Diplomatie, Geld, Waffen

Trump schockt Ukraine und Europa – Was Deutschlands neuer Regierung blüht

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    VonFlorian Naumann
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Milliarden-Investitionen, Hilfe für die Ukraine, klare Kante gegen Putin: Europa steht nach dem Trump-Selenskyj-Eklat unter Druck. Auch die GroKo.

Egal, ob nun geplant, oder nicht: Donald Trump und sein Vizepräsident J.D. Vance haben am Freitag ein klares Signal ausgesandt. Feste „Verbündete“ gibt es für die neuen USA nicht mehr; jedenfalls nicht unter den europäischen Demokratien. Und wenn schon jemand eine Chance auf Hilfe gegen einen völkerrechtswidrigen Überfall aus Russland will – dann nur im Gegenzug für demütige Unterwerfung und wirtschaftliche Selbstaufgabe.

Ob es eventuell doch noch einen US-Beistand nach Nato-Artikel 5 bei einem Angriff auf ein Nato-Land gäbe? Es ist schwer zu sagen. Aber schon mit dieser Feststellung ist die Aufgabestellung für Europa eigentlich klar: Es muss künftige jegliche potenziellen Angreifer selbst abschrecken können. Eine Schlüsselrolle wird dabei unweigerlich die Bundesrepublik haben. Schließlich hat sie nach wie vor die größte Volkswirtschaft des Kontinents. Die meisten Einwohner eines einzelnen Landes obendrein. Und eine verhältnismäßig gewichtige Stimme auf internationalem Parkett. Große Aufgaben – auch für die Sondierer von Union und SPD.

Sorge vor Trump und Putin im Ukraine-Krieg: Erste Mahnungen an Merz‘ neue GroKo

Denn die Zeit drängt. Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen hatte schon am Samstag eine Warnung parat. „Ohne eine handlungsfähige deutsche Regierung kann Europa nicht auf die derzeit dringlichen Herausforderungen reagieren“, sagte er der Frankfurter Allgemeinen. „Jede zusätzliche Woche erhöht das Risiko, dass Trump und Putin in der Zwischenzeit auf Europas Kosten Fakten schaffen.“

Zwist zwischen Ukraine und USA: Viel Arbeit für einen neuen Kanzler Friedrich Merz.

Ganz handlungsunfähig scheint Europa zwar nicht. Schon am Sonntag trafen sich in London Staats- und Regierungschefs, um die neue Lage rund um Russland, die Ukraine und Europas Sicherheit zu debattieren. Dabei schien es zunächst vor allem um einen europäischen Friedensplan zu gehen. Der dürfte freilich keine übergroßen Chancen haben: Ohne Wladimir Putin kein Frieden – und Putin dürfte wenig Anreiz haben, über einen nachhaltigen Frieden nach europäischer Bauart zu verhandeln, wenn ihm Trump gleichzeitig freie Hand bietet.

„Europa muss die Hauptlast tragen, aber um den Frieden auf unserem Kontinent zu verteidigen und dabei erfolgreich zu sein, müssen diese Bemühungen von den USA stark unterstützt werden“

Trotz und Hoffnung beim britischen Premier Keir Starmer

Aber es geht nicht nur um ein konkretes Verhandlungsangebot. Der Gipfelgastgeber, der britische Premier Keir Starmer, nannte am Sonntag bei der BBC drei Elemente für einen dauerhaften Frieden – und bei dem darf sich Europa mitgemeint fühlen: Eine „starke Ukraine“, Sicherheitsgarantien aus Europa und eine „Absicherung“ aus den USA. Letzteres wird ein diplomatischer Kraftakt. Die ersten beiden Punkte werden Geld kosten; für direkte Hilfen und den Aufbau ernstzunehmender europäischer Verteidigungsarmeen. Und da kommen auch Deutschlands Koalitionsverhandlungen ins Spiel. Was müssen sie auf die Beine stellen?

Trump, Selenskyj und die neue Bundesregierung: Drei Hauptaufgaben für die GroKo-Verhandlungen

  1. Diplomatie ankurbeln: Kann ein neuer Bundeskanzler Friedrich Merz Druck auf Donald Trump ausüben? Fraglich. Völlig klar scheint aber, dass ein Noch-Bundeskanzler Olaf Scholz das nicht kann. Als Vance vor zwei Wochen die Münchner Sicherheitskonferenz besuchte, hielt er nicht mal ein Treffen mit Scholz für nötig. Merz sprechen einige Beobachter gewisse Chancen zu. Immerhin hatte Trump öffentlich das Ergebnis der Bundestagswahl begrüßt. Und womöglich erhöht auch Merz‘ viel debattierte Vergangenheit in der Wirtschaft Trumps Respekt. Ein schneller Wechsel ist jedenfalls Voraussetzung, bald wieder Gehör finden zu können.
  2. Ukraine-Hilfe ausbauen: „Wir müssen die Länder in Europa finden, die bereit sind, etwas mehr Initiative zu zeigen“, sagte Starmer am Sonntag. Zu seiner „Koalition der Willigen“ zählte er zunächst aber vor allem Großbritannien und Frankreich. Klar ist: je größer und fester das Bündnis, desto stärker sein Gewicht und desto spürbarer in der Ukraine und an der Front die Hilfe in Form von Geld und militärischem Gerät. Glaubhaft Deutschlands Kurs für die nächsten Jahre vorgeben, kann aber erst die neue Regierungskoalition. Und das auch erst, wenn sie die finanziellen Mittel dafür gesichert hat.
  3. Europas Verteidigung stärken: Die SPD ist nach der Wahl allem Anschein nach in Richtung eines strafferen Kurses gegenüber Russland gerutscht. Mit Lars Klingbeil hat der Sohn eines Bundeswehr-Soldaten den Fraktionsvorsitz übernommen – von Rolf Mützenich, der zwar auch Unterstützer der Ukraine war, aber eher älteren Vorstellungen der Sozialdemokratie zu Russland-Politik und Pazifismus anhing. „Deutschland muss und wird vorangehen. Auch, um der Ukraine zu helfen“, twitterte Klingbeil am Samstag. Aber: Die Bundeswehr schwächelt nach wie vor. Und ihr Sondervermögen ist in absehbarer Zeit aufgebraucht. Ein weiteres wird im neuen Bundestag schwer durchzusetzen sein: AfD und Linke werden eine Sperrminorität haben.

Geld und Waffen für die Ukraine – und die Bundeswehr: Was macht Deutschland?

Das sind die ersten Aufgaben. Handeln kann Deutschland aber wohl erst, wenn die kommende Koalition erste Pflöcke einschlägt. Das könnte in Sachen Verteidigung ein neues Sondervermögen, noch mit den Stimmen des alten Bundestages, sein. Auch möglich wäre ein Notlagenbeschluss im Bundestag. Den forderten am Samstag der CDU-Verteidigungspolitiker Roderich Kiesewetter und der Grünen-Außenpolitiker Anton Hofreiter. So ließe sich – mit einfacher Mehrheit – eine Ausnahme von den Regeln der Schuldenbremse einrichten. Ein Sondervermögen oder eine echte Reform der Schuldenbremse würden allerdings dauerhafter wirken.

Berichten zufolge schrauben Union und SPD auch bereits an Sondervermögen. Und zwar an gleich zwei davon: Geprüft werde, ob noch der alte Bundestag Sondervermögen für Verteidigung und Infrastruktur auf den Weg bringen könnte, berichtete die Agentur Reuters. Grundlage der Diskussion seien Vorschläge von Spitzenökonomen. Im Gespräch waren demnach 400 Milliarden Euro für die Bundeswehr – auch als Signal an Putin – und 400 bis 500 Milliarden Euro an Infrastruktur-Geldern für Bund und Länder.

Trumps Abfuhr für Selenskyj erhöht den Druck: Kommen Groko-Schnellmaßnahmen?

Ein anderer Pfad wären theoretisch Schnell-Maßnahmen: eine Blitz-Koalitionsbildung ohne ausufernden Koalitionsvertrag. Oder eine Reise des kommenden Kanzlers noch ohne offizielles Amt zu Trump oder den europäischen Partnern. Daran wird offenbar geplant. „Merz wird Trump so schnell wie möglich treffen und dann hoffentlich schon höhere Verteidigungsausgaben im Gepäck haben“, sagte CDU-Politiker Johann Wadephul dem Tagesspiegel. Kiesewetter – dem freilich auch an einem schnellen Machtwechsel gelegen sein dürfte – forderte Scholz in der Bild am Sonntag auf, Merz „ab sofort zu allen internationalen Treffen mitzunehmen und einzubinden“. Die SPD kann helfen, wenn sie Merz zumindest nicht in die Parade fährt.

Eine wichtige Aufgabe der neuen Bundesregierung wird es zudem, beim Einen Europas zu helfen. Der renommierte US-Politikwissenschaftler Ian Bremmer empfahl Europa am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz, die Wirtschaft wieder zum Laufen zu bringen, um größere Verwerfungen im Inneren zu vermeiden. Aber auch, für die eigenen Werte einzutreten – „öffentlich, kollektiv und proaktiv für den Rechtsstaat, für Werte, an die Europa glaubt – insbesondere, wenn sie von den USA gebrochen werden“. In der Ukraine könnte die EU eine Verbündete haben. Aber nicht in allen ihrer eigenen Mitglieder. Ungarn drohte bereits, einen weiteren Ukraine-Gipfel am Donnerstag zu blockieren. Viele Staaten erwarten eine starke Stimme aus Deutschland. Scholz wird die nicht mehr werden.

Donald Trumps Kabinett: Liste voller skandalöser Überraschungen

Donald Trump im Weißen Haus
Donald Trump ist am 20. Januar 2025 als neuer Präsident ins Weiße Haus zurückgekehrt. Die Posten in seinem Kabinett sind alle verteilt. Wir stellen vor, wer Trump in die Regierung folgt. © Evan Vucci/dpa
 J.D. Vance wird Donald Trump als Vizepräsident ins Weiße Haus folgen.
J.D. Vance ist Donald Trump als Vizepräsident ins Weiße Haus gefolgt. Der 40 Jahre alte ehemalige Senator aus Ohio ist einer der jüngsten US-Vizepräsidenten aller Zeiten. Nach Washington DC hat Vance seine Ehefrau Usha Vance begleitet. Die 38 Jahre alte Anwältin ist die erste „Second Lady“ der USA mit indischen Wurzeln. Das Paar hat die für den Vizepräsidenten vorgesehenen Räumlichkeiten im „United States Naval Observatory“ nahe dem Weißen Haus bezogen. © Alex Brandon/dpa
Marco Rubio soll laut US-Medien in der Regierung von Donald Trump das Amt des Außenministers übernehmen.
Marco Rubio hat in der Regierung von Donald Trump das Amt des Außenministers übernommen. Der 53 Jahre alte Senator aus Florida ist der erste US-Außenminister mit lateinamerikanischen Wurzeln. Rubio trat 2016 gegen Trump bei den Vorwahlen der Republikaner an und musste sich von dem späteren US-Präsidenten als „totaler Witz“ mit einem Schweißproblem beschimpfen lassen. Doch statt sich zu wehren, schluckte der langjährige Senator die Beleidigungen und präsentierte sich als loyaler Anhänger Trumps. In der US-Außenpolitik stellte sich Rubio in der Vergangenheit an die Seite der Ukraine. © IMAGO/Michael Brochstein / SOPA Images
Scott Bessent soll unter Donald Trump den Job des Finanzministers übernehmen
Donald Trumps Nominierung für den Posten des Finanzministers wirkte geradezu langweilig. Scott Bessent übernahm den Job – gegen den Wunsch Elon Musks. Der hatte sich mehrfach gegen die Ernennung des Wall-Street-Experten ausgesprochen. Bessent gilt als international erfahrener Finanzexperte und soll Donald Trump bereits 2016 mehrere Millionen Dollar für den Wahlkampf gespendet haben. In seiner neuen Funktion wird Bessent zahlreiche Wahlversprechen Trumps umsetzen müssen, darunter unter anderem Steuersenkungen, neue Zölle gegen China und die Finanzierung von Projekten wie den geplanten Massenabschiebungen. © DREW ANGERER/AFP
Pete Hegseth soll Verteidigungsminister werden
Eine überraschende Wahl Donald Trumps war die Personalie des Verteidigungsministers. Pete Hegseth war acht Jahre lang als Moderator für Fox News tätig. Als Soldat diente Hegseth im Irak und in Afghanistan. Erfahrung in Regierungsarbeit bringt er aber nicht mit. Doch Hegseth dürfte sich die Nominierung durch Trump mit seiner langjährigen Loyalität verdient haben: Der zweifache Familienvater hält schon seit 2016 zu Trump, als viele den Milliardär noch als politische Witzfigur belächelten. © TERRY WYATT(AFP
Pamela Jo Bondi, genannt Pam Bondi, den Job im Justizministerium bekommen
Statt dem ursprünglich von Trump nominierten Matt Gaetz hat Pamela Jo Bondi, genannt Pam Bondi, den Job im Justizministerium bekommen. Die 59 Jahre alte Juristin war in ähnlicher Funktion auf bundesstaatlicher Ebene bereits in Florida tätig. 2013 stellte sie dort in dieser Funktion einen Betrugsprozess gegen die Trump University ein. 2016 unterstützte sie Trump im Vorwahlkampf der Republikaner. Er holte die Juristin drei Jahre später in sein Anwaltsteam, das ihn im ersten Amtsenthebungsverfahren vertrat.  © MANDEL NGAN/AFP
Douglas James „Doug“ Burgum ist Mitglied der Republikaner
Douglas James „Doug“ Burgum ist Mitglied der Republikaner und hat im Kabinett von Donald Trump den Posten des Innenministers übernommen. Von 2016 an war der ehemalige Unternehmer Gouverneur des Bundesstaates North Dakota.  © IMAGO/Ricky Fitchett
Brooke Rollins soll im zweiten Kabinett Donald Trumps das Amt der Landwirtschaftsministerin übernehmen
Brooke Rollins hat im zweiten Kabinett Donald Trumps das Amt der Landwirtschaftsministerin übernommen. Die Anwältin stammt aus Texas und war bereits in der ersten Regierung Trumps tätig. Sie gilt als loyale Anhängerin des künftigen Präsidenten und als politische Vordenkerin konservativer Strategien. © MANDEL NGAN/AFP
Howard Lutnick, hier im Jahr 2010 mit seiner Ehefrau bei einer Gala
Howard Lutnick, hier im Jahr 2010 mit seiner Ehefrau bei einer Gala, ist Donald Trump als Handelsminister ins Weiße Haus gefolgt. Der Milliardär war stellvertretender Vorsitzender im Übergangsteam Trumps und regelmäßiger Gast in dessen Luxus-Resort Mar-a-Lago. Laut der New York Times war Lutnick lange Zeit als Mitglied der Demokraten registriert, lief nach der Machtübernahme Trumps im Jahr 2016 zu den Republikanern über. © IMAGO
Lori Chavez-DeRemer war Abgeordnete im US-Repräsentantenhaus
Lori Chavez-DeRemer war Abgeordnete im US-Repräsentantenhaus und ist unter Donald Trump Arbeitsministerin geworden. Die Personalie war innerhalb der Republikanischen Partei umstritten. Chavez-DeRemer unterhält enge Beziehungen zu mehreren Gewerkschaften in den USA und unterstützte während ihrer Amtszeit mehrere Gesetzentwürfe der Demokraten, darunter auch eine Amnestie für illegal Eingewanderte, die auf dem Arbeitsmarkt integriert sind. © IMAGO/Michael Brochstein
Robert F. Kennedy Jr., Neffe des einstigen Präsidenten John F. Kennedy
Robert F. Kennedy Jr., Neffe des einstigen Präsidenten John F. Kennedy, hat sich in den vergangenen Jahren vor allem als Impf-Leugner und Verschwörungstheoretiker hervorgetan. Bei der US-Wahl 2024 trat RFK zunächst als unabhängiger Kandidat an, zog sich dann aber aus dem Rennen zurück und unterstützte die Kampagne Donald Trumps. Der versprach dem 70 Jahre alten Kennedy dafür eine herausragende Rolle bei der Gestaltung der Gesundheitspolitik – und nominierte ihn schließlich als US-Gesundheitsminister. © IMAGO/Robin Rayne
Scott Turner, ehemaliger NFL-Profi, soll unter Donald Trump Minister für Wohnungsbau und Stadtentwicklung werden.
Scott Turner ist unter Donald Trump Minister für Wohnungsbau und Stadtentwicklung geworden. Der ehemalige Profi der American Football League gehörte bereits der ersten Administration Trumps an. Scott ist die erste Schwarze Person im Team des künftigen Präsidenten. Zu Scotts Aufgaben werden unter anderem Programme zur Förderung von erschwinglichem Wohnraum gehören, außerdem zur Unterstützung von Amerikanern mit geringem Einkommen, zur Verhinderung von Diskriminierung auf dem Markt und zur Förderung der Stadtentwicklung. © ANNA MONEYMAKER/AFP
Sean Duffy, hier mit seiner Ehefrau Rachel Duffy
Sean Duffy, hier mit seiner Ehefrau Rachel Duffy, ist der neue Verkehrsminister in der Trump-Regierung. Duffy bringt politische Erfahrung als ehemaliger Kongressabgeordneter mit. Seine Nominierung durch Trump dürfte er aber vor allem seiner Präsenz bei Fox News verdanken. Neben zahlreichen Gastauftritten moderierte Duffy gut ein Jahr seine eigene Show namens „The Bottom Line“ auf dem Spartensender Fox Business Network. © IMAGO/Robert Deutsch
Chris Wright
Neuer Energieminister ist Chris Wright. Er soll Trump dabei helfen, Regulierungen abzubauen und so die Ausbeutung der Rohstoffe in den USA voranzutreiben. Trump hat es eigenen Aussagen zufolge vor allem auf Ölfelder in Alaska abgesehen. Burgums Aufgabe ist, als Energierminister Öl-Förderungen in dortigen Naturschutzgebieten zu ermöglichen. © Ting Shen/AFP
Linda McMahon. Die 76 Jahre alte Managerin ist die Ehefrau von Vince McMahon
Eine weitere Fernsehpersönlichkeit, die Donald Trump mit nach Washington DC gebracht hat, ist Linda McMahon. Die neue Bildungsministerin ist die Ehefrau von Vince McMahon. Gemeinsam mit ihrem Mann führte McMahon die Wrestling-Show WWE zu internationalem Erfolg. Das Vermögen des Ehepaars wird laut Forbes auf fast drei Milliarden Dollar geschätzt. Die McMahons gelten als spendenfreudige Unterstützer der Republikaner im Allgemeinen und Donald Trump im Speziellen. Was genau ihre Aufgaben sind, ist nicht ganz klar. Im Wahlkampf hatte Trump immer wieder angekündigt, das Bildungsministerium abschaffen zu wollen. © imago stock&people
Der ehemalige Kongressabgeordnete Doug Collins
Der ehemalige Kongressabgeordnete Doug Collins hat unter Donald Trump den Posten des Ministers für Kriegsveteranen übernommen – ein wichtiger Posten in den USA, wo die Rolle der Umgang mit den eigenen Veteranen ein konstanter Streitpunkt ist. Collins gilt als loyaler Unterstützer Trumps und verteidigte auch dessen Behauptungen zum angeblichen Wahlbetrug in Georgia bei der US-Wahl 2020.  © IMAGO/Robin Rayne
Kristi Noem vor der US-Wahl
Kristi Noem berichtete vor der US-Wahl in einer Autobiografie davon, wie sie ihren Hund wegen Ungehorsams erschossen hatte. Damit löste die 52 Jahre alte Gouverneurin des Bundesstaates South Dakota eine Welle der Empörung aus – und hinderte Donald Trump wohl daran, sie zu seiner Vizepräsidentin zu machen. Dafür ist die Republikanerin nun als Ministerin für innere Sicherheit Teil des Trump-Kabinetts. © IMAGO/Samantha Laurey / Argus Leader
Der 44 Jahre alte Lee Zeldin
Lee Zeldin ist neuer Direktor der Umweltschutzbehörde. Trump selbst glaubt nicht an den menschengemachten Klimawandel. Zeldins Aufgabe soll also weniger der Schutz der Umwelt sein. Stattdessen soll der Ex-Abgeordnete laut Trump „für faire und rasche Deregulierung sorgen“. Zeldin bedankte sich für den Posten bei seinem neuen Chef via X und kündigte an, „amerikanische Arbeitsplätze zurückzubringen“. © IMAGO/Matt Bishop/imageSPACE
Russel Vought nennt sich selbst einen „christlichen Nationalisten“.
Russell Vought nennt sich selbst einen „christlichen Nationalisten“. Erfahrungen hat er bereits als Regierungsbeamter in der ersten Administration von Donald Trump sammeln können. Vought war einer der Autoren des „Project 2025“ und gilt als Hardliner in Sachen Grenz- und Einwanderungspolitik. In der neuen Administration von Donald Trump hat er die Leitung des Büros für Management und Haushalt übernommen. © Michael Brochstein/imago
Tulsi Gabbard war einst Abgeordnete der Demokraten
Tulsi Gabbard war einst Abgeordnete der Demokraten und vertrat den Bundesstaat Hawaii von 2013 bis 2022 im Repräsentantenhaus. 2020 kandidierte sie bei den Vorwahlen der Demokrate. 2022 brach sie mit ihrer Partei und erklärte sich für unabhängig. In den Folgejahren näherte sie sich immer mehr den Republikanern an, bis sie sich vor der US-Wahl 2024 öffentlich für Donald Trump aussprach. Der dankte es der 43 Jahre alte Politikerin jetzt mit einem Amt in seinem Kabinett. Gabbard ist neue Direktorin der Geheimdienste. „Seit über zwei Jahrzehnten kämpft Tulsi Gabbard für unser Land und die Freiheiten aller Amerikaner“, sagte Donald Trump in einem Statement. © Marco Garcia/dpa
John ratcliffe
John Ratcliffe führt seit Ende Januar den Auslandsgeheimdienst der USA. Der ehemalige Kongressabgeordnete aus Texas gilt als enger Vertrauter von Trump. Ratcliffe war zuvor Co-Vorsitzender einer konservativen Denkfabrik. In der ersten Amtszeit des Republikaners war der neue CIA-Direktor als Geheimdienstkoordinator tätig. Die Demokraten warfen Ratcliffe damals unter anderem vor, seine Position für politische Zwecke zu missbrauchen. © Jemal Countess/AFP
Jamieson Greer
Jamieson Greer ist der neue US-Handelsbeauftragte – eine Schlüsselrolle angesichts von Trumps Vorliebe, hohe Zölle auf ausländische Produkte zu verhängen. Historisch habe der US-Handelsbeauftragte nicht im Rampenlicht der Öffentlichkeit gestanden, schreibt die „New York Times“. Unter Trump habe die Rolle aber erheblich an Bedeutung gewonnen.  © Imago
Kelly loeffler
Neue Direktorin der Mittelstandsbehörde ist Kelly Loeffler. Die frühere Senatorin verlor im Januar 2021 die Stichwahl um den Sitz im US-Senat – trotz massiver Unterstützung von Donald Trump. Loeffler ist seit 2004 mit Jeffrey Sprecher, dem Vorsitzenden der New York Stock Exchange, verheiratet. © Imago
Susie Wiles, Spitzname „Ice Lady“, wird unter Donald Trump Stabschefin im Weißen Haus
Ebenfalls dabei ist Susie Wiles. Die sogenannte „Ice Lady“ ist Donald Trumps Stabschefin im Weißen Haus und damit die erste Frau auf dieser Position. Die 67 Jahre alte Politikberaterin leitete den Wahlkampf Trumps bei der US-Wahl 2024. In ihrer neuen Funktion wird sie vor allem dafür zuständig sein, zu regeln, wer Zugang zum künftigen Präsidenten erhält. Doch Wiles hat auf einem wahren Schleudersitz Platz genommen. In seinen ersten vier Jahren Regierungszeit benötigte Trump ganze vier Stabschefs. © Alex Brandon/dpa
Elise Stefanik wird die Vereinigten Staaten von Amerika unter der zweiten Regierung von Donald Trump als Botschafterin bei den Vereinten Nationen vertreten
Elise Stefanik sollte die USA eigentlich als Botschafterin bei den Vereinten Nationen vertreten. Doch Donald Trump hat seine Nominierung Ende März überraschend zurückgezogen. Zur Begründung erklärte er, er wolle nicht riskieren, dass Stefaniks Mandat im Kongress bei einer Nachwahl an die Demokraten falle. Stefanik ist eine loyale Verbündete Trumps. 2014 war sie mit damals 30 Jahren die jüngste Frau, die ins Repräsentantenhaus gewählt wurde. Einst zählte sie zu den eher moderateren Mitgliedern der Partei. Davon kann jetzt keine Rede mehr sein.  © Annabelle Gordon/Imago

Und dann ist da angesichts der Sorge, Trump könne Europa Putin geradezu ausliefern, noch eine andere Debatte: Darüber, Atomwaffenarsenale von Frankreich oder Großbritannien zu „europäisieren“. Merz hatte diese Überlegungen wieder mit-angestoßen. Allerdings gibt es Zweifel: Die Arsenale der beiden Länder sind vergleichsweise klein, alt und nicht sehr divers. „Taktische“ Atomsprengköpfe – mit weniger katastrophaler Schlagkraft – fehlen etwa. Die SPD warnte auch, besser nicht ernsthaft auf offener Bühne den US-Schutzschirm für Europa infrage zu stellen. Die AfD mahnte, Frankreich wolle nur Mittel für die Sanierung seiner „Force de frappe“, aber kein Mitspracherecht gewähren. Ein Kanzler Merz wird einiges zu verhandeln haben.

Trump-kritische Kommentatoren in den USA warfen indes einen verständnisvollen, aber auch leicht besorgten Blick auf die europäischen Selbstverteidigungsdebatten. Polit-Podcaster Tommy Vietor etwa warf im Gespräch mit dem Kollegen Brian Tyler Cohen die Frage auf, ob es aus US-Sicht wirklich eine gute Entwicklung sei, wenn „Deutschland wieder aufrüstet“. Trumps Ansicht dazu ist nicht bekannt. Allerdings scheint sich der US-Präsident um Historie nicht sonderlich zu scheren: Auch Russland galt über Jahrzehnte als Gefahr. Laut einer Umfrage der Quinnipac University misstrauen 81 Prozent der US-Wähler Putin. Trump scheint den Kremlchef dennoch als neuen Partner – vorsichtig ausgedrückt – zu schätzen. (fn)

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