US-Präsidentschaftswahl
Trump will Joe Biden bei der Präsidenten-Debatte gewinnen lassen
- VonSören Kemnadeschließen
Der Wahlkampf für die US-Wahl ist in vollem Gange. Trump attackiert Biden erneut in einem Interview – er wolle den Präsidenten bei der anstehenden Debatte gewinnen lassen.
Washington D.C. – Ex-Präsident Donald Trump will bei der Präsidentschaftsdebatte des Jahres 2024 absichtlich verlieren. Damit wolle er Joe Biden helfen, nicht schon vor den Präsidentschaftswahlen zu scheitern. Grund dafür sei der aus Trumps Sicht schlechte Gesundheitszustand des US-Präsidenten. In erzkonservativen US-Medien wird Biden als „Sleepy Joe“ diffamiert. Der Ausdruck entstammt einer Beleidigung Donald Trumps gegenüber dem Demokraten aus dem Jahr 2019.
Während eines Interviews mit Real Americas Voice versuchte Trump nun die Erwartungen an seinen Debattenauftritt zu dämpfen. Sein Gegenkandidat Joe Biden müsse mit „Drogen vollgepumpt“ werden, um bei der Debatte antreten zu können. Deshalb solle der amtierende Präsident der Vereinigten Staaten vor der Konfrontation einen Drogentest machen.
Trump: Joe Biden ist auf eine Menge Drogen angewiesen
„Sie werden ihn mit einer Menge Zeug füttern, und wir sollten einen Drogentest machen“, forderte Trump in dem Interview. „Ich würde gerne vorher einen Drogentest machen.“ Gleichzeitig warf er den liberalen Medien des Landes vor, jeden Ausgang der Debatte zugunsten Bidens auszulegen. „Wenn er es schafft, egal was passiert, wie schlecht, egal wie schlecht er ist, werden sie sagen, dass er großartig war“, behauptete Trump.
Weil Trump aber besser performe bei Wahlumfragen als jeder Demokrat, sollen diese Biden angeblich nicht aus dem Rennen nehmen wollen – trotz seiner angeblichen Unzurechnungsfähigkeit. „Vielleicht bin ich besser dran, wenn ich die Debatte verliere“, fügte Trump hinzu. „Ich werde dafür sorgen, dass er bleibt. Ich werde die Debatte absichtlich verlieren. Vielleicht mache ich so etwas.“
Trump fällt immer wieder im Wahlkampf mit Beleidigungen auf
Schon im Wahlkampf 2020 hatten Republikaner immer wieder versucht, Biden als Schwächling darzustellen. Damals verwendete Trump zur Diffamierung den Begriff „Basement Biden“, englisch für Keller-Biden. Der Republikaner spielte damit auf Bidens Verhalten an, sich oft zu Hause aufzuhalten. Offensichtlich aufgrund der zu dem Zeitpunkt grassierenden Covid-Pandemie.
Der nun vorbestrafte Ex-Präsident Trump verschob mehrmals die Grenze, was möglich ist, über Menschen in der Öffentlichkeit zu sagen. 2016 behauptete er im Wahlkampf gegen Hillary Clinton, seine Gegenkandidatin bei einem Sieg einsperren zu wollen. Dazu kam die Verhöhnung eines körperlich behinderten Journalisten bei einem Wahlauftritt in South Carolina. Auch gegen die Wählerschaft der Demokraten wetterte Trump wiederholt. Zuletzt beim Gaza-Konflikt, als er jüdische Wähler Bidens die geistige Gesundheit streitig machte. Biden würde Israel in keiner Weise unterstützen, behauptete Trump.
Ist der beleidigende Ton Anzeichen für eine scheiternde Gesellschaft?
Trump bedient sich damit klassischer Mittel der niederschwelligen Argumentation. Die sogenannte „Rede gegen den Menschen“ (lateinisch „argumentum ad hominem“) attackiert den Streitgegner als Person zu dem Thema. Ein Beispiel dafür sind Trumps Angriffe auf Hillary Clinton, wegen teilweise von Trump erdachter Vorwürfe.
Eine andere effektive Art ist die „Rede gegen die Person“ (lateinisch „argumentum ad personam“), bei der ohne inhaltlichen Zusammenhang das Ziel persönlich attackiert wird. Das war etwa der Fall, als Trump den körperlich behinderten Reporter nachäffte, statt argumentativ auf seine Fragen einzugehen. Beide Vorgehensweisen haben fast immer keinen Mehrwert für Diskussionen, sorgen aber für Aufsehen und lassen den Verfasser bei klugem Einsatz mächtiger wirken.
Das Forschungsjournal Soziale Bewegung spricht in diesem Zusammenhang von einem „Treibhaus der politischen Polarisierung“. Bereits unter Präsident Bill Clinton habe der Soziologe Robert Putnam vorhergesehen, dass die Zusammengehörigkeit der Gesellschaft mehr brauche, als alle vier Jahre stattfindende Wahlen. Ansonsten würde eine Bevölkerung schnell in eine „Einfachheit“ zerfallen, zu der auch eine Art der beleidigenden Diskussion gehöre.
Rubriklistenbild: © Jacquelyn Martin/dpa
