„Wirkte wie ein schwacher Mann“

Nach Desaster-Auftritt beim TV-Duell: Demokraten wollen Biden ersetzen – doch das wäre nicht einfach

  • Felix Busjaeger
    VonFelix Busjaeger
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Einige Demokraten drängen nach dem Debakel beim ersten TV-Duell gegen Donald Trump auf einen Nachfolger von Biden. Doch ein Rücktritt vor der US-Wahl ist schwierig.

Atlanta – Vernuschelte Antworten, raue Stimme und Gestottere: Für Joe Biden lief das erste TV-Duell gegen Donald Trump anlässlich des Wahlkampfs zur US-Wahl 2024 alles andere als erfreulich. Bereits kurz nach dem wackeligen Auftritt des amtierenden US-Präsidenten wurden deshalb Rufe nach Bidens Rücktritt und einem Nachfolger für das Amt des Präsidentschaftskandidaten laut. „Die Frage ist: Was machen die Demokraten? Ich glaube, es herrscht Panik zurzeit“, sagte Sudha David-Wilp von der US-Stiftung German Marshall Fund Berlin am Freitag im ZDF-Morgenmagazin. Doch könnte Biden gegen seinen Willen zum Rücktritt gebracht werden?

Nachfolger von Biden wegen TV-Duell: Demokraten stehen vor ernsten Problemen

Das TV-Duell gegen Donald Trump galt als Bewährungsprobe für den 81 Jahre alten Demokraten Biden. Während des rund 90 Minuten langen Schlagabtauschs verhaspelte er sich allerdings regelmäßig und wirkte kraftlos. Für progressive Vertreter seiner Partei ist es deshalb längst Zeit, über einen Nachfolger für Joe Biden nachzudenken. Dies wäre ein Novum: Eine nationale US-Partei hat in der modernen Ära noch nie versucht, einen Wahlkandidaten zum Rücktritt zu zwingen. Die Parteiregeln machen es fast unmöglich, Kandidaten ohne ihre Zustimmung zu ersetzen, ganz zu schweigen davon, sie problemlos durch jemand anderen zu ersetzen. Das schreibt Sky News über die aktuellen Diskussionen nach dem TV-Duell zur US-Wahl 2024.

Für Joe Biden lief das erste TV-Duell gegen Donald Trump nicht rund. Einige Demokraten fordern nun Bidens Nachfolger und einen Rücktritt.

Sollten sich die Demokraten gegen Joe Biden entscheiden, müssten sie mit den demokratischen Ergebnissen der Vorwahlen auf Bundesstaatsebene brechen. Der 81-Jährige war nämlich Anfang des Jahres mit großer Mehrheit als Favorit für die US-Wahl im November bestätigt worden. Es gibt allerdings Möglichkeiten, einen Kandidaten zu ersetzen. Und zwar falls dieser stirbt, zurücktritt oder arbeitsunfähig wird. Ein scheint also so, als wäre Joe Biden trotz seiner schwachen Performance beim TV-Duell gegen Donald Trump gesetzter Kandidat der Demokraten. Wohl aus diesem Grund macht sich nach dem TV-Duell bei den Demokraten weiter Panik breit.

Rücktritt von Biden: Nachfolger kann nur schwierig berufen werden – Bidens Gesundheit als Schlupfloch

Wie Sky News allerdings weiter schreibt, gibt es potenzielle „Schlupflöcher“, die die Demokraten nutzen könnten, um Bidens Rücktritt durchsetzen. Die Regeln der Partei erlauben es ihnen, „nach bestem Gewissen die Ansichten derjenigen wiederzugeben, die sie gewählt haben“. Sollte also die Zweifel an Bidens Gesundheit immer größer werden und ein kritisches Niveau überschreiten, könnte dies den Weg für einen Nachfolger freimachen.

Sollte allerdings Biden selbst einen Rücktritt in Erwägung ziehen und den Platz für einen Nachfolger freimachen, müsste der US-Präsident dafür unter anderem aus der Partei ausscheiden. Die Demokraten würden dann bei einer außerordentlichen Sitzung einen Nachfolger für Biden benennen. Ein solcher Prozess dürfte jedoch aufgrund von Machtkämpfen in der Partei und öffentlichem Wahlkampf für unruhige Wochen sorgen. Dass Biden so entscheidet, ist jedoch ungewiss. „Leute, die Fakten sind, wenn Joe Biden zurücktreten wollte, hätte er das schon vor langer Zeit getan“, sagte Symone Sanders, eine ehemalige Mitarbeiterin von Vizepräsidentin Kamala Harris. 

Nachfolger von Biden: US-Politik nach TV-Duell alarmiert

Wie dramatisch die Situation nach dem TV-Duell zwischen Biden und Trump in den Reihen der Demokraten wirklich ist, lässt sich aktuell nur erahnen. Doch zahlreiche Nachrichten und Postings von Politikern der Partei machen deutlich, dass es im Hintergrund brodelt. Laut dem Wall Steet Journal zeigte Bidens Auftritt deutlich, „dass er nicht in der Lage ist, vier weitere Jahre im Amt zu bleiben“.

Zugleich machte die Zeitung die Frage nach Bidens Nachfolger zu einer patriotischen: „Biden wirkte wie ein schwacher Mann, den kein Amerikaner im direkten Duell mit Putin oder Chinas Xi Jinping sehen möchte.“ Nun bleibt abzuwarten, wie die US-Politik in den kommenden Tagen auf den schwachen Biden-Auftritt beim TV-Duell in Gänze reagieren wird. (fbu)

Rubriklistenbild: © Evan Vucci/AP