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Trump droht vor Gericht indirekt mit Unruhen: „Es wird Chaos im Land herrschen“

Donald Trump muss sich wegen des Sturms auf das US-Kapitol vor Gericht verantworten. Falls er deswegen die anstehende US-Wahl verlieren sollte, rechnet er mit Chaos und Gewalt.

Washington, D.C. – Der ehemalige republikanische US-Präsident Donald Trump hat indirekt mit Unruhen gedroht, falls er aufgrund der gegen ihn erhobenen strafrechtlichen Vorwürfe die anstehende US-Wahl 2024 verlieren sollte.

Nach einer Anhörung vor einem Berufungsgericht behauptete Trump vor Reportern, dass er aufgrund von Umfragen, die ihn vor Präsident Biden zeigen, verfolgt werde – Beweise nannte er nicht. Seine Anwälte erklärten, Trump sei immun gegen eine Strafverfolgung wegen eines Versuchs, die Wahl 2020 zu kippen. Trump warnte, dass, wenn die Anklagen seiner Kandidatur schaden würden, das Ergebnis „Chaos“ sein würde.

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump beruft sich auf die Immunität in der Amtszeit. Damit möchte er ein Urteil im Prozess wegen des Angriffs auf das US-Kapitol verhindern.

Trump vor Gericht wegen Angriff auf US-Kapitol: „Es ist das Öffnen der Büchse der Pandora“

„Ich glaube, sie glauben, dass sie auf diese Weise versuchen werden, zu gewinnen, und das ist nicht der Weg“, sagte Trump. „Es wird Chaos im Land herrschen. Das ist eine sehr schlechte Sache. Es ist ein sehr schlechter Präzedenzfall. Wie wir schon sagten, es ist das Öffnen der Büchse der Pandora“.

Trumps Äußerungen kamen drei Tage nach dem dritten Jahrestag des Angriffs seiner Anhänger auf das US-Kapitol. Der Angriff wurde durch falsche Behauptungen, die Wahl 2020 sei manipuliert worden, des ehemaligen US-Präsidenten ausgelöst. Im Laufe der Jahre hat Trump den Aufruhr und die beteiligten Personen zunehmend verteidigt. Er bezeichnete sie als „Geiseln“ und forderte ihre Freilassung.

Seine wiederholten Ausflüchte, politische Gewalt auszuschließen, kommen inmitten einer zunehmenden Bedrohung durch Drohungen und Angriffe in der amerikanischen Politik. Biden verurteilte Trump am Freitag für seine Weigerung, Gewalt abzulehnen.

Joe Biden rügt Trump: „Trump tut nicht, was ein amerikanischer Präsident tun muss“

„Trump tut nicht, was ein amerikanischer Präsident tun muss: Er weigert sich, politische Gewalt zu verurteilen“, sagte Joe Biden. „Hören Sie mir also gut zu, ich werde sagen, was Donald Trump nicht tun wird: Politische Gewalt ist in den Vereinigten Staaten niemals akzeptabel – niemals, niemals, niemals. Sie hat keinen Platz in der Demokratie. Keinen.“

Das Gespenst der Gewalt kam auch während der Gerichtsverhandlung selbst zur Sprache. Eine der drei Richterinnen im Gremium, Florence Y. Pan, fragte: „Könnte ein Präsident dem SEAL-Team sechs befehlen, einen politischen Rivalen zu ermorden?“ D. John Sauer, ein Anwalt Trumps, sagte, ein Präsident könne für eine solche Aktion nur dann strafrechtlich verfolgt werden, wenn der Kongress ihn zuvor anklagt und verurteilt.

Der Anwalt des Sonderberaters Jack Smith argumentierte, dass Trumps Auffassung von Immunität eine „außerordentlich beängstigende Zukunft“ bedeuten würde. „Wenn das der Fall ist“, fragte der Anwalt des Justizministeriums, James Pearce, „in was für einer Welt leben wir dann?“

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Trump beruft sich auf die Immunität der US-Präsidenten Amtszeit

Trump verteidigte die Argumente seines Anwalts in seinen eigenen Äußerungen. „Als Präsident muss man Immunität haben“, sagte er. „Wenn es während der Amtszeit geschieht, haben Sie absolute Immunität.“ Ohne Immunität könnten Biden oder der ehemalige Präsident Barack Obama für Aktionen als Präsident wie den Afghanistan-Abzug 2021, Änderungen in der Grenzpolitik oder Drohnenangriffe belangt werden, meinte der Republikaner. Außerdem drohte er wiederholt damit, Biden und seine Familie strafrechtlich zu verfolgen, sollte er ins Amt zurückkehren.

„Joe wäre reif für eine Anklage“, sagte Trump in einem Video, das am späten Montag in den sozialen Medien veröffentlicht wurde. „. .… Er muss vorsichtig sein, denn das kann auch ihm passieren.“

In seinen Äußerungen wiederholte Trump eine alte Behauptung, wonach Biden als Vizepräsident eine Milliarde Dollar an US-Hilfe für die Ukraine zurückgehalten habe, um das Land unter Druck zu setzen, einen Staatsanwalt zu entlassen. Dieser Staatsanwalt sollte gegen ein Unternehmen ermitteln, in dessen Vorstand Bidens Sohn Hunter saß. In Wirklichkeit nutzte Joe Biden die Hilfe, um den Staatsanwalt aus dem Amt zu drängen, weil dieser nicht aggressiv gegen Korruption vorging.

Trump wiederholte auch falsche Behauptungen über die Wahlen im Jahr 2020. Anschließend verteilte ein Berater Kopien eines Berichts, den er letzte Woche online veröffentlichte und den Anwälte in einer Gerichtsakte zitierten. Der Bericht enthielt Behauptungen, die nicht neu und bereits widerlegt worden waren.

6. Januar 2021 - der Sturm aufs Kapitol in Bildern

Donald Trump bei seiner Rede am 6. Januar 2021 in Washington DC
Alles begann mit einer Rede von Donald Trump. Der noch amtierende Präsident hatte seine Anhängerinnen und Anhänger nach Washington DC gerufen, um dort gegennnnnnn die Wahl von Joe Biden zum US-Präsidenten zu demonstrieren. Der hatte die Wahl im November gewonnen, am 6. Januar sollten dann die Wahlmänner der Bundesstaaten Bidens Sieg in Washington DC bestätigen. Eigentlich ein formaler, zeremonieller Akt. In Trumps Wahrnehmung aber wohl die letzte Chance, die Niederlage gegen Biden noch zu verhindern. Seine tausenden Zuhörer forderte Trump auf, „gemeinsam zu Kapitol“ gehen um „unser Land zurückzuerobern“. © Brendan Smialowski/afp
Tausende Menschen finden sich am 6. Januar auf den Stufen des Kapitols in Washington DC ein
Der Mob aus MAGA-Fans gehorchte Donald Trump und zog in Richtung Kapitol. Gegen 12 Uhr Ortszeit fanden sich tausende Menschen auf den Stufen zu den Parlamentsgebäuden ein. Viele trugen Camouflage-Kleidung und Gasmasken. Trump-Flaggen und Devotionalen waren überall zu sehen. Entgegen seiner Ankündigung war der abgewählte US-Präsident aber nirgends zu sehen. Das Sicherheitspersonal, bestehend aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Secret Service, soll Trump eine Teilnahme an der Demonstration verboten haben. © Roberto Schmidt/afp
Ein Galgen, wohl für Mike Pence, ist vor den Stufen des Kapitols in Washington DC am 6. Januar zu sehen.
Donald Trumps Getreue hatten es aber nicht nur auf die Demokraten und Joe Biden abgesehen. Auch Mike Pence geriet ins Visier des Mobs. Trump hatte in den Tagen zuvor von seinem Vizepräsidenten gefordert, die Wahl von Biden nicht zu ratifizieren – eine formale Aufgabe, die im politischen System der USA dem Vize zufällt. Pence weigerte sich, was Trumps Fans zu dem Schlachtruf „Hang Mike Pence“ (Hängt Mike Pence“) inspirierte. Ihre Forderung unterstrich der Mob mit selbstgebastelten Galgen vor dem Kapitol. © Andrew Caballero-Reynolds/afp
Der Maga-Mob prügelt sich am 6. Januar vor dem Kapitol in Washington DC mit der Polizei
Vor dem Kapitol traf der Mob auf hoffnungslos unterbesetzte Sicherheitskräfte. Die Polizei war machtlos und konnte die Barrikaden vor dem Kapitol nicht lange halten. Gegen 12.30 durchbrach der wütende Mob schließlich die Absperrungen. Zwei Stunden hatte die Polizei endgültig aufgegeben und die Trump-Fans verschafften sich Zugang zu den Parlamentsgebäuden. © Joseph Prezioso/afp
Mike Pence und Nancy Pelosi im Kapitol in Washington DC am 6. Januar
Während draußen die Schlacht zwischen MAGA-Fans und Kapitolspolizei tobte, lief im US-Senat die Sitzung, in der Joe Biden endgültig zum Präsidenten erklärt werden sollte. Kurz nachdem der Mob sich Zugang zu den Gebäuden verschafft hatte, unterbrachen Vizepräsident Mike Pence und Nancy Pelosi, Sprecherin des Repräsentantenhauses, die Sitzung. Der Plenarsaal wurde von den Sicherheitskräften evakuiert. © Erin Schaff/afp
Anhänger von Donald Trump in den Gebäuden des Parlaments auf dem Kapitol in Washington DC am 6. Januar
Im Kapitol begannen die Anhänger Donald Trumps in den heiligen Hallen der amerikanischen Demokratie zu randalieren. Zahlreiche Kunstwerke wurden zerstört, die Wände mit Exkrementen beschmiert und ein Rednerpult gestohlen, das kurz darauf auf Ebay zum Verkauf angeboten wurde. Währenddessen verbarrikadierten sich Abgeordnete, die nicht rechtzeitig evakuiert werden konnten, in einzelnen Räumen des Kapitols. © Roberto Schmidt/afp
Richard Barnett im Büro von Nancy Pelosi beim Sturm aufs Kapitol am 6. Januar in Washington DC in den USA
Die Anhänger von Donald Trump hatten es besonders auf das Büro von Nancy Pelosi abgesehen. Richard Barnett war unter denen, die sich Zugang zu den Räumen der Sprecherin des US-Repräsentantenhauses verschaffte. Dort machte Barnett Fotos von sich im Stuhl Pelosis, veröffentlichte diese auf Facebook und schrieb Pelosi beleidigende Nachrichten auf den Schreibtisch. Kurze Zeit nach dem Sturm aufs Kapitol wurde Barnett verhaftet. © Saul Loeb/afp
Jake Angeli, der QAnon Schamane beim Sturm aufs Kapitol in Washington DC am 6. Januar
Zweifelhafte Berühmtheit erlangte am 6. Januar 2021 auch Jake Angeli. Der sogenannte „QAnon-Schamane“ beteiligte sich in Kriegsbemalung und mit Fellmütze inklusive Hörnern am Sturm aufs Kapitol. Tage später wurde Angeli festgenommen und des vorsätzlichen Betretens oder Verbleibs in gesperrten Gebäuden oder Geländen ohne rechtmäßige Befugnis sowie des gewaltsamen Betretens und des ordnungswidrigen Verhaltens auf dem Gelände des Kapitols angeklagt. Die Fahndung sei aufgrund der „einzigartigen Kleidung und den umfangreichen Tätowierungen auf seinem Oberkörper“ leicht gefallen, gaben die Behörden im Anschluss an. © Saul Loeb/afp
Anhänger Donald Trumps beim Sturm aufs Kapitol am 6. Januar in den Gebäden des Parlaments in Washington DC.
Überall in den Gebäuden tummelten sich stundenlang die Anhänger Donald Trumps. Der abgewählte US-Präsident zögerte, die Nationalgarde zur Unterstützung der Kapitolpolizei zu entsenden und weigerte sich zunächst, den Mob per Videobotschaft zur Ruhe zu bringen. Erst vier Stunden, nachdem die Türen des Kapitols eingeschlagen worden waren, wandte sich der noch amtierende Präsident an die Demonstranten. Nur halbherzig verurteilte er die Gewalt des Tages und lobte die Randalierer noch als „große Patrioten“. © Saul Loeb/afp
Nationalgardist im Einsatz beim Sturm aufs Kapitol am 6. Januar in Washington DC
Erst gegen 16.30 Uhr, also zweieinhalb Stunden, nachdem das Kapitol gestürmt worden war, wurde die Nationalgarde geschickt. Wer diesen Einsatz, den die Kapitolpolizei zwei Stunden zuvor bereits beantragt hatte, letztlich genehmigt hat, ist nicht bekannt. Laut offizieller Anrufliste hat Donald Trump von 11 Uhr bis 18 Uhr kein einziges Telefonat geführt. Die Theorie liegt nahe, dass Mike Pence letztlich den Einsatz der Nationalgarde in die Wege geleitet hatte. Den Sicherheitskräften gelang es gegen 17.30 Uhr, den Mob aus den Parlamentsgebäuden im Kapitol zu drängen. © Olivier Douliery/afp
Anhänger von Donald Trump beim Sturm aufs Kapitol in Washington DC am 6. Januar
Die Bilanz des Kapitolsturms am 6. Januar in Washington DC fällt verheerend aus. Insgesamt kamen zehn Menschen ums Leben, fünf davon Polizisten. Vier dieser Männer begangen in den Tagen nach dem Sturm Suizid. 140 weitere Sicherheitsbeamte und unzählige Demonstranten wurden verletzt. Bis heute laufen Gerichtsverfahren gegen Beteiligte des Aufstands. Doch für Donald Trump ändert das alles nichts. Bis heute hat er seine Wahlniederlage nicht akzeptiert und lässt seit dem 6. Januar keine Gelegenheit aus, den Beinahe-Sturz der Demokratie in den USA kleinzureden. © Samuel Corum/afp

Anwaltsteam von Trump will Prozess bis nach den US-Wahlen im November schieben

Trumps Anwesenheit vor Gericht am Dienstag war freiwillig. Berater sagten, er habe sich dafür entschieden, weil er glaubt, dass er vom Rechtssystem besser behandelt wird und die Medien besser über ihn berichten, wenn er persönlich anwesend ist. Dem ehemaligen Präsidenten nahestehende Personen sagten auch, er wolle gegen Smith in die Offensive gehen. Das sei Teil der Bemühungen seiner Kampagne, die Anklage als politisch darzustellen.

Das Berufungsgericht wird entscheiden, ob Trumps Prozess wie geplant im März fortgesetzt werden kann. Sein Anwaltsteam versucht, den Fall und die drei anderen, gegen die er angeklagt ist, bis nach den Wahlen im November zu verschieben. Sollte Trump die Berufung verlieren, wird er wahrscheinlich den Obersten Gerichtshof der USA anrufen.

In der Anklageschrift von Smith wird Trump nicht beschuldigt, den Aufstand vom 6. Januar 2021 angezettelt zu haben, sondern es wird behauptet, dass er und seine Mitverschwörer versucht haben, die Gewalt auszunutzen, um die offizielle Bestätigung von Trumps Wahlniederlage zu verzögern.

Zum Autor

Isaac Arnsdorf ist ein nationaler politischer Reporter für die Washington Post, der über den ehemaligen Präsidenten Donald Trump, die politische Bewegung „Make America Great Again“ und die Republikanische Partei berichtet.

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Dieser Artikel war zuerst am 09. Januar 2024 in englischer Sprache bei der „Washingtonpost.com“ erschienen – im Zuge einer Kooperation steht er nun in Übersetzung auch den Lesern der IPPEN.MEDIA-Portale zur Verfügung.

Rubriklistenbild: © Cody Scanlan/The Register/USA TODAY NETWORK/Imago