Trump klarer Favorit in Iowa

Vorwahlen in Iowa bei arktischen Temperaturen - Blizzard spielt Trump in die Karten

  • Christian Stör
    VonChristian Stör
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In Iowa fällt der Startschuss für die Vorwahlen der Republikaner. Wer spielt die Hauptrolle: Trump, Haley, DeSantis oder die klirrende Kälte?

Des Moines – Nun wird es langsam ernst. In Iowa beginnen am 15. Januar die Vorwahlen der Republikaner. Hier könnte es einen ersten Fingerzeig geben, wen die Grand Old Party bei der US-Wahl 2024 ins Rennen ums Weiße Haus schicken wird. Den letzten Umfragen zufolge deutet alles auf einen klaren Sieg des früheren US-Präsidenten Donald Trump hin.

Spannend sind deshalb vor allem zwei Fragen: Wie gut schneidet Trump bei der Vorwahl in Iowa tatsächlich ab? Und: Wer sichert sich Platz zwei? Hier läuft es auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der früheren UN-Botschafterin Nikki Haley und Floridas Gouverneur Ron DeSantis hinaus.

Alles andere als ein klarer Sieg von Donald Trump bei der Vorwahl der Republikaner in Iowa wäre eine Überraschung.

Warum ist die Vorwahl der Republikaner in Iowa so wichtig?

In den USA wählt die Parteibasis den Kandidaten oder die Kandidatin für die Präsidentschaftswahl aus. Abgestimmt wird in den 50 Bundesstaaten, dem Hauptstadtdistrikt und den Überseegebieten. Die Vorwahlen werden von den jeweiligen Bundesstaaten nach eigenen Gesetzen und Regeln vorgenommen. Jeder Staat entsendet dann im Sommer abhängig von seiner Bevölkerungsgröße Delegierte zu den jeweiligen Parteitagen, wo die formelle Nominierung stattfindet. Wer die Vorwahlen der Republikaner gewinnen will, muss mindestens 1215 Stimmen der insgesamt 2429 Delegierten hinter sich vereinen.

In dieser Hinsicht hat der ländliche Bundesstaat Iowa eine eher geringe Bedeutung. Immerhin sind hier nur 40 Delegiertenstimmen zu gewinnen. Viel wichtiger ist aber die Eigendynamik, die ein Vorwahlkampf aufgrund der früheren Ergebnisse entwickelt. Wer bei den ersten Vorwahlen gut abschneidet, geht mit Rückenwind in die späteren Abstimmungen. Als Beispiel sei Donald Trump genannt. Der legte im Wahlkampf 2016 mit einem zweiten Platz in Iowa und einem klaren Sieg in New Hampshire die Grundlage für seine spätere Nominierung. Wer dagegen nach monatelangem Wahlkampf in Iowa schlecht abschneidet, dürfte sich zweimal überlgen, ob sich ein Weitermachen noch lohnt.

Wie verläuft die Vorwahl der Republikaner in Iowa?

Die Vorwahlen in den USA werden je nach Bundesstaat auf verschiedene Arten organisiert. Grundsätzlich lassen sie sich in „Primary“ (öffentliche Vorwahl mit Stimmabgabe in Wahllokalen) und „Caucus“ (Wahlversammlung) einteilen. Die öffentlichen Wahlen werden von regionalen Behörden, die Versammlungen von den Parteien organisiert. In den meisten Staaten werden die Vorwahlen als „Primaries“ abgehalten, nicht aber bei den Republikanern in Iowa. Diese stimmen in der traditionellen Form des „Caucus“ ab.

Vorwahlen vor US-Wahl beginnen heute in Iowa: Wer für die Republikaner antritt

Ryan BinkleyGeschäftsmann
Ron DeSantisGouverneur von Florida
Nikki Haleyfrühere UN-Botschafterin und Ex-Gouverneurin von South Carolina
Asa Hutchinsonehemaliger Gouverneur von Arkansas
Vivek RamaswamyUnternehmer
David StuckenbergGeschäftsmann
Donald Trumpehemaliger US-Präsident

Der Ablauf dieser Vorwahl ist anders als bei einer normalen Abstimmung. Was aber bedeutet das konkret, vor allem für die Menschen in Iowa? Nun, am Montagabend (19.00 Uhr Ortszeit, 2.00 Uhr MEZ) werden die Republikaner bei klirrender Kälte durch Eis und Schnee zu ihrem jeweiligen Versammlungsort marschieren. In Schulen, Kirchen, Gemeindesälen oder Sporthallen der 1700 Wahlbezirke werden sie dort in kleinen Gruppen über Trump, Haley, DeSantis oder wen auch immer debattieren. In der Regel gibt es dabei keine feste Liste der Kandidierenden. Die Wahlberechtigten schreiben einfach einen Namen auf den Wahlzettel. Eine Briefwahl ist nicht möglich. Binnen weniger Stunden gibt die anschließend das Ergebnis der Vorwahl in Iowa bekannt.

Macht das Wetter Trump bei der Vorwahl der Republikaner in Iowa einen Strich durch die Rechnung?

Aufgrund dieser besonderen Wahlbedingungen könnte das Wetter eine große Rolle spielen. Ein Wintersturm in Iowa hat den Wahlkampf jedenfalls schon im Vorfeld mächtig ausgebremst. Donald Trump, Nikki Haley und Ron DeSantis mussten geplante Auftritte in Iowa am Wochenende kurzfristig absagen. Die Tiefsttemperaturen lagen in dem kleinen Staat im Mittleren Westen der USA bei bis zu minus 28 Grad. Schnee und eisiger Wind sorgten für chaotische Zustände. Fast alle Flüge in die Hauptstadt Des Moines wurden gestrichen, Straßen gesperrt.

Das schneebedeckte Kapitol in Des Moines, Regierungssitz des US-Bundesstaates Iowa, in dem die Vorwahlen der Republikaner beginnen.

Auch am Tag der Vorwahl der Republikaner soll das Wetter in Iowa so frostig bleiben. Für den 15. Januar werden gefühlte Temperaturen von teilweise weniger als minus 30 Grad vorhergesagt. Das könnte bedeuten, dass weniger Menschen als normalerweise zur Abstimmung am Abend kommen werden. Fraglich ist, wem das schaden könnte. Weil Trump in den Umfragen klar führt, könnten seine Fans seinen Sieg für ausgemacht halten und gar nicht erst zur Abstimmung gehen. Anderseits genießt Trump bei seinen besonders engagierten Fans enorm viel Zuspruch. Der Wintersturm könnte ihm also auch helfen.

Weg frei für Trump: Haley steigt aus US-Vorwahlkampf aus

Donald Trump will wieder US-Präsident werden
Nun ist es raus: Donald Trump will 2024 erneut als US-Präsident antreten. Dann wird der Milliardär aus New York 78 Jahre alt sein. Trump hatte das Amt 2017 bis 2021 inne, verlor 2020 aber die Wahl und musste auf eine zweite Amtszeit verzichten. Die soll nun im dritten Anlauf gelingen. Trump wäre erst der zweite Präsident in der Geschichte der USA, dem ein solches Comeback gelingen würde. © Andrew Harnik/dpa
Nikki Haley tritt als US-Botschafterin bei der UN zurück und 2024 vielleicht noch einmal an
Nikki Haley war Trumps letzte verbliebene Rivalin. Doch am Ende zog auch sie sich aus dem parteiinternen Rennen um die US-Präsidentschaft zurück. Nach ihrer Serie von Niederlagen am Super Tuesday verkündete Haley ihren Ausstieg. Die ehemalige Gouverneurin des Bundesstaates South Carolinas wechselt ihre Haltung zu Donald Trump wie andere Leute die Kleidung. Als Botschafterin Trumps bei den Vereinten Nationen war sie enge Vertraute des Ex-Präsidenten, nach dem Sturm aufs Kapitol distanzierte sie sich. Dann sagte sie, sie werde nicht kandidieren, sollte Trump erneut antreten. Haley gilt als Establishment-Republikanerin, die für möglichst geringe Sozialausgaben, niedrige Steuern und eine aggressive Außenpolitik steht. © Evan Vuccid/dpa
Floridas Gouverneur Ron de Santis spricht nach dem Sieg bei den Midterms zu seiner Anhängerschaft
Als härtester Konkurrent für die Nominierung bei den Republikanern für die US-Wahl 2024 galt lange Ron DeSantis. Der Gouverneur Floridas feierte bei den Midterms einen klaren Sieg und wurde von der Wählerschaft im Amt bestätigt. Er galt als der Hoffnungsträger in der Partei. Das Rennen um die Präsidentschaftsnominierung hat er aber inzwischen aufgegeben. DeSantis hatte sich in der Vergangenheit als Trump-Fan inszeniert, geht mittlerweile aber auf Distanz zum Ex-Präsidenten. Hier zu sehen ist der Politiker mit seiner Frau Casey DeSantis und den drei gemeinsamen Kindern. © IMAGO/Luis Santana
Der erfahrene Politiker Asa Hutchinson tritt als Anti-Trump-Kandidat an
Er war bereits Staatsanwalt, Abgeordneter im Repräsentantenhaus, Behördenleiter der Anti-Drogenbehörde DEA und Gouverneur des Bundesstaates Arkansas. Jetzt wollte Asa Hutchinson 2024 republikanischer Präsidentschaftskandidat werden, doch nach der Vorwahl in Iowa zog er seine Kandidatur zurück. Hutchinson trat als Alternative zu Donald Trump an, denn seines Erachtens sollte dieser „nicht der nächste Anführer unseres Landes sein“. Hutchinson forderte Trump auf, seine Kandidatur aufgrund der Anklage gegen ihn in New York zurückzuziehen – eine Sicht, die die republikanische Wählerschaft nicht teilt. © SCOTT OLSON / AFP
Vivek Ramaswamy, Trump-Fan mit Anti-Woke-Agenda
Vivek Ramaswamy hatte Großes vor. Der 38-jährige, rechtslibertäre Tech-Unternehmer mit indischen Wurzeln wollte US-Präsident werden. Nach seinem enttäuschenden Abschneiden bei der Vorwahl in Iowa warf er aber das Handtuch und empfahl, Trump zu Wählen. Der Trump-Fan sieht die USA in einer „nationalen Identitätskrise“ und fordert eine „nationale Wiederbelebung“. Dazu will er z.B. das FBI und das Bildungsministerium abschaffen. Er wolle Trumps „America-First-Aganda auf die nächste Stufe bringen“.  © Anna Moneymaker / AFP
US-Wahl 2024: Ehemaliger Trump-Vertrauter Christie will ins Weiße Haus
Chris Christie hatte auch noch einmal Ambitionen auf das Weiße Haus angemeldet. Der frühere Gouverneur des US-Bundesstaats New Jersey war einst ein enger Vertrauter von Donald Trump, hat sich aber mittlerweile von ihm losgesagt und kritisiert ihn sogar öffentlich. So bezeichnete er den früheren Präsidenten wegen dessen Haltung zum Ukraine-Krieg als „Feigling“ und „Marionette“ des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Christie wollte 2016 schon einmal Präsidentschaftskandidat seiner Partei werden, zog nach schlechten Ergebnissen bei den Vorwahlen aber zurück. Diesmal gab er bereits vor den Vorwahlen der Republikaner auf. © Charles Krupa/dpa
Zu den krassen Außenseitern zählt auch Douglas James „Doug“ Burgum, der hier im Juli 2023 bei einer Veranstaltung in Iowa um Stimmen wirbt.
Zu den krassen Außenseitern zählte von Beginn an Douglas James „Doug“ Burgum, der hier im Juli 2023 bei einer Veranstaltung in Iowa um Stimmen wirbt. Der Republikaner, der am 4. Dezember aus dem Rennen ausstieg, ist seit dem 15. Dezember 2016 Gouverneur von North Dakota. Vor seiner politischen Karriere war er Softwareunternehmer, Microsoft-Manager und Risikokapitalgeber. Im April unterzeichnete Burgum ein Gesetz, das Abtreibungen in der sechsten Schwangerschaftswoche verbietet. Zudem hat er zahlreiche Gesetze unterzeichnet, die die Rechte von trans Menschen einschränken. © SCOTT OLSON/afp
Senator Tim Scott aus dem Bundesstaat South Carolina begreift seinen Aufstieg aus armen Verhältnissen als Verkörperung des amerikanischen Traumes. In einem im April veröffentlichten Video spricht er sich gegen eine Politik der Spaltung aus und fordert mehr Optimismus. Scott betont darin auch seine Religiosität und seinen Wunsch, die konservativen Werte Amerikas zu verteidigen. Als Beispiele nennt er etwa den Schutz der Grenzen und der Kampf gegen Abtreibung.
Tim Scott (blaues Hemd) hat sich aus dem Rennen um die Kandidatur verabschiedet. Am 12. November zog der Senator aus South Carolina seine Kandidatur zurück. In einem im April veröffentlichten Video sprach er sich gegen eine Politik der Spaltung aus und forderte mehr Optimismus. Scott betonte darin auch seine Religiosität und seinen Wunsch, die konservativen Werte Amerikas zu verteidigen. Als Beispiele nannte er etwa den Schutz der Grenzen und der Kampf gegen Abtreibung. Seinen Aufstieg aus armen Verhältnissen begreift Scott als Verkörperung des amerikanischen Traumes.  © ALLISON JOYCE
Mike Pence könnte 2024 bei der US-Wahl für das Amt des Präsidenten kandidieren.
Ausgestiegen ist auch Trumps ehemaliger Vizepräsident. „Dies ist nicht meine Zeit“, sagte Mike Pence am 28. Oktober 2023. Pence war in Umfragen weit abgeschlagen und hatte Medienberichten zufolge Probleme bei der Beschaffung von Geldern für seine Kampagne. „Wir wussten immer, dass dies ein harter Kampf sein würde, aber ich bereue nichts“, erklärte Pence. Mit kritischen Kommentaren nach den Midterms hatte sich der ultrakonservative Pence für einen möglichen Machtkampf innerhalb der Republikanischen Partei in Stellung gebracht. © IMAGO/Aimee Dilger
Larry Elder ist 2024 der erste schwarze Präsidentschaftskandidat bei den Republikanern
Am 26. Oktober zog sich Larry Elder zurück. Schon bei seinem ersten Versuch als Politiker war er gescheitert: 2021 versuchte der rechte Radiomoderator und Rechtsanwalt erfolglos, Kaliforniens demokratischen Gouverneur Gavin Newsom abzulösen. Elder vertritt rechtsradikale Ansichten, wie ein Abtreibungsverbot, glaubt, dass an Grenzen „Mauern funktionieren“, Antirassismus sowie Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion hingegen nicht. © SCOTT OLSON / AFP
Perry Johnson ist im Grunde der republikanische Antipolitiker im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur.
Am 20. Oktober zog sich auch Perry Johnson aus dem Wahlkampf zurück. Er war im Grunde der republikanische Antipolitiker im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur. Aufgefallen war der Unternehmer zuvor nur im Jahr 2022, als er für das Amt des Gouverneurs in Michigan kandidieren wollte. Wegen unsauberer Machenschaften wurde er allerdings von den republikanischen Vorwahlen vorzeitig ausgeschlossen. Johnson positionierte sich im Wahlkampf gegen Abtreibungen. Zudem kritisierte er die Höhe der Hilfsgelder, die die USA der Ukraine zur Verfügung stellen. Zugleich stellte Johnson aber klar, dass er Wladimir Putin nicht vertraue. © SCOTT OLSON/afp
Weitere Kandidaten im Kampf um die Bewerbung sind bisher Ryan Binkley, Will Hurd, Corey Stapleton und Francis Suarez.
Weitere Kandidaten im Kampf um die Bewerbung waren auch Will Hurd, Corey Stapleton und Francis Suarez. Auch sie haben ihre Kandidatur bereits wieder zurückgezogen. Im Rennen sind dagegen noch Ryan Binkley, John Anthony Castro und E. W. Jackson. Chancen auf eine Nominierung dürften sie allerdings kaum haben. Großer Favorit bleibt allen Anklagen und Prozessen zum Trotz weiter der frühere Präsident Donald Trump. Die Republikaner haben auf jeden Fall die Qual der Wahl. © ALLISON JOYCE/afp

Wie geht es nach der Vorwahl der Republikaner in Iowa weiter?

Für Trump ist es wichtig, mehr als 50 Prozent der Stimmen bei der Vorwahl der Republikaner in Iowa zu gewinnen. Sollte er diese Marke nicht erreichen, hat die Konkurrenz dem Politik-Analysten Alex Avetoom zufolge jedenfalls immer noch die Chance, Trump zu besiegen. Ein Ergebnis unter 50 Prozent wäre „das erste bedeutsame Zeichen, dass Trump besiegt werden kann“, wird Avetoom von der Nachrichtenagentur AFP zitiert. Möglich sei das aber letztlich nur, wenn sich die restlichen Republikaner „hinter einem Anti-Trump-Kandidaten oder einer Anti-Trump-Kandidatin“ vereinten.

Am 23. Januar steht in New Hampshire die nächste Vorwahl der Republikaner an. Hier war Haley in Umfragen zuletzt Trump überraschend dicht auf den Fersen. Danach stehen weitere Vorwahlen in Bundesstaaten wie South Carolina und Nevada auf dem Programm. Ein Meilenstein im Vorwahlkampf wird der „Super Tuesday“ Anfang März mit Vorwahlen in mehreren wichtigen Bundesstaaten. (cs)

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