Die Lage im Ukraine-Krieg

Russlands Armee marschiert auf Charkiw zu: Selenskyj berichtet über „erbitterte Kämpfe“

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Russlands Armee geht in der Ostukraine in die Offensive. Die Armeeführung in Kiew warnt. Die aktuelle Lage im News-Ticker zum Ukraine-Krieg.

Update vom 13. Mai, 11.18 Uhr: Dieser News-Ticker ist beendet. Alle Entwicklungen und Informationen zum Krieg in der Ukraine finden Sie in unserem neuen News-Ticker.

Update vom 13. Mai, 4.30 Uhr: Beim Vorstoß in der Region Charkiw hat Russland laut der ukrainischen Armee Erfolge erzielt. „Derzeit verzeichnet der Feind taktische Erfolge“, erklärte der ukrainische Generalstab in der Nacht auf Montag im Onlinedienst Facebook. Insbesondere in der an der russischen Grenze gelegenen Stadt Wowtschansk gingen die Kämpfe demnach weiter. Die russische Armee hat dem Generalstab zufolge in die Region „bis zu fünf Bataillone“ verlegt.

Transparenzhinweis

Die hier verarbeiteten Informationen stammen von internationalen Medien und Nachrichtenagenturen, aber auch von den Kriegsparteien Ukraine und Russland. Die Angaben zum Krieg in der Ukraine lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Update vom 12. Mai, 21.17 Uhr: Mehr als zwei Jahre nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Kremlchef Wladimir Putin seinen Verteidigungsminister und engen Vertrauten Sergej Schoigu entlassen. Schoigus Nachfolger soll der bisherige Vize-Regierungschef Andrej Beloussow werden.

Selenskyj spricht von „erbitterten Kämpfen“ im Raum Charkiw

Update vom 12. Mai, 20.35 Uhr: Nach dem jüngsten Vorstoß der russischen Armee in der ostukrainischen Region Charkiw finden dort nach den Worten von Wolodymyr Selenskyj „erbitterte Kämpfe“ statt. Der ukrainische Präsident sagte am Sonntag, in einem großen Gebiet entlang der Grenze gebe es „Verteidigungskämpfe und erbitterte Kämpfe“. Das Ziel hinter den russischen Angriffen in der Region Charkiw sei es, „unsere Kräfte auseinander zu ziehen und die Moral zu untergraben“.

Über die Landesgrenze hinweg greifen starke russische Kräfte an - mit dem operativen Ziel, die ostukrainische Millionenstadt Charkiw zu erobern. (Archivbild)

Zuvor hatte bereits der ukrainische Gouverneur der Region mitgeteilt, dass die Grenzgebiete „fast rund um die Uhr“ unter russischem Beschuss stünden. Dies gelte für das gesamte Grenzgebiet der Region Charkiw, erklärte Oleh Synehubow in Online-Medien. Am Freitag hatte die russische Armee ukrainischen Angaben zufolge eine Bodenoffensive in der Region Charkiw mithilfe von gepanzerten Fahrzeugen gestartet.

„Alle Zonen der Grenze sind fast rund um die Uhr unter feindlichem Beschuss“, erklärte Gouverneur Synehubow am Sonntag. Zuvor hatte er bereits verkündet, dass angesichts des russischen Vorstoßes mehr als 4000 Menschen aus grenznahen Gebieten evakuiert worden seien. Russland meldete unterdessen die Einnahme von vier weiteren Dörfern in der Region Charkiw.

Ukraine: Russlands Offensive in Charkiw mit schweren Verlusten

Update vom 12. Mai, 17.15 Uhr: Der Nachrichtendienst der Ukraine will über den Zeitplan der russischen Offensive in Charkiw Bescheid wissen. Andrey Yusow, Hauptdirektor des ukrainischen Nachrichtendienstes, sagte, dass „alle erforderlichen Behörden, Führungen und Befehle informiert wurden“. Russland erleide bei den Kämpfen außerdem schwere Verluste, wie Ukrainska Pravda berichtete. Der Geheimdienst rufe Wladimir Putins Truppen deshalb zur Kapitulation auf.

Ukrainischer Angriff trifft Wohngebäude in Belgorod

Update vom 12. Mai, 16.00 Uhr: Bei einem Angriff auf die russische Stadt Belgorod soll ein mehrstöckiges Wohnhaus schwer beschädigt worden sein. Grund für die Beschädigungen seien herabstürzende Trümmer einer ukrainischen Totschka-U-Rakete gewesen, wie die dpa unter Berufung auf Informationen des russischen Verteidigungsministeriums berichtete. Bei dem Angriff seien mehr als 19 Menschen verletzt worden. Die Informationen lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Update vom 12. Mai, 15.30 Uhr: Großbritanniens Verteidigungsminister James Cameron hat die Situation in Charkiw gegenüber dem Sender Sky News als „extrem gefährlich“ bezeichnet. Gleichzeitig betonte er, dass die Verbündeten alles tun würden, um der Ukraine im Verteidigungskampf gegen Russland zu helfen.

Update vom 12. Mai, 13.46 Uhr: Der Oberkommandeur der ukrainischen Streitkräfte, Oleksandr Syrskyj, hat die Lage in Charkiw als „erheblich verschärft“ bezeichnet. Das teilte der Armeechef auf seinem Telegram-Kanal mit. Jedoch kenne die Ukraine die Pläne Russlands und werde „flexibel auf alle seine Aktionen“ reagieren, zitiert ihn die Nachrichtenseite Ukrainska Pravda.

Update vom 12. Mai, 12.55 Uhr: Papst Franziskus hat beim traditionellen Mittagsgebet auf dem Petersplatz einen vollständigen Austausch von Kriegsgefangenen im Krieg zwischen Russland und der Ukraine gefordert. Er sei zudem bereit, die Rolle des Vermittlers zwischen den Ländern anzunehmen, wie die KNA berichtete.

Russland erobert weitere Gebiete in Charkiw

Update vom 12. Mai, 10.42 Uhr: Russlands Armee erobert bei ihrer Offensive in Charkiw offenbar immer mehr Gebiete. Ukrainischen Angaben zufolge hat sie jetzt auch folgende Ortschaften in der Ostukraine besetzt:

  • Strilecha
  • Pylne
  • Krasne
  • Borysivka
  • Ohirtseve
  • Pletenivka

Die Informationen entnahm die Ukrajinska Prawda dem ukrainischen Telegram-Kanal „DeepState“. Unabhängig überprüfen ließen sie sich nicht. Regionalgouverneur Oleh Synegubow teilte unterdessen in Onlinenetzwerken mit, dass nach dem russischen Vorstoß mehr als 4000 Menschen aus dem Gebiet evakuiert worden seien.

Update vom 12. Mai, 9.30 Uhr: Bei den ukrainischen Angriffen auf die russische Oblast Belgorod ist nach Angaben des Gouverneurs Wjatscheslaw Gladkow am Wochenende ein Mensch getötet worden, 29 weitere wurden demnach verletzt. Die Region und die gleichnamige Stadt Belgorod seien massiv beschossen worden, teilte Gladkow am Abend mit. Am Morgen fügte er hinzu, dass für die Stadt Belgorod weiterhin ein hohes Risiko eines ukrainischen Beschusses bestehe. Für die gesamte Oblast Belgorod gelte Luftalarm. Belgorod grenzt an die ukrainische Region Charkiw und wird immer wieder angegriffen.

Russland kämpft mit hohen Verlusten im Ukraine-Krieg

Update vom 12. Mai, 8.20 Uhr: Der Generalstab der ukrainischen Verteidigungstruppen veröffentlicht täglich Zahlen zu den Verlusten Russlands. Unabhängig prüfen lassen sich diese Angaben allerdings meist nicht. Eine detaillierte Aufstellung zu den Daten finden Sie hier.

  • Soldaten: 482.290 (+1260 zum Vortag)
  • Panzer: 7454 (+5) 
  • Gepanzerte Fahrzeuge: 14.375 (+22)
  • Drohnen: 9910 (+42)

Update vom 12. Mai, 6.30 Uhr: Das russische Militär hat in der Nacht nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau sechs Angriffsdrohnen und zwei ballistische Raketen der Ukraine über russischem Gebiet abgefangen. Die beiden Raketen vom sowjetischen Typ Totschka seien über der Oblast Belgorod abgeschossen und zerstört worden, erklärte das Ministerium auf dem Kurzmitteilungsdienst Telegram.

Ukraine-Krieg: Die Ursprünge des Konflikts mit Russland

Menschen in Kiews feiern die Unabhängigkeit der Ukraine von der Sowjetunion
Alles begann mit dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989. Die Öffnung der Grenzen zunächst in Ungarn leitete das Ende der Sowjetunion ein. Der riesige Vielvölkerstaat zerfiel in seine Einzelteile. Am 25. August 1991 erreichte der Prozess die Ukraine. In Kiew feierten die Menschen das Ergebnis eines Referendums, in dem sich die Bevölkerung mit der klaren Mehrheit von 90 Prozent für die Unabhängigkeit von Moskau ausgesprochen hatte. Im Dezember desselben Jahres erklärte sich die Ukraine zum unabhängigen Staat. Seitdem schwelt der Konflikt mit Russland. © Anatoly Sapronenkov/afp
Budapester Memorandum
Doch Anfang der 1990er Jahre sah es nicht danach aus, als ob sich die neuen Staaten Russland und Ukraine rund 30 Jahre später auf dem Schlachtfeld wiederfinden würden. Ganz im Gegenteil. Im Jahr 1994 unterzeichneten Russland, das Vereinigte Königreich und die USA in Ungarn das „Budapester Memorandum“ – eine Vereinbarung, in der sie den neu gegründeten Staaten Kasachstan, Belarus und der Ukraine Sicherheitsgarantien gaben.  © Aleksander V. Chernykh/Imago
Ukrainedemo, München
Als Gegenleistung traten die drei Staaten dem Atomwaffensperrvertrag bei und beseitigten alle Nuklearwaffen von ihrem Territorium. Es sah danach aus, als ob der Ostblock tatsächlich einen Übergang zu einer friedlichen Koexistenz vieler Staaten schaffen würde. Nach Beginn des Ukraine-Kriegs erinnern auch heute noch viele Menschen an das Budapester Memorandum von 1994. Ein Beispiel: Die Demonstration im Februar 2025 in München.  © Imago
Orangene Revolution in der Ukraine
Bereits 2004 wurde deutlich, dass der Wandel nicht ohne Konflikte vonstattengehen würde. In der Ukraine lösten Vorwürfe des Wahlbetrugs gegen den Russland-treuen Präsidenten Wiktor Janukowytsch Proteste  © Mladen Antonov/afp
Ukraine proteste
Die Menschen der Ukraine erreichten vorübergehend ihr Ziel. Der Wahlsieg Janukowytschs wurde von einem Gericht für ungültig erklärt, bei der Wiederholung der Stichwahl setzte sich Wiktor Juschtschenko durch und wurde neuer Präsident der Ukraine. Die Revolution blieb friedlich und die Abspaltung von Russland schien endgültig gelungen. © Joe Klamar/AFP
Wiktor Juschtschenko ,Präsident der Ukraine
Als der Moskau kritisch gegenüberstehende Wiktor Juschtschenko im Januar 2005 Präsident der Ukraine wurde, hatte er bereits einen Giftanschlag mit einer Dioxinvariante überlebt, die nur in wenigen Ländern produziert wird – darunter Russland. Juschtschenko überlebte dank einer Behandlung in einem Wiener Krankenhaus.  © Mladen Antonov/afp
Tymoschenko Putin
In den folgenden Jahren nach der Amtsübernahme hatte Juschtschenko vor allem mit Konflikten innerhalb des politischen Bündnisses zu kämpfen, das zuvor die demokratische Wahl in dem Land erzwungen hatte. Seine Partei „Unsere Ukraine“ zerstritt sich mit dem von Julija Tymoschenko geführten Parteienblock. Als Ministerpräsidentin der Ukraine hatte sie auch viel mit Wladimir Putin zu tun, so auch im April 2009 in Moskau. © Imago
Das Bündnis zerbrach und Wiktor Janukowitsch nutzte bei der Präsidentschaftswahl 2010 seine Chance.
Das Bündnis zerbrach und Wiktor Janukowytsch nutzte bei der Präsidentschaftswahl 2010 seine Chance. Er gewann die Wahl mit knappem Vorsprung vor Julija Tymoschenko. Amtsinhaber Wiktor Juschtschenko erhielt gerade mal fünf Prozent der abgegebenen Stimmen.  © Yaroslav Debely/afp
Proteste auf dem Maidan-Platz in Kiew, Ukraine, 2014
Präsident Wiktor Janukowytsch wollte die Ukraine wieder näher an Russland führen – auch aufgrund des wirtschaftlichen Drucks, den Russlands Präsident Wladimir Putin auf das Nachbarland ausüben ließ. Um die Ukraine wieder in den Einflussbereich Moskaus zu führen, setzte Janukowytsch im November 2013 das ein Jahr zuvor verhandelte Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union aus.  © Sergey Dolzhenko/dpa
Maidan-Proteste Ukraine
Es folgten monatelange Massenproteste in vielen Teilen des Landes, deren Zentrum der Maidan-Platz in Kiew war. Organisiert wurden die Proteste von einem breiten Oppositionsbündnis, an dem neben Julija Tymoschenko auch die Partei des ehemaligen Boxweltmeisters und späteren Bürgermeisters von Kiew, Vitali Klitschko, beteiligt waren. © Sandro Maddalena/AFP
Proteste auf dem Maidan-Platz in Kiew, der Hauptstadt der Ukraine
Die Forderung der Menschen war eindeutig: Rücktritt der Regierung Janukowiysch und vorgezogene Neuwahlen um das Präsidentenamt. „Heute ist die ganze Ukraine gegen die Regierung aufgestanden, und wir werden bis zum Ende stehen“, so Vitali Klitschko damals. Die Protestbewegung errichtete mitten auf dem Maidan-Platz in Kiew ihr Lager. Janukowytsch schickte die Polizei, unterstützt von der gefürchteten Berkut-Spezialeinheit. Es kam zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, die über mehrere Monate andauerten. © Sergey Dolzhenko/dpa
Der Platz Euromaidan in Kiew, Hauptstadt der Ukraine, ist nach den Protesten verwüstet.
Die monatelangen Straßenkämpfe rund um den Maidan-Platz in Kiew forderten mehr als 100 Todesopfer. Etwa 300 weitere Personen wurden teils schwer verletzt. Berichte über den Einsatz von Scharfschützen machten die Runde, die sowohl auf die Protestierenden als auch auf die Polizei gefeuert haben sollen. Wer sie schickte, ist bis heute nicht geklärt. Petro Poroschenko, Präsident der Ukraine von 2014 bis 2019, vertrat die These, Russland habe die Scharfschützen entsendet, um die Lage im Nachbarland weiter zu destabilisieren. Spricht man heute in der Ukraine über die Opfer des Maidan-Protests, nennt man sie ehrfürchtig „die Himmlischen Hundert“. © Sergey Dolzhenko/dpa
Demonstranten posieren in der Villa von Viktor Janukowitsch, ehemaliger Präsident der Ukraine
Nach rund drei Monaten erbittert geführter Kämpfe gelang dem Widerstand das kaum für möglich Gehaltene: Die Amtsenthebung Wiktor Janukowytschs. Der verhasste Präsident hatte zu diesem Zeitpunkt die UKraine bereits verlassen und war nach Russland geflohen. Die Menschen nutzten die Gelegenheit, um in der prunkvollen Residenz des Präsidenten für Erinnerungsfotos zu posieren. Am 26. Februar 2014 einigte sich der „Maidan-Rat“ auf eigene Kandidaten für ein Regierungskabinett. Präsidentschaftswahlen wurden für den 25. Mai anberaumt. Die Ukraine habe es geschafft, eine Diktatur zu stürzen, beschrieb zu diesem Zeitpunkt aus der Haft entlassene Julija Tymoschenko die historischen Ereignisse.  © Sergey Dolzhenko/dpa
Ein Mann stellt sich in Sewastopol, eine Stadt im Süden der Krim-Halbinsel, den Truppen Russlands entgegen.
Doch der mutmaßliche Frieden hielt nicht lange. Vor allem im Osten der Ukraine blieb der Jubel über die Absetzung Janukowytschs aus. Gouverneure und Regionalabgeordnete im Donbass stellten die Autorität des Nationalparlaments in Kiew infrage. Wladimir Putin nannte den Umsturz „gut vorbereitet aus dem Ausland“. Am 1. März schickte Russlands Präsident dann seine Truppen in den Nachbarstaat. Wie Putin behauptete, um die russischstämmige Bevölkerung wie die auf der Krim stationierten eigenen Truppen zu schützen. In Sewastopol, ganz im Süden der Halbinsel gelegen, stellte sich ein unbewaffneter Mann den russischen Truppen entgegen. Aufhalten konnte er sie nicht. © Viktor Drachev/afp
Bürgerkrieg in Donezk, eine Stadt im Donbas, dem Osten der Ukraine
Am 18. März 2014 annektierte Russland die Halbinsel Krim. Kurz darauf brach im Donbass der Bürgerkrieg aus. Mit Russland verbündete und von Moskau ausgerüstete Separatisten kämpften gegen die Armee und Nationalgarde Kiews. Schauplatz der Schlachten waren vor allem die Großstädte im Osten der Ukraine wie Donezk (im Bild), Mariupol und Luhansk. © Chernyshev Aleksey/apf
Prorussische Separatisten kämpfen im Donbas gegen Einheiten der Ukraine
Der Bürgerkrieg erfasste nach und nach immer mehr Gebiete im Osten der Ukraine. Keine der Parteien konnte einen nachhaltigen Sieg erringen. Prorussische Separatisten errichteten Schützengräben, zum Beispiel nahe der Stadt Slawjansk. Bis November 2015 fielen den Kämpfen laut Zahlen der Vereinten Nationen 9100 Menschen zum Opfer, mehr als 20.000 wurden verletzt. Von 2016 an kamen internationalen Schätzungen zufolge jährlich bis zu 600 weitere Todesopfer dazu. © Michael Bunel/Imago
Trümmer von Flug 17 Malaysian Airlines nach dem Abschuss nahe Donezk im Osten der Ukraine
Aufmerksam auf den Bürgerkrieg im Osten der Ukraine wurde die internationale Staatengemeinschaft vor allem am 17. Juli 2014, als ein ziviles Passagierflugzeug über einem Dorf nahe Donezk abstürzte. Alle 298 Insassen kamen ums Leben. Die Maschine der Fluggesellschaft Malaysian Airlines war von einer Boden-Luft-Rakete getroffen worden. Abgefeuert hatte die Rakete laut internationalen Untersuchungen die 53. Flugabwehrbrigade der Russischen Föderation. In den Tagen zuvor waren bereits zwei Flugzeuge der ukrainischen Luftwaffe in der Region abgeschossen worden. © ITAR-TASS/Imago
Russlands Präsident Putin (l.), Frankreichs Präsident Francois Hollande, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Petro Poroschenko in Minsk
Die Ukraine wollte den Osten des eigenen Landes ebenso wenig aufgeben wie Russland seine Ansprüche darauf. Im September 2014 kamen deshalb auf internationalen Druck Russlands Präsident Putin (l.), Frankreichs Präsident François Hollande, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Petro Poroschenko in Minsk zusammen. In der belarussischen Hauptstadt unterzeichneten sie das „Minsker Abkommen“, das einen sofortigen Waffenstillstand und eine schrittweise Demilitarisierung des Donbass vorsah. Die OSZE sollte die Umsetzung überwachen, zudem sollten humanitäre Korridore errichtet werden. Der Waffenstillstand hielt jedoch nicht lange und schon im Januar 2015 wurden aus zahlreichen Gebieten wieder Kämpfe gemeldet. © Mykola Lazarenko/afp
Wolodymyr Selenskyj feiert seinen Sieg bei der Präsidentschaftswahl in der Ukraine 2019
Während die Ukraine im Osten zu zerfallen drohte, ereignete sich in Kiew ein historischer Machtwechsel. Wolodymyr Selenskyj gewann 2019 die Präsidentschaftswahl und löste Petro Poroschenko an der Spitze des Staates ab.  © Genya Savilov/afp
Wolodymyr Selenskyj
Selenskyj hatte sich bis dahin als Schauspieler und Komiker einen Namen gemacht. In der Comedy-Serie „Diener des Volkes“ spielte Selenskyj von 2015 bis 2017 bereits einen Lehrer, der zunächst Youtube-Star und schließlich Präsident der Ukraine wird. Zwei Jahre später wurde die Geschichte real. Selenskyj wurde am 20. Mai 2019 ins Amt eingeführt. Kurz darauf löste der bis dato parteilose Präsident das Parlament auf und kündigte Neuwahlen an. Seine neu gegründete Partei, die er nach seiner Fernsehserie benannte, erzielte die absolute Mehrheit.  © Sergii Kharchenko/Imago
Russische Separatisten in der Ost-Ukraine
Selenskyj wollte nach seinem Wahlsieg die zahlreichen innenpolitischen Probleme der Ukraine angehen: vor allem die Bekämpfung der Korruption und die Entmachtung der Oligarchen. Doch den neuen, russland-kritischen Präsidenten der Ukraine holten die außenpolitischen Konflikte mit dem Nachbarn ein. © Alexander Ryumin/Imago
Ukraine Militär
Im Herbst 2021 begann Russland, seine Truppen in den von Separatisten kontrollierte Regionen in der Ost-Ukraine zu verstärken. Auch an der Grenze im Norden zog Putin immer mehr Militär zusammen. Selenskyj warnte im November 2021 vor einem Staatsstreich, den Moskau in der Ukraine plane. Auch die Nato schätzte die Lage an der Grenze als höchst kritisch ein. In der Ukraine wurden die Militärübungen forciert. © Sergei Supinsky/AFP
Putin
Noch drei Tage bis zum Krieg: Am 21. Februar 2022 unterzeichnet der russische Präsident Wladimir Putin verschiedene Dekrete zur Anerkennung der Unabhängigkeit der Volksrepubliken Donezk und Lugansk. © Alexey Nikolsky/AFP
Explosion in Kiew nach Beginn des Ukraine-Kriegs mit Russland
Am 24. Februar 2022 wurde der Ukraine-Konflikt endgültig zum Krieg. Russische Truppen überfielen das Land entlang der gesamten Grenze. Putins Plan sah eine kurze „militärische Spezialoperation“, wie die Invasion in Russland genannt wurde, vor. Die ukrainischen Streitkräfte sollten mit einem Blitzkrieg in die Knie gezwungen werden. Moskau konzentrierte die Attacken auf Kiew. Innerhalb weniger Tage sollte die Hauptstadt eingenommen und die Regierung Selenskyjs gestürzt werden. Doch der Plan scheiterte und nach Wochen intensiver Kämpfe und hoher Verluste in den eigenen Reihen musste sich die russische Armee aus dem Norden des Landes zurückziehen. Putin konzentrierte die eigene Streitmacht nun auf den Osten der Ukraine. © Ukrainian President‘s Office/Imago
Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, bei einer Fernsehansprache aus Kiew
Seit Februar 2022 tobt nun der Ukraine-Krieg. Gesicht des Widerstands gegen Russland wurde Präsident Wolodymyr Selenskyj, der sich zu Beginn des Konflikts weigerte, das Angebot der USA anzunehmen und das Land zu verlassen. „Ich brauche Munition, keine Mitfahrgelegenheit“, sagte Selenskyj. Die sollte er bekommen. Zahlreiche westliche Staaten lieferten Ausrüstung, Waffen und Kriegsgerät in die Ukraine. Hunderttausende Soldaten aus beiden Ländern sollen bereits gefallen sein, ebenso mehr als 10.000 Zivilpersonen. Ein Ende des Kriegs ist nach wie vor nicht in Sicht. © Ukraine Presidency/afp

Update vom 11. Mai, 23 Uhr: Bundeskanzler Olaf Scholz sieht die geplante Friedenskonferenz zur Ukraine als Chance. „Selbst wenn dort jetzt erstmal nicht die ganz große Friedensfrage besprochen wird, sondern Fragen, die auch dazu gehören, wäre das ein großer Schritt“, sagte der SPD-Politiker am Samstag bei einer Talkrunde des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) in Potsdam. „Daraus kann man dann noch mehr entwickeln.“ Die Schweiz hatte mehr als 160 Delegationen zu einer hochrangigen Konferenz zum Frieden in der Ukraine für Mitte Juni an den Vierwaldstättersee eingeladen. 

Die Ukraine versucht, mit mehreren Gesetzen, dem Mangel an Soldaten an der Front abzuhelfen. Der Kanzler sieht keine Gefahr für wehrpflichtige Ukrainer, die in Deutschland erwerbstätig sind. „Über die Erwerbstätigkeit entsteht auch die Aufenthaltssicherheit.“ Er habe sich erkundigt, sagte Scholz. „Die Rechtslage in Deutschland ist so, dass der Aufenthalt hier dadurch nicht gefährdet ist.“

Der Kanzler rief Ukrainer in Deutschland dazu auf, zu arbeiten. „Wir wünschen uns, dass diejenigen, die aus der Ukraine hier sind, soweit sie arbeitsfähig sind, jetzt auch arbeiten“, sagte er. „Das tun schon viele, das muss man sagen, aber da wären noch ein paar Hunderttausend zusätzlich, die auf dem Arbeitsmarkt dringend gebraucht werden.“

Selenskyj erklärt „Aufgabe Nummer eins“: Zerschlagen der russischen Offensive

Update vom 11. Mai, 20.55 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat das Zerschlagen der jüngsten russischen Offensive im Osten des Landes zur „Aufgabe Nummer eins“ erklärt. „Das Erfüllen dieser Aufgabe hängt von jedem Soldaten, jedem Unteroffizier und jedem Offizier ab“, sagte Selenskyj am Samstag in seiner abendlichen Videoansprache. Russische Truppen waren am Freitag über die Landesgrenze hinweg zu einer breit angelegten Offensive mit Richtung zur ostukrainischen Millionenstadt Charkiw angetreten. „Unsere Truppen führen dort seit zwei Tagen Gegenangriffe durch, um ukrainisches Territorium zu verteidigen“, beschrieb Selenskyj die Lage. Die ukrainische Militärführung habe bereits Verstärkungen in Richtung Charkiw in Marsch gesetzt. 

 „Das Zerschlagen der russischen Offensivpläne ist jetzt die Aufgabe Nummer eins“, gab Selenskyj die Devise für die nächsten Tage und Wochen aus. Es gehe um die Zerstörung russischer Ausrüstung und die „Neutralisierung“ der russischen Besatzer. „Der Besatzer muss spüren, dass es für ihn nirgendwo in der Ukraine leicht sein wird.“ 

Update vom 11. Mai, 16.45 Uhr: Russland hat die Einnahme von sechs Dörfern in der Ostukraine gemeldet. „Als Ergebnis offensiver Aktionen“ hätten die russischen Soldaten sechs Dörfer „befreit“, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau am Samstag im Onlinedienst Telegram. Am Freitag hatten die russischen Truppen einen Vorstoß in der Region Charkiw unternommen. Nach ukrainischen Behördenangaben wurden mehr als tausend Menschen aus grenznahen Gebieten evakuiert.

Das russische Verteidigungsministerium erklärte, bei den neu eingenommenen ukrainischen Orten handele es sich um die Dörfer Borisiwka, Ohirzewe, Pleteniwka, Pylna und Striletscha in der grenznahen Region Charkiw. Auch sei das Dorf Keramik in der Region Donezk unter russische Kontrolle gebracht worden.

Der Ukraine zufolge hatten Putins Truppen kleine Fortschritte in der Gegend gemacht. Ein hochrangiger ukrainischer Militärvertreter sagte am Freitag, die russischen Truppen seien rund einen Kilometer in ukrainisches Gebiet vorgestoßen. Das russische Verteidigungsministerium machte zunächst keine Angaben.

Aus dem Verteidigungsministerium in Kiew hatte es am Freitag geheißen, die Angriffe seien „zurückgedrängt“ worden, es fänden jedoch weiterhin „Kämpfe unterschiedlicher Intensität“ statt. Mehrere Einheiten der Reserve seien in die betroffene Gegend verlegt worden, um die Verteidigung zu stärken.

Neue russische Offensive im Ukraine-Krieg: Putins Truppen wollen vorgerückt sein

Update vom 11. Mai, 14.10 Uhr: Russland rückt in der Region Charkiw vor. Das russische Verteidigungsministerium in Moskau hat eine Offensive im Grenzgebiet bestätigt. Den Angaben zufolge sollen inzwischen mindestens fünf Dörfer eingenommen worden sein. Genannt wurden Striletsche, Krasne, Pylne und Boryssiwka, die etwa 30 Kilometer nördlich von Charkiw in der Nähe des Ortes Lipzy liegen, sowie Ohirzewe bei der Stadt Wowtschansk. 

Zuvor hatte nur das ukrainische Militär die Angriffe bei Charkiw im Ukraine-Krieg bestätigt. Die Verteidiger hatten berichtet, dass die russischen Vorstöße zurückgeschlagen wurden. Die russische Armee nahm für sich in Anspruch, eine hohe Zahl ukrainischen Soldaten ausgeschaltet und deren Technik vernichtet zu haben. Dafür gab es aber keine unabhängige Bestätigung. Zudem hieß es, dass 34 ukrainische Soldaten gefangen genommen worden seien. Bilder einiger mutmaßlicher Soldaten wurden auf russischen Telegramkanälen veröffentlicht, auch wenn dies nach humanitärem Völkerrecht verboten ist. 

Offensive bei Charkiw: Anwohner im Ukraine-Krieg in Sicherheit gebracht

Seit Beginn der Offensive bei Charkiw haben die ukrainischen Behörden viele Anwohner der Grenzregion in Sicherheit gebracht. Offiziellen Angaben der Ukraine zufolge halten ihre Verteidigungslinien. Die russische Offensive ist nach Einschätzung von Militärbeobachtern noch kein direkter Angriff auf Charkiw.

Angriff zielt wohl nicht auf Charkiw: Russland hat Offensive im Ukraine-Krieg gestartet

Update vom 11. Mai, 12.20 Uhr: Das Institut für Kriegsstudien ISW geht davon aus, dass der laufende Vorstoß russischer Truppen noch nicht auf die Stadt Charkiw zielt. Die Angriffe sollen demnach die ukrainischen Kräfte von der Grenze abdrängen; durch das Vorrücken soll Charkiw wieder in die Reichweite russischer Rohrartillerie kommen. Strategisches Ziel ist laut ISW, die Ukrainer zu zwingen, Soldaten und Material von anderen bedrängten Abschnitten der Front im Osten abzuziehen. Der begrenzte Einsatz lege nicht nahe, „dass russische Kräfte in großem Maßstab eine Offensivoperation durchführen, um Charkiw einzuschließen, einzukreisen oder zu erobern“, schrieb das ISW.

Russland stößt allmählich in Richtung Charkiw vor

Update vom 11. Mai, 10.30 Uhr: Die ukrainische Armee wehrt sich nach Angaben des Generalstabs weiter gegen eine russische Offensive im Grenzgebiet bei der Millionenstadt Charkiw. Das Militär berichtete am Samstagmorgen von neun Gefechten an diesem Frontabschnitt. Dabei hieß es pauschal, die russischen Vorstöße seien abgewehrt worden. Diese Angaben waren nicht unabhängig überprüfbar.

Den Berichten von der Front nach hat der Angriff zwei Stoßrichtungen. An einem Grenzabschnitt etwa 30 Kilometer nördlich von Charkiw besetzten russische Truppen mehrere ukrainische Dörfer. Sie lagen nach übereinstimmenden Angaben in einer Art grauer Zone noch vor der vordersten ukrainischen Verteidigung. Der ukrainische Generalstab nannte das Dorf Lipzy als Stoßrichtung dieses Angriffs. Der zweite Angriff zielte auf die Stadt Wowtschansk etwa 40 Kilometer nordöstlich von Charkiw. Auch dort wurden mehrere kleine Orte entlang der Grenze besetzt.

Update vom 11. Mai, 8.20 Uhr: Russische Streitkräfte wollen einem ukrainischen Beamten zufolge die ukrainische Grenzstadt Wowtschansk zerstören. „Innerhalb von 24 Stunden gab es wahrscheinlich mehrere hundert Treffer durch Artillerie, Minen und Dutzende von Streubomben“, sagte der Leiter der Polizeistreife von Wowtschansk. „Sie sind dabei, die Stadt zu zerstören und versuchen, in das Gebiet einzudringen.“

Update vom 11. Mai, 6.30 Uhr: Die russische Armee scheint die von den ukrainischen Verteidigern erwartete Großoffensive im Mai begonnen zu haben: Über die Landesgrenze hinweg greifen starke russische Kräfte an – mit dem operativen Ziel, die ostukrainische Millionenstadt Charkiw zu erobern. Die Offensive sei nicht überraschend gekommen, erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner Videoansprache am Abend. „Wir kennen die Stärke der Truppen des Besatzers und sehen ihren Plan“, sagte er. „Unsere Soldaten, unsere Artillerie und unsere Drohnen reagieren auf die Besatzer.“ In einem ersten Ansturm konnten die russischen Einheiten vier kleinere Dörfer unmittelbar hinter der Grenze erobern.

Selenskyj wirbt für schnellen EU-Beitritt der Ukraine

Erstmeldung vom 10. Mai: Kiew – Während Russland mit einer Militärparade Erinnerungen an die Sowjetunion aufleben lässt, hat die ukrainische Staatsführung am Europatag das Streben des Landes in die EU bekräftigt. Präsident Wolodymyr Selenskyj warb einmal mehr für einen schnellen Beitritt der Ukraine zur Europäischen Union. „Unser Staat, unser Volk haben es verdient, und auch die Europäische Union braucht diesen Schritt – nicht nur politisch“, sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache. Die EU beziehe ihre Kraft auch daraus, niemanden vor der Tür sitzen zu lassen, der an die europäischen Werte glaube. Kiew baue darauf, dass im Juni die eigentlichen Beitrittsverhandlungen beginnen werden.

Nach Einschätzung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj werde die Ukraine mit Ankunft neuer westlicher Waffen die Initiative an der Front zurückerlangen, so Selenskyj bei einer Pressekonferenz in Kiew. Derzeit seien die russischen Streitkräfte im Osten der Ukraine in der Offensive, das sei kein Geheimnis. „Sobald die Waffenlieferungen ankommen, stoppen wir ihre Initiative“, versprach Selenskyj. Um die Oberhand zu gewinnen, brauche sein Militär „etwas Kräftiges“. Die Pressekonferenz im Freien vor dem Präsidialamt musste kurz darauf wegen des Luftalarms abgebrochen werden.

Laut Selenskyj bereitet das russische Militär derzeit eine Großoffensive vor. Dazu würden Kräfte im Norden und Osten der Front gesammelt. Trotzdem laufe bei den Russen längst nicht alles so gut, wie sie glaubten. „Es ist nicht so, dass ich damit Ihre Stimmung heben will. Das ist die Realität“, versicherte Selenskyj bei dem Auftritt.

Welche Gebiete hat Russland im Ukraine-Krieg erobert? Wo konnten die Truppen des Kreml zurückgeschlagen werden und an welchen Orten wird derzeit gekämpft? Unsere aktuellen Karten zum Frontverlauf in der Ukraine geben einen Einblick in die neuesten Entwicklungen im Krieg Russlands gegen die Ukraine. (Redaktion mit Agenturen)

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