„Irgendwann ist mal gut“

Streit in K-Frage: Parteikollegen warnen vor „Söder-Bashing“

  • Jens Kiffmeier
    VonJens Kiffmeier
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Wer ergattert die Kanzlerkandidatur? Markus Söder hat Interesse, doch CDU und CSU scheinen ihm zu einem Verzicht zugunsten von Merz zu raten.

Berlin/München – Der Countdown läuft: Wenige Tage vor der Brandenburg-Wahl steuert die K-Frage innerhalb der Union auf eine Entscheidung zu. Trotz besserer Umfragen deutet einiges darauf hin, dass Markus Söder (CSU) gegen Friedrich Merz (CDU) den Kürzeren ziehen könnte. Jedenfalls scheinen viele Parteifreunde dem bayerischen Ministerpräsidenten mit unmissverständlichen Worten einen Verzicht auf den Posten des potenziellen Kanzlerkandidaten für die Bundestagswahl 2025 nahezulegen.

Markus Söder: Parteifreunde fordern von ihm den Verzicht auf die Kanzlerkandidatur

„Söder muss jetzt den geordneten Rückzug antreten“, zitierte Table.Briefings ein CSU-Vorstandsmitglied. Demzufolge sollen in der Parteiführung mittlerweile viele gewichtige Politiker so denken, hieß es. In der K-Frage genieße CDU-Parteichef Friedrich Merz mittlerweile einen großen Rückhalt. Niemand wolle eine Wiederholung der Situation aus dem Bundestagswahlkampf 2021, als Söder permanent den damaligen Kanzlerkandidaten Armin Laschet mit Querschüssen torpedierte. „Wenn das nochmal passiert, wird es ein Söder-Bashing geben“, drohte ein CSU-Vorstand laut der Medien-Plattform.

Wer macht das Rennen? Markus Söder (rechts) und Friedrich Merz ringen um die Kanzlerkandidatur.

Söder gegen Merz: K-Frage soll nach der Brandenburg-Wahl geklärt werden

Tatsächlich könnte in der K-Frage in der kommenden Woche eine Entscheidung fallen. Söder und Merz hatten verabredet, dass die Kür im Spätsommer nach den Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg stattfinden soll. Am kommenden Sonntag steht die Brandenburg-Wahl auf dem Programm, danach stehen Beratungen in den Parteigremien an. Vor allem Söder und Merz werden immer wieder als Kanzlerkandidaten gehandelt. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst hat wohl nur noch geringe Außenseiterchancen.

Vor wenigen Tagen noch hatte die Bild bereits berichtet, dass hinter den Kulissen die Entscheidung längst zugunsten von Merz gefallen sei. Der Parteichef, der bereits mehrfach sein Interesse bekundet hat, hielt sich bislang aber offiziell noch zurück. Man habe einen Fahrplan, stellte er am Sonntagabend in der Sendung ZDF-„Berlin direkt“ fest. „Und an diesen Fahrplan werden wir uns halten.“ Zu der Frage, ob die Entscheidung bereits gefallen sei, sagte er nur: „Bald.

Umfrage zeigen: Söder hat bessere Chancen auf Kanzler-Posten 2025 als Merz

Merz jedenfalls scheint gewillt zu sein, seine Kanzlerkandidatur durchzuziehen. Dabei steht in den meisten Umfragen sein unionsinterner Kontrahent viel besser dar. Wiederholt sprachen sich im ARD-Deutschlandtrend mehr Wahlberechtigte für Söder aus. Auch bei den Unionsanhängern hält eine Mehrheit den Bayern für die bessere Alternative, um im Rennen um den Kanzler-Posten 2025 gegen Amtsinhaber Olaf Scholz anzutreten. Vor diesem Hintergrund hat Söder zuletzt auch keinen großen Hehl aus seinen Ambitionen gemacht. Sollten ihn CDU und CSU bitten, dann stehe er bereit, ließ er kürzlich mehrfach bei Auftritten wissen. Doch ob er wieder zum Äußersten gehen und mit ständigen Querschüssen seinen Traum vom Kanzleramt untermauern wird, bleibt abzuwarten.

Bayerns Ministerpräsidenten seit 1945

Bundeskanzler Konrad Adenauer (mit Zylinder, CDU), Bundesratspräsident Karl Arnold (l, CDU) und Fritz Schäffer (r, CSU) bei der feierlichen Eröffnungssitzung des Deutschen Bundestages am 07.09.1949 in Bonn.
28. Mai 1945 – 28. September 1945: Fritz Schäffer (r, CSU) mit Konrad Adenauer (mit Zylinder, CDU), Bundesratspräsident Karl Arnold (l, CDU) bei der feierlichen Eröffnungssitzung des Deutschen Bundestages am 07.09.1949 in Bonn. © dpa
28. September 1945 – 21. Dezember 1946: Wilhelm Hoegner (SPD), ernannt durch die USA.
28. September 1945 – 21. Dezember 1946 (erste Amtszeit): Wilhelm Hoegner (SPD), ernannt durch die USA. © IMAGO/Rolf Poss
21. Dezember 1946 –
 14. Dezember 1954: Hans Ehard (CSU) mit Ehefrau Sieglinde.
21. Dezember 1946 – 14. Dezember 1954: Hans Ehard (CSU) mit Ehefrau Sieglinde. © IMAGO
14. Dezember 1954 – 16. Oktober 1957 (zweite Amtszeit): Wilhelm Hoenger (SPD) trat nach Verlust der Mehrheit im Landtag zurück.
14. Dezember 1954 – 16. Oktober 1957 (zweite Amtszeit): Wilhelm Hoenger (SPD) trat nach Verlust der Mehrheit im Landtag zurück. © IMAGO
16. Oktober 1957 – 26. Januar 1960: Hanns Seidel (CSU) überreicht General Lauris Norstad den Bayerischen Lowen.
16. Oktober 1957 – 26. Januar 1960: Hanns Seidel (CSU) überreicht General Lauris Norstad den Bayerischen Lowen. © IMAGO
26. Januar 1960 – 11. Dezember 1962 (zweite Amtszeit): Hans Erhard (CSU).
26. Januar 1960 – 11. Dezember 1962 (zweite Amtszeit): Hans Erhard (CSU). © IMAGO
11. Dezember 1962 – 7. November 1978: Ministerpräsident Alfons Goppel und Parteivorsitzender Franz Josef Strauß (beide CSU).
11. Dezember 1962 – 7. November 1978: Ministerpräsident Alfons Goppel, der aus Altersgründen zurücktrat, und Parteivorsitzender Franz Josef Strauß (beide CSU). © IMAGO
7. November 1978 – 3. Oktober 1988: Franz Josef Strauß (CSU) mit Münchens ehemaligem Oberbürgermeister Erich Kiesl.
7. November 1978 – 3. Oktober 1988: Franz Josef Strauß (CSU) mit Münchens ehemaligem Oberbürgermeister Erich Kiesl. © Heinz Gebhardt/IMAGO
3. Oktober 1988 – 19. Oktober 1988: Max Streibl (CSU) führte das Amt erst kommissarisch und trat dann in seiner offiziellen Amtszeit (19. Oktober 1988 – 28. Mai 1993) wegen der „Amigo-Affäre“ zurück.
3. Oktober 1988 – 19. Oktober 1988: Max Streibl (CSU) führte das Amt erst kommissarisch und trat dann in seiner offiziellen Amtszeit (19. Oktober 1988 – 28. Mai 1993) wegen der „Amigo-Affäre“ zurück. © IMAGO
28. Mai 1993 – 9. Oktober 2007: Edmund Stoiber (CSU) trat nach einem innerparteilichen Machtkampf zurück.
28. Mai 1993 – 9. Oktober 2007: Edmund Stoiber (CSU) trat nach einem innerparteilichen Machtkampf zurück. © IMAGO/Astrid Schmidhuber
9. Oktober 2007 – 27. Oktober 2008: Günther Beckstein (CSU) schied aus dem Amt, als die CSU bei der Landtagswahl 2008 einen deutlichen Stimmenverlust hinnehmen musste.
9. Oktober 2007 – 27. Oktober 2008: Günther Beckstein (CSU) schied aus dem Amt, als die CSU bei der Landtagswahl 2008 einen deutlichen Stimmenverlust hinnehmen musste. © IMAGO
27. Oktober 2008 – 13. März 2018: Horst Seehofer (CSU) gab das Amt ab, als die Ernennung zum Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat anstand.
27. Oktober 2008 – 13. März 2018: Horst Seehofer (CSU) gab das Amt ab, als die Ernennung zum Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat anstand. © Sammy Minkoff/IMAGO
13. März 2018 – 16. März 2018: Ilse Aigner (CSU) übernahm das Amt der Ministerpräsidentin kommissarisch.
13. März 2018 – 16. März 2018: Ilse Aigner (CSU) übernahm das Amt der Ministerpräsidentin kommissarisch. © Charles Yunck/IMAGO
Seit 16. März 2018: Markus Söder (CSU) ist Ministerpräsident von Bayern und CSU Vorsitzender.
Seit 16. März 2018: Markus Söder (CSU) ist Ministerpräsident von Bayern und CSU Vorsitzender. © IMAGO

Vorsorglich richten gewichtige Unionspolitiker schon einmal eine Warnung an ihn. In der Union brodelt es jedenfalls wegen der K-Frage. Söder wisse „sehr genau, dass es wichtig ist, dass wir jetzt als Union gemeinsam uns so aufstellen, dass die Menschen so schnell es geht eine bessere Bundesregierung bekommen“, sagte NRW-Ministerpräsident Wüst am Sonntagabend in der ARD-Talkrunde von Caren Miosga und fügte hinzu: „Und er weiß auch, dass das 2021 nicht so gut war.“ (jkf)

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