Viel Migration, wenig Klima

TV-Duell Merz vs. Scholz: „Gipfel der Zukunftsverweigerung“ – nur 97 Sekunden fürs Klima

  • Paula Völkner
    VonPaula Völkner
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Die Priorisierung im TV-Duell Merz gegen Scholz erntet Kritik. Ungefähr 13 Minuten für Migration – bloß anderthalb Minuten fürs Klima. „Ein zukunftsblindes TV-Duell“.

Berlin – Rund anderthalb Minuten ging es im TV-Duell zwischen den Kanzlerkandidaten von SPD und Union, Olaf Scholz und Friedrich Merz, um Klimapolitik. „97 Sekunden von 90 Minuten Debattenzeit werden der Bedeutung der Klimakrise nicht gerecht“, kritisiert der Politikberater Johannes Hillje gegenüber IPPEN.MEDIA. Bereits kurz nach dem TV-Duell häufte sich auf Social-Media-Plattformen die Kritik an der Unterrepräsentation der Klimakrise in der Sendung.

Klima-Kritik am TV-Duell zwischen Merz und Scholz: Lang spricht vom „Gipfel der Zukunftsverweigerung“

Nicht nur der Politik- und Kommunikationsberater äußerte auf der Plattform X seinen Unmut. Auch die ehemalige Grünen-Chefin Ricarda Lang kritisierte die Themensetzung. Gegenüber unserer Redaktion erklärt Lang: „Gestern im TV-Duell gab es von Olaf Scholz und Friedrich Merz kein einziges Wort zu Klimaschutz. Das war ein Gipfel der Zukunftsverweigerung.“ Lang nimmt in ihrer Kritik Scholz und Merz in die Verantwortung. Im Wahlkampf 2019 habe es noch einen „Überbietungswettbewerb“ der Parteien gegeben, „wer am meisten Klimaschutz will“. Am Wahlkampf vor der Bundestagswahl im Februar kritisiert Lang: „Jetzt erleben wir einen Unterbietungswettbewerb, wer am wenigsten Klimaschutz will, wer vorhat, am meisten zu blockieren.“

Kennen Sie alle? Diese 41 Parteien wurden formal zur Bundestagswahl 2025 zugelassen

Bundestagswahl
41 Parteien wurden für die Bundestagswahl formal zugelassen, doch nur 29 davon nehmen teil. Zwölf der Mitte Januar vom Bundeswahlausschuss formal anerkannten Parteien werden bei der Abstimmung nicht dabei sein, wie die Bundeswahlleiterin Ende Januar in Wiesbaden mitteilte. Anders als langjährige Bundestags- und Landtagsparteien hatten vor allem kleinere Parteien beispielsweise noch eine erforderliche Anzahl von Unterstützerunterschriften nachweisen müssen. © IMAGO/Sascha Steinach
Bundestagswahl
SPD, Grüne, FDP, AfD, Linke, Freie Wähler, Volt, Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands, Bündnis Deutschland und das Bündnis Sahra Wagenknecht sind demnach in allen 16 Ländern mit Landeslisten vertreten. Die CDU tritt in allen Bundesländern außer Bayern an, die CSU (Foto) nur in Bayern. Die übrigen Parteien werden nicht in allen Ländern auf den Stimmzetteln stehen. Acht von ihnen treten den Angaben nach jeweils nur in einem Land an. © IMAGO/Michael Bihlmayer
Die SPD wird bei der Bundestagswahl 2025 auf den Wahlzetteln stehen. Die Partei schickt Kanzler Olaf Scholz erneut als Spitzenkandidat ins Rennen.
Wir haben die 41 formal zugelassenen Parteien gesammelt. Die SPD wird bei der Bundestagswahl 2025 auf den Wahlzetteln stehen. Die Partei schickt Kanzler Olaf Scholz erneut als Spitzenkandidat ins Rennen. © Hendrik Schmidt / dpa
Die CDU geht mit Friedrich Merz als Spitzenkandidat in die Bundestagswahl 2025.
Die CDU geht mit Friedrich Merz als Spitzenkandidat in die Bundestagswahl 2025. © Thomas Banneyer / dpa
Auch Bündnis 90/Die Grünen ist als Partei zur Bundestagswahl zugelassen. Spitzenkandidat ist Robert Habeck.
Auch Bündnis 90/Die Grünen ist als Partei zur Bundestagswahl zugelassen. Spitzenkandidat ist Robert Habeck. © Georg Wendt / dpa
Auch die FDP um Parteichef Christian Lindner wurde vom Bundeswahlausschuss zur Bundestagswahl zugelassen.
Auch die FDP um Parteichef Christian Lindner wurde vom Bundeswahlausschuss zur Bundestagswahl zugelassen.  © Moritz Frankenberg / dpa
Auf den Wahlzetteln können Wählende auch bei der AfD ihr Kreuz setzen. Mit Alice Weidel stellt die Partei auch eine Kanzlerkandidatin.
Auf den Wahlzetteln können Wählende auch bei der AfD ihr Kreuz setzen. Mit Alice Weidel stellt die Partei auch eine Kanzlerkandidatin. © Sebastian Kahnert / dpa
In Bayern wird die CSU auf dem Wahlzettel stehen
In Bayern wird die CSU auf dem Wahlzettel stehen. Die Schwesterpartei der Union ist zugelassen für die Bundestagswahl – der Name von Parteichef Markus Söder wird darauf allerdings nicht auftauchen, er bleibt als Ministerpräsident in Bayern und will nicht nach Berlin. © Daniel Vogl / dpa
Die Linke wurde zur Bundestagswahl 2025 zugelassen.
Die Linke wurde zur Bundestagswahl 2025 zugelassen. © Hendrik Schmidt / dpa
Als mindestens in einem Landtag vertretene Partei ist auch das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) zur Wahl zugelassen.
Als mindestens in einem Landtag vertretene Partei ist auch das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) zur Wahl zugelassen. Seit der Absplitterung von den Linken sitzt das BSW auch bereits im Bundestag. © Hannes P Albert / dpa
Auch das Bündnis Deutschland ist zur Wahl zugelassen
Auch das Bündnis Deutschland – hier ein Foto aus dem Jahr 2022 – ist als Partei, die in einem Landtag vertreten ist, zur Wahl zugelassen. Die rechtskonservative, wirtschaftsliberale Partei ist mit sieben Abgeordneten in der Bremer Bürgerschaft vertreten. © Bernd von Jutrczenka / dpa
Selbiges gilt für die Freien Wähler, hier Parteivorsitzender Hubert Aiwanger. Die Partei ist aktuell in Bayern und Rheinland-Pfalz im Landtag vertreten.
Selbiges gilt für die Freien Wähler, hier Parteivorsitzender Hubert Aiwanger. Die Partei ist aktuell in Bayern und Rheinland-Pfalz im Landtag vertreten. © Daniel Vogl / dpa
Bayern-Partei ist zur Bundestagswahl zugelassen
Zu den 31 weiteren Parteien, die der Bundeswahlausschuss wegen eingehaltener Formalitäten zur Wahl zulässt, gehört auch die Bayernpartei. Sie setzt sich laut eigenen Aussagen für „Selbstbestimmung, Föderalismus und die Eigenstaatlichkeit Bayerns“ ein. Das Foto zeigt ein Plakat aus dem Wahlkampf zur Landtagswahl in Bayern 2023. © IMAGO/Goldmann
Zur Bundestagswahl 2025 zugelassen ist auch die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands, kurz MLPD.
Zur Bundestagswahl 2025 zugelassen ist auch die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands, kurz MLPD. Sie versteht sich als kommunistische deutsche Kleinpartei. © IMAGO / Michael Gstettenbauer
Auch zur Bundestagswahl zugelassen: Die Bürgerrechtsbewegung Solidarität, kurz BüSo. Das Foto zeigt ein Wahlplakat aus dem Jahr 2019.
Auch zur Bundestagswahl zugelassen: Die Bürgerrechtsbewegung Solidarität, kurz BüSo. Das Foto zeigt ein Wahlplakat aus dem Jahr 2019. © Revierfoto via www.imago-images.de
Die Gartenpartei, hier als Wahlplakat in einer Reihe mit AfD und SPD aufgeführt zum Landtagswahl-Rennen in Sachsen-Anhalt 2021, wurde ebenfalls zugelassen zur Bundestagswahl.
Die Gartenpartei, hier als Wahlplakat in einer Reihe mit AfD und SPD aufgeführt zum Landtagswahl-Rennen in Sachsen-Anhalt 2021, wurde ebenfalls zugelassen zur Bundestagswahl. © IMAGO / Jan Huebner
Auch auf den Wahlzetteln zur Bundestagswahl dabei: Die Partei der Humanisten. Ihr Fokus liegt auf Säkularisierung und Wissenschaft.
Auch formal zugelassen: Die Partei der Humanisten. Ihr Fokus liegt auf Säkularisierung und Wissenschaft. © IMAGO / Müller-Stauffenberg
Die Basisdemokratische Partei Deutschland, kurz dieBasis, wurde zur Bundestagswahl 2025 zugelassen.
Die Basisdemokratische Partei Deutschland, kurz dieBasis, wurde zur Bundestagswahl 2025 zugelassen.  © IMAGO / IPON
Die Gerechtigkeitspartei – Team Todenhöfer, hier Namensgeber Todenhöfer im Bild, wurde 2020 gegründet. Zur Bundestagswahl 2025 ist sie zugelassen.
Die Gerechtigkeitspartei – Team Todenhöfer, hier Namensgeber Todenhöfer im Bild, wurde 2020 gegründet. Zur Bundestagswahl 2025 ist sie zugelassen. © Jörg Carstensen / dpa
Ebenfalls zugelassen: Die Kleinpartei Menschliche Welt.
Ebenfalls zugelassen: Die Kleinpartei Menschliche Welt. © IMAGO/Manfred Segerer
Auch das Bündnis C – hier eine Wahlwerbung für die Parteivorsitzende Karin Heepen aus dem Jahr 2019 (2. Plakat v.r.) – ist zugelassen.
Auch das Bündnis C – hier eine Wahlwerbung für die Parteivorsitzende Karin Heepen aus dem Jahr 2019 (2. Plakat v.r.) – ist zugelassen. © IMAGO / Karina Hessland
Ebenfalls zugelassen zur Bundestagswahl ist die Partei UNABHÄNGIGE für bürgernahe Demokratie.
Ebenfalls zugelassen zur Bundestagswahl ist die Partei UNABHÄNGIGE für bürgernahe Demokratie. © IMAGO/Sandy Dinkelacker
Die Partei Die PARTEI ist ebenfalls zur Bundestagswahl 2025 zugelassen. Ihr Vorsitzender Martin Sonneborn sitzt für die Vereinigung im EU-Parlament.
Die Partei Die PARTEI ist ebenfalls zur Bundestagswahl 2025 zugelassen. Ihr Vorsitzender Martin Sonneborn sitzt für die Vereinigung im EU-Parlament. © Kay Nietfeld / dpa
Auch die als rechtsextrem geltende Partei Freie Sachsen ist zur Bundestagswahl 2025 zugelassen.
Auch die als rechtsextrem geltende Partei Freie Sachsen ist zur Bundestagswahl 2025 zugelassen. © IMAGO/BODE
Auf den Wahlzetteln zur Bundestagswahl wird man ein Kreuz auch bei der Tierschutzpartei setzen können. Der Name verrät, wofür die Vereinigung besonders steht.
Auf den Wahlzetteln zur Bundestagswahl wird man ein Kreuz auch bei der Tierschutzpartei setzen können. Der Name verrät, wofür die Vereinigung besonders steht. © IMAGO/Revierfoto
Auch die Partei Ab jetzt...Demokratie durch Volksabstimmung wurde vom Bundeswahlausschuss zur Bundestagswahl zugelassen.
Auch die Partei Ab jetzt...Demokratie durch Volksabstimmung wurde vom Bundeswahlausschuss zur Bundestagswahl zugelassen. © IMAGO/Oliver Kaelke/DeFodi Images
Die Partei Cannabis Social Club (kurz: CSC) setzt sich für die Legalisierung von Cannabis in Deutschland ein. Zur Bundestagswahl ist sie zugelassen.
Die Partei Cannabis Social Club (kurz: CSC) setzt sich für die Legalisierung von Cannabis in Deutschland ein. Zur Bundestagswahl ist sie zugelassen. Das Symbolfoto zeigt eine Tafel mit etwaiger Aufschrift. © IMAGO / Bihlmayerfotografie
Auf dem Wahlzettel – hier ein Beispiel zur Europawahl 2024 – steht auch bei der Bundestagswahl die Partei MERA25.
Zugelassen ist auch die Partei MERA25. Sie steht nach eigener Aussage für „Linke Politik für Frieden, Solidarität und Freiheit“. © IMAGO/Manfred Segerer
Die Ökologisch Demokratische Partei, kurz ÖDP, ist zur Bundestagswahl 2025 zugelassen.
Die Ökologisch Demokratische Partei, kurz ÖDP, ist zur Bundestagswahl 2025 zugelassen. Das Bild zeigt ein aktuelles Wahlplakat. © IMAGO/Eibner-Pressefoto/Franz Feiner
Der Südschleswigsche Wählerverband (SSW) stellt einen Sonderfall in Deutschland dar.
Der Südschleswigsche Wählerverband (SSW) stellt einen Sonderfall in Deutschland dar. Die Partei ist seit 1955 von der Fünf-Prozent-Hürde befreit. Dementsprechend sitzt mit Stefan Seidler gar ein Mitglied im Bundestag. Auch bei der Bundestagswahl 2025 ist die Partei wählbar. © Axel Heimken / dpa
Zur Bundestagswahl 2025 ist auch die Partei Liberale Demokraten – die Sozialliberalen (kurz: LD) zugelassen.
Zur Bundestagswahl 2025 ist auch die Partei Liberale Demokraten – die Sozialliberalen (kurz: LD) zugelassen.  © IMAGO/Bernd Leitner
Hier auf dem Stimmzettel zur Landtagswahl 2022 in NRW, bald auch auf dem Stimmzettel zur Bundestagswahl 2025: Die Partei Die LIEBE.
Hier auf dem Stimmzettel zur Landtagswahl 2022 in NRW: Die Partei Die LIEBE. © IMAGO/Juergen Schwarz
Auch die Partei Volt wird bei der Bundestagswahl 2025 wählbar sein. Unter anderem steht sie für Klimaschutz und ein starkes Europa.
Auch die Partei Volt wird bei der Bundestagswahl 2025 wählbar sein. Unter anderem steht sie für Klimaschutz und ein starkes Europa. © IMAGO/Stefan Zeitz
Die WerteUnion galt eigentlich als Verein, der den konservativen Markenkern der Union vertrat.
Die WerteUnion galt als Verein, der den konservativen Markenkern der Union vertrat. 2024 strebte Ex-Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen dann die Gründung einer eigenen Partei an, der er nun vorsitzt. Zur Bundestagswahl 2025 wurde die WerteUnion nun zugelassen. © Soeren Stache / dpa
Die Demokratische Allianz für Vielfalt und Aufbruch (kurz: DAVA) ist zur Bundestagswahl 2025 zugelassen. Die Partei gilt als Erdogan-nah.
Die Demokratische Allianz für Vielfalt und Aufbruch (kurz: DAVA) ist zur Bundestagswahl 2025 zugelassen. Die Partei gilt als Erdogan-nah. © IMAGO/Guido Schiefer
Die trotzkistische Kleinpartei Sozialistische Gleichheitspartei, Vierte Internationale (kurz SGP) ist zur Bundestagswahl zugelassen.
Die trotzkistische Kleinpartei Sozialistische Gleichheitspartei, Vierte Internationale (kurz SGP) ist zur Bundestagswahl zugelassen. Sie setzt sich gegen Kapitalismus und Krieg ein. Das Wahlplakat stammt aus dem Jahr 2023 aus Berlin. © IMAGO/Stefan Zeitz
Ebenfalls zugelassen zur Bundestagswahl 2025: Die Partei für Verjüngungsforschung.
Ebenfalls zugelassen zur Bundestagswahl 2025: Die Partei für Verjüngungsforschung. Sie setzt sich für die schnellere Entwicklung von Verjüngungstherapien ein. Das Plakat hing im Wahlkampf zur Europawahl 2024 in Chemnitz. © IMAGO/Fotostand / Nachtigall
Auf dem Stimmzettel für die Europawahl 2024 standen die Partei des Fortschrittes (kurz: PdF) und auch die V-Partei³ bereits.
Auf dem Stimmzettel für die Europawahl 2024 standen die Partei des Fortschrittes (kurz: PdF) und auch die V-Partei³ bereits. Beide wurden auch für die Bundestagswahl 2025 zugelassen. Die ³ bei der V-Partei steht übrigens für „Veränderung, Vegetarier und Veganer“. © IMAGO/Manfred Segerer
Die Partei DIE SONSTIGE ist ebenfalls zur Bundestagswahl 2025 zugelassen.
Die Partei DIE SONSTIGEN ist ebenfalls zur Bundestagswahl 2025 zugelassen. Laut Website steht man als „Friesenpartei“ für „skurrile Minderheiten, Systemwechsel & gegen neurechte Klima-Leugnung“. © IMAGO/Michael Bihlmayer
Im Wahllokal kann man seinen Stimmzettel auch mit einem Kreuz bei der Dr. Ansay Partei in die Urne werfen.
Auch die Dr. Ansay Partei wurde zugelassen. © Patrick Pleul / dpa
Die Partei DIE NEUE MITTE ist ebenfalls zur Bundestagswahl 2025 zugelassen.
Die Partei DIE NEUE MITTE ist ebenfalls zur Bundestagswahl 2025 zugelassen. © bpb
Die Piratenpartei Deutschland ist ebenfalls für die Bundestagswahl 2025 zugelassen.
Die Piratenpartei Deutschland ist ebenfalls für die Bundestagswahl 2025 zugelassen. Das Plakat stammt aus der Kampagne zur Europawahl 2024. © IMAGO/Fotostand / Nieweler

Luisa Neubauer kritisiert TV-Duell zwischen Merz und Scholz: „Entscheidende Aspekte ignoriert“

Auch die Klimaaktivistin und Mitbegründerin der deutschen Fridays-for-Future-Bewegung, Luisa Neubauer, äußerte sich infolge des TV-Duells auf X. Dass es in der Sendung nicht um den Klimawandel und Klimapolitik ging, nannte die Aktivistin „unfassbar“. Im Gespräch mit IPPEN.MEDIA stellt sie klar, es gehe nicht darum, es der Klimabewegung recht zu machen – vielmehr gehe es dabei um „Ernsthaftigkeit und Seriosität“ im Wahlkampf. „Wie möchte man für seriöse und belastbare Wirtschaftsmigration oder Sicherheitspolitik einstehen, wenn man eine der größten Fluchtursachen und Migrationsursachen, das wohl größte Risiko für die Wirtschaft und die große Sicherheitsfrage des 21. Jahrhunderts, strukturell und kategorisch ausblendet.“

Im Wahlkampf nicht über Klima zu sprechen, ziehe „viele weitere Debatten komplett ins Lächerliche, weil entscheidende, grundlegende Aspekte ignoriert oder ausgeblendet werden“. Die Klimaaktivisten sieht hier vor allem die Parteien in der Pflicht, die ihre Themen im Wahlkampf setzen. Die Wahlkampf-Themen, die die CDU zuletzt gesetzt habe, hätten nun auch in der TV-Debatte stattgefunden.

TV-Duell zwischen Friedrich Merz und Olaf Scholz: Grünen-Politikerin Ricarda Lang und Klimaaktivistin Luisa Neubauer äußern Kritik. (Montage)

Am längsten sprachen die Kandidaten im TV-Duell über das Thema Migration – knapp 13 Minuten – gefolgt von der „Brandmauer“ zur AfD und Wirtschaftspolitik. Auch Themen wie Verteidigungsausgaben, Steuerpolitik und den Krieg in der Ukraine kamen in der Debatte vor. Sowohl Scholz als auch Merz, kritisiert Neubauer, hätten Klimapolitik im Duell zum Thema machen können: „Das sind erwachsene Männer, das ist ja nicht zu viel verlangt.“

TV-Duell Merz vs. Scholz: Klimaforscher spricht von „Medienversagen“

Klimaforscher Stefan Rahmstorf hingegen nimmt in seiner Kritik an dem Duell die Sender in den Blick und nannte das TV-Duell in einem Post auf X „unglaubliches Medienversagen“. Gegenüber IPPEN.MEDIA verweist der Abteilungsleiter Erdsystemanalyse am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung auf eine Reihe von aktuell spürbaren Folgen des Klimawandels: „Die Welt erlebt derweil wöchentlich irgendwo nie dagewesene Extremereignisse, wie die verheerende Flut in Valencia oder die fürchterlichen Brände in Los Angeles – beide klar verschärft durch die Erderwärmung.“ Zwölf Monate in Folge mit über 1,5 Grad Erderwärmung liegen hinter uns, erklärt Rahmstorf: „Klimaforscher sind extrem beunruhigt.“

Auch verweist er auf das jüngste Gutachten des Expertenrats für Klimafragen, in dem es heißt, dass die Fortschritte beim deutschen Klimaschutz derzeit nicht ausreichen. In der kommenden Legislaturperiode gehe es darum, den Europäischen Green Deal mit dem EU-Emissionshandel im Gebäude- und Verkehrssektor umzusetzen. „Können die Kandidaten versichern, dass sie voll und ganz dahinter stehen?“, fragt Rahmstorf und kritisiert mit Blick auf das TV-Duell: „Wie kann es sein, dass die Kanzlerkandidaten zu diesen entscheidenden Fragen für den Wohlstand und die Sicherheit der Menschen in unserem Land nicht ausgiebig befragt wurden?“

Viel Migration und Wirtschaft, wenig Klima: ZDF äußert sich zu Themensetzung im TV-Duell

Auf Anfrage antwortet ZDF-Sprecher Thomas Hagedorn, „die Themen Migration und Wirtschaft werden derzeit von den Wählerinnen und Wählern als besonders relevant bewertet, insofern standen sie auch im ‚TV-Duell‘ im Fokus“. Klimapolitik sei während des Duells mehrfach als „Querschnittsthema“ im Gespräch gewesen – „etwa in den Diskussionen um Windräder, um den Ausbau erneuerbarer Energien oder um die Co2-Preisentwicklung“, erklärt Hagedorn. „Die Herausforderungen des Klimawandels gilt es weiter intensiv zu diskutieren.“ In den 90 Minuten sei es nicht möglich, „alle relevanten Themen erschöpfend“ zu besprechen, führt der ZDF-Sprecher weiter aus.

Bei einer Frage ging es im TV-Duell am Sonntag (9. Februar) um die Haltung der Kandidaten zu Windrädern – konkret, ob Merz diese „hässlich“ findet. Die Antwort: „Schön“ findet der CDU-Chef sie nicht, aber immerhin notwendig, wenn auch unter Bedingungen. An anderer Stelle äußerte sich Merz kurz zu Klimageld und Co2-Preisen. Im Großen und Ganzen kam Klimapolitik jedoch kaum vor.

„Ein zukunftsblindes TV-Duell“: Nicht nur Klimapolitik kam laut Experteneinschätzung zu kurz

Hillje erklärt gegenüber IPPEN.MEDIA: „Es war ein zukunftsblindes TV-Duell. In der Sendung wurde eine Realität simuliert, die es so nicht mehr gibt.“ Nicht nur der Klimaschutz sei dort ausgeblendet worden. Weitere Zukunftsthemen wie Künstliche Intelligenz oder der demografische Wandel seien ebenso wenig behandelt worden. Bei dem TV-Duell wurden Merz und Scholz 90 Minuten lang von den Moderatorinnen von ZDF und ARD Maybrit Illner und Sandra Maischberger befragt.

„Die Sender orientieren sich an Umfragen, in denen die wichtigsten Probleme abgefragt werden. Klima steht bei solchen Umfragen meist nicht an erster Stelle, gehört aber fast immer zu den wichtigsten fünf Themen“, erklärt der Politik- und Kommunikationsberater die Schwerpunktsetzung. „Die Orientierung an Themenrankings führt zu einer Thementrennung, die der Realität nicht gerecht wird.“ Vielmehr müsse der Klimaschutz „als Querschnittsthema behandelt werden, das Teil von politischen Strategien für Wirtschaftswachstum oder soziale Gerechtigkeit sein sollte“, fordert Hillje. „Im TV-Duell hätte es weniger Silodenken und mehr Integration von zusammenhängenden Zukunftsthemen gebraucht.“ (pav)

Rubriklistenbild: © Kay Nietfeld/dpa, IMAGO / Metodi Popow, IMAGO / HMB-Media