wurde maschinelle Unterstützung genutzt. Der Artikel wurde vor Veröffentlichung von Redakteur Jens Kiffmeier sorgfältig überprüft.

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