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Trump droht Hamas mit Konsequenzen bei Blockade eines Geisel-Deals
VonJekaterina Jalunina
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Die USA setzen alles daran, die Hamas-Geiseln zu befreien. Biden und die Republikaner hoffen auf einen Durchbruch noch vor Trumps Amtsantritt.
Washington D. C. – Wenige Tage vor der Amtseinführung Donald Trumps in den USA hat der Stellvertreter des künftigen Präsidenten der palästinensischen Terrororganisation Hamas mit schwerwiegenden Konsequenzen gedroht. Sollten sich die Islamisten einem Deal mit Israel verweigern und nicht vor Trumps Vereidigung am 20. Januar alle Geiseln in ihrer Gewalt freilassen, werde die nächste US-Regierung drastische Schritte ergreifen, versprach Trumps designierter Vize J.D. Vance. Sowohl er als auch der Nationale Sicherheitsberater des scheidenden US-Präsidenten Joe Biden gaben sich aber hoffnungsvoll, dass noch in dieser Woche ein Durchbruch gelingen könnte.
Trump hatte vergangene Woche nochmals bekräftigt, im Nahen Osten werde „die Hölle losbrechen“, wenn die Geiseln bis zu seiner Amtsübernahme nicht wieder zuhause sein sollten, „und das wird nicht gut für die Hamas sein, und es wird – offen gesagt – für niemanden gut sein“.
Vance über Trumps Pläne zur Bekämpfung der Hamas und Unterstützung für Israel
Vance wurde nun vom konservativen US-Fernsehsender Fox News dazu befragt, was genau Trump damit gemeint habe. Seine Antwort: „Das bedeutet, die Israelis in die Lage zu versetzen, die letzten Bataillone der Hamas und ihre Führungsriege auszuschalten. Es bedeutet sehr aggressive Sanktionen und finanzielle Strafen für all jene, die Terrororganisationen im Nahen Osten unterstützen. Es bedeutet, die Aufgabe amerikanischer Führung auch wirklich zu erledigen“ – eben so, wie Trump das in seiner ersten Amtszeit von 2017 bis 2021 getan habe.
Vance zufolge ist man im Trump-Lager „hoffnungsvoll, dass ganz am Ende der Regierungszeit Bidens ein Deal geschlossen wird, vielleicht am letzten oder vorletzten Tag“. Wie auch immer diese Abmachung aussehen sollte: Sie werde darauf zurückzuführen sein, „dass die Leute schreckliche Angst davor haben, dass es (ansonsten) Folgen für die Hamas haben wird“, meinte der Republikaner.
Israelischer Finanzminister Bezalel Smotrich kritisiert mögliche Waffenruhe-Vereinbarung im Gaza-Krieg
Der rechtsextreme israelische Finanzminister Bezalel Smotrich hat eine sich abzeichnende mögliche Waffenruhe-Vereinbarung im Gaza-Krieg als „Katastrophe für die nationale Sicherheit des Staates Israel“ kritisiert. „Wir werden nicht Teil einer Kapitulationsvereinbarung sein, die die Freilassung von Erzterroristen, einen Stopp des Krieges und eine Verwässerung der Errungenschaften vorsieht, die mit viel Blut erkauft wurden“ schrieb Smotrich auf der Plattform X. Die Vereinbarung würde auch bedeuten, viele Geiseln im Stich zu lassen, schrieb er.
Smotrich und der ebenfalls rechtsextreme Polizeiminister Itamar Ben-Gvir verfolgen höchst umstrittene Ziele wie etwa eine israelische Wiederbesiedlung des Gazastreifens. Sie haben dem Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu in der Vergangenheit mit dem Platzen der Koalition gedroht, sollte Israel das von US-Präsident Joe Biden unterstützte Abkommen für eine Waffenruhe und die Befreiung der Geiseln im Austausch gegen palästinensische Häftlinge umsetzen.
Netanjahu informiert Biden über Verhandlungen zur Freilassung der Geiseln im Gazastreifen
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat den scheidenden US-Präsidenten Joe Biden am Sonntag über den Stand der Verhandlungen mit der radikalislamischen Hamas über eine Freilassung der weiterhin im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln unterrichtet. Netanjahu habe Biden das Mandat erläutert, das er dem israelischen Verhandlungsteam in Doha erteilt habe und das darauf abziele, „die Freilassung der Geiseln voranzubringen“, teilte Netanjahus Büro mit.
Das Weiße Haus erklärte seinerseits, Biden habe in dem Telefonat die „unverzügliche Notwendigkeit einer Feuerpause“ im Gazastreifen und der Freilassung der Geiseln unterstrichen.
Biden kritisiert mehrfach die israelische Kriegsführung gegen die Hamas im Gazastreifen
Das Verhältnis zwischen dem scheidenden US-Präsidenten Biden und Netanjahu ist angespannt. Biden hatte wiederholt die israelische Kriegsführung gegen die Hamas im Gazastreifen kritisiert. Netanjahu unterhält ein deutlich freundlicheres Verhältnis zu Bidens designiertem Nachfolger Donald Trump, der das Präsidentenamt am 20. Januar antritt.
Trump hatte am Dienstag vehement die Freilassung der seit 15 Monaten im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln noch vor seinem Amtsantritt gefordert und gedroht, andernfalls werde „im Nahen Osten die Hölle los sein“.
Vor dem Gaza-Krieg: Die Geschichte des Israel-Palästina-Konflikts in Bildern
Geiselfreilassung: Forum der Geiselfamilien spricht von einer „historischen Gelegenheit“
Das Forum der Geiselfamilien sprach von einer „historischen Gelegenheit“, die Freilassung der Entführten zu erreichen. Am Wochenende demonstrierten erneut Tausende Israelis für ein Ende des Krieges und die Freilassung der Geiseln. Allerdings werfen Kritiker Netanjahu vor, er habe gar kein Interesse an einem Deal mit der Hamas, weil seine ultrarechten Koalitionspartner auf einer vollständigen Vernichtung der islamistischen Terrororganisation bestehen – und sein politisches Überleben von ihnen abhängt.
Bei dem Überfall der Hamas und verbündeter Terroristen auf den Süden Israels am 7. Oktober 2023 waren etwa 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 weitere in den Gazastreifen verschleppt worden. Inzwischen befinden sich noch 98 Geiseln in dem Küstengebiet, wobei davon ausgegangen wird, dass mindestens ein Drittel von ihnen bereits tot sein dürfte.
Unter den Geiseln sind auch vier Israelis, die sich schon seit einem Jahrzehnt in der Gewalt der Hamas befinden - darunter zwei getötete Soldaten, bei denen es nur noch um die Überführung der sterblichen Überreste geht. Von den 94 am 7. Oktober 2023 entführten Menschen sind nach israelischen Angaben 81 Männer, 11 Frauen und 2 Kinder unter fünf Jahren. Mehrere Geiseln haben die deutsche Staatsbürgerschaft. (dpa/jal)