Die Lage im Ukraine-Krieg

Russland rückt im Nordosten der Ukraine weiter vor – doch die Verluste sind massiv

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  • Nail Akkoyun
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  • Kilian Beck
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    Nils Thomas Hinsberger

Russlands Truppen versuchen in der Region Charkiw weiter vorzudringen. Tausende Zivilpersonen müssen das Kriegsgebiet verlassen. Der Ukraine-Krieg im News-Ticker.

Dieser Nachrichten-Ticker zu Russlands Angriffskrieg ist geschlossen. Alle weiteren Entwicklungen finden Sie in unseren neuen News-Ticker zum Ukraine-Krieg.

Update vom 15. Mai, 6.29 Uhr: Immer wieder bombardiert Russland ukrainische Energieanlagen. Von gestern Abend bis Mitternacht kündigte der Energieversorger Ukrenerh deshalb in allen Regionen der Ukraine „kontrollierte Notabschaltungen“ an. US-Außenminister Antony Blinken setzt heute seinen Besuch in dem Land fort. Geplant ist unter anderem ein Treffen mit seinem Kollegen Dmytro Kuleba. 

Russland greift im Ukraine-Krieg Charkiw an – mehr als 20 Verletzte

Update vom 14. Mai, 22.23 Uhr: Bei neuen russischen Angriffen auf die ostukrainische Großstadt Charkiw sind dort offiziellen Angaben zufolge mindestens 21 Menschen verletzt worden. Unter den Opfern seien drei Kinder, teilte die Staatsanwaltschaft der an Russland grenzenden Region am Dienstagabend auf Telegram mit. Die ukrainischen Behörden berichteten von mehreren Luftangriffen, die die Stadt im Laufe des Tages erschütterten und auch ein mehrstöckiges Wohnhaus getroffen haben sollen.

Transparenzhinweis

Die hier verarbeiteten Informationen stammen von internationalen Medien und Nachrichtenagenturen, aber auch von den Kriegsparteien Ukraine und Russland. Die Angaben zum Krieg in der Ukraine lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj pochte in seiner abendlichen Videoansprache erneut auf mehr internationale Hilfe bei der Luftverteidigung, insbesondere von Charkiw. „Wenn wir bereits zwei Patriot-Systeme für diese Region bekommen hätten, dann hätte das einen Unterschied für die Gesamtsituation im Krieg gemacht“, betonte Selenskyj, der sich früher am Tag mit dem in die Ukraine gereisten US-Außenminister Antony Blinken getroffen hatte.

Update vom 14. Mai, 20.25 Uhr: Bei russischen Angriffen auf Wohngebäude in Charkiw sind mindestens 16 Menschen verletzt worden. Unter den Verletzten sollen sich auch drei Kinder befinden, berichtete Ukrainska Pravda unter Berufung auf die Stadtverwaltung von Charkiw. Es werde vor weiteren möglichen Angriffen auf Zivilistinnen und Zivilisten gewarnt.

Ukraine-Krieg: Die Ursprünge des Konflikts mit Russland

Menschen in Kiews feiern die Unabhängigkeit der Ukraine von der Sowjetunion
Alles begann mit dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989. Die Öffnung der Grenzen zunächst in Ungarn leitete das Ende der Sowjetunion ein. Der riesige Vielvölkerstaat zerfiel in seine Einzelteile. Am 25. August 1991 erreichte der Prozess die Ukraine. In Kiew feierten die Menschen das Ergebnis eines Referendums, in dem sich die Bevölkerung mit der klaren Mehrheit von 90 Prozent für die Unabhängigkeit von Moskau ausgesprochen hatte. Im Dezember desselben Jahres erklärte sich die Ukraine zum unabhängigen Staat. Seitdem schwelt der Konflikt mit Russland. © Anatoly Sapronenkov/afp
Budapester Memorandum
Doch Anfang der 1990er Jahre sah es nicht danach aus, als ob sich die neuen Staaten Russland und Ukraine rund 30 Jahre später auf dem Schlachtfeld wiederfinden würden. Ganz im Gegenteil. Im Jahr 1994 unterzeichneten Russland, das Vereinigte Königreich und die USA in Ungarn das „Budapester Memorandum“ – eine Vereinbarung, in der sie den neu gegründeten Staaten Kasachstan, Belarus und der Ukraine Sicherheitsgarantien gaben.  © Aleksander V. Chernykh/Imago
Ukrainedemo, München
Als Gegenleistung traten die drei Staaten dem Atomwaffensperrvertrag bei und beseitigten alle Nuklearwaffen von ihrem Territorium. Es sah danach aus, als ob der Ostblock tatsächlich einen Übergang zu einer friedlichen Koexistenz vieler Staaten schaffen würde. Nach Beginn des Ukraine-Kriegs erinnern auch heute noch viele Menschen an das Budapester Memorandum von 1994. Ein Beispiel: Die Demonstration im Februar 2025 in München.  © Imago
Orangene Revolution in der Ukraine
Bereits 2004 wurde deutlich, dass der Wandel nicht ohne Konflikte vonstattengehen würde. In der Ukraine lösten Vorwürfe des Wahlbetrugs gegen den Russland-treuen Präsidenten Wiktor Janukowytsch Proteste  © Mladen Antonov/afp
Ukraine proteste
Die Menschen der Ukraine erreichten vorübergehend ihr Ziel. Der Wahlsieg Janukowytschs wurde von einem Gericht für ungültig erklärt, bei der Wiederholung der Stichwahl setzte sich Wiktor Juschtschenko durch und wurde neuer Präsident der Ukraine. Die Revolution blieb friedlich und die Abspaltung von Russland schien endgültig gelungen. © Joe Klamar/AFP
Wiktor Juschtschenko ,Präsident der Ukraine
Als der Moskau kritisch gegenüberstehende Wiktor Juschtschenko im Januar 2005 Präsident der Ukraine wurde, hatte er bereits einen Giftanschlag mit einer Dioxinvariante überlebt, die nur in wenigen Ländern produziert wird – darunter Russland. Juschtschenko überlebte dank einer Behandlung in einem Wiener Krankenhaus.  © Mladen Antonov/afp
Tymoschenko Putin
In den folgenden Jahren nach der Amtsübernahme hatte Juschtschenko vor allem mit Konflikten innerhalb des politischen Bündnisses zu kämpfen, das zuvor die demokratische Wahl in dem Land erzwungen hatte. Seine Partei „Unsere Ukraine“ zerstritt sich mit dem von Julija Tymoschenko geführten Parteienblock. Als Ministerpräsidentin der Ukraine hatte sie auch viel mit Wladimir Putin zu tun, so auch im April 2009 in Moskau. © Imago
Das Bündnis zerbrach und Wiktor Janukowitsch nutzte bei der Präsidentschaftswahl 2010 seine Chance.
Das Bündnis zerbrach und Wiktor Janukowytsch nutzte bei der Präsidentschaftswahl 2010 seine Chance. Er gewann die Wahl mit knappem Vorsprung vor Julija Tymoschenko. Amtsinhaber Wiktor Juschtschenko erhielt gerade mal fünf Prozent der abgegebenen Stimmen.  © Yaroslav Debely/afp
Proteste auf dem Maidan-Platz in Kiew, Ukraine, 2014
Präsident Wiktor Janukowytsch wollte die Ukraine wieder näher an Russland führen – auch aufgrund des wirtschaftlichen Drucks, den Russlands Präsident Wladimir Putin auf das Nachbarland ausüben ließ. Um die Ukraine wieder in den Einflussbereich Moskaus zu führen, setzte Janukowytsch im November 2013 das ein Jahr zuvor verhandelte Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union aus.  © Sergey Dolzhenko/dpa
Maidan-Proteste Ukraine
Es folgten monatelange Massenproteste in vielen Teilen des Landes, deren Zentrum der Maidan-Platz in Kiew war. Organisiert wurden die Proteste von einem breiten Oppositionsbündnis, an dem neben Julija Tymoschenko auch die Partei des ehemaligen Boxweltmeisters und späteren Bürgermeisters von Kiew, Vitali Klitschko, beteiligt waren. © Sandro Maddalena/AFP
Proteste auf dem Maidan-Platz in Kiew, der Hauptstadt der Ukraine
Die Forderung der Menschen war eindeutig: Rücktritt der Regierung Janukowiysch und vorgezogene Neuwahlen um das Präsidentenamt. „Heute ist die ganze Ukraine gegen die Regierung aufgestanden, und wir werden bis zum Ende stehen“, so Vitali Klitschko damals. Die Protestbewegung errichtete mitten auf dem Maidan-Platz in Kiew ihr Lager. Janukowytsch schickte die Polizei, unterstützt von der gefürchteten Berkut-Spezialeinheit. Es kam zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, die über mehrere Monate andauerten. © Sergey Dolzhenko/dpa
Der Platz Euromaidan in Kiew, Hauptstadt der Ukraine, ist nach den Protesten verwüstet.
Die monatelangen Straßenkämpfe rund um den Maidan-Platz in Kiew forderten mehr als 100 Todesopfer. Etwa 300 weitere Personen wurden teils schwer verletzt. Berichte über den Einsatz von Scharfschützen machten die Runde, die sowohl auf die Protestierenden als auch auf die Polizei gefeuert haben sollen. Wer sie schickte, ist bis heute nicht geklärt. Petro Poroschenko, Präsident der Ukraine von 2014 bis 2019, vertrat die These, Russland habe die Scharfschützen entsendet, um die Lage im Nachbarland weiter zu destabilisieren. Spricht man heute in der Ukraine über die Opfer des Maidan-Protests, nennt man sie ehrfürchtig „die Himmlischen Hundert“. © Sergey Dolzhenko/dpa
Demonstranten posieren in der Villa von Viktor Janukowitsch, ehemaliger Präsident der Ukraine
Nach rund drei Monaten erbittert geführter Kämpfe gelang dem Widerstand das kaum für möglich Gehaltene: Die Amtsenthebung Wiktor Janukowytschs. Der verhasste Präsident hatte zu diesem Zeitpunkt die UKraine bereits verlassen und war nach Russland geflohen. Die Menschen nutzten die Gelegenheit, um in der prunkvollen Residenz des Präsidenten für Erinnerungsfotos zu posieren. Am 26. Februar 2014 einigte sich der „Maidan-Rat“ auf eigene Kandidaten für ein Regierungskabinett. Präsidentschaftswahlen wurden für den 25. Mai anberaumt. Die Ukraine habe es geschafft, eine Diktatur zu stürzen, beschrieb zu diesem Zeitpunkt aus der Haft entlassene Julija Tymoschenko die historischen Ereignisse.  © Sergey Dolzhenko/dpa
Ein Mann stellt sich in Sewastopol, eine Stadt im Süden der Krim-Halbinsel, den Truppen Russlands entgegen.
Doch der mutmaßliche Frieden hielt nicht lange. Vor allem im Osten der Ukraine blieb der Jubel über die Absetzung Janukowytschs aus. Gouverneure und Regionalabgeordnete im Donbass stellten die Autorität des Nationalparlaments in Kiew infrage. Wladimir Putin nannte den Umsturz „gut vorbereitet aus dem Ausland“. Am 1. März schickte Russlands Präsident dann seine Truppen in den Nachbarstaat. Wie Putin behauptete, um die russischstämmige Bevölkerung wie die auf der Krim stationierten eigenen Truppen zu schützen. In Sewastopol, ganz im Süden der Halbinsel gelegen, stellte sich ein unbewaffneter Mann den russischen Truppen entgegen. Aufhalten konnte er sie nicht. © Viktor Drachev/afp
Bürgerkrieg in Donezk, eine Stadt im Donbas, dem Osten der Ukraine
Am 18. März 2014 annektierte Russland die Halbinsel Krim. Kurz darauf brach im Donbass der Bürgerkrieg aus. Mit Russland verbündete und von Moskau ausgerüstete Separatisten kämpften gegen die Armee und Nationalgarde Kiews. Schauplatz der Schlachten waren vor allem die Großstädte im Osten der Ukraine wie Donezk (im Bild), Mariupol und Luhansk. © Chernyshev Aleksey/apf
Prorussische Separatisten kämpfen im Donbas gegen Einheiten der Ukraine
Der Bürgerkrieg erfasste nach und nach immer mehr Gebiete im Osten der Ukraine. Keine der Parteien konnte einen nachhaltigen Sieg erringen. Prorussische Separatisten errichteten Schützengräben, zum Beispiel nahe der Stadt Slawjansk. Bis November 2015 fielen den Kämpfen laut Zahlen der Vereinten Nationen 9100 Menschen zum Opfer, mehr als 20.000 wurden verletzt. Von 2016 an kamen internationalen Schätzungen zufolge jährlich bis zu 600 weitere Todesopfer dazu. © Michael Bunel/Imago
Trümmer von Flug 17 Malaysian Airlines nach dem Abschuss nahe Donezk im Osten der Ukraine
Aufmerksam auf den Bürgerkrieg im Osten der Ukraine wurde die internationale Staatengemeinschaft vor allem am 17. Juli 2014, als ein ziviles Passagierflugzeug über einem Dorf nahe Donezk abstürzte. Alle 298 Insassen kamen ums Leben. Die Maschine der Fluggesellschaft Malaysian Airlines war von einer Boden-Luft-Rakete getroffen worden. Abgefeuert hatte die Rakete laut internationalen Untersuchungen die 53. Flugabwehrbrigade der Russischen Föderation. In den Tagen zuvor waren bereits zwei Flugzeuge der ukrainischen Luftwaffe in der Region abgeschossen worden. © ITAR-TASS/Imago
Russlands Präsident Putin (l.), Frankreichs Präsident Francois Hollande, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Petro Poroschenko in Minsk
Die Ukraine wollte den Osten des eigenen Landes ebenso wenig aufgeben wie Russland seine Ansprüche darauf. Im September 2014 kamen deshalb auf internationalen Druck Russlands Präsident Putin (l.), Frankreichs Präsident François Hollande, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Petro Poroschenko in Minsk zusammen. In der belarussischen Hauptstadt unterzeichneten sie das „Minsker Abkommen“, das einen sofortigen Waffenstillstand und eine schrittweise Demilitarisierung des Donbass vorsah. Die OSZE sollte die Umsetzung überwachen, zudem sollten humanitäre Korridore errichtet werden. Der Waffenstillstand hielt jedoch nicht lange und schon im Januar 2015 wurden aus zahlreichen Gebieten wieder Kämpfe gemeldet. © Mykola Lazarenko/afp
Wolodymyr Selenskyj feiert seinen Sieg bei der Präsidentschaftswahl in der Ukraine 2019
Während die Ukraine im Osten zu zerfallen drohte, ereignete sich in Kiew ein historischer Machtwechsel. Wolodymyr Selenskyj gewann 2019 die Präsidentschaftswahl und löste Petro Poroschenko an der Spitze des Staates ab.  © Genya Savilov/afp
Wolodymyr Selenskyj
Selenskyj hatte sich bis dahin als Schauspieler und Komiker einen Namen gemacht. In der Comedy-Serie „Diener des Volkes“ spielte Selenskyj von 2015 bis 2017 bereits einen Lehrer, der zunächst Youtube-Star und schließlich Präsident der Ukraine wird. Zwei Jahre später wurde die Geschichte real. Selenskyj wurde am 20. Mai 2019 ins Amt eingeführt. Kurz darauf löste der bis dato parteilose Präsident das Parlament auf und kündigte Neuwahlen an. Seine neu gegründete Partei, die er nach seiner Fernsehserie benannte, erzielte die absolute Mehrheit.  © Sergii Kharchenko/Imago
Russische Separatisten in der Ost-Ukraine
Selenskyj wollte nach seinem Wahlsieg die zahlreichen innenpolitischen Probleme der Ukraine angehen: vor allem die Bekämpfung der Korruption und die Entmachtung der Oligarchen. Doch den neuen, russland-kritischen Präsidenten der Ukraine holten die außenpolitischen Konflikte mit dem Nachbarn ein. © Alexander Ryumin/Imago
Ukraine Militär
Im Herbst 2021 begann Russland, seine Truppen in den von Separatisten kontrollierte Regionen in der Ost-Ukraine zu verstärken. Auch an der Grenze im Norden zog Putin immer mehr Militär zusammen. Selenskyj warnte im November 2021 vor einem Staatsstreich, den Moskau in der Ukraine plane. Auch die Nato schätzte die Lage an der Grenze als höchst kritisch ein. In der Ukraine wurden die Militärübungen forciert. © Sergei Supinsky/AFP
Putin
Noch drei Tage bis zum Krieg: Am 21. Februar 2022 unterzeichnet der russische Präsident Wladimir Putin verschiedene Dekrete zur Anerkennung der Unabhängigkeit der Volksrepubliken Donezk und Lugansk. © Alexey Nikolsky/AFP
Explosion in Kiew nach Beginn des Ukraine-Kriegs mit Russland
Am 24. Februar 2022 wurde der Ukraine-Konflikt endgültig zum Krieg. Russische Truppen überfielen das Land entlang der gesamten Grenze. Putins Plan sah eine kurze „militärische Spezialoperation“, wie die Invasion in Russland genannt wurde, vor. Die ukrainischen Streitkräfte sollten mit einem Blitzkrieg in die Knie gezwungen werden. Moskau konzentrierte die Attacken auf Kiew. Innerhalb weniger Tage sollte die Hauptstadt eingenommen und die Regierung Selenskyjs gestürzt werden. Doch der Plan scheiterte und nach Wochen intensiver Kämpfe und hoher Verluste in den eigenen Reihen musste sich die russische Armee aus dem Norden des Landes zurückziehen. Putin konzentrierte die eigene Streitmacht nun auf den Osten der Ukraine. © Ukrainian President‘s Office/Imago
Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, bei einer Fernsehansprache aus Kiew
Seit Februar 2022 tobt nun der Ukraine-Krieg. Gesicht des Widerstands gegen Russland wurde Präsident Wolodymyr Selenskyj, der sich zu Beginn des Konflikts weigerte, das Angebot der USA anzunehmen und das Land zu verlassen. „Ich brauche Munition, keine Mitfahrgelegenheit“, sagte Selenskyj. Die sollte er bekommen. Zahlreiche westliche Staaten lieferten Ausrüstung, Waffen und Kriegsgerät in die Ukraine. Hunderttausende Soldaten aus beiden Ländern sollen bereits gefallen sein, ebenso mehr als 10.000 Zivilpersonen. Ein Ende des Kriegs ist nach wie vor nicht in Sicht. © Ukraine Presidency/afp

Russlands Verteidigungsminister will Ukraine-Krieg mit „minimalen menschlichen Verlusten“ führen

Update vom 14. Mai, 19.29 Uhr: Russlands neuer Verteidigungsminister, Andrej Beloussow, will den Krieg in der Ukraine mit „minimalen menschlichen Verlusten“ führen. Das sagte er am Dienstag (14. Mai) vor Abgeordneten. Dementsprechend seien neue Mobilisierungsmaßnahme nicht geplant. Das Ziel bleibe aber ein Sieg der „militärischen Spezialoperation“, wie Russlands Führung den brutalen Angriffskrieg auf die Ukraine bezeichnet.

Russland erleidet Tag für Tag schwere Verluste im Ukraine-Krieg, auch, weil die Armee von Machthaber Wladimir Putin äußerst aggressiv vorgeht. Laut der Ukraine sind in den letzten 24 Stunden etwa 1400 russische Soldaten gefallen. Am Montag (13. Mai) hat Russland die schwersten Verluste seit Beginn des Krieges hinnehmen müssen. Russlands Armee hatte laut ukrainischen Angaben Verluste in Höhe von 1740 Soldaten hinnehmen müssen. Die Angaben wurden von Russland nicht offiziell bestätigt und können nicht unabhängig überprüft werden.

Ukrainische Soldaten feuern eine Haubitze im Krieg gegen Russland ab. (Archivbild)

Update vom 14. Mai, 17.18 Uhr: Zwei freiwillige Helfer sind in Wowtschansk in der Region Charkiw verschwunden. Wie der Leiter der Stadtverwaltung, Tamaz Gambarashwili, mitteilte, seien die beiden ohne Absprache mit den Behörden in die Stadt aufgebrochen. Es werde vermutet, dass die zwei Männer aus der Region Kiew von russischen Soldaten erschossen, oder gefangen genommen wurden, wie Ukrainska Pravda berichtete. Die beiden Freiwilligen haben laut Gambarashwili bei der Evakuierung der schwer umkämpften Stadt helfen wollen.

Aktuelle Lage im Ukraine-Krieg: USA sagen offenbar massive Waffenlieferungen zu

Update vom 14. Mai, 16.10 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Bedeutung von Patriot-Systemen für den Kampf gegen Russland in der Region Charkiw betont. Das teilte er laut dpa dem US-Verteidigungsminister Antony Blinken bei einem Treffen am Dienstag (14. Mai) in Kiew mit. Die Flugabwehr sei für die Ukraine das „größte Defizit“. Darum fordere Selenskyj weitere Patriot-Lieferungen für die Abwehr russischer Drohnen und Raketen.

Blinken sprach der Ukraine derweil die „ungebrochene Unterstützung“ der USA zu, wie er auf X (ehemals Twitter) schrieb. Ukrainischen Medienberichten zufolge, habe Blinken von Waffenlieferungen in einem solchen Umfang gesprochen, dass sie die Lage an der Front ändern könnten.

Update vom 14. Mai, 13.45 Uhr: Bei einem Angriff der russischen Truppen in Charkiw sind zwei Zivilisten ums Leben gekommen. Wie der Kyiv Independent unter Berufung auf den Gouverneur Oleh Syniehubow berichtete, soll es sich dabei um zwei Personen im Alter von 80 und 83 Jahren handeln. Russland setze „alle Arten von Waffen gegen Zivilisten ein“, so Syniehubow.

Update vom 14. Mai, 12.00 Uhr: Die russischen Truppen rücken in der Region Charkiw im Nordosten der Ukraine weiter vor. Das ukrainische Militär räumte am Dienstag (13. Mai) ein, seine Soldaten hätten sich angesichts massiver russischer Luftangriffe auf neue Stellungen im Dorf Lukjanzi zurückziehen müssen. Die Lage in der umkämpften Stadt Wowtschansk sei aber unter Kontrolle. Die Zahl der russischen Angriffe im nördlichen Teil der Region Charkiw sei deutlich zurückgegangen, hieß es im täglichen Lagebericht des ukrainischen Militärs.

Der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes GRU, Kyrylo Budanow, sagte im Fernsehen, die Lage in der Region sei dabei, sich zu stabilisieren. Allerdings werde Russland in den kommenden Tagen seine Truppen dort weiter verstärken. Die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass meldete, Teile im Westen und Norden von Wowtschanks seien unter die Kontrolle der russischen Truppen gefallen. Die Kämpfe in den Straßen der Stadt hielten an.

„Echter Unterschied auf dem Schlachtfeld“ – Blinken verspricht baldige US-Militärhilfe

Update vom 14. Mai, 11.20 Uhr: Die neue US-Militärhilfe für Kiew soll nach Angaben von US-Außenminister Antony Blinken bald in der Ukraine eintreffen. Die Hilfe „sei auf dem Weg“ und werde einen „echten Unterschied auf dem Schlachtfeld“ machen, sagte Blinken am Dienstag bei einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in der ukrainischen Hauptstadt.

Der US-Kongress hatte im April nach monatelanger Blockade Militärhilfen im Umfang von 61 Milliarden Dollar (rund 56 Milliarden Euro) für Kiew bewilligt. Selenskyj bekräftigte bei dem Treffen mit Blinken mit Blick auf den russischen Vorstoß in der Region Charkiw seine Forderung nach einer Stärkung der ukrainischen Luftabwehr.

Güterzug bei Wolgograd entgleist

Update vom 14. Mai, 9.50 Uhr: In der russischen Region Wolgograd haben Unbekannte laut der nationalen Bahngesellschaft einen Güterzug entgleisen lassen. Infolge des Eingreifens „unbefugter Personen“ seien in der Nacht zu Dienstag am Bahnhof in Kotluban Waggons eines Güterzugs entgleist, erklärte die örtliche Niederlassung der Bahngesellschaft. Verletzte habe es nicht gegeben. Bereits wenige Stunden nach dem Vorfall wurde der Bahnverkehr auf den beiden betroffenen Gleisen demnach wieder aufgenommen.

Nach Angaben des Katastrophenschutzes fingen ein Treibstofftank und ein Waggon Feuer, der Brand konnte jedoch schnell gelöscht werden. Weitere Details zu dem Vorfall und dessen Urhebern wurden nicht genannt. Die Stadt Kotluban liegt etwa 300 Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt. Die Region wurde bereits mehrfach von Drohnen der ukrainischen Armee angegriffen.

Ukraine greift russische Region Belgorod an

Update vom 14. Mai, 7.45 Uhr: Russland meldet erneut einen ukrainischen Luftangriff auf die Grenzregion Belgorod. Dabei seien in der gleichnamigen Regionalhauptstadt etwa zwei Dutzend Häuser und eine Stromleitung beschädigt worden, teilt der Gouverneur der südrussischen Region, Wjatscheslaw Gladkow, über den Kurznachrichtendienst Telegram mit. Eine Frau habe eine Schrapnellverletzung an der Wirbelsäule erlitten. Die Luftabwehr habe 25 Raketen über der Region abgeschossen, die von der Ukraine aus von Mehrfachraketenwerfern abgefeuert worden seien, teilt das Verteidigungsministerium in Moskau mit.

Die Ukraine hat die Angriffe auf Belgorod zuletzt verstärkt. Dabei wurden am Sonntag nach russischen Angaben 15 Menschen getötet, als Teile eines Wohnblocks einstürzten, nachdem das Gebäude von Trümmern abgeschossener Raketen getroffen worden war. Die Ukraine will nach eigenen Angaben mit den Angriffen die Infrastruktur zur Versorgung der russischen Invasionstruppen treffen und spricht von einer Reaktion auf die zahllosen russischen Luftangriffe.

Update vom 14. Mai, 4.50 Uhr: US-Außenminister Antony Blinken ist zu einem unangekündigten Besuch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew eingetroffen. Er kam am Dienstagmorgen mit einem Nachtzug aus Polen an, wie ein ihn begleitender Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtet. Bei Blinkens viertem Besuch in Kiew seit Beginn des russischen Angriffskriegs ist demnach unter anderem ein Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj geplant.

Update vom 13. Mai, 22.43 Uhr: Angesichts der russischen Offensive im Nordosten der Ukraine haben Deutschland und die nordischen Länder der Ukraine weitere Waffenlieferungen zugesichert. „Wir sind geeint in unserer Unterstützung für die Ukraine in ihrem Verteidigungskampf gegen den russischen Angriff“, versicherte Bundeskanzler Olaf Scholz am Montag bei einem Treffen mit den Regierungschefs von Schweden, Dänemark, Finnland, Norwegen und Island im schwedischen Stockholm. „Wir werden die Ukraine weiter unterstützen – so lange wie nötig.“

Noch klarer wurde auch Finnlands Regierungschef Petteri Orpo. Die Lage auf dem Schlachtfeld sei kritisch und es sei an der Zeit, zu reagieren und mehr zu tun. „Wir wollen kein neues Mariupol in Charkiw sehen. Deshalb muss jedes einzelne Land im Westen, in der Europäischen Union sofort alles tun, was es kann.“

Update vom 13. Mai, 20.40 Uhr: Mit der russischen Offensive in der Region Charkiw im Osten der Ukraine geht auch die Vertreibung ukrainischer Zivilpersonen einher. Aus dem Grenzgebiet zu Russland seien etwa 6000 Menschen evakuiert worden, sagte der Gouverneur der Region bei einer Pressekonferenz. Das berichtete das ukrainische Portal Kyiv Independent.

Update vom 13. Mai, 19.50 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den stellvertretenden Chef des Auslandsnachrichtendienstes Andrey Alieksieenko entlassen, berichtete das Portal Kyiv Independent. Demnach habe Selenskyj den Nachrichtendienstler per Dekret entlassen und durch Oleg Luhovskyi ersetzt. Eine Begründung für den Personalwechsel wurde am Montagabend noch nicht bekannt gegeben.

Update vom 13. Mai, 18.30 Uhr: Die russische Offensive in der Region Charkiw fordert weitere zivile Opfer. Wie die Ukrainska Pravda berichtete, sollen russische Soldaten einen Bauernhof in der Nähe eines Vororts östlich der Stadt beschossen haben. Dabei sei nach Angaben der Regionalregierung ein Zivilist getötet und drei weitere verletzt worden.

Ukrainischer Geheimdienst verhindert Anschläge in Kiew und Lwiv – Zwei russische Agenten festgenommen

Update vom 13. Mai, 17.25 Uhr: Die Ukraine hat laut eigenen Angaben mehrere Bombenanschläge in Kiew verhindert. Demnach habe Russland Anschläge auf mehrere Baumärkte in Kiew und ein Rüstungsunternehmen in Lwiw geplant, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Laut dem ukrainischen Geheimdienst hat Russland geplant, dass „die Sprengsätze während der Stoßzeiten in den Geschäften explodieren, um maximale Schäden unter der Zivilbevölkerung zu verursachen.“ Im Zuge der Ermittlungen seien zwei russische Militäragenten festgenommen worden.

Update vom 13. Mai, 16.50 Uhr: Die Ukraine hat einen Luftangriff auf die von Russland besetzte Halbinsel Krim gestartet. Bei dem Angriff soll der Kommandeur der dortigen Militäreinheit ums Leben gekommen sein, berichtete Ukrainska Pravda. Außerdem sollen mehrere Raketen vom Typ Storm Shadow die Luftverteidigungsanlage auf dem Berg Ai-Petri beschädigt haben.

Kampfflugzeug löst Luftalarm in der gesamten Ukraine aus

Update vom 13. Mai, 14.50 Uhr: Der Start eines russischen Kampfflugzeugs hat in der gesamten Ukraine zum Luftangriffsalarm geführt. Bei dem Flugzeug handele es sich möglicherweise um eine russische MiG-31K, berichtete Ukrainska Pravda. Dies sei in der Lage, den Hyperschall-Lenkflugkörper Ch-47M2 Kinschall abzufeuern. Mit einer Reichweite zwischen 500 und 2000 Kilometern könnte dieser Ziele weit im Landesinnern der Ukraine treffen.

Selenskyj zieht offenbar Konsequenz aus Charkiw-Offensive

Update vom 13. Mai, 12.48 Uhr: Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben ihren Kommandeur an der Front in Charkiw ausgetauscht. Demnach ist Mykhailo Zabrodskyi seit dem 11. Mai dort Heerführer. Das berichtet der britische Guardian unter Berufung auf den ukrainischen Sender RBC-Ukraine.

Update vom 13. Mai, 12.01 Uhr: Kiew räumt ein, dass die russischen Truppen bei ihrer Charkiw-Offensive Gewinne erzielen. „Derzeit hat der Feind taktischen Erfolg“, teilte der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht in der Nacht mit. 

Erstmeldung: Kiew/Moskau – Wladimir Putin setzt beim Vormarsch in der ukrainischen Region Charkiw weiter auf Eskalation. Nach schweren Gefechten und „taktischen Erfolgen“ Russlands, wie es der ukrainische Generalstab am Montag auf Facebook mitteilte, gehen die Kämpfe mit unverminderter Härte weiter.

Im Gespräch mit Ukrainska Pravda erklärte der Sprecher des Generalstabs der ukrainischen Streitkräfte, Dmitri Lichowy, dass „der Feind“ versuche, in Richtung der Dörfer Lypzi, Starytsya und Woltschansk vorzudringen. Dabei würden beide Seiten Artillerie und Mörsern einsetzen, um die gegnerischen Truppen anzugreifen. Russland fliege außerdem Luftangriffe mit Flugzeugen.

Lage in Charkiw bleibt laut Armeesprecher komplex

Die Schwere der Kämpfe lässt sich besonders deutlich an den Verlusten Russlands beobachten, die der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte veröffentlichte. So seien in den vergangenen 24 Stunden etwa 1740 russische Soldaten ums Leben gekommen. Zudem sollen 31 Panzer und 15 Artilleriesysteme zerstört worden sein. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Trotz der hohen Verluste könne Russland weiterhin taktische Erfolge verbuchen, wie Lichowy erklärte. Die Lage an der Front verändere sich ständig und sei auch deshalb sehr komplex. Nichtsdestotrotz habe die Ukraine Maßnahmen geplant, „um den Feind zu vernichten, der in unsere Verteidigung eingedrungen ist“, so der Sprecher gegenüber Ukrainska Pravda.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte sich am Sonntagmorgen mit einem Lagebericht an die Bevölkerung gewandt. Darin habe er von insgesamt 12 russischen Angriffen im Gebiet Charkiw gesprochen, wie der Spiegel berichtete. Die Armee der Ukraine konzentriere sich aktuell darauf, die „russischen Angriffspläne zu stören“, sagte er weiter.

Welche Gebiete hat Russland im Ukraine-Krieg erobert? Wo konnten die Truppen des Kreml zurückgeschlagen werden und an welchen Orten wird derzeit gekämpft? Unsere aktuellen Karten zum Frontverlauf in der Ukraine geben einen Einblick in die neuesten Entwicklungen im Krieg Russlands gegen die Ukraine. (Redaktion mit Agenturen)

Rubriklistenbild: © Mads Claus Rasmussen/dpa